Japanisch angehauchter Dolch ensteht

Hi,

irgendwie hat mich gerade das Werkstattfieber gepackt...

Ich arbeite gerade an einem kleinen Dolch in "Ken" (alte zweischneidige Klingenart aus Japan) Form:

Skizze

Die Monturen werden "Aikuchi" (ohne Stichblatt und Wicklung) sein.

Wenn Interesse besteht, würde ich den Fortgang vom Rohling zum fertig montierten Messer Dokumentieren.

Die Materialien, die ich verwenden werde sind:

Kreissägenblatt 2,2mm
Büffelhorn
Kupfer
Padouk
Elfenbein


Der Anfang ist gemacht:

01. Ausdruck der Klingenform auf das Sägeblatt geklebt


02. Grober Ausschnitt mit der Flex


03. Weichglühen


04. Ausarbeiten der Konturen mit der Feile


05. Grobes Vorschleifen der Klingenflanken


06. Einspannen der Klingenspitze mit einem Stück Stahl als "Begrenzer"


07. Schliff bis zur Mittellinie mit der Feile fertig


Da mein Bandschleifer derzeit in einem Baucontainer "Asyl" gefunden hat, muß ich alle Arbeiten mit der Feile machen.
Als wichtig hierbei habe sich für mich folgende (hier im Forum schon öfter vorgestellte) Techniken herausgestellt:

- Das Werkstück mit Edding vollpinseln hilft ungemein beim Herstellen klar voneinander abgegrenzter Flächen.

- Wenn ich einen Durchgang auf der Klinge gefeilt habe, wechsle ich die Feilrichtung, so sehe ich genau, wo ich gerade Material abtrage.

- Um eine größere Fläche plan zu machen halte ich die Feile wie in Bild 05 wie eine Ziehklinge und feile längs der Klinge.

- Die Feile mit Kreide bestreichen verhindert gerade beim Verwenden der Feile wie ein Ziehmesser tiefere Riefen und macht den Vorgang leichtgängiger.


Als Schwierigkeit bei diesem Messer stellt sich mir, auf 2,2mm Klingendicke einen beidseitigen Anschliff mit klaren, scharfen Konturen hinzubekommen. Da ich den Stahl mit Härtelinie in Wasser härten möchte, werde ich relativ viel "Fleisch" an der Klinge belassen müssen und später mit Steinen die Form weiter herausarbeiten.


Wenn Ihr Spaß daran habt, mache ich gerne in dem Stil weiter.


Herzliche Grüße,

Christoph.

Ich bitte doch sehr darum, von solchen Dokus kann ich garnicht genug bekommen
Sieht auch ganz nett aus dein Design, aber sind 2,2mm nicht ein bisschen dünn für so eine lange Klinge?
Abgesehen davon bewundere ich jeden, der mit der Feile arbeitet, ich selbst meide sie wo ich nur kann

Mfg Pascal

Ich finde auch, nur weiter so, bin schon gespannt auf das Teil, du verwendest ja auch spannende Materialien.
Macht Laune!

Hi,

nachdem ich mir gestern die Finger wundgeschliffen habe, gleich noch ein paar Bilder vom Fortschritt.

@Pascal: Die 2,2mm sind ein notwendiges Übel, ich hab grad nix anderes. Auf der anderen Seite - kann eine Klinge ZU dünn sein?
Ich würde auch lieber Bandschleifen als Feilen, wobei das mit dem Feilen so ne richtige Zen-Nummer ist, man fällt fast in Meditation und die Präzision ist halt ungemein einfacher zu halten. Ich habe allerdings schon ein Eckchen gefunden, in dem meine Schleifmaschine Platz finden könnte, jetzt muß ich den Hobel nur noch auf nen Hänger verladen bekommen und zu mir karren...

@chIntz: hab extra für Dich einen Materialteaser unten drangehängt.


So, jetzt aber erst mal ein paar Werkbankfotos:

So langsam wirds


Jetzt noch den Hintern


Materialsammlung


Wie man unten sieht ist EINE Seite fast fertig (ich glaub, das ist der letzte Dolch, den ich feile ).

Hier noch eine verfeinerte Skizze der Griffmontage. Mit der Kirschblüte bin ich mir noch nicht so einig, wäre halt schön zu integrieren mit den Blütenstempel als Mekugi (Haltedübel für die Klinge). Aber das Motiv ist halt so abgegriffen
Wenn hier jemand eine (einigermaßen zu verwirklichende) Idee hat, würde ich mich sehr freuen

Jetzt gehts erstmal wieder in die Werkelkammer.


Bis später,

Christoph.

Hallo,

schöne Doku, schöne Fotos & schöner Dolch

Aber das Motiv ist halt so abgegriffen

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Das passt schon so


Christoph

@Christoph: Danke! Ich habe mich jetzt auch wirklich für das Motiv entschieden.

Nachdem mich gestern die chronische Feilunlust überkommen hat, musste ich mal was Anderes machen. Also hab ich mir ein Reststück sibirischesTiefkühlmammut geschnappt und angefangen an der Kirschblüte zu Dremeln.
Das ist mein erster Schnitzversuch in Elfenbein und dementsprechend musste ich viel Lehrgeld in Form von Zeitaufwand, unaussprechlichen Flüchen und Materialabtrag über mich kommen lassen um ein vergleichsweise unauffälliges Ergebnis zu erzielen.

Hier die Bilder:

Die Blüte, ausgedruckt, aufgeklebt und freigedremelt:

Am angenehmsten haben sich die diamantbeschichteten Kugelfräser verhalten. Bei hoher Drehzahl und niedrigem Druck konnte ich sehr schön das Material bearbeiten.

Weiter freigestellt und die ersten Konturen geschliffen:



Hier verwende ich das angeschärfte Griffende eine alten Nadelfeile zum Schnitzen:



Kurz mit der Kunststoffbürste auf dem Dremel poliert um die Oberfläche zu beurteilen:



Der nächste Schritt ist das Glätten der Oberfläche mit auf Zahnstocher geklebten Schmirgelpapier und das Aus- und Unterschneiden der Blüte. Diese wird dann in eine Kreisrunde Basis aus schwarzem Büffelhorn gefasst und in den Griff des Dolches eingelassen.

Heute wird aber erstmal wieder an der Klinge gewerkelt, meine Werkstatt riecht wie eine abgebrannte Echthaarperückenfabrik


Sonnige Grüße aus dem kühlen Neckartal,

Christoph.

Hello Christoph
Einfach Klasse was du da machst!
bleib am Ball.
Freue mich schon auf die Fortsetzung
Grusse Heinz-Jurgen

Das sieht doch alles sehr schön aus. Was mich vorallem beeindruckt ist die Arbeit mit der Blüte, an sowas traue ich mich ja nicht heran.

Bist du dir jedoch sicher mit der japanischen Montage? Für mich schreit das nach westlicher Fantasy oder Warhammer 40.000...