Begriffsbestimmung: Custom, Semicustom, Produktion made

Bjarne

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Hallo,

ich habe ein Problem bei den einzelnen Begriffen bzw. bei der Einortnung der Messer, Messermacher, Firmen zu diesen Begriffen.

Akut hat sich mein Problem beim letzen Messerkauf und der vorherigen Informationsbeschaffung manifestiert. Das Crusader Forge wurde als Custom made eingestuft dagegen ein Strider nicht.

Wann ist ein Messer custom made? Ich habe gelesen " toll Mick Strider schleift alle Messer selbst " Ist es damit custom made? oder "Chris Reeve Messer haben mit die beste Verarbeitung von allen, null Tolleranzen". Ist ein Sebenza damit ein Custom made Messer?oder "Rick Hinderer läst die dritte Generation seines Folders Fremdfertigen (schleifen?), das ist schlecht und keinesfalls custom" oder "es werden CNC Maschinen benutzt", damit nicht meht custom? oder "es ist custom" ...€ also mehr als angemessen als Preis.


Ist ein Custom made ein Qualitätssiegel und damit gut oder sind alle hervorragend gefertigte Messer Custom. Muss ein Custom ein Einzelstück sein? Muss alles vom Messermacher selbst gefertigt werden, oder dürfen auch Angestellte hand anlegen? Muss ein Minimum vom Messermacher gemacht werden? Dürfen Maschinen benutzt werden, wenn ja , in welchem Umfang? Muss die Idee, das Desing, die Inovation vom Messermacher kommen und ist damit Custom oder darf er zukaufen, copieren, ausleihen...?



Meine konkreten Fragen:

Wann ist ein Messer custom, semicustom, produktion made?
Welche Kriterien müssen untersucht, erfüllt werden?
Ist Custom made ein Qualitätsmerkmal.

Gruss Bjarne
 
Also was ein Customteil ist lässt sich schwer definieren.
Da ich mich mit Gitarren ganz gut auskenne mal ein Bsp.
Fender Strats laufen zu hunderten vom Band (waren ja schon immer so konzipiert) das ist ganz klar Serie. Wobei es da auch Qualitätsunterschiede je nach Serie gibt.
Nimmt nun ein Gitarrenbauer so eine Gitarre vom Band, baut ein paar andere Pickups ein oder macht ein Perlmuttinlay oder verändert die Elektrik....schon ist eine Klampfe aus dem Customshop und mindestens
doppelt so teuer :staun:
Manchmal reicht die Sauklaue vom Clapton mit Edding draufgekritzelt und schon ists ne Custom!!! :irre:
Meines Erachtens nach ist der Bgriff Custom sehr dehnbar. Meistens
legt der Hersteller fest was Custom und teuer ist.

Ist ein Pohl mit Extra Griffschalen schon ein Customknife?
mhhh bin da etwas ratlos.
 
Ist ein Pohl mit Extra Griffschalen schon ein Customknife?
mhhh bin da etwas ratlos.

Von der reinen Wortbedeutung her: JA

Custom bedeutet in der Übersetzung soviel wie "dem Kundenwunsch angepasst" oder "maßgeschneidert", customizing bedeutet, dass ein Serienmodell kundenspezifisch verändert wird.

Custom-build hingegen bedeutet jedoch u.a. "einzeln angefertigt", custom-made in etwas das Gleiche.

Das alles hat aber mit dem Herstellungsprozess, zumindest vom Wortlaut her, gar nix zu tun. IMO kann ein Custom sogar komplett maschinell, ohne Handarbeit gefertigt sein.

Insofern scheinen mir die Begriffe eher Marketinggedöns zu sein, interessanter ist wahrscheinlich der Begriff "Handmade".
 
Nach der Definition wird der Begriff Custom dann aber sehr inflationär gebraucht.

Ich habe einige "als Custom verkauft, angebotene " Messer und keins ist nach Kundenwunsch sondern nach Macherlust entstanden.

Auch wird hier ja von den Besten ein Messer angeboten nach dem Motto" hier seht mal : Material so in der Ausfürung so nach meiner Vorstellung und Idee so für so und so viel hundert Euro.

Sind dann ja alles keine Custom Messer. Wie sind die dann zu nennen abgesehen von handmade, wenn das zutreffen sollte?

Bjarne
 
Last edited:
Meine bescheidene Meinung:

Wann ist ein Messer custom, semicustom, produktion made?

Custom= Einzelstück daß irgendwann einmal nach Kundenwunsch angefertigt wurde.
Einzelstücke die der Messermacher nach eigenen Ideen angefertigt hat,
würde ich gelten lassen, aber das kann man diskutieren.

Semi-Custom halte ich für quatsch, entweder ist es Custom oder nicht.

Produktion made ist für mich alles was in Stückzahlen zum Weiterverkauf
an vorher nicht bekannt Kunden bestimmt ist.

Welche Kriterien müssen untersucht, erfüllt werden?

s.o.


Ist Custom made ein Qualitätsmerkmal.

Ich würde sagen eher nicht.
M.M.n. erreicht Handarbeit und Einzelanfertigungen (rein objektiv!) meist
nicht die Qualität einer gut gemachten Massenproduktion.

Natürlich hat für mich ein handgemachtes Messer oder eines, daß nach meinen
Wünschen angefertigt wird trotzdem einen höheren immateriellen Wert als
eines aus der Massenproduktion.
 
Mein letztes Bark River, bekanntlich ein Semi-Custom, lag recht lang bei customs, hab ich jetzt ein Voll-Custom?

:rolleyes:

Was´ eigentlich los in letzter Zeit? Braucht man Messer, wozu große Messer, wer ist Macher, was ist Custom...
Der Sommer kommt doch erst noch.
 
Danke für die Beiträge,

insbesondere der letzte bringt mich weiter.
Ich find es gut wenn ernstgemeinte Fragen auch ernsthaft beantwortet werden.

Bjarne
 
Custom= Einzelstück daß irgendwann einmal nach Kundenwunsch angefertigt wurde.
Einzelstücke die der Messermacher nach eigenen Ideen angefertigt hat.
Genau.
Auf „Einzelstück“ liegt die Betonung.
Wessen Idee das war, ist eben unerheblich.
Auch jeder Macher hat das Recht auf die eigene Idee.
Semi-Custom halte ich für quatsch, entweder ist es Custom oder nicht.
Nicht doch.
Wenn ein Einzelstück durch Ideen von zwei Personen zustande kommt, ist es immer noch ein Custom.
Wer von beiden das Stück anfertigt, ist doch Nebensache.
Meinethalben können es auch vier oder fünf Personen sein, die sich ein Messer ausdenken. ;)
Produktion made
Klar, wenn man die Idee materiell vervielfältigt, gibt es eine Grenze.
Kopie eben.

Mir persönlich genügt diese Unterscheidung.

Siegel?
Siegel haben wir nicht ... kommen auch nicht mehr rein ... ;)
Und Qualität?
Das Wort ist doch seit vielen Jahren verbrannt.

Was ist eine Halb-Kopie?
Oder ein Halb-Original?

Teils teils eben, wie immer.

Grüße,
Steffen
 
Danke für die Beiträge,

insbesondere der letzte bringt mich weiter.
Ich find es gut wenn ernstgemeinte Fragen auch ernsthaft beantwortet werden.

Bjarne

Auch meine Meinung - es gibt genug dummes Geschwätz.

Ich meine, dass Custom - wie oben schon ausgeführt - an bestimmte Kundenwünsche gebunden sein muss, also eine Art Auftragsarbeit. Auf keinen Fall kann es ein Serienprodukt sein.

Das müsste dann bezüglich der Qualität allerdings zunächst mal gar nichts heißen. Kann ja sogar sein, dass der Kunde z.B. ein
preiswerteres Material als sonst üblich verlangt.

Eins aber müsste in jedem Fall gewährleistet sein, wenn der Begriff Custom einen Sinn haben soll: Es muss ein Einzelstück sein.

Production made also Serienfertigung ist klar: Das Stück wird mehrfach gefertigt. Wie oft muss das sein, damit eine Serie entsteht? Na ja - ab zwei identischen Stücken kann es schon kein Custom mehr sein. Was ist eigentlich "First Poduction Run"? Meiner Meinung nach Quatsch - was soll das Besondere daran sein, wenn das Messer dann später unverändert so weiter gebaut wird? Ein gewisser Wert könnte für Sammler vielleicht darin liegen, eine niedrige Seriennummer zu besitzen, wenn alle durchnummeriert werden.

Semi-Custom ist bizarr. Was soll das für ein Kunde sein, der den Auftrag gegeben hat? Ein halber? Hat er was vor sich hingemurmelt, aber nicht ernstgemeint? Wenn es mehrere Kunden waren, die den Auftrag gegeben haben und es wird dann in mehreren Stücken identisch gefertigt, ist es für meinen Geschmack ein Serienprodukt.

Es macht m.E. schon Sinn, über übliche Bezeichnungen nachzudenken, damit sie nicht inflationär und nur zur Wertsteigerung gebraucht werden. Aber - das wird hier vielleicht ein wenig deutlich - letztlich sind das alles subjektive Einschätzungen. Für den einen macht es ein Messer wertvoll, dass es ein Einzelstück ist, dem anderen gefällt genau dieses Stück nicht, ein gut gefertigtes Serienprodukt aber sehr.

Alles Geschmacksache, denke ich. Man nimmt ein Messer in die Hand - es gefällt einem oder nicht. Lasst euch nicht verunsichern durch schicke Etiketten.
 
Last edited:
Eins aber müsste in jedem Fall gewährleistet sein, wenn der Begriff Custom einen Sinn haben soll: Es muss ein Einzelstück sein.
Das ist mMn nicht nötig. Der Macher kann auch mehrere Exemplare anfertigen. Es sind dann immer noch Custom-Messer, aber nur aus der Sicht des einen Kunden.

Semi-Custom ist bizarr. Was soll das für ein Kunde sein, der den Auftrag gegeben hat? Ein halber? Hat er was vor sich hingemurmelt, aber nicht ernstgemeint?
Unter Semi-Custom verstehe ich, wenn ein Kunde ein verändertes Serien- oder Custommodell eines anderen Kunden, in veränderter Form erwerben möchte: "Ich hätte gerne Tanto anstatt Droppoint, das Griffende etwas runder, statt Micarta bitte Schlangenholz und den Clip weglassen." Daraus ergibt sich quasi ein Einzelstück, welches aber nicht komplett neu für den Kunden entworfen wurde. Customizing ist für mich hier identisch mit Semi-Custom.

Die Übergänge sind, wie fast immer, natürlich fließend - ob ein Messer gleich ein Semi-Custom ist, nur weil es andere Griffschalen hat, soll jeder selbst entscheiden.
 
Der von Christoph gelinkte Beitrag von Raimund ist m. E. die zutreffendste Definition. Da hatten wir vor ein paar Jahren eine Diskussion, wo das als Quintessenz dabei rauskam.
Problematisch ist, dass v. a. in den USA Custom=handmade gilt. In den dortigen Foren wird das einfach nicht getrennt. Daher kommt auch das Semi-Custom, das eigentlich Semi-handmade heissen müsste: Ein Messer aus Serienteilen (CNC, siehe auch den Beitrag im neuen Messermagazin über Jim Burkes Rockstar), das vom Messermacher den letzten Feinschliff erhält.
 
Hallo zusammen,

Also ich bin der Meinung, dass ein "Custom Knife" definitiv auf Kundenwunsch hergestellt wird. Das sagt ja schon die Bezeichnung. Ob hierfür eine CNC verwendet wird, oder nicht, das ist eigentlich gleichgültig.
Kommt jetzt ein weiterer Kunde, der genau so ein Messer will, so ist dies auch ein "Custom", da es wiederum nur für den Kunden hergestellt wird.
Ein "Semi-Custom" ist ergo meist ein Serienmesser, welches wiederum auf Kundenwunsch speziell verändert wird.
Ein "Handmade" ist eben ein Handgemachtes - egal wie viele der Messermacher davon herstellt.
Mit der Qualität hat das alles überhaupt nichts zu tun.
Warum auch sollte ein handgemachtes Messer in irgendeiner Hinsicht "besser" sein, als ein in Serie gefertigtes. Im Gegenteil - ich vertraue eher auf gute Serienmesser, als auf überteuerte Handgemachte, bei denen ich leicht mal ein "Montagsmesser" erwischen kann.
Hier im Forum wird bei den Kaufgesuchen immer wieder geraten: "Bei dem Budget, kriegst Du ja schon ein Handgefertigtes".
Dass dieser Rat immer sinnvoll ist, bezweifle ich.


Daniel und die Wölfe
 
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