Ein Messer will hoch hinaus ...

dirkb

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... und schwingt sich ambitioniert bis auf die Passhöhe (siehe Bild), muss aber bis zum Gipfel doch noch ordentlich nachlegen, so das Fazit gleich mal vorneweg.

Bei diesem Messer hatten mich die Fotos vom Material gereizt, deswegen habe ich zugeschlagen.

Der gute Eindruck setzte sich nach dem Auspacken fort. Schön verpackt und dazu ein Torx mit Palisandergriff für Wartung und Pflege ... nett. Das Öffnen mit den flachen Goldpins funktioniert gut, aber wie zu erwarten nur mit zwei Händen. Wenn ich lang genug fummle, schaff ich es auch mit einer Hand, tatsächlich ist dies aber ein Zweihandfolder mit den sattsam bekannten Vor- und Nachteilen (Führen erlaubt vs. praktische Nutzung).

Das Auge des Kurzsichtigen, das bekanntermaßen wie eine eingebaute Lupe funktioniert, begibt sich auf die Suche und entdeckt die ersten kleinen Schönheitsfehler: Das Filework in den sorgfältig gefärbten Platinen weist doch einige Unregelmäßigkeiten auf, die umso überraschender sind, als der Macher sich andererseits die Mühe gemacht hat, die Platinen beidseitig mit einem Sonnenschliff zu versehen.

Das Messer hat (auch zusammengeklappt) eine sehr elegante Form ohne Ecken und Kanten, ist also ein echter Handschmeichler. Daraus resultiert aber auch eine im Verhältnis zum Griff nicht allzu große Klinge.

Das Messer durfte dann mit in den Motorradurlaub, in dem auch gezeltet wurde, und sollte für alle in diesem Umfeld anfallenden Arbeiten zum Einsatz kommen. Das Messer hat den Urlaub auch gut überstanden ... ganz im Gegensatz zu meinem Moped

Beim Einsatz zeigte sich dann, dass die Klingengeometrie mit ihrem Hohlschliff sich beispielsweise mit Salami nicht recht anfreunden kann. Und die Form des Messers insgesamt macht es auch bei zeltplatztypischen Küchen- und sonstigen Arbeiten nicht zur ersten Wahl. Was sich aber als wirklicher Mangel erwiesen hat ist die Tatsache, dass die Schneide wie beim Laguiole im vorderen Drittel innen auf dem Messerrücken aufschlägt, das Messer also im wichtigsten Bereich schnell stumpf wird, wenn man es nicht sehr vorsichtig schließt. Dem Macher scheint das auch bewusst gewesen zu sein, weil er im Messerrücken im Bereich der Klingenwurzel eine Madenschraube montiert hat, um dies zu verhindern. Offenbar haben sich aber bei der Benutzung bzw. beim Einlaufen des Messers leichte Verschiebungen ergeben, weswegen dieser "Trick" nicht mehr funktioniert. Und da die Madenschraube überschliffen wurde, also keinen Schlitz für den Schraubendreher aufweist, lässt sich das auch nicht korrigieren, ohne das Messer vollständig zu demontieren. (Letzteres scheiterte heute Abend am Fehlen eines passenden Torx – für die Achsschraube braucht man zwei gleicher Größe.)

Fazit: Ein schönes Messer, dass durch etwas mehr Sorgfalt bei der Bearbeitung und etwas mehr Konzentration auf den Gebrauchswert noch deutlich gewinnen könnte. In der vorliegenden Form wird es bei mir wohl eher zum Vitrinenmesser werden, das wegen seiner hohen Sozialverträglichkeit gelegentlich mit zu Familienfesten o. Ä. darf.

Oder hat jemand Interesse?
 

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Hallo,

sag mal, um welches Messer und welchen Macher handelt es sich denn?
Oder sind mir irgendwelche Infos durchgerutscht?

Grüße,
Steffen
 
Jetzt wurde ich doch glatt gefragt, ob mir das Messer nicht gefallen würde... Da habe ich mich in meiner unnachahmlich eloquenten Art wohl mal wieder missverständlich ausgedrückt...:glgl:


... und schwingt sich ambitioniert bis auf die Passhöhe...

Der gute Eindruck setzte sich nach dem Auspacken fort...

...ist also ein echter Handschmeichler.

Fazit: Ein schönes Messer...

Dieses Lob war von mir exakt so gemeint: Ein schönes Messer mit weichem Klingengang und sicherer Arretierung, insgesamt sehr sorgfältig verarbeitet, bei dem es exakt 2 Details gibt, auf die ich hinweisen wollte (nämlich Filework = Ästhetik und Laguiole-Problematik = Funktion), damit der Macher mit seinem 3. Folder den Gipfelsturm fortsetzen kann.

Ich bin mir sicher, dass der Macher das als die konstruktive Kritik versteht, als die es gemeint ist.
 
Und auch das sollte nicht verschwiegen werden:

Die Laguiole-Problematik, also das Aufschlagen der Klinge auf dem Messerrücken, wurde vom Macher schnell und äußerst sorgfältig beseitigt, indem er den Messerrücken etwas ausgeschliffen hat, so dass die Klinge nicht mehr aufsetzen kann.:super:
 
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