Review: DMT Fine (#600)

LessLemming

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Nach längerem gibts nun mal wieder ein Review zu einem Stein!

Ich präsentiere, den DMT Fine Diamantstein

DSC01295.JPG


DMT steht übrigens für diamond machining technology,
dahinter verbirgt sich eine Firma gegründet in den 70ern in den USA,
welche sich auf die Herstellung von Schneidwerkzeugen (Sägeblätter etc.) für Granit spezialisiert hat.

Über den Herstellungsprozess ist gewohnt wenig bekannt.
DMT selbst spricht von einer Nickelmatrix, in die Diamandpartikel gebunden sind.
Das liefert genug Hinweise für Spekulationen:

Für dentalmedizinische Geräte gibt es schon länger Kompositverfahren,
bei denen eine Stahloberfläche (teilweise Stromlos) mit einer Nickelschicht überzogen (beschichtet) wird,
in welche Diamantpartikel eingebettet sind.

DMT bestehen aus einem massiven(!) Block Stahl,
der ungefähr 1kg auf die Waage bringt.
Auf diesen Block wird wahrscheinlich per currentless plating
eben solch eine Nickelschicht aufgetragen,
in die Monokristalline Diamandpartikel gebunden sind.

Das Nickel erfüllt dabei den Zweck einer zähen Matrix,
aus der die Diamantpartikel nicht herausbrechen sollen.
Immerhin besteht der Stein nur aus einer einzigen Schicht Schleifkörper;
sollten diese zu Schaden kommen oder verloren gehen,
kann man den Stein nicht einfach wieder abrichten. Er ist dann futsch.

Nickel ist allerdings schon lange nicht mehr gerne gesehen.
In der Industrie herrscht große Aufregung Prozesse die Nickel enthalten
(wie z.B einige Korrosionsschutzverfahren) aufgrund der strengen Reglungen umzustellen.
Nickel ist ein starkes Allergen und steht im Verdacht Krebs zu erzeugen.
Entsprechender Hinweis findet sich auch auf der DMT Verpackung!

Allerdings beschränken sich die Krebsrisiken weitgehend auf die Einatmung von Partikeln.
Da der DMT zu groß ist um ihn einzuatmen sehe ich die Sache gelassen :glgl:

Mein Modell ist der DMT Diasharp D8F.

DSC01294.JPG



DMT klassifiziert seine Steine nach Namen wie "extra coarse, fine...."
und gibt die Mesh-Zahlen an:
Fine entspricht Mesh 600 (25µm)

Vor dem ersten Gebrauch eines neuen DMT empfiehlt es sich unbedingt
diesen Einzubrechen. Dazu brauch man ein altes, hartes Werkzeug.
Ein Schraubendreher oder ein Stemmeisen sind perfekt.
Der Stein muss gleichmäßig eingearbeitet werden.
Auf diese Weise werden grob herausstehende Diamantpartikel
abgebrochen und der Stein bleibt deutlich homogener und sanfter zurück.
Das ganze dauert nicht mehr als 30 Minuten.

Danach ist der DMT einsatzbereit.
Ich verwende ihn ausschließlich mit Wasser.

Der DMT 600 trägt sehr schnell ab,
eine neue Facette auf einem Kochmesser ist in nullkommanix da.
Da der Stein absolut nicht nachgibt werden alle Kanten extrem "crisp".
Das Kratzmuster ist überraschend homogen und fein und die Schneide akzeptabel.
Wirklich prima! Ich hatte schlimmes erwartet.
Also bin ich mutig auf den Shapton 2.000 gesprungen,
was ohne Aufwand funktioniert hat.
Danach noch Chosera 5.000 und ein Hauch Polierpaste...: Perfekt.

Tadelloses und sehr beeindruckendes Ergebnis.

Dem DMT habe ich aber noch eine zweite Aufgabe zugedacht;
er soll mir zum Abrichten meiner Steine dienen.
An dieser Stelle sei etwas vorweggenommen:

DMT selbst empfiehlt für das Abrichten von Steinen nichts feineres
als den DMT XXC oder XC (120, oder 220), die Amerikaner schwören auf den DMT C 325.
Alles andere sei zu fein und würde den DMT auf Dauer ruinieren.
Ich muss sagen, es stimmt!

Ich habe einen Abrichtblock aus Stahl für das tatsächliche Abrichten meiner Steine.
Der DMT 600 sollte daher nicht zum Abrichten dienen,
sondern viel eher zum Reinigen der Steine nach dem Schärfen.

Das funktioniert soweit ganz gut.
Die Plane und kontinuierliche Fläche des DMT bedingt natürlich
ein hohes Maß an Festbappen. Der DMT zieht sich nach wenigen Zügen
sehr stark fest und muss abgespült werden.
Für ein kurzes Reinigen OK, zum Begradigen aber ehr kompliziert.

Aber ich muss sagen ich bin überrascht über das Ergebnis.
Die Steine werden sehr plan und absolut hochglänzend.
Ich hätte mit einem leichten Kratzmuster gerechnet,
aber der DMT 600 hinterlässt eine Spiegelglatte Oberfläche auf den Steinen.

Im Prinzip ist mir das sogar schon zu viel für die Steine.
Ich habe nix dagegen wenn meine Steine nur auf 400 oder 800er Papier abgerichtet sind.
Der DMT 325 wäre vielleicht gar nicht so verkehrt gewesen.
Aber ich konnte nicht wissen, dass die Steine sich viel Feiner verhalten als gedacht...

Fazit:
Die DMT sind angenehm zu benutzen, auch im Feedback nicht unangenehm. Der DMT Fine ist schnell und geeignet für den Grundschliff,
oder das grobe Finish. Fürs Abrichten von Steinen ist er nicht zu gebrauchen, da zu fein (auch wenn es geht...).
Zum Reinigen von Steinen nach dem Schärfen ist er brauchbar,
auch wenn das Festsaugen stört.
Wer einen Stein fürs Grob und was zum Abrichten sucht,
dem empfehle ich den DMT 325.
Leider, leider, habe ich bisher keinen deutschen Händler gefunden der ihn führt.


Noch eine Kleinigkeit:
DMT und Rost.
Ja, man muss sich mit dem Gedanken anfreunden dass die DMT ihre hübsche Oberfläche
schnell verlieren. Das abgetragene und sehr fein gespante Metall
(auch wenn es rostträge ist) setzt sich in die Oberfläche und beginnt dort zu rosten.
Dem ist nicht entgegenzuwirken, es schadet aber auch nicht.
Man sollte nur darauf vorbereitet sein
 
"Noch eine Kleinigkeit:
DMT und Rost. Ja, man muss sich mit dem Gedanken anfreunden dass die DMT ihre hübsche Oberfläche
schnell verlieren. Das abgetragene und sehr fein gespante Metall
(auch wenn es rostträge ist) setzt sich in die Oberfläche und beginnt dort zu rosten.
Dem ist nicht entgegenzuwirken, es schadet aber auch nicht.
Man sollte nur darauf vorbereitet sein."


Dazu wäre ergänzend sagen, dass sich bei einem meiner DMTs - möglicherweise war er mangelhaft verarbeitet, nach einigen Monaten zusätzlich zum beschriebenen Oberflächenrost punktuell bläschenartige Rostabhebungen/-abplatzungen der Ni-Schicht vom Stahlträger ergeben haben.
Ich bin jedenfalls dazu übergegangen, die Diamantschärfsteine mit Petroleum zu verwenden. Das funktioniert ebenfalls ausgezeichnet und konserviert die DMTs vor Rost, man muss nur den Geruch mögen.
 
Lieber LessLemming! Erst einmal vielen Dank für Deine sehr interessanten und übersichtlichen Vorstellungen verschiedener Schärfsteine, die ich über die Jahre immer mit großem Interesse verfolgt habe. Allein daraus ergibt sich ein Fundus für jemand mit bestimmtem Verwendungszweck oder einfach als Entscheidungshilfe :)

Ich verwende meine Diamantschärfplatten trotz grundsätzlichen Einsatzes mit Petroleum (der raschen Korrosion wegen) durchaus auch häufig zum Abrichten meiner Wassersteine. Allerdings, wie bereits von Dir erwähnt, erst ab gröberer Körnung.
Da es sich im Gegensatz zu Wassersteinen zumeist um Metallplatten/bleche mit Nickelmatrix handelt und somit keine Flüssigkeit absorbiert wird, ist es unter Zuhilfenahme von handelsüblicher Terpentinseife/Kernseife außerordentlich einfach, jene binnen kürzester Zeit unter fließendem Wasser zu reinigen, um den empfindlichen Wassersteinen keinen Schaden zuzufügen.
 
Zugegeben, wenn der Stein ordentlich gereinigt wird kann man ihn natürlich auch dann noch zum Abrichten benutzen :super:
 
moscito;694197... Ich bin jedenfalls dazu übergegangen said:
Ich benutze Ballistol, scheint bislamg bei DMTs auch vor Rost zu schützen, stinkt aber nicht so wie Petroleum...
 
Ballistol ist sicherlich besser für die Haut als Petroleum, aber auch recht teuer.

In den meisten Supermärkten gibt es auch sog. Haushaltsöl, welches für den "lebensmittelnahen Bereich" geeignet sein soll. Von Ikea gibt es für wenig Geld auch Skydd.


Ookami
 
Ich habe mir schon nach dem DMT Dia-sharp #325 alias D8C die Finger wund gegoogelt und keinen Shop gefunden, der die Teile in Deutschland verkauft. Hat jemand einen Tip, wie ich an einen solchen Stein kommen kann? Oder soll ich auf extra-grob ausweichen mit #120 oder lieber eine Nummer kleiner nehmen D6C?

viele scharfe Grüße
Michael
 
Nett gemeint, aber ich hätte gerne den ohne Löcher in der Schleiffläche. Außerdem sind 100 Euronen etwas viel des Guten. Ich will den Diamantschleifstein nur für den groben Vorschliff und das Abrichten der Steine benutzen.
 
Meines Wissens kann man bei Dick-Feine Werkzeuge die Dia-Sharps in jedem Korn als Sonderbestellung erwerben. Ich habe jedenfalls einen nicht im Standardkatalog angeführten extra-extra-course einfach per E-Mail bestellt und problemlos geliefert bekommen.
 
Oh, danke für den Tip! Leider habe ich gestern schon zwei kleinere DMTs bestellt in fine und coarse. Die sind dann nur 152mm lang. Ich bin mal gespannt, ob ich damit Banksteine abrichten kann, die größer sind.

Sag mal moscito, wie bist Du mit dem 120er (extra extra coarse) DMT zufrieden und was machst Du damit? LessLemming meinte ja, das Ding erzeuge zu viele tiefe Kratzer.

Gruß, mico
 
Den groben verwende ich fürs "brutale" Abrichten (danach sollte man schon mit einem feineren nacharbeiten) ebenfalls grober Schruppsteine, da gerade diese die unangenehme Eigenschaft haben, schnell abzunutzen.
Manchmal auch (wenn ich masochistisch bin) zum ersten herausschleifen von größeren Schäden aus einem Stemmeisen/Stechbeitel, das beispielsweise unerfreulichen Kontakt mit einem verborgenen Nagel odgl. gemacht hat. Man muß dann aber schon eine vernünftige Abstufung nach oben haben, um die tatsächlich sehr tiefen Riefen wieder herauszubekommen. Große Sprünge nach oben in der Körnung sind nach diesem "Stein" nicht angebracht.
 
Meine beiden bestellten Dia-Sharps sind eingetroffen - einer in 'coarse' und einer in 'extra-fine', dabei habe ich doch 'fine' bestellt!
In erster Linie sollen die mir grobe Schleifsteine für Schneidenwinkelkorrekturen ersetzen und als zweites beim Abrichten meiner Schleifsteine. Gerade habe ich mit dem Shop telefoniert und mich dazu entschlossen, den extra-fine zu behalten und den 'fine' zusätzlich zu ordern. Meine Erfahrungen kann ich ja als Testbericht in einem weiteren Thread posten.

viele Grüße
Michael
 
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