Meteorit und Eisenverhüttung...

Xerxes

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Hallo, ich verfolge gespannt den Thread wie die Legierungselemente in den Stahl kommen. Meine Frage hat zwar direkt mit dem Thema zu tun, sie fällt allerdings so sehr aus dem Rahmen der bisherigen Diskussion, dass ich damit wohl nur Verwirrung stiften würde. Deshalb meine Frage nun hier...

Bei allen möglichen populärwissenschaftlichen Magazinen wird ja immer wieder behauptet, dass "die" Germanen dank eines Meteoriteneinschlags in einen "Superstahl" herstellen konnten. Was man von solchen Aussagen halten kann, brauch ja hier nicht diskutiert zu werden.

Aber wie sähe es aus, wenn man tatsächlich Meteoriteneisen (meines Wissens zwischen 5 und 20% Ni) mit in den Renn- Schachtofen geben würde? Würde sich der Nickel auch später im Stahl wieder finden?

Dass es einen solchen Meteoritenabsturz in Nordeuropa gab, ist meines Wissens belegt. Wie viel Material dabei runtergekommen ist und ob die Antwort auf die Frage von historischer Bedeutung ist, weiß ich nicht. Interessiert mich trotzdem:D

Gruß Jannis
 
Last edited:
Im Bladesmith Forum hat einer aus Meteorpulver und anderem Stahlpulver seinen Stahl gekocht, das Ergebnis kann sich sehen lassen.
Meteor wird oder wurde von den Empus in Java, Bali usw gerne für Krisklingen verwendet, allerdings als Lagen in den Pamor eingeschmiedet.
Wer weis was die Kelten/Germanen als Grundmaterial in die Hände bekommen haben um daraus ihr Material zu verhütten...?
Für die Glasherstellung worden ja schon sehr früh die verschiedenen Metalloxide zum einverben verwendet, wer weis ob sie da irgendwelche zusammenhänge entdeckt haben...oder eben glückliche Unfälle passiert sind.
 
Morgen

Falls du diese http://www.chiemgau-impakt.de/ Jungs hier meinst , Nö.
Die haben mit Galileo nen treuen Partner gefunden ...

Natürlich gab es tausende von Einschlägen über die letzten Jahrmillionen in Deutschland, doch idR findest du nur normales Erz.

Wobei natürlich in Wüsten Eisenmeteorten sehr lange zu sehen sind durch den Kontrast und auch lange Zeit nicht verwittern. Also ist bei den frühen Hochkulturen recht früh das Eisen das nicht erst lange in den Ofen muss benutzt worden.
Und generell muss ein Meteorit nicht mehr grossartig aufgearbeitet werden, zumindest die die ich gesehen habe.

Servus
 
Und generell muss ein Meteorit nicht mehr grossartig aufgearbeitet werden, zumindest die die ich gesehen habe.

Ich hab auch schon ein bisschen mit Meteoriten rumprobiert. Die waren aber alle aus Mexiko bzw. Südamerika. Von meinen drei Proben von versch. Meteoriten konnte ich nur eine direkt zum Schmieden/Schweißen verwenden. Die anderen sind beim erhitzen schon bei ca. 800 Grad zerbröselt. Scheinbar ein zu hoher Phosphor/Schwefel Gehalt?!

Ob das Tiegelschmelzverfahren im frühen Europa gab, weiß ich nicht. Ich denke aber, dass das vorherrschende Verfahren zu Metallgewinnung der Renn- bzw. Schachtofen war und dass die Luppe nich nochmal eingeschmolzen wurde?!

Also, wenn man tatsächlich einige Stücke Nickelhaltigen Meteorit mit in den Rennofen gibt. Erhält man dann evtl. einen Nickellegierten Stahl?

Gruß Jannis
 
Hallo Jannis,

da ja das Material im Rennofen in der Regel nicht geschmolzen wird, wird der Meteorit mit dem restlichen Eisen versintern, in der Luppe wird es dann einfach eine Nickelhaltige Zone geben. Durch raffinieren könnte man den Nickel zumindest halbwegs gleichmäßig verteilen. Einen wirklich durch und durch Nickellegierten Stahl bekommst du so aber wahrscheinlich nicht. Dafür sind die nötigen Diffusionstemperaturen und Haltezeiten bei Nickel zu hoch.
Wird das ganze hingegen doch aufgeschmolzen und anschließend gefrischt wird höchstwahrscheinlich ein relativ homogener nickellegierter Stahl entstehen.

mfg
Ulrik
 
Ja, so in etwa hab ich mir das auch gedacht. Also wird ohne einschmelzen wohl kein homogener Nickelstahl entstehen. Das einzige was man machen könnte, wäre das Erz und den Meteorit möglichst fein zu pulverisieren und gut zu mischen...

Gruß Jannis

ps. Das gäbe bestimmt einen sehr interessanten Kontrast im Stahl, wenn der Nickel nicht gleichmäßig verteilt ist;)
 
Von der Verwendung von "Himmelsmetall" im Rennfeuer sollte man sich nicht zu viel versprechen.
Gehen wir die Möglichkeiten mal durch:

1. Einer unseren cleveren Vorfahren findet einen Eisenmeteoriten, erkennt das Eisen als solches und will es nutzbar machen.
Dann kann er, wie das die Eskimo mit dem großen grönländischen Meteoriten gemacht haben, mit viel Mühe Stückchen abspalten und aus diesen kleine einfache Werkzeuge machen.
Dabei kommt nichts heraus, was die Menschheit wirklich weiter bringt.

2. Einem glücklichen Meteoritenfinder gelingt es, ein größeres Stück abzuspalten, aus dem man ein Werkzeug herstellen könnte.
Als erstes käme Kalthämmern in Betracht. Das macht viel Freude für lange Zeit, etwas wirklich Brauchbares entsteht damit immer noch nicht, da das Material weich ist, deutlich weicher etwa als gehämmerte Bronze.
Er könnte es auch warm verformen, dann geht es schneller, das Ergebnis ist aber auch nicht besser.

3. Der gescheite Mensch der Frühzeit kann ein Stück von brauchbarer Größe von dem Meteoriten abspalten und weiß schon, daß man Eisen aufkohlen kann. Die exakten Vorgänge weiß er natürlich nicht, er hat aber die praktische Erfahrung, daß in der reduzierenden Zone seines Schmiedefeuers (die er aus der Erfahrung kennt, ohne sie erklären zu können) Eisen bei hoher Temperatur C-aufnimmt oder C durch Erhitzung im Tiegel mit geheimnisvollen Mixturen in das Eisen eindringt.
Wenn er dann noch gelernt hat, daß man den aus dem Feuer stammenden merkwürdigen "Härtestoff" durch Abschrecken nutzbar machen kann und durch Anlassen die Sprödigkeit vermindern kann, hat er erstmals ein wirklich überlegenes Werkstück in der Hand.

4. Der Mensch könnte aber auch schon gelernt haben, Eisen zu reduzieren und auf die Idee kommen, das Meteorstück mit in sein Rennfeuer zu stecken.
Diese Idee wäre nicht sehr naheliegend, denn das Meteoreisen ist ja metallisch und muß nicht mehr reduziert werden.
Unser Freund ist aber experimentierfreudig und probiert es trotzdem.
Bleibt er mit der Temperatur unter dem Schmelzpunkt, so wird mit dem Meteoreisen nicht viel passieren. Es wird höchstens ein bißchen verzundern und als Kern für Eisenschwammablagerungen dienen. Gewonnen ist damit nichts.

5. Würde das Meteorstück im Feuer ganz oder teilweise von Roheisen oder Stahl umflossen-bei einem C-Gehalt von über 2 % genügen dafür schon 1200 Grad, so würde es sich mindestens zum Teil mit auflösen.
Da Nickel edler ist als Eisen würde Nickel nicht in die Schlacke gehen, sondern in dem Stahl verbleiben. Dies hat Mythbuster in dem thread über den Übergang der Legierungselemente in das Eisen mit überzeugender Begründung dargelegt.
Dasselbe würde passieren, wenn die Temperatur so hoch wäre, daß das gute Stück ganz aufgeschmolzen würde-es würde ein Nickelstahl entstehen.

6. Da unsere Vorfahren im Zweifel wesentlich heller waren, als ihre Nachkommen-sonst hätten sie unter den ungünstigen Bedingungen nicht überleben können- werden sie von den Methoden 4 und 5 abgesehen haben und statt dessen das Meteorstück passend ausgeschmiedet und mit Eisen oder Stahl, den sie erzeugt hatten, verschweißt haben. Dabei käme ein mindestens schön zeichnendes Material heraus und bei genug C-Aufnahme auch etwas wirklich Brauchbares.

7. Das Meteorstück enthält nicht nur metallisches Eisen und Nickel, sondern auch noch geheime Beimengungen aus dem Weltall, die in Beimengungen von unter 1 Promille noch phantastische Wirkungen auslösen. Warum, weiß man nicht, man hat es aber wissenschaftlich bewiesen.
Dies hat ein begnadeter Weiser- vermutlich ein Druide- im Urin gespürt und das wertvolle Material sichergestellt.
Es wird dann fein zerrieben -mit der Urkaffeemühle- und mit dem Wunderpulverstreuer in das Feuer gestreut. Dort dringt es dann wie gewünscht in das Eisen ein und verwandelt es in den feinsten Stahl.

Bei den Germanen war das natürlich nicht. Die sind ja bekanntlich so dumm, daß sie bis heute nichts erfunden haben. Ich bin noch nicht mal sicher, daß man hierzulande das Wort überhaupt gebrauchen darf-in Skandinavien mag es angehen, aber hier ?-politisch korrekt kann das nicht sein !.

Freundliche Grüße

U. Gerfin
 
Ich habe mich dafür nicht besonders interessiert.
In China würden “Wootzkönige” mit Meteorit gebacken.
Das erste mal wurde dabei “Wootzkuchen” zerbrochen und der Prozess noch mal wiederholt.
Danach wurden davon unterschiedliche Klingen geschmiedet.
Absolut beste Schneideigenschaften haben die nicht.
Jedoch eine solche rostträge Klinge habe ich. Mit der kann man unendlich lange Brot und andere Lebensmittel schneiden. Die Schärfe bleibt dabei sehr hoch.

Die alte Klingen habe ich nicht gesehen (nur die, die heutzutage hergestellt werden).
Die Klingen, die ich getestet habe, sind auch nicht aus China.

Meine Klinge hat schwarze Farbe mir einem feinen weißen Muster.
 
3,14159 26535 89793 23846 26433 83279 50288 41971
 
Last edited:
Hahaha :D:D

Also Ohne ein bisschen Sarkasmus seitens U. Gerfins kann der Tag nicht richtig losgehen..;);)

klar ist Meteor wohl eher was Magisches wie was Praktisches aber interessant allemal, ist der Eisendolch von Tut Anch Amun nun tatsächlich aus Meteor oder ist das auch nur Hype...

Mahlzeit
 
Auch wenn das ganze nicht mehr aktuell ist sollte vielleicht erwähnt werden, dass ein Meteor nur eine Lichterscheinung ist.
 
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