Allg. Diskussion über die perfekte Griffform

painless potter

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Hi,

angeregt durch die Diskussion in Gunthers thread ab posting 10

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=72277

würde ich gern mal eure Meinung zum perfekten Messergriff hören. Da wird es sicher viele verschiedenen Ansichten geben.

Das Griffbeispiel von Gunther (Wedge Lock Handle) ist sicher perfekt für einen Haltegriff, aber bei einem Messer wird ja ein Werkzeug geführt. Eine Griffform hängt ja sehr davon ab, ob man z.B. sich daran festhält, etwas daran festhält, ob man damit dreht, zieht, stößt, was auch immer.

So müßten Messergriffe eigentlich viel mehr mit der hauptsächlich ausgeführten Tätigkeit des Messer verbunden sein.

Was meint ihr?

Ich würde mich über Fotos freuen, wo ihr euren "perfekten Griff" vorstellt. Ich habe ihn nämlich noch nicht gefunden. Wenn man selbst baut, neigt man dazu, die Handlage immer super zu finden, habe ich festgestellt...:D

PP
 
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Weniger ist oft mehr!

Zwar fühlen sich detaillierte, konturierte Griffe aufs erste sehr gut an, jedoch finde ich einfache Griffe viel bequemer, weil sie mehr Griffhaltungen zulassen.

Mein Lieblingsgriff war und ist der des Benchmade Presidio. Mel Pardue hat ein paar Modelle bei BM auflegen lassen, die durch Schlichtheit glänzen.
 
Moin,

ich zitiere mich hier der Übersicht halber mal selbst, mit ein paar Zusätzen:

Aus meiner Beschäftigung mit der menschlichen Hand und deren Greifverhalten würde ich sagen, daß es bei den meisten Anwendungen optimal ist, einen Punkt am Griff zu haben, der Haltekraft ausübt (also für Stabilität und Kraftübertragung sorgt) und einen, der für die "Steuerung" zuständig ist. Ersterer ist zumeist zweckmäßigerweise da, wo die Hand am meisten Kraft aufbringen kann (also im Bereich Daumen-Zeigefinger) und letzerer möglichst weit davon entfernt (->Hebelwirkung), also eher im Bereich des Ringfingers oder kleinen Fingers, sofern der Griff entsprechend groß ist.
Der Schwerpunkt des Messers sollte für ein bequemes Führen möglichst dicht an dem Punkt liegen, an dem die Kraftübertragung stattfindet.

Eine Tailierung (oder Taillierung ?) begünstigt das eher noch. Denn wenn man sich mal die Länge der einzelnen Finger anschaut und überlegt, welchen Umfang sie beim Greifen umschließen können, wird dieser zum kleinen Finger immer kleiner (klingt verblüffend logisch oder? :D). Insofern halte ich Griffe (schon wieder ein Wortspiel...) für sinnvoll, die sich nach Hinten verjüngen.
Um die Abrutschsicherheit zu erhöhen (besonders bei Haumessern), kann dann widerum hinter der Hand eine Verdickung helfen.

Das Messer in dem Post, auf den Painless sich bezieht, ist sehr klein und eher als Dreifingermesser gedacht (außer man hat wirklich winzige Hände). Der kleine Finger liegt dabei an dem schrägen Abschluß und unterstützt dabei die eingangs erwähnte Steuerfunktion.


Bin gespannt auf die diskussion - das ist ein sehr interessantes und umfangreiches Thema - besonders wenn man noch "Reverse grip" und andere, eher ungewöhnliche Griffpositionen mit einbezieht.


Grüße,
Gunther
 
Das kommt doch, wie schon gesagt, sehr auf den Einsatzzweck des Messers an. Ein Jagdmesser, mit dem man häufig mit der Schneide nach oben arbeitet, verträgt sicher einen anderen Griff als ein Küchenmesser mit dem man nur drückend oder ziehend schneidet. Dann wären da noch Dolche, Haumesser und und und. Ohne weitere Eingrenzung wird man da kaum zu einem halbwegs brauchbaren Diskussionsergebnis kommen.

Gruß

Uli
 
Das kann ein sehr interessantes Thema werden.

Bei Messergriffen gibt es mMn zwei Extreme:
a) gerader, runder Griff ohne jegliche Wölbungen
b) überergonomischer Griff, der aussieht, als hätte man einen Klumpen Knete in der Hand zusammengepresst

zu a)
Vorteile:
- vielseitige Griffpositionen möglich
- unabhängig von den anatomischen Besonderheiten des Benutzers

Nachteile:
- wenig Griffsicherheit, Giff kann "rollen", Hand kann vor und zurück rutschen
- um vorigen Punkt auszugleichen greift man unbewusst sehr kräftig zu, was zu höherer Ermüdung führt
- Ausrichtung der Klinge ist nicht spürbar


zu b)
Vorteile:
- hohe Griffsicherheit
- relativ ermüdungsfreies Arbeiten
- Klingenausrichung auch ohne Hinsehen spürbar

Nachteile:
- meist auf eine Griffposition festgelegt
- man kann durch die festgelegte Handposition verkrampfen
- Es kann sein, dass der Griff nicht allen Nutzern passt

Man sollte also versuchen, einen guten Kompromiss zwischen a) und b) zu finden.
Wo dieser Kompromiss zwischen a) und b) liegt hängt von der angedachten Aufgabe ab.


Ookami
 
Last edited:
Ah! Endlich mal wieder ein richtig toller Thread, ich bin begeistert. Ich versuche mal, meine Gedanken dazu halbwegs geordnet aufzuschreiben:

Ein guter Griff muss meines Erachtens 2 Eigenschaften haben:
1) Man muss damit möglichst präzise und sicher das Messer beim Arbeiten führen können.
2) Dauerhaftes Arbeiten muss ermüdungsfrei möglich sein.

Zu 1):
  • Der Griff darf keinen Runden Querschnitt haben, ansonsten dreht sich der Griff leicht in der Hand
  • Der Griff muss eine geeignete Größe für die Hand haben. Sowohl zu kleine als auch zu Große Griffe kann man nicht präzise führen.
  • Der Griff sollte sicherstellen, dass man weder nach vorne noch nach hinten leicht abrutscht.

Zu 2):
  • Der Griff sollte keine Kanten haben. Kanten drücken sich auf Dauer in die Hand. Besonders in Bereichen, wo Knochen ziemlich direkt unter Haut sind, ist das unangenehm.
  • Der Griff sollte an möglichst vielen Stellen der Hand anliegen, damit die Hand gleichmäßig belastet wird.
  • Man sollte nicht zu viel Kraft brauchen, um das Messer zu führen, sonst ermüdet die Hand schnell.

Soweit, so gut. Wie sieht nun aber ein richtig guter Griff für mich aus?
  • Mein bevorzugter Querschnitt ist in etwa ein Oval, das auf der Unterseite des Griffs schmaler ist (also ein wenig "dreieckig"). Dadurch wird ein verdrehen des Messers vermieden, ohne Kanten im Griff zu haben.
  • Die Griffgestaltung folgt in etwa der Form der Hand: Die Ausdehnung ist im Bereich des Mittelfingers am größten, im bereich des kleinen Fingers am kleinsten.
  • Hinten wird der Griff wieder größer, diese zusätzliche Abrutschsicherheit finde ich sehr angenehm. Besonders bei Haumessern ist das extrem wichtig.
  • Der Griff ist nicht gerade, sondern leicht nach unten gebogen. Das entspricht am ehesten der natürlichen Handform: Die Handfläche ist konkav. Mittlerweile bevorzuge ich eher einen "Buckel".
  • Der Griff sollte so groß sein, dass die Finger ihn gerade umschließen - weder zu groß noch zu klein.

Ein Griff, der nach diesen Ideen gemacht ist, habe ich am Bärenmesser.

Das war jetzt alles ziemlich trocken, beim machen selbst gehe ich vor allem nach einer Devise vor: Es muss sich gut anfühlen! Ich nehme ein Messer immer wieder in die Hand, und die Stellen, die sich nicht gut anfühlen, werden weiter bearbeitet.
So, das ist meine ungefähre Idee eines perfekten Griffs, weil er Präzision und Ermüdungsfreiheit gibt, ohne zu stark einzuschränken. Einen solchen Griff kann man immer noch gut in anderen Positionen halten.
Natürlich ist das nicht mein Kochrezept für alles: Je nach Anwendungszweck sind bestimmte Eigenschaften wichtiger. Z. B. halte ich bei einer Machete einen Knauf am Ende des Griffes für mit das wichtigste. Dadurch kann man die Machete recht locker führen, man muss nicht immer mit voller Kraft greifen.
Bei großen Kochmessern dagegen habe ich es gerne, wenn der von der Richtung her eher leicht nach oben von der Klinge weggeht, damit immer genügend Platz für die Finger unterhalb ist. Andernfalls sind die Finger beim schneiden im Weg.

So, das reicht erstmal, ich werde sicherlich nochmal meinen Senf dazugeben ;)
 
Hi,

da stimme ich ganz mit Droppoint überein - "den perfekten
Griff" kann es jehweils nur in Bezug auf die Anwendung
geben.

Hier könnte man unterscheiden zwischen:

- scheiden
- stoßen
- hauen
etc....

Weitere unterschiedliche Formen ergeben sich aus der
Größe und Beschaffenheit des Schnittgutes:

- Knoblauch
- Wassermelone
- Brot
- Leder
- Wildschwein:steirer:
- Fisch
etc....

Nicht zuletzt spielt auch das Griffmaterial eine entscheidende
Rolle:

- Elfenbein
- Hirschhorn
- Holz
- G-10
- Micarta
- Kraton
etc....

Sicher gibt es noch mehrere Kriterien - mal abgesehen von
der jeweiligen Anatomie der Anwenders - bin gespannt, was
da noch kommt.

Nestor
 
Man könnte auch verschiedene Messergriffe im Kontext beurteilen.

Beispielsweise nimmt man verschiedene Jagdmesser und schreibt welche Griffe warum besser oder schlechter für die angedachte Aufgabe geeignet sind.

Dabei kann man die verschiedenen Anforderungsprofile herausarbeiten und verschiedene Eigenschaften identifizieren, die für den jeweiligen Messertyp ideal sind.

Das Beispiel mit der Griffverdickung am hinteren Ende für Macheten hatten wir ja schon. Nicht zwingend eine Verdickung, aber zumindest eine Art Haken für den kleinen Finger ist auch bei Schnitzmessern, die zum groben Bearbeiten von Holz gedacht sind, von Vorteil.

Generell mag ich keine spitz zulaufenden Griffe, da man sich an denen bei ungünstigen Bewegungen unangenehm stoßen kann. Finde ich beispielsweise beim Hornet ziemlich ungünstig.


Ookami
 
Naja, dann will ich mal ein Griffdesign von mir zur Diskussion stellen, damit der Thread vorankommt. Das Messer ist als Allzweckmesser konzipiert, daher denke ich, dass es sich für diesen Thread eignet.

Ich habe mit MS Paint eine Art 3D-Gitter improvisiert, damit man sieht, wie der Griff geformt ist. Inspiration dafür war das Harsey Hunter Messer von Gerber.

Die Überlegungen dabei waren:
- zum Handschutz hin schmaler, um eine präzise Führung zu ermöglichen
- in der Mitte des Griffes dicker, damit man was in der Hand hat
- im Bereich des Ring- & kleinen Fingers konkav, um mehr Kraft ausüben und die von Gunther angesprochene Hebelwirkung nutzen zu können
- nach dem kleinen Finger wieder breiter werdend, um ein Abrutschen nach hinten bei drückenden Schnitten (grobes Schnitzen) zu vermeiden
- Handschutz gegen Abgleiten der Finger Richtung Klinge, der nicht im Weg ist, aber dennoch effektiv
- ein gerader Griffrücken, um auch bei Messerhaltungen mit Schneide nach innen einen bequemen Griff zu haben
- aus obigem Grund sind Klinge und Griff auch in einer Linie
- der Griffquerschnitt ähnelt einem langgezogenen Oval, welches in Richtung Griffrücken abgestumpft ist, um bei kraftvollen Schnitten nicht in die Hand zu drücken
- alle o.g. Formgebungen des Griffes wurden relativ subtil ausgeführt, um zwar den gewünschten Effekt zu erzielen, das Messer aber dennoch nicht in seiner Vielseitigkeit einzuschränken

So, ich glaube das war es dann ersteinmal an Überlegungen, die ich zu diesem Griff hatte. Würde mich freuen, dazu ein paar Meinungen zu hören/lesen.


Ookami
 

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Schon klar, meine Frage war etwas provokant. DEN perfekten Griff kann es sicher nicht geben, allzusehr hängt es von der Tätigkeit ab, die der Benutzer damit ausüben möchte und natürlich auch von den persönlichen Geschmäckern. Ein Küchenmesser muss anders in der Hand liegen als ein Jagdmesser, ein Skalpell wird anders geführt als ein Hackmesser - obwohl, wenn ich mir meine Blindarmnarbe so anschaue...

Ich finde die verschiedenen Ansichten, die hier bisher geäußert wurden sehr informativ.

Zu okamis Fingerschutz will ich anmerken, dass der bei umgedrehtem Messer für den Daumen sehr hinderlich sein kann, oder nicht?

BTW: Wenn man ein Messer mit großer Kraft in etwas hineinstechen will, wäre dann eine Auflage für die zweite Hand sinnvoll?

Ich erhoffe mir weiterhin einen regen Meinungsaustausch.

Nils
 
Moin,

ich stimme zu, daß man sicher nicht DIE Grifform für alle Anwendungen findet. Dennoch ist es sicherlich sehr interessant, mal Ansätze anderer Leute zu sehen und zu lesen, was der Macher sich dabei gedacht hat.

Da das Thema "mit großer Kraft in etwas hineinstechen" gekommen ist, dazu auch von mir mal ein Ansatz:

Ein Freund wollte ein Messer haben, was er für die Jagd, vorrangig zum "Abnicken" verwenden will, was aber zum eine längere Klinge als ein standard-Nicker hat, zum anderen aber auch keine so schmale Klinge, die für andere Arbeiten (der Mann ist Tischler) eher ungünstig ist.

Folgendes ist dabei rausgekommen (Fotos s.u.):
Gesamtlänge: 295 mm
Klingenlänge (ab Schneidenansatz): 155 mm
Klingenstärke: 3,6 mm
Klingenhöhe (Breiteste Stelle): 39 mm
Materialien: Niolox (60 HRC), Birnenholz (??)
Sonstiges: Verdeckte Pins, Gewichtsparbohrungen im Flacherl, Geriffelte Daumenrampe

Auf den Fotos wirkt das Messer durch die perspektivische Verzerrung etwas kürzer als in Wirklichkeit. Es ist also etwas schlanker und spitzer.

Die Grifform ist recht ähnlich der von pmg für sein Bärenmesser vorgestellten, also wie folgt:
- Kontur leicht spitzoval, nach unten kleinerer Radius
- Am meisten Volumen in der Handfläche, nach Hinten leicht verjüngt.
- Griff nach unten gekrümmt
- Der hintere Abschluß kann als Auflage für den Ballen der anderen Hand dienen, wie von painless potter angesprochen
- ausgeprägte Fingermulde und (geriffelte) Daumenrampe sorgen für einen sehr sicheren Griff, bei dem viel Kraft übertragen werden kann.

Ich hab leider noch kein Feedback von dem Benutzer über einen jagdlichen Einsatz im o.g. Sinne.


Das auch mal nur als ein Beispiel. Kommentare erwünscht !
Grüße,
Gunther

.
 

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Abgesehen von dem perfekten Greifgefühl finde ich das Design des Griffes im Verhältnis zur Klinge sehr wichtig. Viele Messer werden ja mehr zum anschauen, als zur wirklichen Arbeit gebraucht.

Ansonsten sollte man natürlich den Maxime: "Form follow funktion!" folgen.

Mir gefallen so weich gespüllte, abgedrundete Formen überhaupt nicht. Mir gefällt eher die scharfe Kante. Die muss natürlich da und dort etwas entschärft werden, aber im Grunde sollte sie zu sehen sein.

Mein persönlicher Geschmack in Sachen Griffist möglichst klein, oval und mit klarer Struktur, die geprägt ist von Kurven und Geraden.

Als letztes sollte der Griff dann noch möglichst leicht sein, um das Gesammtgewicht möglichst niedrig zu halten.
 
Re: ScorpioDesign Sticker

Die Griffform an sich finde ich gut, nur den Bereich, der die Hand vor dem Abrutschen schützen soll, würde ich anders machen.

Für kraftvolle Stiche würde ich die Hammerhaltung einer Fechthaltung vorziehen, ganz einfach, weil man da mehr Haltekraft aufbringen kann.

Ich finde gut, dass Fingermulde und Daumenrampe versetzt sind, was ja der Anatomie der Hand entgegen kommt, aber dass dann der Stahl kommt finde ich weniger gut. Wenn Zeigefinger und Daumen beim Stoß dagegen drücken, stelle ich mir das sehr unangenehm vor. Im Anhang habe ich das Design mal modifiziert. Mit dieser Modifikation verteilt sich der Druck auf eine größere Fläche; die Kanten der Klinge schneiden sich nicht mehr ein und man hat mehr Auflagefläche = mehr Reibung = mehr Sicherheit.

Appropos Sicherheit, ich finde auch nicht optimal, dass der Klingenansatz scharf ist. Das halte ich bei so einem Messer für gefährlich.

Ein Stechmesser nur mit Fingermulden und Daumenrampen finde ich Persönlich nicht so toll. Wenn wirklich kraftvolle Stiche beabsichtigt werden, finde ich eine 90° zur Klinge angebrachte Parierstange noch am besten. Meine Denkweise ist dabei, dass man bei glitschigen Händen (welche bei der roten Arbeit bzw. dem Abfangen ja nicht selten sind) unter Umständen das Halbrund der Mulde hinaufrutscht. Hinzu kommt, dass evtl. eine Keilwirkung auftritt, welche die Hand auseinander drückt, siehe den zweiten Anhang. Bei einer Parierstange läuft die Hand quasi vor die Wand, deshalb auch die Empfehlung für den Hammergriff.


Ookami
 

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Ich persönlich bevorzuge Griffe in Nordischer Form. Womit ich überhaupt nicht zurecht komme sind Griffe mit Fingermulden.

Am liebsten mag ich den Griff von Roselli's "Opa's Messer". Meiner Meinung nach fasst sich ein Holzgriff viel besser an als einer aus Micarta oder G-10. Glattes Holz fasst sich prima an und wirkt viel "wärmer" als synthetische Stoffe.
 
Ich habe mal in hand shots gemacht. Die Griffe funktionieren ja naturgemäß nur mit der Hand zusammen, deshalb hab ich mal die Handlage in verschiedenen Haltungen fotografiert.

Die Bilder sind nur in 256 Farben, aber es geht ja um das Konzept, nicht um hübsche Bilderchens.:p


Ookami
 

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Ich habe so ein ähnliches, nur ca. 20 jahre älter:
http://http://www.wolfster.de/index.php?disp=shop&show=270/0/HB-180210

Diese Griffform finde ich sehr vielseitig und gleichzeitig ergonomisch. Man hat durch die ballige Form "etwas in der Hand", der kleine Finger hat einen "Haken" zum festhalten und durch das relativ schnörkellose Design sind viele Griffpositinen möglich. Es gibt ähnliche Messer auch noch mit zusätzlicher Fingermulde für den Zeigefinger oder gar Handschutz. Ich habe beides bisher nicht vermisst.

Von all meinen Allroundmessern das "griffigste".


Bei jap. Kochmessern mag ich die Kastanienform.
 
Interessantes Thema, solche anwendungsbezogenen Diskussionen kommen mir hier i.A. meist zu kurz. :super:

Ich selber habe das Thema vor Jahren intensiv beackert und für ein universelles Gebrauchmesser für mich recht erfolgreich mit diesem Design bis auf weiteres abgeschlossen. Meine "Griffphilosophie" habe ich damals schon umfassend erläutert, und daran hat sich über die Jahre auch nicht viel geändert, meine Erwartungen an das Design sind umfassend erfüllt worden, und deswegen ist das betreffende Messer nun auch seit bald vier Jahren mein fast ständiger Begleiter in Hosenbund oder Rucksack.

dcjs_bw_580x580.jpg


Hier nochmal der Gedankengang zur Formgebung in Stichworten:

  • Die Griffoberseite zeigt einen konkav-konvexen Verlauf, der einerseits im vorderen Bereich so etwas wie eine Daumenrampe andeutet, andererseits im hinteren Bereich die Hand gut ausfüllt.

  • Die Griffunterseite wird beherrscht von der überdimensionierten "anderthalb-Finger-Mulde" einerseits und der Taillierung im hinteren Bereich andererseits. Diese Formgebung ist m.M.n. dem klassischen Bootsgriff überlegen, da sie in den Extrembereichen der Anwendung (drückender Schnitt im Hammergriff bei hoher Kraftanwendung einerseits und Zustechen andererseits) jeweils eine angepasste Griffhaltung ermöglicht. Im ersten Fall, in dem die Hand aufgrund der besseren Hebelwirkung möglichst weit nach vorne in Richtung Fingerschutz rutscht, liegt der dickste Teil des Griffes genau ind er mitte der Hand unter dem Mittelfinger und nicht dahinter wie beim Bootsgriff. Der Kleine Finger ist an der Kraftausübung kaum beteiligt, er "dirigiert" eher. Im zweiten Fall rutscht die Hand weiter nach hinten, jetzt pressen Kleiner, Ring- und Mittelfinger den Griff gegen den Handballen und Daumen und Zeigefinger übernehmen eher "Steueraufgaben". Ein Stich ohne die Gefahr des Abrutschens ist sogar mit abgespreiztem Daumen und Zeigefinger möglich, da der von den restlichen Fingern gehaltene Griffpart sich keilförmig nach vorne verbreitert, was ein Abrutschen sicher verhindert.

  • Der etwas nach unten gezogene Griffabschluss lässt sogar noch Hacken mit dem Messer zu (obwohl das nun wirklich nicht die Schwerpunktaufgabe ist), ohne im Reverse Grip unnötig zu stören.

  • Der Griff ist gänzlich frei von scharfen Ecken oder Kanten, aber dennoch alles andere als rutschig, was größtenteils Folge der Formgebung ist. Eine griffige Oberflächenstruktur ist nicht unbedingt erforderlich (auch die nachträglich angebrachte nicht besonders hübsche Riffelung ist nicht unverzichtbar). Ein Design, das auf hohe Griffigkeit der Oberfläche angewesen ist, kommt bei Kontakt mit Schweiß, Blut und Tränen (;)) schnell an seine Grenzen.

  • Der Fingerschutz in Verbindung mit der fehlenden Schleifkerbe und heruntergezogenen Fehlschärfe erlaubt es, gefahrlos den Abstand zwischen Schnittgut und Kraftangriffspunkt der Hand zu minimieren, was eine ungünstige Hebelwirkung verhindert, die unweigerlich auftritt, wenn der Zeigefinger einen bewussten "Sicherheitsabstand" zur Klinge halten muss.

  • Das Griffmaterial ist durchgehend ~16mm stark und in der Tiefe nicht weiter konturiert. Das ist einerseits einfacher in der Herstellung, hat aber auch den Vorteil, dass man das Messer zum Schärfen einfach mit einer Schraubzwinge an der Tischplatte festspannen kann, wenn man etwas mehr Material abgetragen werden muss. Der Griff liegt dabei flach auf. Der relativ schmale Griff führt dazu, dass das Messer kaum aufträgt. Ich trage es mit einer Art Kydex-Nickerscheide entweder IWB oder vorne in der Hosentasche, ohne dass es auf die Dauer unangenehm werden oder Aufsehen erregen würde.

Das Ergebnis ist wahrscheinlich kein Messer für jedermann, da viele andere Designs mehr spontane "Wohlfühlqualitäten" haben. Wenn man aber bei einem Griff so lange Material wegnimmt, bis nichts mehr drückt, hat man alle Punkte zur gezielten Kraftübertragung eliminiert und ein das Resultat ist ein "totes" Design. Die Kunst ist es, für die unterschiedlichen Aufgaben, die ein Universalmesser erfüllen muss, jeweils eine so weit wie möglich optimierte Kraftübertragung zu ermöglichen. Bewährte und traditionelle Griffformen leisten meistens genau das, entweder für einen klar eingegrenzten Zweck oder eine Reihe verschiedener Aufgaben. Je breiter das Anwendungsspektrum ist, desto schwieriger wird notwendigerweise ein befriedigender Kompromiss. Für leichte Aufgaben taugt jede Griffform, die gefällt und einigermaßen "angenehm" in der Hand liegt, die Unterschiede erschließen sich erst in den verschiedenen Extrembereichen der Anwendung.
 
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