CPM-T440V

coolcat

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Hallo Zusammen,
ich hätte mal eine Frage: CPM-T440V ist ja ein pulvermetallurgischer (nennt man das so?) Stahl. Aber was heisst denn das eigentlich ?? Habe nichts darüber finden können. Wie wird denn der hergestellt ? Aus Metall-Pulver ??



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Grüsse Coolcat
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So in etwa. Im Messermagazin Nr.4/2000 ist ein ausführlicher Bericht darüber.
Hier in Kürze:
Der geschmolzene Stahl wird unter Druck durch eine kleine Düse gepresst und mit einem Strahl aus Stickstoff zerstäubt. Dadurch entstehen kleine Tropfen, die noch während des Fallens zu Kugeln (ca. 0,8 mm) erstarren, weil sie sehr schnell abkühlen. Dieses Metall-Pulver wir in einem Edelstahlbehälter unter Vakuum verschweißt und anschließend unter großem Druck "kaltgepresst". Anschließend wir eine zweite, diemal heiße Pressung durchgeführt (knapp unter dem Schmelzpunkt des Stahl).
Fertig.
Warum das ganze?
Es läßt sich z.B. nur eine bestimmte Menge an Kohlenstoff im Stahl binden ( max. 2%). Setzt man in der Schmelze mehr Kohlenstoff zu, wird der "überschüssige" Kohlenstoff beim langsamen Abkühlen ausgeschieden. Durch die sehr schnelle Abkühlung der Tropfen, kann der Kohlenstoff nicht mehr aus der Legierung austreten, er bleibt also gebunden. Da die Schmelztemperatur des Stahls nicht wieder erreicht wird, bleibt das auch so.
 
Uuui, das klingt aber kompliziert und aufwendig. Deshalb ist dieses Material wohl vehältnissmässig teuer. Danke für die Aufklärung.

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Grüsse Coolcat
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Eigentlich ist das gar nicht so kompliziert, wie es den Anschein hat. Das Wesentliche ist ja schon gesagt: Wenn man Eisen schmilzt, kann man nicht beliebig viele Legierungsbestandteile hinzufügen, da diese sich beim Abkühlen der Schmelze ausscheiden würden. Der positive Effekt wäre dann futsch. Und größere Mengen Schmelze kann man nicht beliebig schnell durch und durch abkühlen, um die Legierungsbestandteile in Zwangslösung zu halten. Das kann man jedoch dann erreichen, wenn man die abzukühlende Menge sehr klein macht, kleine Tröpfchen eben. Die kühlen verd..... schnell ab, und die Legierungsbestandteile bleiben drin. Das Problem ist dann natürlich, aus den kleinen Tröpfchen wieder ein Stück Stahl zu machen, das groß genug ist. Aufschmelzen geht nicht, siehe eben, man muß also einen Weg finden, diese kleinen Teilchen, die ja sozusagen superschnell abgekühlten "Mikroschmelzen" sind, auf möglichst kaltem Wege (damit keine Ausscheidung oder Entmischung stattfindet) zusammenzufügen. Das geschieht durch Zusammenpressen unter Druck und Temperatur unterhalb der Schmelztemperatur, dem Heißistostatischen Pressen (HIP) und/oder durch Sintern nach dem Pressen, wobei durch die erhöhte Temperatur die Teilchen (die rasch erstarrte Mikroschmelzen) zusammenwachsen, andererseits ist die Temperatur so niedrig, daß keine Aufschmelzung stattfindet, und damit keine Entmischung bei der nachfolgenden Erstarrung mehr auftritt.
Uff, ich glaube, das war auch recht kompliziert. Aber ich mußte halt meinen Senf noch dazugeben.

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herbert

Tough and Hard = Steel
 
Wo wir grad bei Pulverstählen sind...
im Messermagazin (4/2000 glaub ich) stand auch was geschrieben über Pulverm. Damast (Damasteel genannt).
cwm15.gif

Weiß jemand Modelle, die aus so etwas gefertigt sind? Oder gibt es sowas ´nur´ als Custom?

Gruß Gun
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Das mit PM ist ungefähr so, wie mit Obelix.
In den Zaubertrank gefallen, daher zuviel davon getrunken und dadurch dauerhaft stärker
als die anderen.

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Hallo gun-shot,
folgende Modelle besitzen z.B. eine Klinge aus PM-Stahl:
Kershaw "Ken Onion" Ricochet 1520
Kershaw Ken Onion Random Task 1510
Spyderco Native C41PBK
Spyderco Military Modell C36GPE
Spyderco Starmate C55GPE

Zu finden z.B. bei Wolfster's Knife Shop http://www.wolfster.de
Auf "Messer und Zubehör" klicken und in dem Feld "Schlüsselwort suchen" CPM als Suchbegriff eingeben.
 
Hallo Gun

Sehr interessante Frage, ob es auch Serienmesser aus Damasteel gibt. Also mir persönlich würde grade keines einfallen. Ich hab selber drei Customs aus pulvermetallurgischem Damasteel, ist nicht nur von der Optik her zu empfehlen.

Sascha
 
Ooops, der Beitrag wurde zweimal erstellt. Mistcomputer!!! Gleich fliegste ...
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[Dieser Beitrag wurde von Vogel75 am 20.12.2000 editiert.]
 
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Vogel75:
Hallo Gun

Sehr interessante Frage, ob es auch Serienmesser aus Damasteel gibt. Also mir persönlich würde grade keines einfallen. Ich hab selber drei Customs aus pulvermetallurgischem Damasteel, ist nicht nur von der Optik her zu empfehlen.

Sascha
[/quote]

Von Koreszuando Sjold ( glaube das wird so geschrieben) gibt es ein Damamesser für 280 Tacken.Böker hat auch eine Dama-Wechselklinge
für das Speedlock.
Für ein Custom würde ich diesen Stahl aber nicht empfehlen, da es reine Industriewahre
in Großserie ist und daher nicht an ein Customknife gehört.Hier würde ich doch dann lieber handgeschmiedeten Damast nehmen, was die Wertigkeit doch um einiges erhöht.
 
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Knifeman:
Für ein Custom würde ich diesen Stahl aber nicht empfehlen, da es reine Industriewahre
in Großserie ist und daher nicht an ein Customknife gehört.Hier würde ich doch dann lieber handgeschmiedeten Damast nehmen, was die Wertigkeit doch um einiges erhöht.
[/quote]

Nun ja, dann dürfte ich mir ja auch kein ATS34-Custom anfertigen lassen, denn das ist ja auch Massenware. Und ich schätze mal, daß von ATS34 mehr produziert wird als von Damasteel.

Ich hab natürlich auch Customs aus handgeschmiedetem
cwm32.gif
 
Um nochmal auf das Originalthema CPM T440V zurückzukommen: Im neuen Visier 01/2001 schreibt ein Volker Rennhack aus Nienburg einen Leserbrief bezüglich des neuen Spyderco-Modells Chinook. Er schreibt darin

"Bei dem für dieses Messer verwendeten Stahl CPM S60V handelt es sich jedoch nicht um eine neue Stahlsorte, sondern nur um die neue Bezeichnung für CPM 440V"

Hab ich irgendwas verpasst? Ich hab auf der Spydie-Homepage nachgeschaut im Steelchart, dort steht nur der alte CPM 440V drin, kein Wort über CPM S60V. Wer weiß hier genaueres? Meiner Meinung nach wäre es doch blöd, einen Stahl umzubenennen, der schon einen mittlerweile weitverbreiteten Namen hat.
 
<BLOCKQUOTE><font size="1" face="Verdana, Arial">Zitat:</font><HR>Original erstellt von Vogel75:
Um nochmal auf das Originalthema CPM T440V zurückzukommen: Im neuen Visier 01/2001 schreibt ein Volker Rennhack aus Nienburg einen Leserbrief bezüglich des neuen Spyderco-Modells Chinook. Er schreibt darin

"Bei dem für dieses Messer verwendeten Stahl CPM S60V handelt es sich jedoch nicht um eine neue Stahlsorte, sondern nur um die neue Bezeichnung für CPM 440V"

Hab ich irgendwas verpasst? Ich hab auf der Spydie-Homepage nachgeschaut im Steelchart, dort steht nur der alte CPM 440V drin, kein Wort über CPM S60V. Wer weiß hier genaueres? Meiner Meinung nach wäre es doch blöd, einen Stahl umzubenennen, der schon einen mittlerweile weitverbreiteten Namen hat.
[/quote]
Bin auch auf den Mist hereingefallen und habe mir deswegen das Chinook bestellt, nun gut ich finde das messer auch sonst sehr ansprechend. VOGEL GEH MAL IN DEN CHAT
 
Hallo, Judge,
danke für den thread. Sehr interessant. Auch hier wird gezeigt, daß man die von mir weiter oben angeführte spezielle Sintertechnik (obwohl die das etwas anders definieren)in Zusammenhang mit einer beschleunigten Abkühlung von hochlegierten Schmelzen durch Verdüsen anwendet. Nur so kann man ja verhindern, daß Entmischung stattfindet, und in der Tat findet das "Zusammenbacken" ohne Binder durch Diffusion statt, also unterhalb der Schmelztemperatur.
Der Name CPM kommt also von "Crucible Particle Metallurgy", herkömmlich wird die Pulvermetallurgie mit PM abgekürzt, und in der engeren Definition scheint man darunter zu verstehen, daß man Elementpulver sintert. Beim CPM benutzt man halt im Tiegel bzw. der Pfanne ("Crucible")vorlegierte Partikel, die rapide abgekühlt sind, und auf grund ihrer meist hohen spezifischen Oberfläche extrem sinteraktiv sind, d.h. man benötigt hier nur relativ geringe Temperaturen zum Herstellen von Festkörpern.
Die Vorlegierung erfolgt auf jeden Fall in der Schmelze, im Tiegel/in der Pfanne ("Crucible") wie bei klassischen Stählen, man gießt sie dann nur nicht in Ingots (Vormaterial) ab, da wegen der nur langsam fortschreitenden Erstarrung Entmischungen auftreten können bei hohen Legierungsgehalten (hier hilft echt nur der Blick in die Zustandsdiagramme, wenn man das genau wissen will), sondern macht Mikroschmelzen, die rasch erstarren, gewissermaßen "Mikroingots". Hier trennen sich die Wege von klassischer Metallurgie und Pulvermetallurgie (denn letztlich ist CPM Pulvermetallurgie, auch wenn der Begriff Pulver hier etwas weiter gefáßt ist).

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herbert

Tough and Hard = Steel

[Dieser Beitrag wurde von herbert am 21.12.2000 editiert.]
 
Auch auf der Crucible-Page steht nichts über den neuen CPM S60V drin. Gibt´s wohl doch keinen neuen Stahl
cwm19.gif
 
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