Review zu Redclouds "zeitgemäße brauchtumspflege-schmiedeversion"

klingler

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Regelmäßig kann man hier im Forum die „Ahhh’s“ und „Ohhh’s“ zu den Messern von Redcloud aka Gerhard lesen. Aaaaber! Taugen die Messer auch was? Oder sind die nur was für die Vitrine? Zu diesem Thema herrscht im Forum beharrliches Schweigen! Fast hat man den Eindruck die Messer verschwinden sofort nach dem Erwerb in den Vitrinen. Oder wenn sie benutzt werden, dann gibt keiner seine Erfahrungen preis. Sei es im positiven Fall, um die Preise konstant zu halten oder im negativen Fall, um den Fehlkauf zu leugnen. In letzter Zeit gibt es sogar Messer von Redcloud aus „zweiter Hand“…

Um der Sache mit dem praktischen Nutzen auf den Grund zu gehen, hab ich die schwere Aufgabe auf mich genommen ;) und bei Gerhard ein Messer bestellt.

Gerhards Stil hat auch mich in den Bann gezogen und nachdem er die ersten Modelle mit Hirschhorn gefertigt hat, gab’s quasi kein Halten mehr. Also hab ich eine Skizze an Gerhard gesandt (Foto), er hat überlegt, wie er die Idee am besten umsetzen kann, dann haben wir wieder gemailt und dann ist das herausgekommen.
Nebenbei: Ich hab das Messer persönlich abgeholt und einen schönen Nachmittag mit Gerhard verbracht, seine Werkstatt besichtigt, Projekte angeschaut und gestaunt… :super:

Ich hab das Messer jetzt über 1 Jahr benutzt. Nicht täglich, aber an den Wochenenden, zum Grillen, Wandern, Schnitzen, in der Küche usw. In dieser Zeit hab ich es nicht geschliffen, weil mich interessiert hat, wie sich der C105-Stahl im Laufe der Zeit so schlägt. Die Schärfe bleibt wirklich seeehr lange erhalten. Mit echtem :staun: Erstaunen musste ich am Wochenende zur Kenntnis nehmen, dass ich mir immer noch die Haare vom Arm schaben kann. Es gab keine harten Einsätze aber zum Vergleich: Meine Folder und Küchenmesser wurden in der Zwischenzeit schon mehrmals geschärft, da ich die allzeit ratzescharf will. Der C105 läuft etwas an, keine Frage (Fotos). Am aggressivsten färben blutige Steaks oder Knoblauch. Da gibt es schon mal eine tief schwarze Farbe auf der Klinge. Die Klinge hellt sich beim Schneiden von anderen Sachen aber wieder auf. Geschmack und Geruch? Bei Zwiebeln merkt man schon, das es kein rostfreier Stahl ist, aber damit kann ich leben und finde das „Aroma“ nicht sooo intensiv. Und ja, natürlich wird die Klinge nach Gebrauch gesäubert. Das einzige was etwas stört, ist, dass der Griffansatz der halbintegralen Bauweise sich ebenfalls etwas verfärbt. Aber da es ein Stück Stahl ist, ist das halt so. Der Klingenspiegel hat ein paar kleine Kratzer bekommen (Foto), weil beim Schneiden wohl doch mal ein Knochen im Weg war. Ausbrüche in der Schneide gibt es aber nach wie vor keine und das bei der erwähnten, sehr guten Schnitthaltigkeit. Wen es interessiert: Gerhards Grundschliff ist mit einem eher groben Stein ausgeführt. Die Härtelinie ist trotz Patina noch zu erkennen. Das hatte ich ehrlich gesagt nicht erwartet/vermutet. Die Farbe ist jetzt halt eine andere…

Form und Größe des Messers haben sich bestens bewährt. Vom Späne machen für das Lagerfeuer über Leder schneiden und Brot schmieren geht mit dem Messer alles. Ich bin sicher, dass es auch einiges an Missbrauch überstehen würde, aber man muss ja nicht alles ausprobieren bzw. hebt sich so etwas für echte Notsituationen auf.

Mit dem Horngriff wirkt der Nicker hier in Tirol -und im benachbarten Bayern sowieso- völlig sozialverträglich. Wenn messertechnische Laien danach fragen und man zeigt das Messerchen, sind alle sehr erbaut und finden es zünftig…toll…traditionell...schneidig...etc. Hin und wieder kommt auch der Kommentar: „Ja das sieht man, dass das handgemacht ist.“ Oder „Das glaub ich gleich, dass das was Gutes ist!“ Nur mit der „Deutlich-jenseits-der-100-Euro-Marke“ haben viele Leute ein Problem. Aber, wie soll ich sagen? DAS Messer kauf ich mir sowieso nur einmal im Leben! Weil’s sicher ewig hält und ich nicht vorhabe es zu verlieren! Aber vielleicht beginnt der Gerhard ja irgendwann Folder zu bauen. Dann müsste ich ganz intensiv über eine klappbare Version für die Tage zwischen den Wochenenden nachdenken. Obwohl,… nachdenken…, DEN Folder müsste ich mir ja auch nur einmal im Leben kaufen!
 

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Hallo klingler,

danke für den Bericht mit den aussagekräftigen Bildern! Nach der Ankündigung war ich schon sehr gespannt drauf. Ja, so ein schönes handgemachtes ist schon was schönes. (no na ... :glgl:)

Gratulation zum Messer und zum Benutzen! :D

Grüße

Clemens
 
hallo andreas,

unglaublich-
ist das echt schon wieder (genau!) ein jahr her, seit du bei mir warst und dein messer abgeholt hast?

erstmal vielen dank für dein ausführliches review zu meiner arbeit!

das lob, was aussehen und haptik angeht, gebe ich dir gerne zurück- ich habe ja nur deinen durchdachten entwurf in 3D umgesetzt!

es freut mich, daß du so zufrieden bist mit der leistung, die stahl und messer auf die lange zeit gebracht haben.
der C 105 ist schon ein sehr guter, ja mein erklärter lieblingsstahl.
patina und geringe gechmacksveränderungen nimmt man da schon in kauf-

ein anderer meiner kunden hat seine schneidleistung und schnitthaltigkeit auch gelobt-
er hatte als jagdhelfer und `mädchen für alles` auf einer missionsstation in namibia ein halbes jahr lang das hier als persönliches messer dabei:

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=46728

nun wünsche ich dir für`s nächste jahr weiterhin soviel freude und nutzen...
schau`mer mal- vielleicht lesen wir dann hier das zweite review?:)

bis dann

gerhard
 
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