Anfänger sucht Infos (Aufarbeitung alter Messer)

jore

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Hi,
ich habe gesehen, dass man sich hier als Neuling kurz vorstellt.
Also, ich bin jenseits der 50, mein Hobby ist eigentlich Reperatur und Pflege alter Röhrenradios und -verstärker der 50er und 60er Jahre. Ich bin seit ca. 2 Jahren immer mal wieder hier im Forum gewesen und nun endgültig infiziert. Ich bin begeistert von Form und Design und der Komination der interschiedlichsten Materialpaarungen, es werden hier Sachen vorgestellt die mir auserordentlich gut gefallen.
Um Ernst zu machen habe ich mir ein kleines Lansky bestellt, das demnächst geliefert wird.

Als Probanden sollen ein zunächst einige alte ausgediente Messer dienen. Da ich trotzdem wissen möchte womit ich es zu tun habe, hier die Bilder.
M1.jpg


Diese Messer sind ca 25 Jahre alt und wurden vermutlich nie geschliffen, die Klingen sind teilweise ausgebrochen und die Griffschalen defekt. Ich möchte diese Messer mit dem Lansky umschleifen und mich im "Griffe machen" versuchen. Vielleicht kann mir jemand sagen, was für ein Stahl das sein könnte, ist er eventuell zu weich für's Schleifen?

M2.jpg


Vor diesen Messern habe ich etwas Respekt. Sie sind ca. 50 Jahre alt, allerdings ungepflegt und stumpf. Ich möchte sie wenigstens schleifen und polieren. Kann ich über den Stempel "GUSSSTAHL SOLINGEN" irgend wo Informationen zu diesen Messern finden (Hersteller, Material, Prospekt- Katalogmaterial)? Vielleicht kann mir ja ein Forumsmitglied helfen.

LG
jore
 
AW: Anfänger sucht Infos

Hallo Jore,
dieMesser auf dem ersten Bild kommen mir bekannt vor, sowas habe ich auch noch zuhause, auch passende stumpfe Steakmesser (darf man hier ja gar nicht laut sagen ;)).
Zu "weich" zum schleifen nicht, aber ich würde mir das mit dem Lansky nicht antun. Bestenfalls am Ende die eigentliche Schneide nacharbeiten. Wobei es bei solchen Messern wenig Sinn macht, sie richtig scharf zu schleifen. Hält vom Stahl her nicht lange, und schon gar nicht wenn auf Porzellantellern geschnitten wird. Wahrscheinlich waren die Messer mal leicht gezackt, damit sie wenigstens einigermaßen schneiden.
Da ist vermutlich sehr viel Material abzutragen, und mit den eher feinen, kleinen Steinen dauert das ewig. Bei so billigen Klingen, bei denen man sicher nicht viel kaputt machen kann, würde ich den Vorschliff maschinell machen, Bandschleifer wenn vorhanden oder Tellerschleifer auf der Bohrmaschine. Aber NIEMALS bei hochwertigeren Messern oder Werkzeugen so schleifen!!
Du kannst vermutlich sogar feilen, der Stahl dürfte weich genug sein. Feinarbeit mit gutem Schleifpapier auf Holzklotz o.ä., immer feinere Körnungen. Am Ende mit Polierpaste (Silberblitz, Elsterglanz, Chrompolitur,...) etwas polieren. An den Alunieten sieht man schön, wie sie durch das maschinelle Spülen angefressen werden.
Dass sich das Aufarbeiten ohnehin nicht "lohnt", weißt du wohl selber.

Zum zweiten Messer kann ich nichts sagen, außer dass es ein schöne alte Form hat, und anscheinend einen Silbergriff.
Naja, es KÖNNTE sich auch um ein altes Kampfmesser mit einer Klinge >12 cm handeln, dann nicht in der Öffentlichkeit tragen :steirer:

Grüße Rainer
 
AW: Anfänger sucht Infos

Hallo Jore,

Messer in der Art wie von Dir vorgestellt habe ich auch und verwende sie täglich zum vespern. Durch Schärfen auf Wassersteinen mit verschiedenen Körnungen (1000/4000/8000 ) bekommt man diese Messer ordentlich scharf, so dass man problemlos Speck damit schneiden kann; selbst frische Croissants lassen sich ohne Gekrümmle sauber aufschneiden.
Das Messer mit der Buckelsklinge (mit dem Metallgriff) eignet sich darüberhinaus - auf Grund der Klingenform - hervorragend um Butter oder sonstige weiche Lebensmittel aufs Brot zu streichen.
Alle 3-4 Wochen werden die Messer bei mir nachgeschärft - der 4000er und 8000er Stein reicht hierzu meist aus.
Von meiner Urgrossmutter habe ich 2 Messer von "Gebr. Weyersberg - Solingen" das sind meine absoluten Lieblingsmesser für den täglichen Gebrauch; die bekommt man problemlos so scharf, dass die Unterarmhaare nur so davon fliegen.

Ich kann Dir nur empfehlen die Messer etwas aufzupolieren, ordentlich zu schärfen und einfach zu benutzen. Die meisten üblichen Besteckmesser kommen hinsichtlich Schärfe ohnehin nicht mit den alten Kohlenstoffstahlmessern mit.

Beste Grüsse

Martin
 
AW: Anfänger sucht Infos

@ Erka
Leider ist das Lansky nicht mehr vor Ostern eingetroffen. Es wird wohl so kein sein, dass man damit nicht vernünftig große Mengen abtragen kann. Desshalb habe ich mich schon mit der Idee, eine Maschine zu verwenden, angefreundet. Ich habe einen Schleifbock und einen Hand-Bandschleifer, den man auch verkehrt herum auf die Werkbank spannen kann. Mal sehn, ob ich eine einigermaßen ebene Kingenform hinbekomme.

@ MMartin
Wenn ich die Schneide wieder hinbekomme (muß ca. 2 - 3 mm abtragen) und sie dann mit dem Lansky scharf bekomme, werde ich mir wohl später auchein paar Wasserschleifsteine zulegen.

@ alle
Kann mir jemand helfen Daten zu dem zweiten abgebildeten Messer zu besorgen. Das Messer ist 20.5 cm lang, die Klingenlänge beträgt 11 cm, der Griff ist vermutlich Siber? (versilbert?). Ich recherchiere und suche auch gern selbst, bin aber zu neu auf dem Gebiet, mir fehlt einfach das know-how.
Ist der Stempel "Gussstahl Solingen" eher ein Hinweis auf die Gussstahl AG, oder mehr ein Hinweis auf das Material?

Gibt es eine Möglichkeit mit Heimwerker-Hobby-mäßigem Mitteln möglichst zerstörungsfrei die Stahlklasse der Klinge zu bestimmen?

LG
jore
 
Ich habe 2 Messer (ähnlich den Boscher von Herder) mit dem selben stempel (Gussstahl Soligen) im schrank liegen. Dia haben eine Kohlenstoffstahl Klinge und lassen sich leicht sehr scharf schleifen, typisch alte Kohlenstoffstahlmesser halt. Von daher würde ich an deiner stelle einfach mal das Messer probeschleifen, sollte es der gleiche Stahl sein, wirst du sicher eine brauchbare Schärfe erreichen können.
 
Hallo Jore,

Soweit ich informiert bin ( bin kein Stahlprofi!), lässt die Bezeichnug "Gusstahl" auf eine bestimmte, in früheren Zeiten angewandte Methode der Stahlherstellung schließen.
Und "Solingen" ist ein (heutzutage geschütztes) Markenzeichen für Schneidwaren, welche in der traditionsreichen Stadt Solingen hergestellt wurden und werden.
Wenn sich kein Firmenzeichen, Stempel o.ä. auf den Messern befindet, wird es wohl schwierig sein, den Hersteller festzustellen. In Solingen gibt es auch ein Klingenmuseum http://www.solingen.de/klingenmuseum/content/, vielleicht können die Dir weiterhelfen:super:

Gruß,

Der Schlosser
 
Gussstahl bezeichnete einen hochwertigen Kohlenstoffstahl hoher Reinheit und Härtbarkeit (C-Anteil 0,8 % oder höher), insbesondere in Abgrenzung zum Raffinierstahl mit eher niedrigen Kohlenstoffanteil und höheren Anteil von Verunreinigungen.

Das „Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien“ berichtet Folgendes in seinem sechsten Band von 1879 über die Eigenschaften der Messerstähle jener Zeit:

„Die verschiedenen Artikel der Messerschmiederei werden teils aus raffiniertem (gegerbtem) Stahl, teils aus Gussstahl verfertigt. Die erstere Stahlgattung eignet sich vorzüglich zu Schneidwaren, welche keine sehr große Härte, wohl aber eine gewisse Festigkeit oder Zähigkeit besitzen müssen. Der Gussstahl nimmt unter allen Stahlsorten die höchste und gleichförmigste Politur an und ist der stärksten Härtung fähig, weshalb derselbe zu allen feinen Messerschmiedewaren, namentlich zu Rasier- und Federmessern, zu chirurgischen Messern, zu den besten Scheren usw. verarbeitet wird; er ist aber teuer und spröde, so dass die Schneiden der daraus gefertigten Instrumente leicht schartig werden.“

Hergestellt wurde der Gussstahl im Tiegelverfahren, 1740 vom Engländer Benjamin Huntsman in Sheffield entwickelt; im Elektrohochofen erzeugter Kohlenstoffstahl (ab 1906) gleicher Qualität und Eigenschaften wurde ebenfalls als Gussstahl bezeichnet.
 
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