Ich krieg meine Esse nicht warm genug

pathfinder

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Hallo zusammen!

Ich bin neu im Forum und möchte mich kurz vorstellen:

Bin 20 Jahre alt, Augenoptiker, mache aber auch grobes gern. Würde mich als handwerklich geschickt bezeichnen. Irgendwie hats mich zum Messermachen getrieben. Und so kam ich auf aufs Forum, was mir schon viiel Arbeit und Mühe ersparen konnte! (Danke an alle)
Habe ein Bowie aus 1.2842 selbstgefeilt möchte aber jetzt ans Schmieden.

Ich habe heute angefangen, 1.2842 mit 1.2767 zu verschweissen. (3 Lagen, 1.2842 in der Mitte) Das ging sehr mühsam und ich habe nach 8 :( (!) Stunden noch immer eine Ecke, die sich nicht feuerschweissen lässt. Ich habe den Verdacht, dass ich die Sache nicht warm genug bkomme. Meine Esse habe ich selbst gebaut, ich befeuere sie mit (Grill)holzkohle. Aber auch wenn ich mit unserem starken Heißluffön zusätzlich puste, kann ich kein besseres Ergebnis erzielen. Komme etwa auf 1200 °C.
Habe schon viel gesucht aber nicht das gefunden, was mir hier weiterhilft.

Gibt es ein Brennmaterial, mit dem man noch mehr Hitze rausholt?
Bzw., was für Tips habt ihr noch für mich?

Vielen Dank schonmal... pathfinder
 
Willkommen im Forum!
Gleich mit dem Feuerschweißen anzufangen ist gewagt....
Aber was solls. Ich war anfangs genauso ;)
Um dir helfen zu können wäre es aber wichtig, dass du die Bauart deiner Esse ein wenig näher schilderst. Grillkohle ist zwar von der Reinheit des Feuers her sehr vorteilhaft, aber von der Hitze her könnten Schmiedekohle oder Koks besser sein. Ich habe selbst eine Koksesse und kann darin so ziemlich alles in ziemlich jeder größe schweißen. Du kannst dir die Bauweise im Forum Schmieden unter " ein Abend in der Schmiede" ansehen. Ansonsten kann ich dir nur empfehlen mit ein wenig einfacheren Sachen zu beginnen. Übrigens sollten 1200 Grad heiß genug sein um diese Kombination zu verschweißen. Du erwähnst aber kein Flussmittel, kann es sein das du vielleicht darauf vergessen hast? Oder hast du vielleicht durch die starke Luftzufuhr starke Verzunderung?
Viel Glück mit deinem neunen Hobby.

mfg Ulrik
 
Mit der Kombination Luft und Holzkohle kommt man theoretisch auf weit über 2000° C. Praktisch ist es damit überhaupt kein Problem, auch ziemlich große Pakete zu verschweißen. Deine Probleme liegen sicher eher in der Konstruktion der Esse, der Größe des heißen Bereiches oder der Schmiedetechnik, was allerdings mit der spärlichen Beschreibung kaum zu ermitteln ist.

Achim
 
Ich benutze Borax, die Esse ist aus Y-tong, innen mit Schamottmörtel ausgekleidet. Die Innenmaße sind ca 15x30x20cm Oben liegen Steine drauf, damit sich die Hitze noch ein bisschen in der Esse aufhalten kann. :)
Kohle gebe ich auch regelmäßig nach, aber so dass die Esse nicht abkühlt - immer ein bisschen.
 
Ach ja, die Luft kommt von unten, durch Schlitze im Zwischenboden ober einen Fön und eben zusätzlich von oben über den schon erwähnten Heißluftfön. Die Maße beziehen sich auf den tatsächlichen Brennraum der Esse.
 
Das mit der Luft von Oben gefällt mir gar nicht. Damit verzunderst du dein Paket aufs extremste und machst es fast unmöglich sinnvoll zu verschweißen. Ziel ist es eine reduzierende Atmosphäre zu erzeugen. Das heißt, die Luft, die du einblässt sollte möglichst lange durch Kohlen streichen, damit der Sauerstoff mit den Kohlen reagieren kann und Co2 und Co bildet.
Wie gesagt versuche vielleicht für den Anfang mal einfaches Schmieden und arbeite dich von einfachen Messern über Messer mit Hamon langsam zu dreilagen Messern und Damast rauf.
Wenn du trozdem gleich feuerschweißen willst. Nimm ein Rohr und baue das (perfekt blanke) Paket darin ein. Das schützt für den Anfang recht gut vor Verzunderung und hilft dir Erfahrung zu sammeln. Ich schweiße auch jetzt noch gerne in Rohren. Dann aber ohne Borax. Das hat den Vorteil, dass die Schweißung dann wirklich perfekt ist. Wenn du damit immer noch Probleme hast, DANN liegt es wirklich an der Temperatur.
Viel Glück dabei.

mfg Ulrik
 
Hallo ,

hier einige Beiträge, die helfen könnten:

Achte auf die Beiträge von U.Gerfin.

http://www.messerforum.net/showthread.php?t=32165
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=27732&highlight=Esse
http://www.messerforum.net/showthread.php?t=28869&highlight=Esse

Ulrich hat auch mal was über den richtigen Aufgbau von Kohleessen geschrieben, finde ich aber grad nicht.

Ich würde Dir für den Anfang auch eine andere Kombination raten, z.B.: 1.2842 und Ck45 oder Ck60, oder ein ähnlicher C Stahl.

Ist sehr dankbar, auch für Anfänger.

Außerdem würde ich das Paket nicht zu groß wählen, ich arbeite ausschließlich mit dem Handhammer und dem Schlägel und mache kein Paket größer als 25 x 60 x 45.

So ein Paket sollte auch von einem Anfänger in weniger als einer Stunde mit der Hand weit genug ausgeschmiedet sein, das es wieder in mehrere Teile zerteilt werden und neu gestapelt werden kann.
Mit der Zeit kommt die Übung und es geht schneller.

Noch etwas:

Mach die Kontaktflächen unbedingt blank und streu schon beim zusammenschichten Borax zwischen die Lagen, das erleichtert den Anfang sehr.

Dann geh nicht nach einer Schweißhitze schon ans ausschmieden, sondern geh durch zwei oder drei Schweißhitzen. Mit der ersten Schweißhitze verschweißt Du das Paket von der einen Seite, mit der Zweiten die andere und bei der Dritten, dann richtig reduzieren.

Normalerweise sollte man die Schweißhitzen möglichst gering halten, aber am Anfang ist es wichtig, mal eine funktionierende Schweißung zu erreichen, außerdem lässt sich das Gefüge recht gut im Nachhinein reparieren.
Such dazu mal die Beiträge von Ulrich Gerfin mit den Stichworten Wärmebehandlung, Normalisieren, Einformen, Härten, usw.

Wenn denn wirklich mal die Schweißung nicht halten will, nimm besser ein neues Paket und wirf das alte weg, es wird meist nichts richtiges mehr.
 
Langsam dämmerts...

Vielen Dank schonmal bis dahin! Ich habe gerlernt, dass Luft von oben verkehrt ist. Tatsächlich hab ich viel Zunder auf dem Paket. Wenn ich allerdings den Heißluftfön von unten pusten lasse, die Esse voll Kohle ist, komme ich trotzdem nicht auf Schweisstemperatur. Unten hab ich drei Bilder meiner Esse angehängt. Ich vermute, dass ich die Bauart radikal ändern muss: Die Esse hat unten auf ganzer Größe ein Blech mit Luftschlitzen. Unter diesem Blech ist noch ein ca 5 cm hoher Hohlraum. Dort hinein wird die Gebläseluft geleitet und kommt durch die Schlitze nach oben an die Kohle. Wäre es da vorteilhaft, nur ein Rohr mit Löchern zu verwenden, damit der Druck höher ist? Das ist jetzt meine Überlegung. Ich denke, dann habe ich mehr Luftdruck von ganz unten uund die Luft kann dann schön nach oben wandern, bis sie als CO² ans Paket kommt. Ich habe nächste Woche noch Urlaub :hehe: und kann noch einiges ausprobieren...

Aber vielen Dank für die schnellen Antworten

Hier die Bilder:
http://www.reemt.bekaan.net/esse1.jpg
http://www.reemt.bekaan.net/esse2.jpg
http://www.reemt.bekaan.net/esse3.jpg
 
Last edited:
Ich würde Dir für den Anfang auch eine andere Kombination raten, z.B.: 1.2842 und Ck45 oder Ck60, oder ein ähnlicher C Stahl.
Ist sehr dankbar, auch für Anfänger.

@ Günther: Am Anfang hatte ich vor, 1.2842 und Ck60 zu nehmen. Steht als Bespiel auch in "Messerklingen und Stahl" von Roman. Hatte bei stahlnetz.de angefragt, da sagte man mir, Ck45 sei besser wegen geringerem C-Gehalt. Optimal aber eben der 1.2767...

Ich habe auf dem Gebiet eben noch wenig Erfahrungen, die muss ich erst noch sammeln. Aber ich denke, dass ich da energisch genug bin und das wohl hinbekomme...

Also, bin immer froh über jeden Ratschlag von Profis!

Grüße, pathfinder
 
Hallo Pathfinder,

kann mir jetzt die Esse vorstellen -
mein Tip, zusätzlich zu dem "mehr Luft von unten!!!"
-ich lass da einen, jetzt elektronisch gesteuerten, Kobolt Staubsauger
für mich pusten!-
nimm die Steine von oben weg, dafür mehr Holzkohle
und halte die mal beim aufheizen leicht feucht -
geht gut mit einer 5 Li Blumenspritze :)
ich arbeite selber mit einer selbstgebauten Holzkohleesse,
nach einem amerikanischen Vorbild in einem Schäferkasten realisiert
und die verbrennt locker Stahl (hatte mich an Kettensägen versucht :rolleyes:)
meine verbrennt ca. 1 kg Holzkohle in der Stunde

könnte also auch an Deiner Technik liegen

Jokke
 
Mal eine ganz andere idee:

Meine ersten Feuerschweissversuche sind daran gescheitert, dass das Paket einfach zu dünn war! Wenn ich die 3 Lagen dann aus der Esse geholt habe... auf den kalten Amboss lege ... bis ich losgehämmert hatte, war schon der untere Bereich des Temperaturfensters erreicht!

Probier mal entweder schneller zu schmieden und auf der Kante des Ambosses und/oder mach Dein Paket dicker, damit Du mehr Wärmespeicher hast.
Außerdem ist ein gutes Ausgangspaket leichter zu verschweissen! Soll heissen... plangeschliffenes Flachmaterial was blank und ohne Dellen ist, verbindet sich natürlich besser als von hand ausgeschmiedetes Material was nur mal schnell halbwegs blankgeflext wurde.

Hoffe ich konnte vielleicht helfen.

Liebe Grüße

Xzenon
 
Noch ne Sache, die ich nicht im Plan hatte. Man lernt halt immer dazu...
Mein 3-Lagen-Paket hat die Maße 30x120x15mm. Könnte es sein, dass das wirklich auch eine große Rolle spielt?

Wenn man dann die Luft nicht verteilt, sondern konzentriert, sodass sich ein Glutnest bildet, die Kohle höher stapelt und oben Feucht hält und das Paket dicker macht...

Werd ich dann am Montag gleich umsetzen, hab leider dies Wochenende keine Zeit mehr übrig :(
Danke

pathfinder
 
Hallo

Da ich selber ausschließlich nur mit Holzkohle arbeiten mal ein paar Gedanken.
Meine Esse ist eine art Schacht(U Profiel) mit einer Breite von ca. 10cm und einer Höhe von 20cm. Länge 50cm.
Die zuluft auf dem Boden kommt von der !Seite!.
Das funktioniert bisjetzt Ideal. (stahlschmelze wenn ich will)

@Pathfinder
Ich vermute mal das die Esse etwas zu breit und das Glutbett viel zu niedrig ist. Durch die vordere kante wird das noch verstärkt.
Konstruiere das ganze etwas schmaler und tiefer und mache die Zuluft von der seite durch ein 20mm Rohr(dass reicht voll aus).
Dann hast Du um die Zuluftöffnung einen Bereich mit ausreichend hitze zum arbeiten. !Glutnest!. Dieses reich von der Größe Ideal aus. Zudem spart es , gegenüber Deiner kontruktion mit vielen Löchern von unten kohle, da nicht so viel ungenutz verbrennt.
Nassmachen der frischen aufgelegten Kohle hilft den effekt mit dem Glutnest noch zu verstärken.
Experiemntiere etwas mit der Körnung der Kohle. Ist sie zu fein, kann die Luft nicht gut zirkulieren und es wird nicht warm. Nimmst Du zu große Stücke geht viel wärme nach oben verloren.
Du kannst zu große Stücke feucht immer oben auf legen. Die zerbrechen dann irgentwann in passende Stücke. Oder du brichst sie vorher klein.
Weiter hin aber viel spaß beim schmieden. Kannst ja ein paar Bilder von Deinen Bildern zeigen wenn Du gut vorran kommst

Grüße
Thomas
 
Ich denke auch, Du solltest die Belüftung ändern. Von unten ist dabei nicht verkehrt, ist in jeder normalen Esse ja auch so. Nur nützt es nichts, wenn die Luft großflächig eingeblasen wird. Du brauchst ja ein "Glutnest" und das bekommst Du eigentlich nur, wenn Du die Luft punktuell einbringst.
Ansonsten ist das Schmieden mit Holzkohle kein Problem, man hat zwarnen hohen Verbrauch an Kohle aber sie ist sehr sauber und bringt eine gute Hitze.
Und wenn die "Schüssel" etwas höher wäre, würde das sicher nicht schaden.
 
Nun weiss ich nicht, wie Du das versucht hast zu verschweissen, aber meiner Erfahrung nach sollte die gesamte Schlacke aus der Esse entfernt werden, wenn man Feuerschweissen moechte. Wenn der Stahl zu stark verzundert, sei es durch zuviel Luft, man ihn ewig im Feuer hat und staendig Borax reinschmeisst, nach dem Motto "viel hilft viel", sammelt sich auch viel Schlacke an.
Vielleicht hilft das ja schon mal weiter.

Ansonsten: viel Spass beim Schmieden
 
Vielen, vielen Dank für all die Tips!! :super:
Ich werde mich gleich am Montag noch ranmachen und die Esse abändern, sodass ich ein Glutnest bekomme. Man lernt eben nur durch Nachfrage. Optimal ist es natürlich, einem "echten" Schmied über die Schulter zu schauen, aber in meinem Fall ist das eher schwierig, weil die Schmiede hier sehr schwach gesäht sind. Also nochmal Danke! Gern zeige ich auch Bilder, wenn denn gute dabei sind. Schönes Wochenende noch allen! :D

Gruß, pathfinder :ahaa:
 
Esse kaputt

Hallo zusammen!

Nun wollte ich ja die Esse umbauen, da hab ich gesehen, dass sie einige Risse bekommen hat. Die 8 Stunden schmieden hat sie nicht überstanden... :rolleyes: Mache das jetzt komplett nochmal - nur diesmal besser. Äatsch!
Die ersten Ergenisse mit neuer, besserer Esse kann ich vielleicht schon Mittwoch Abend präsentieren...

Grüße pathfinder
 
Hallo Pathfinder

Wenn Du neu baust, nimm dann doch direkt anderes material(falls vorhanden bzw finanzierbar).
Im Baumarkt gibt es schamottsteine für kleines Geld. Die kannst Du mit dem schamottmörtel verbinden und außen immernoch mit Ytong arbeiten. Das hat den vorteil das Du quasi keine hitzeschäden mehr bekommst.

Grüße
Thomas
 
Danke für den Tipp! Sowas in der Art hatte ich auch vor. Ich hätte nicht gedacht, dass das so instabil ist... Aber die Erfahrung muss man eben machen. Meine Esse hatte ich so ähnlich gebaut, wie sie Xzenonbenz auch mal beschrieben hatte.

Grüße

pathfinder
 
Soooo... Da bin ich wieder mit Ergebnissen. :super: Ich habe eine neue Esse gebaut. Wieder Y-tong-Mantel und diesmal Schamottsteine innen. Ewas höher, als die Alte und ein bisschen kleiner. Die Luft kommt von der Seite durch ein 2cm Rohr. Beim Test hatte ich diesmal sogar Wundder kerzeneffekt... :glgl: Wird also gut warm diesmal. Ich kann ja die Finger vom Feuerschweissen nicht lassen, der Reiz ist zu groß, heute habe ich in wesentlich kürzerer Zeit einmal gefaltet. Ganz so viel Zeit hatte ich nicht aber morgen wird den ganzen Tag geschmiedet was das Zeug hält! :haemisch: :haemisch: Vielen Dank für eure Hilfe!! So wurde doch noch was draus...
 
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