"Ausglühen des Stahls" durch Wetzstahleinsatz??

MPS

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Eine Frage an die Stahlkundigen im Forum: Kann es sein, dass durch den Einsatz eines Wetzstahls der Stahl ausgeglüht wird?

Folgende Sätze lese ich auf der Packung eines japanischen Wassersteins der Firma Kuppels aus Wuppertal:
"...wenn Sie sehr lange etwas von Ihren hochwertigen Messern haben möchten, benutzen Sie bitte zum Schärfen keinen Wetzstahl oder trocken laufende Schleifmaschinen! Die Gründe hierfür liegen in der Erwärmung der Klinge beim Schleifen mit dem Wetzstahl. Es entstehen kurzfristige Temperaturspitzen in der Klinge, welche die Härteeigenschaften des Messers zerstören. Man spricht hier vom Ausglühen des Stahls. Die Schnitthaltigkeit und Schneidefähigkeit der Klinge werden dadurch unwiederbringlich zerstört!"

Abgesehen davon, dass die Firma ein Interesse daran haben dürfte, Steine zu verkaufen, könnte an dieser Warnung etwas Wahres dran sein? Meines Wissens verkauft Kuppels auch Wetzstähle.

Gruß und Danke
Sam
 
da musst du aber schon hoellisch schnell sein. wetzstaehle sollen die schneide wieder aufrichten und kein bis kaum material abtragen, da ist schlicht nicht die masse an reibungsenergie.
 
Dann würden wohl kaum seid Jahrhunderten Wetzstähle verwendet.Frag mal deinen Metzger wie viele Messer er schon durch wetzen "enthärtet" hat ;)

Unwiederbringlich finde ich auch übertrieben.
 
Ich glaube, da hat einfach der Werbetexter was durcheinander gebracht. Bei "trocken laufenden Schleifmaschinen" wie sie im Text ja auch erwähnt werden ist so was ja schon möglich, aber bei einem klassischen Wetzstahl bestimmt nicht.

"Marketing-Fuzzis" kennen sich nämlich erfahrungsgemäß nicht unbedingt mit technischen Details aus :teuflisch
 
Hallo MPS,

Reibung erzeugt Wärme, aber bei einem Wetzstahl, egal wie schnell er "betrieben" wird, kann es kaum zu hohen Temperaturen kommen, da mann je schneller man wetzt, auch noch ein Luftkühlung durchführt. Mann könnte also sagen dass es evtl. möglich wäre für Sekundenbruchteile eine Anlasstemperatur zu erreichen (ich halte dass eher für unwahrscheinlich) aber Ausglühen ist absolut unmöglich!

mfg. Wastl. (der gerne Wetzstähle benutzt)
 
Scheint ein populärer Irrtum zu sein. Vermutlich irgendwo mal als Fehler aufgetaucht und dann von vielen abgeschrieben worden.

Bei sehr harten, dünn ausgeschliffenen Klingen hätte ich Bedenken wegen Ausbrüchen, aber ansonsten sollte es mit einem Wetzstahl (nicht zu grob) keine Probleme geben.


Ookami
 
Hi MPS ...

ich gehe mal davon aus, daß Du den Text der Verpackung wörtlich wiedergegeben hast : " ... Wetzstahl oder trocken laufende Schleifmaschine ... ".
Ich gehe mal davon aus, daß mit der "Schleifmaschine" sowas wie eine schnell rotierende Schleifscheibe - bei uns sagt man Schleifbock - gemeint ist (vgl. Chase Carver). Dann ist ein Ausglühen der Schneide natürlich denkbar!
Je nachdem, aus welchem Suahelidialekt der Packungstext übersetzt wurde, kann man sich zum Begriff "Wetzstahl" vieles denken ...
Ist evtl. etwas mit Schleifband gemeint; oder gibt es ein Verfahren zum Schleifen oder Wetzen, bei dem durch Reibung von Metall auf Metall entsprehende Temperaturen erzeugt werden??

Aber "Ausglühen" an der Schneide durch den Gebrauch eines Wetzstahles ?? Nöö !!
 
Besten Dank für die raschen Antworten. Wetzstähle benutze auch ich seit zahlreichen Jahrzehnten, bin mit den Ergebnissen sehr zufrieden und habe bislang nicht den Eindruck gewonnen, dass ich damit meinen Messern schade. Ich bin allerdings kein Stahlkenner, und da das Messerforum von Experten auf diesem Gebiet frequentiert wird, wollte ich ausnahmsweise auf der sicheren Seite sein und mich erkundigen, ob ich vielleicht etwas übersehe. Scheint nicht der Fall zu sein.
Sam
 
Na ja , wer`s g laubt wird keinen Wetzstahl mehr benutzen und gleich einen Wasserstein Kaufen :irre:

Norbert
 
Moin,

ich les das so:

benutzte keinen Wetzstahl:
Wetzstahl ist doof, nimm Keramik oder gleich nen gscheiten Stein.

und

nimm keine trockene Schleifmaschine:
Und jetzt kommt der Sermon für die Schleifmaschine mit ausglühen usw.
Das hat wohl nix mit dem Wetzstahl (ich vermute Schreibfehler!) zu tun haben sollen, sondern ist nur dusselig geschrieben.

Grüße,
Pit
 
Zu den Gefahren des Eisatzes von Wetzstählen:
Mir ist berichtet worden, daß sich ein Metzger beim Messerwetzen mit dem Wetzstahl die Leber gespalten hat und verblutet ist.

Wie hat er das nur gemacht ?.

Der Mann muß Linkshänder gewesen sein oder eine Riesenleber gehabt haben oder es war der berüchtigte "Wetzglüher", der mit soviel Schwung und Kraft das Messer am Stahl entlang geführt hat, daß es zu heiß zum Halten geworden ist, er es mitten im Schwung bei Mach 3 losgelassen hat und dann ist es eben in die Leber gefahren. Das glühend gewetzte Messer hätte allerdings dann die Blutgefäße wieder verschließen müssen--Rätsel über Rätsel !

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Ich gehe nun nach diesen Rückmeldungen davon aus, dass die stahlunkundigen Werbetexter der Firma Kuppels lediglich den Verkauf von Wassersteinen anschieben wollten, was allerdings nicht gelungen zu sein scheint, da dieses Exemplar bei Karstadt im Angebot war.

Als Linkshänder mit sagenumwobener, bis zum Ausglühen reichender Wetzgeschwindigkeit am Stahl fühle ich sehr mit dem leberspaltenden Metzger. Wären Blumen angesagt?

Sam
 
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