Großer Rennofen Wochenende 19.06.10

AchimW

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So, diese Woche läuft unsere lange erwartete, große Rennofenaktion im Ruhrgebiet. Eine kleinere Veranstaltung im Rahmen von Ruhr2010. Pavel Rihacek, seine Frau Katerina und ich haben auf dem Gelände der Firma Lohmann-Stahl in Witten-Herbede, Ruhrtal 2, einen Rennofen nach Vorbild des japanischen Tatara aufgebaut. Geholfen haben dabei noch enorm Armin Sachse und Perry Bahls.

Innerer Querschnitt, Breite und Höhe entsprechen exakt dem Vorbild. Nur die Länge haben wir von 3 m auf 1,30 m verkürzt, weil sonst die benötigten Erz- und Brennstoffmengen unüberschaubar geworden und in der zur Verfügung stehenden Zeit nicht machbar gewesen wären. Dennoch haben wir auch für diese "kleinere" Version 4 Tonnen beste, geköhlerte Kiefernholzkohle sowie 2 Tonnen Magnetit-Eisenerz, die wir in einer etwa 56-stündigen Ofenreise von Donnerstag früh bis Samstag Nachmittag verhütten werden. Am Samstag, den 19.06.2010 findet dann so gegen 16.00 Uhr die Öffnung des Ofens statt. Den Rahmen bildet eine gleichzeitig direkt nebenan stattfindende kulinarische Veranstaltung mit dem Namen "Genuss am Fluss".

Wen also gutes Essen und eisenzeitliche Stahlherstellung interessieren, der ist herzlich eingeladen, am Samstag vorbeizukommen und zuzuschauen. Wir sind auf der Uferwiese unterhalb des Stahlwerkes. Man parkt aber besser in der Innenstadt weil die Zufahrt gesperrt sein wird. Ist aber nur etwa 500 m Fußweg.

Hier mal ein Bild des quasi fertiggestellten Ofens:

RIMG00611.JPG


Der Kohlesack im Hintergrund ist etwa 2 Meter hoch. Davon müssen 17 durch den Ofen. :D

Ein großes DANKESCHÖN!! schon jetzt an die Firma Lohmann für die enorme Unterstützung sowie an Mannesmann.

Eine ausgiebige Fotoreportage folgt nächste Woche.
 
Hallo Achim.

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Denkt daran viele Bilder zu machen und viel Erfolg.

Gruß,
Peter
 
das hört sich interessant an. Werde vorbeischauen denke ich.
Schmiedet ihr die Luppe vor Ort aus? Oder ist das ding dann zu groß? 2to erz hört sich verdammt viel an.
 
So, diese Woche läuft unsere lange erwartete, große Rennofenaktion im Ruhrgebiet. Eine kleinere Veranstaltung im Rahmen von Ruhr2010....
Am Samstag, den 19.06.2010 findet dann so gegen 16.00 Uhr die Öffnung des Ofens statt. Den Rahmen bildet eine gleichzeitig direkt nebenan stattfindende kulinarische Veranstaltung mit dem Namen "Genuss am Fluss".

Wen also gutes Essen und eisenzeitliche Stahlherstellung interessieren, der ist herzlich eingeladen, am Samstag vorbeizukommen und zuzuschauen. Wir sind auf der Uferwiese unterhalb des Stahlwerkes. Man parkt aber besser in der Innenstadt weil die Zufahrt gesperrt sein wird. Ist aber nur etwa 500 m Fußweg.

Super,:super:
ich fahr jetzt los und werd in ca 2 Std da sein
ich finds super, dass so eine große Sache gesponsert und möglich gemacht wird! Bin gespannt auf die Ausbeute!
@Pitter:Hätte auch unter Verantstaltungen stehen sollen!
 
War eben da, gerade rechtzeitig, um die Öffnung des Ofens sehen zu können. Hätte nicht im Wind stehen sollen, knirscht zwischen den Zähnen. Was ich so mitbekommen habe, war das Publikum recht beeindruckt. Bei dem Frontlader fragten sich dann schon einige, ob das damals auch so gemacht wurde. :glgl:
Freu mich auf die Fotoreportage.

:super:


und hier zwei Artikel aus der WAZ vom 14.6.:
http://www.derwesten.de/staedte/witten/Beruf-Schwertschmied-id3109614.html
http://www.derwesten.de/staedte/witten/Eisenzeit-id3109391.html
 
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Ich bin auch sehr gespannt, bei dem Erz, sollte die Ausbeute nicht weit von einer Tonne (Luppe) liegen, min.750Kg.
Früher ging man entweder als Dorfgemeinschaft mit Bambusstangen rann, oder mit Ochsen? .....nehme ich mal an, jedenfalls wusste man sich bestimmt zu helfen.
Frontlader ist aber die einfachere und definitif schnellere Variante:cool:

unsel
 
Ich bin auch sehr gespannt, bei dem Erz, sollte die Ausbeute nicht weit von einer Tonne (Luppe) liegen, min.750Kg.

Frontlader ist aber die einfachere und definitif schnellere Variante:cool:

unsel

Hallo,

es waren wohl knapp unter 400kg. Achim, Pawel, Katharina und Armin Sachse (der unermüdliche Helfer) haben eine super Arbeit gemacht.
Danke @headshrinker für die Zeitungslinks.
Ich versuche noch ein paar Bilder zu laden für einen ersten Eindruck, Ist allerdings Handyqualität, also bitte ich um Nachsicht.
 

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Hier der zweite Teil:
Abbau des Ofens, mit deutlich mehr Zuschauern, Bergung der Luppe mit schweren Gerät, Anschmieden bzw kurzes Verdichten des Stahls!!! unter dem Riesenhammer und verpacken in die Kiste. Mir hat allein das Zuschauen richtig Spass gemacht, ende Juli wird es Ernst beim Rennofentreffen in Kleinenbremen im Besucherbergwerk, gemeinsam mit der dortigen Mitmachschmiede.
Bewundernswert ist die Unterstützung des Sponsors, die es Gestern an Nichts haben fehlen lassen und offensichtlich auch richtig Spass dabei hatten - :super: übrigens waren Lohmann-Stahl in Witten-Herbede die ersten, die in Deutschland Tiegelstahl produzierten...:super:
 

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Total fertig aber gesund und glücklich zurück aus Witten. Das war eine der intensivsten aber auch anstrengendsten Wochen meines Lebens. Bevor ich die Tage anfange, mal ein paar Bilder runterzuladen, zuerst ein paar Eckdaten.

Katja Lohmann-Hütte war für eine Woche unsere Gastgeberin und unser guter Geist. Die "Haupttäter" am Ofen waren Pavel Rihacek, seine Frau Katerina Rihackova, meine bessere Hälfte Alexandra Pickartz und ich. Auf gleicher Höhe erhielten wir technische Unterstützung vom unermüdlichen Armin Sachse. Jeweils bei einer Spät- respektive Nachtschicht halfen Perry Bahls, Micha Schick und Rainer Aust beim Kohleschippen und Erz nachfüllen.

Für den Ofenbau wurden ca. 250 Schamottsteine, 500 kg Lösslehm (aus Würselen) und 700 kg Quarzsand benötigt. Der Ofen stand auf einem Bett aus einigen cm Holzkohleasche und ca. 20 cm festgestampften Holzkohlepulvers. Nur eine dünne Stützmauer wurde aus den Steinen errichtet, der gesamte Rest des Ofens bestand aus Lehm, der mit dem Quarzsand schamottiert war. Die Steine waren ein Zugeständnis an die Trocknungszeit, da uns "nur" eine Woche Zeit zur Verfügung stand.

Der Ofen wurde angefeuert am Donnerstag, 17.06. um 9.00 Uhr. Die erste Charge Erz wurde gegen 10.00 Uhr eingebracht. Danach wurde alle 10 bis 20 Minuten eine Charge von etwa 10 - 13 kg Holzkohle und 7 - 8 kg Erz eingebracht. Insgesamt haben wir etwa 3 Tonnen Kiefern-Holzkohle und 1,3 Tonnen Erz verbraucht. Die letzte Charge mit Erz wurde am Samstag, den 19.06. um 12.00 Uhr geladen. Danach wurde noch eine gute Stunde mit Kohle gefeuert bevor der Ofen langsam auslief.

Das "Verhalten" eines solchen Ofens ist sehr interessant und vollkommen anders als das der üblichen "Kamine", die hier in Europa so oft gefahren werden. Durch die Größe des Ofens und die extrem lange Laufzeit geschehen viele Dinge vollkommen anders. Bis Schlacke fließt vergeht beispielsweise sehr viel Zeit. Der erste Abstich konnte nach etwa 18 Stunden erfolgen. Läuft es aber einmal, dann geht richtig die Post ab. Wir hatten in der zweiten Nacht wahre Seen von Schlacke. Die Schlacke nimmt auch relativ viel Eisenoxyd mit, was die Ausbeute schmälert, aber die Qualität des Ergebnisses erheblich verbessert. Wir hatten geschätzte 500 kg Schlackefluss insgesamt. Die Luppe war dafür extrem sauber, ohne sichtbare Schlackeanteile. Nettogewicht nach Abschlagen der anhaftenden Lehm- und Mauerbrocken ca. 370 kg. Wir vermuten noch mehr, aber dazu erst in ein paar Tagen. Hier schon mal einige weitere Fotos:

Unterbau des Ofens fertig:

IMG_0939.JPG


Ofenkonstruktion fertig:

IMG_1005.JPG


Anzünden des Ofens:

RIMG00081.JPG


Vollbetrieb, Kontrolle der Luftöffnungen:

RIMG0031.JPG


Erster Schlackefluss:

RIMG00512.JPG


"A sea of magma"

IMG_5677.jpg
 
hi Achim und Pavel und co !

daswar eine wunderbare aktion und ich bin froh das ich so nah dabei sein konnte!!! ich bin noch immer unter dem einfluss dieser erlebnisses und der eindrücke. vor allem ist bei mir dadurch das ichauch ein bischen mithelfen konnte die ehrfurcht vor dem material gewachsen und auch die gemeinsame freude über das ergebnis bei allen ist es wert gewesen!!!!!
 
Hallo Achim,

Das war ja eine tolle Leistung:super:
Ich bin begeistert von den Mengen, die ihr binnen diesen Tagen bewegt habt.
Ich möchte einige Details wissen, vieleicht darf ich die Tage , wenn die Müdigkeit verflogen ist, ja mal anrufen?

Gruss Bohr Rom.
 
Andere Leute machen mal einen kleinen Schachtofen oder ein handliches Damastpaket...:staun:

Ein wirklich beeindruckendes Projekt und ein klasse Ergebnis. Gratulation!

Nun wo du wohl schon fast alle Öfen kennengelernt hast:
Wo liegen die Vor- bzw. Nachteile eines Tatara-Ofens gegenüber einer entsprechenden Anzahl "normaler" Schachtöfen?

Ciao Sven
 
Vor- und Nachteil des Ofens gehören zusammen. Der Ofen produziert Unmengen an dünnflüssiger Schlacke, die zwangsläufig einen guten Teil des Erzes mitnimmt. Die prozentuale Ausbeute ist daher relativ gering. Dafür sind die Luppen sehr sauber. Außer Holzkohle ist da nur wenig Verschmutzung drin zu finden weil fast alles abläuft.
 
Guten Morgen Achim!
Da habt ihr wieder mal die Latte extrem nach oben geschoben -
wow :super::super::super:
Zu dem Erfolg kann ich Euch nur rundum herzlich gratulieren!
Das war eine super Leistung -
und wenn man die schönen Bilder sieht - und den blauen Himmel -
(in Stuttgart wäre der Ofen vermutlich ersoffen und davon geschwommen) :jammer: dass ich nicht kommen konnte.
Jetzt bin ich gespannt, was ihr aus der tollen Luppe macht ...
Herzliche Grüße aus Stuttgart,
Jost
 
Hi,
hab mich auch mal eben flux hier angemeldet, um zu sagen, dass es wirklich super interessant war und auch alle "Laien" es richtig spannend fanden. Hab nur positives gehört am Samstag. Und wenn man in die Gesichter der Ofenbauer geblickt hat musste man sich mitfreuen.

Hab auch noch ein paar Bilder hochgeladen:
http://www.flickr.com/photos/gockeljugend/sets/72157624323705126/

Achim wollte sich glaube ich ein Auto aus dem Stahl schmieden, oder?

Viele Grüße,

axel-sohn
 
Lieber Achim,

ganz, ganz lieben Dank Dir, Alex, Katahrina und Pawel für die akribische Planung und Durchführung dieses unglaublich schönen Projektes. Es hat großen Spaß gemacht den Ofen wachsen zu sehen. Nun ist nur noch Gemetzel auf der Wiese, aber dafür liegen die geborgenen Brocken sicher verschlossen und warten auf Weiterbearbeitung.

Ich freue mich schon riseig auf das nächste Projekt - was immer das auch sein wird....

Ganz liebe Grüße,
die Katja:super:
 
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