Holzvergaser-Esse

Holgi

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Guude!

In der SuFu habe ich nichts darüber gefunden, egal mit welcher Wortwahl, deshalb eröffne ich mal einen neuen Beitrag.

Da wir zuhause mit Holz heizen und wohl noch dieses Jahr hoffentlich eine Holzvergaserheizung einbauen, habe ich mich gefragt, warum sollte das nicht auch mit einer Esse funktionieren?
Im WWNetz gibt es ja einiges über selbst gebaute Holzvergaser Heizungen. Über Schmiedeessen habe ich aber nichts gefunden.

Bisher habe ich in meiner Schmiede mit Fettnuss und Buchenholzfeuer geschmiedet.
Will ich auch weiterhin machen, aber wenn es denn technisch sinnvoll machbar ist, warum auch nicht mit einer mit Holzgas befeuerten Esse?
Und zwar in der Größe, daß ich den ganzen Apparat unter die Abzugshaube auf den Essentisch über die bisherige Feuerschüssel stellen kann.
Das heißt, die ganze Apparatur sollte durch einen Mann transportabel sein, Gewicht also bis etwa 40kg.

Das Prinzip der Holzvergasung ist ja, denke ich, schon weitläufig bekannt. Bleibt nur noch die technische Ausführung.
Abstand zwischen Essentisch und Abzugshaube beträgt 400mm, das heißt, die Höhe der Esse dürfte das Maß nicht überschreiten.
Die Breite sollte nicht mehr als 500mm und die Länge nicht mehr als 600mm (allerhöchstens 700mm) betragen.
Der Feuerraum sollte so groß sein, daß man Messer mit einer Gesamtlänge von ca. 360mm (zB. Brotmesser mit Klinge und Erl) bequem einbringen kann. Ich denke mal, die Temperatur sollte kein Problem sein, die Heizkessel laufen ja auch mit 1000-1200°. Feuerschweißen sollte also damit möglich sein.
Als Gebläse (ob Ab- oder Zuluft) könnte man, denke ich, einen normalen 220V Pabst-Lüfter nehmen.

Ich habe mir noch keine konkreten Konstruktionsgedanken gemacht, ich möchte erstmal meinen Lufthammer fertigstellen.
Deshalb stelle ich diese Idee einfach mal in den virtuellen Raum und warte ab, was Ihr davon haltet und welche Ideen Ihr dazu habt.
Falls mehrere Leute soetwas haben wollten, könnte man vielleicht welche in einer Kleinserie in einer Arbeitsgemeinschaft herstellen. Komplizierte Frästeile könnte ich evtl. auf meiner CNC-Fräsmaschine fertigen.

Gruß aus Mittelhessen,

Holger
 
Technisch sicher hochinteressant, klingt aber so ein bisschen wie von hinten durch die Brust ins Knie geschossen. Wenn ich bedenke, was eine 11kg Buddel Gas kostet - der Brenner wäre ja ähnlich nehme ich an...

Auf der anderen Seite könnte man das Teil dann auch aufs Auto schnallen :D
 
Spannende Idee. Daran habe ich auch schon gedacht. Ich handel mit Scheitholzvergasern und hab mit schon überlegt welchen Brenner man vielleicht umbauen könnte. Das Problem ist halt, daß der Unterdruck bei jedem öffnen der Vergaserkammer weg ist und das System schlecht zu steuern ist. Außerdem kommt die richtige Hitze bei geöffneter Kammer nicht zustande. Schau dir mal die Fröling Vergaser an. Da wäre eine schöne Brennkammer drin. Das Material ist aber gegen mechanische Beanspruchung viel zu empfindlich. Interessant ist so was bei den Holzpreisen auch nur wenn man selber Holz macht.

Gruß
Martin
 
@klausevert: Wer lesen kann ist klar im Vorteil :D.
Ich schmiede ja schon mit Buchenholz

@jock1307: Das ist die Frage: ob man den Brenner und die Brennkammer ähnlich oder genauso wie bei einer Gasesse gestalten kann. Es geht ja nicht um den Preis. Holz haben wir sowieso genug. Außerdem kann man in dem Holzvergaser ja auch alte Paletten oder sonstiges Holz vergasen, man müßte sich also kein Holz extra kaufen.

@Martin: Ich mache ja selber Holz, aber wie schon oben geschrieben, man kann ja auch anderes Holz nehmen. Es gibt genug Firmen, die froh sind, wenn man ihnen das Zeug umsonst vom Hof holt.
Aber darum geht es ja nicht.
Das mit der Brennkammer ist mir auch schon in den Sinn gekommen.
Sie müßte ja mehr oder weniger offen sein oder immer wieder geöffnet werden. Also im Prinzip könnte man sagen, man nimmt eine Gasesse, wie sie auch hier im Forum schon gebaut wurden (oder ähnlich), auch evtl. den Brenner und erzeugt "nur" das Holzgas.
 
Interessant ist die Frage auf jeden Fall!

Fraglich wird vor Allem wohl sein, wie man den Vergaserkessel, in dem sich das Holz befindet auf entsprechend Hohen und Konstanten Druck bekommt und wie viel Gas aus welcher Holzmenge erzeugt werden kann. Ich hab Zahlen von etwa 4/5 gelesen. Würde bedeuten 40kg Gas aus 50kg trockenem Holz. Das ist einiges!
Problematisch sehe ich den Brennwert des Gasgemischs. Wie hoch ist dieser im Verhältnis zu reinem Propan, mit dem die Essen normalerweise betrieben werden?
Letzte Frage:
Welche Energiequelle soll das Holz vergasen und wieviel Geld muss man in die Gewinnung des Holzgases stecken, um effektiv Arbeiten zu können? Hier sehe ich fast das Hauptproblem. Bin Gespannt auf Fachmeinungen aus dem Heizungsbau!
 
Zitat: Welche Energiequelle soll das Holz vergasen und wieviel Geld muss man in die Gewinnung des Holzgases stecken, um effektiv Arbeiten zu können?

Der Holzvergaser heißt ja so, weil er das Holz selber vergast. Wenn man also die Esse baut, dann so, daß die Brennerwärme auch das Holz vortrocknet. Außerdem schwelt ja das Holz "so vor sich hin".
Man muß also, außer beim ersten anzünden, keine externe Energie für die Vergasung einsetzen. Sonst würde sich das doch garnicht lohnen.
 
Hi ...

Mit der Holzvergasertechnik (Imbert) beschäftige ich mich auch seit längerer Zeit - wenn auch fast nur in der Theorie.

Natürlich müsste man lediglich eine ausreichend dimensionierte Anlage bauen, um eine Esse entsprechend betreiben zu können. (An dieser Stelle muß ich anmerken, daß das Schmieden nicht zu meinen Disziplinen zählt - folglich hab ich auch keinen Schimmer davon, was das Holzgas mit dem Werkstück macht; vom Erwärmen mal abgesehen.)

Ich glaub`aber, daß diese zugegebenermaßen interessante Idee in der Praxis kaum durchzuführen ist - scheint mir alles etwas aufwändig.

... oder wie wär`s mit einer kleinen Biogasanlage für den Anlassofen ... :hehe:

volga

.
 
Um die Technik mal etwas transparenter zu machen:

In einen Holzbunker der sich über der Brennkammer befindet schlichtet man sehr trockenes sauberes Holz und zündet dieses von unten an. Der Bunker wird dann verschlossen. Der Kessel wird durch ein Saugzuggebläse am Ausgang der Anlage und durch Steueröffnungen am Bunker mit der nötigen Luft versorgt. Nun brennt das Feuer nicht, wie üblich nach oben ab, sondern wird zusammen mit der Zuluft durch eine Bodenöffnung (Düse) nach unten gezogen. In der Wirbelkammer unter dem Bunker verbrennt das Holzgas. Von dort geht die Hitze dann über einen Wärmetauscher zum Abzug raus. In der Wirbelkammer verbrennt ausschließlich das entstehende Gas und eventuell kleine Reste der Holzkohle (allerdings sehr wenig!). Das gesamte Holz wird nach und nach in dieser Weise durch das Eigengewicht absinken. In dem Maß wie unten das Holz in Gas umgewandelt wird. Man nennt so was Sturzbrenner, weil die Flamme und damit die Hitze nach unten geht, anstatt das Holz nach oben zu verkohlen. Eine der saubersten und Rückstandfreisten Holzbrenner die ich kenne.

Die Temperatur wird sehr fein über die Steuerung des Kessels mit Zuluft geregelt und kann sehr hoch gefahren werden. Da sehe ich nicht das Problem. Eher schon in der Steuerung und dem damit verbundenen Aufwand. Dafür hätte man aber auf der anderen Seite eine super Emissionsarme Esse. Wasser und CO2. Selbst Asche bleibt kaum übrig. So was könnte man selbst in Wohngebieten problemlos betreiben und sollte evtl. sogar staatlich förderfähig zu realisieren sein :D :steirer:

@ Holgi
Man müsste mit zwei Brennkammern arbeiten um die Gasflamme beim öffnen der Kammer in die jeweils andere umzuleiten. Sonst hast du jedes mal einen Strömungsabriss und die Flamme fährt ins Holz hoch. Die guten Heizkessel sind sehr fein ausgetüftelt und steuern die Verbrennung extrem genau. Selbst eine Feuererhaltung ohne Flammbildung ist damit über etliche Stunden möglich. Da steckt viel know how im Detail. Am besten wäre es mal mit einem zu sprechen der solche Teile entwickelt. Grundsätzlich sollte das realisierbar sein. Ob der Aufwand lohnt steht auf einem ganz anderen Blatt. Da ist eine Gasesse sicher einfacher und wesentlich billiger.

Servus
Martin
 
Das herrausragende am Messeforum ist, daß selbst ungewöhnliche Ansätze fachgerecht diskutiert werden :super:

Ist der Heizwert (Achtung! Quelle Wikipedia) der entstehenden Gase ein limitierender Faktor?

Propan : 93 MJ·m−3
Methan (Biogas :D): 35,89 MJ·m−3
Holzgas : 12 MJ/m-³

Ich finde die Biogasidee auch sehr spannend, der Heizwert ist besser und die Anschaffungskosten...:hehe: Außerdem entsteht das Gas aus einem Biologischen Prozess heraus und muß nicht extern angeregt werden.
 
Ich beschäftige mich gerade auch mit dem Thema:http://www.imtreibhaus.de/downloads/Holzvergaser.pdf

Nur bei mir geht es ums Haus beheizen und gleichzeitig um einen Generator der über einen Stirlingmotor angetrieben wird und ich somit die Reinigung der Gase umgehen will und leiser als ein Verbrennungsmotor dürfte es auch sein.
Was mir aber wie schon" angesprochen " ein Problem beim Gasessenbetrieb sein durfte ist der Gasdruck??
 
Last edited:
Irgendwo habe ich etwas gelesen von ca. 18% Wasserstoff im Holzgas. Das wäre nichts, was ich einem Stahl antun möchte.

Grüße Willy
 
Also wenn ich das Geschriebene und die Querschnittzeichnungen aus Wiki richtig verstehe, muss das Holzgas an Sich keinen eigenen Druck entwickeln, weil der Druck von der zugeleiteten Luft kommt. Außerdem werden Hitze und Flammen aus dem Kessen in die "Brennkammer" getreiben. Bei Wikipedia stand eine erreichbare Hitze von 1100°C. Das könnte für die meisten Schmiedeanwendungen knapp ausreichen, sofern die Dämmung ausreichend ist.
Ich stelle mir gerade eine Art Gasesse vor, auf deren Oberseite ein Holzvergaserkessel steht, aus dem das Feuer nach unten herausschlägt.

Die Frage, die sich mir hier aber aufdrängt ist: Wohin danach mit den Abgasen? Im Freien könnte man sie noch einfach entweichen lassen und die Flamme aus der Esse herauslodern lassen. Aber wie löst man das Problem in einer Esse in einer geschlossenen Schmiede?

Ich bin wirklich mehr als gespannt auf die Ergebnisse!
 
Hier ist mal ein Bild des Kessels den ich als Baumuster recht interessant finde: http://www.k-wh.at/img/produkte/Froeling S4 Schnitt.jpg
Das Bild kann man vergrößern und sieht dann recht schön die Gasbrennkammer. Wichtig ist bei Scheitholzvergasern, daß sie geschlossen sein müssen. Während der Zeit des Öffnens kollabiert der gesamte Prozess. Die Verbrennung wird nämlich ausschließlich durch das Saugzuggebläse aufrecht erhalten. Das geht nur wenn die Türe zu ist!
Wenn man zwei Brennkammern direkt nebeneinander setzt, müsste mit einer einfachen Klappe zwischen der ersten und der zweiten Kammer umgeschaltet werden. Das müsste sich am Holzgaseintritt der Wirbelkammer machen lassen. Natürlich gilt die Umschaltung auch für die Abgase, um den Betrieb nicht zu unterbrechen. Einen Wärmetauscher könnte man sogar recht gut brauchen um die Abwärme weiter zu verwenden. Zum Brauchwasser erwärmen zum Beispiel.
Ohne Wärmeableitung stirbt der Kessel und die nötige Steuerung sehr schnell den Hitzetod. Ohne aufwändige Regelung halte ich die Idee auch für unrealistisch.

Ich könnte mir durchaus vorstellen das die 1100 Grad noch zu optimieren sind. Mit 22 KW (145 Liter Füllraum) kann man bei gefülltem Bunker und Vollast rund 4 Stunden werkeln. Der Wirkungsgrad geht bis über 90%. Ich schätzte mal selbst mit nur kleinen Änderungen geht die Realisation ganz spielend über die Marke von 10.000 Euronen. Ende offen... Hat jemand ne Bank?

Ich denke das bleibt nur eine nette Hirngymnastik. Aber viel Spaß noch damit...

Machts gut
Martin
 
Hallo Martin,
dazu kann ich dir folgendes sagen: Es funktioniert. Teilweise. Die Holzvergaserflamme erreicht 900-1100° wenn die Verbrennung optimiert ist. Aber: Wie schon gschrieben ist in dem Holzgas ist viel Wasserstoff und die Flamme ist auch noch sehr Kohlenstoffhaltig, wodurch dem Stahl mehr Kohlenstoff zugeführt wird, als gut für ihn ist. Sobald meine Esse fertig ist und mein Amboss steht, werde ich dir hier mal ein Exemplar bearbeiten :)

mfg
Thomas Pfaffinger
www.holzvergaser-forum.de :)))
 
Hatte auch erst daran gedacht mal Nachzufragen wie es weitergeht/ging.
@Thunderboldt,Danke für den Link,darauf war ich noch nicht gestoßen,muß erst mal die Suchfunktion bemühen:haemisch::hehe::D
 
Guude!

Also bei mir geht es damit erstmal nicht weiter, weil ich genug andere Dinge erledigen muß.
Es war auch erstmal nur so als Idee gedacht und als anstoß für alle, sich zu beteiligen.
Ob überhaupt (zumindest von technischer Seite) was draus wird und wie lange das dauert (wenn technisch realisierbar) werden wir sehen.
Sinnvolle Ideen und Vorschläge sind natürlich weiterhin willkommen.:super:

Gruß aus Mittelhessen,

Holger
 
Hallo Holgi,

Es gibt da evtl. eine weitaus simplere Methode.
Ich habe mal mit altem Grundofen gewohnt und mit (gekaufter) Holzkohle geschmiedet. Gut funktionierte Folgendes:
Normales Feuer im Grundofen, relativ kleine Scheite (ca. 5 cm Durchm.)
Wenn das Feuer runtergebrannt ist macht man normalerweise die Ofentür zu beim Grundofen.
Jetzt noch ein bischen warten und dann die Glut in ein feuerfestes Gefäß mit Dichtem Deckel (Milckanne) schaufeln und vor die Tür damit (CO und so).

Gibt prima Holzkohle zum schmieden, nur der Grundofen war recht klein, von wegen Ausbeute und so.

Ob das mit dem Holzvergaser funktioniert? ausprobierten!

Gruß Martin
 
Ich hab jeden einzelnen Beitrag zu diesem Thema gelesen. Es ist eine Sehr sehr Interessante Geschichte.
Ich habe mich vor 20 Jahren schon mit dem Imbertvergaser beschäftigt, und teilweise Versuche damit angestellt.
Als die Benzinpreise zuletzt so hoch waren stand ich kurz davor eine solche Anlage zu bauen, in den Beiwagen meines Motorades zu installieren, und den Boxermotor meines Motorrades mit Holzgas zu betreiben. In den Skandinavischen Ländern ist dies durchaus keine Seltenheit.
Um eine Esse damit zu betreiben.....ich weiss nicht, nein dann lieber Holzkohlen im Kugelgrill, oder wie vorhin beschrieben herstellen, das ist viel weniger aufwendig. und hat eine wesentlich einfachere Feuerführung.

Nebenbei möchte ich bemerken, dass die früheren Nordischen Rennöfen (Bauernöfen) genannt, ebenfalls in einem kontinuierlischem Prozess rundherum gestapeltes Holz ,zu Holzkohle umwandelten, welches zum verhütten von Eisenerz benutzt wurde.

Gruss unsel
 
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