Rennofen mit natürlichem Zug

AchimW

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Da es ja in dem Thema zum Rennofenversuch von Rafail einige Leute gab, die sich für die Konstruktion interessierten, habe ich alte Fotos gewälzt und die Bilder von dem merowingerzeitlichen und dem la-Tène-zeitlichen Rennofen mit natürlichem Zug gesucht (und gefunden!).

Zuerst der Merowinger, ein relativ flacher Rennofen mit, in diesem Fall, 9 Düsen:

IMAG0002.JPG


IMAG0093.JPG


IMAG0110.JPG


Dann der wesentlich ältere La-Tène-Ofen:

IMAG0052.JPG


IMAG0112.JPG


Bei der letzten Aufnahme kann man schon an der Glühfarbe im sichtbaren Zugrohr erkennen, dass es da drin ordentlich abgeht. Ich hoffe, das hat einiges erklärt.
 
Hi Achim
Benötigte das "Ding" keine Gebläse oder der gleichen,da ich nächstes Wochenende mit einem Rennofen aus Langgobardenzeit zu tun haben werde,würde mich das natürlich ganz besonders Interessieren.

Gruß Maik
 
@Maik "Mit natürlichem Zug" deutet schon an dass man kein Gebläse braucht;)

@Achim Bei dem Merowinger Ofen ist in der Mitte eine Grube(?) zu erkennen.
Wie tief ist die ausgeführt und dient sie der Aufnahme der abfließenden Schlacke?
Bilden sich wie beim Tartara Ofen Schichten mit unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt?
Ist die Wandung nicht ein bissl sehr dünn?

Ist der La-Tène-Ofen von den Düsen her ähnlich aufgebaut?
Er sieht für mich effektiver aus, als der Merowinger oder täuscht das?

Ciao Sven
 
Hi
War mir nach Absendung meiner Frage auch bewußt geworden,ich hatte die Bilder nur Überflogen und war eben verwundert,das es auch ohne diesen Blasebalg Aufwand geht.
Wurden die Erzknollen vorher geröstet,weil ich es schon mit und ohne gesehen habe?.

Gruß Maik
 
Last edited:
@Achim Bei dem Merowinger Ofen ist in der Mitte eine Grube(?) zu erkennen.
Wie tief ist die ausgeführt und dient sie der Aufnahme der abfließenden Schlacke?
Bilden sich wie beim Tartara Ofen Schichten mit unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt?
Ist die Wandung nicht ein bissl sehr dünn?

Ist der La-Tène-Ofen von den Düsen her ähnlich aufgebaut?
Er sieht für mich effektiver aus, als der Merowinger oder täuscht das?

Ciao Sven

Die Grube dient der Schlackeaufnahme und war um die 50 cm tief.
Bei jedem Rennofen bilden sich in der Luppe Schichten mit unterschiedlichem Kohlenstoffgehalt.
Die Wandung hat gehalten, war also ausreichend dick.
Der La-Tène-Ofen war vom Innenaufbau her ähnlich, aber vom Profil anders (sieht man ja).
Der Merowinger hatte einen höheren Output bei gleicher Kohle- und Erzmenge.
 
Last edited:
Die Merowinger hatten den höheren Output? Interessant.
Dabei sieht der La-Tène-Ofen irgendwie "heißer" aus. Ein bisschen wie ein heutiger Kühlturm, der ja auch einen ordentlichen Zug entwickeln soll.

Braucht es vielleicht gar nicht soo hohe Temperaturen und viel Luft?
Ich mein 1200°C sind mit Holzkohle ja schnell erreicht.

War die Schlackegrube mit Reisig oä. gefüllt?

Ciao Sven
 
Nein, in der Schlackegrube hate man nur das Feuer entzündet, um dann langsam Holzkohle aufschütten zu können.

Übrigens lief beim Vollbetrieb so etwa alle 10 bis 15 Minuten jemand um den Rennofen und entleerte einen kompletten 15-Kilo-Sack Holzkohle. Ein zweite schickte einen 8-Kilo-Eimer Erz hinterher. Das Erz war vorher von Hand mit Hämmern gebrochen worden. Dazu hatte man seinerzeit in Paimpont eine Schulklasse engagiert....... :D
 
Genial.
Gute Bilder ...sollte man glatt mal wieder machen ...besonders die Merowingervariante gefällt.
 
Danke für die Bilder, so ein Merowingerrennofen schlägt ja schon richtig ins Geld.
Was wog die Luppe denn am Ende der Reise?
Und wieviel Zentner Holzkohle wurden benötigt?

unsel
 
Also ich finde das Thema absolut Klasse und super Interessant, die beiden Öfen sind das bisher spektakulärste was ich gesehen habe.

In diesem Sinn doch mal ne Frage in die Runde:
Ich finde es Schade das die Beiträge hierzu irgendwann in den Weiten des Forums verschwinden, wäre es nicht klasse zB. einen eigenen Bereich "historische Eisenverhüttung" zu haben???
Wenn das für viele ein Thema ist, wäre ne Anfrage an den Admin doch möglich.

Tschau Torsten
 
Thorsten du sprichst eigendlich aus, worüber ich schon länger nachdenke.

Eigendlich dachte ich einmal Pitter diesbezüglich anzumailen, wäre doch die Sache wert oder?

Wenns genug Publikum interessiert sollte man die Sparte Schmieden,
nicht weiter damit Zweck entfremden.

unsel
 
Also, was bei dem hier abgebildeten Merowinger 'rauskam, daran kann ich mich, wohl wegen des bretonischen Bodennebels (Calvados etc.), nicht mehr sicher erinnern. Schließlich war das auf der Fête du Fer und das mit der Fête nehmen die sehr ernst...... Im Ernst, ich hatte in dem Jahr ein eigenes Projekt, das mich voll in Anspruch nahm.

Mein Freund Régis Aranda hat aber den gleichen Ofen in etwas größer (ca. 1,90 m Durchmesser und 1,70 m Höhe) und 14 oder 16 Zugröhren noch mal gebaut und gefahren. Gesamte Projektzeit mit 2 Arbeitskräften: 1 Woche. Ofenlaufzeit: 43 Stunden. Holzkohleverbrauch: 1,2 Tonnen. Erzeinsatz: 750 kg. Luppen-Rohgewicht: gute 300 kg.
 
Hallo Achim Romain Thorsten und alle anderen Rennofenfans.

Auch ich bin der Meinung das eventuell eine Untergruppe hier im Forum eingefügt werden sollte.
Nun findet man einiges von der Eisenverhüttung bzw. Rennöfen hier im Schmiede Forum.
Eine eigene Abteilung zu Eisenherstellung ( wie die auch immer genannt wird) wäre hier schon von vorteil und angebracht.

Bitte Admins bzw. Pitter überlegt Euch das mal!

Etliche User würden das sehr begrüßen.

Gruß Peter Broich (pit03).

P.S. Das ist ein sehr interessanter Beitrag vom Achim!! Danke!
 
Oh, ich hab' noch Haufenweise von dem Zeug. :D

Das Eisen machen ist ja doch ein ziemliches Kinderspiel. Interessant wird es dann, wenn man zielgerichtet arbeiten möchte und bei der Weitrverarbeitung des Materials. Es gibt kaum was Schöneres für die Klingenschmiede als guten Stahl aus dem Rennofen.
 
Schöne Bilder, und danke für die Adresse Achim, :super:

Leider sind mir diese Ofen alle etwas zu überdimensioniert, mit 300 kg Eisen wüsst ich nicht wohin, und bezahlbar wäre allein schon das Ausgangsmaterial nicht ^^

Die Herstellung find ich ehrlich gesagt schwerer als das Weiterverarbeiten, da man, wenn man Pech hat, stundenlange Mühen für einen Haufen Schlackenmüll opferte. So als wenn man mit einer Augenbinde ein Messer schmiedet, und erst später sieht, was draus wurde.
 
Hallo,

ich finde den Vorschlag von Torsten, hier ein Unterforum "historische Eisengewinnung" einzurichten, sehr interessant!:super:
Das würde (zumindest im deutschsprachigem Netz) eine einmalige Wissenssammlung von Rennofenversuchen, Woodzschmelzen etc. ergeben.

Also hier die Frage: Ist das möglich und erwünscht?

Voller Hoffnung

MythBuster

Der der am Wochenende 200kg Holzkohle verjubelt.
 
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