Amboss aus Osteuropa zieht nicht

Der Schlosser

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Hallo Forumiten,

die SuFu hat mir nicht wesentlich weiter geholfen, deshalb wende ich mich an euch. Neulich hatte ich die Gelegenheit, bei einem Bekannten einen, von diesem neu erstandenen, Amboss auszuprobieren. Gewicht ca. 150 - 200 kg. Made in Osteuropa (Polen, Tschechien o.ä.), irgend so ein Stahlguss.
Der Amboss steht auf einem geschweissten Gestell aus Vierkantrohr, damit er mit dem Stapler transportierbar ist. Jetzt zum Thema:
Beim Schmieden merkten mein Kumpel und ich sehr schnell, daß dieser Amboss nicht richtig zieht! Das Gestell kommt als alleinige Ursache nicht in Frage, da der Bekannte einen älteren verstählten Amboss auf einem baugleichen Gestell stehen hat. Dieser Amboss zieht wesentlich besser!
2 Fragen habe ich jetzt an euch:

1. Was kann man tun, um das Ziehen dieses Ambosses zu verbessern?
2. Was habt ihr für Erfahrungen mit osteuropäischen Ambossen gemacht?

Freue mich auf eure Posts.

Der Schlosser
 
Hallo Der Schlosser,

vermutlich ist der Amboss aus Grauguss und zieht deshalb nicht.
Diese Stücke werden in Prag hergestellt und es gibt sie in zwei Ausführungen: entweder Grauguss oder auch nicht so toller Stahlguss.

Diese Stücke werden immer wieder gekauft, da sie sehr günstig angeboten werden.
Im Internet wurde mehrmals bereits schon über die schlechte Qualität dieser Ambosse berichtet!

Was zu tun ist? Am besten schnell versuchen zu verkaufen und einen verstählten Amboss sich besorgen.


Markus Balbach
 
Bitte verzeiht einem Laien diese Frage:
Was bedeutet es, wenn ein Amboss "nicht zieht"?

Zweite Frage:
Kann ein Amboss diesbezüglich "eingearbeitet" werden?

Für Antworten wäre ich dankbar.

Viele Grüße,
Herbert
((mein hundertster Beitrag - jippijeee))
 
Moin Herbert,

ein Amboss zieht, wenn der Anteil der durch den Hammer auf den Amboss übertragenen Arbeit, der in Bewegung des Ambosses, sprich das Federn des Ambosses in sich, auf der Unterlage und/oder dem Boden, umgesetzt wird, so gering wie möglich ist.

Das heißt andersrum, je größer der Anteil der aufgewendeten Arbeit ist, der zur Umformung des Werkstückes genutzt werden kann, desto besser zieht ein Amboss.

Ein Amboss von minderer Qualität könnte also möglicherweise material- und verarbeitungsbedingt bei gleichem Gewicht und auf der gleichen Unterlage mehr Arbeit in sich "verpuffen" lassen, sprich schlechter ziehen, als einer von besserer Qualität.
Das ist allerdings nur eine Vermutung meinerseits.
 
@Markus Balbach: Amboss aus Grauguss:confused:
So was gibts tatsächlich? Kann mir nicht vorstellen, daß Grauguss die Schläge beim Schmieden aushält. Aber ich glaubs Dir gerne, du bist ja Fachmann.
Frage: Was ist jetzt der Unterschied zwischen Stahlguss aus Tschechien und Stahlguss aus Ennepetal? Denn wenn ich das richtig sehe, gibt es ja bei Refflinghaus auch nur noch Ambosse aus Stahlguss! Und warum zieht ein verstählter besser als ein gegossener? Fragen über Fragen... Mal sehn, ob es noch mehr Meinungen gibt.

@copper: ich würd es auch so sehn wie Du!

Der Schlosser
 
Guude!

@Schlosser
Ambosse aus GG gibt es wirklich :staun: und nicht nur aus der Tschechei.

Letztes Jahr gab es bei einem Billigramschheimer bei uns im Faltblatt einen "Amboss, 100kg, Rund- und Vierkanthorn, stabile Qualität" für nur 120€.
Da hab ich mir gedacht, na prima, echt billig, muß ich mir anschauen, obwohl ich ja einen guten alten verstählten 161kg Amboss habe :super: , der wohl schon mindestens 2 Generationen Schmiede überstanden hat.

Kleinen 250gr Hammer und Schlichtfeile eingepackt und hingefahren.
Den Hammer aus der lockeren Hand auf die Bahn fallen lassen, nur "Plumps" und eine kleine Delle in der Bahn. Wie gesagt, nur leicht fallen gelassen, nicht aufgeschlagen.
Dann nochmal leicht auf die Bahnkante geschlagen, auch eine Delle.
Mal angefeilt, siehe da, es war wirklich Grauguss. Auf der Holzkiste stand natürlich " Made ich China".

Stahlguss und Grauguss sind nicht gleich Stahlguss und Grauguss.
Ich kann Dir zwar keine chemische Analyse geben, aber aus meiner 25jährigen Berufserfahrung als Werkzeugmacher habe ich schon so einiges Material gesehen.
Es kommt halt auch auf die Legierung an und wie die Bestandteiletoleranzen eingehalten werden.

Gruß aus Mittelhessen,

Holgi :)
 
....So was gibts tatsächlich? Kann mir nicht vorstellen, dass Grauguss die Schläge beim Schmieden aushält. ....
Frage: Was ist jetzt der Unterschied zwischen Stahlguss aus Tschechien und Stahlguss aus Ennepetal? Denn wenn ich das richtig sehe, gibt es ja bei Refflinghaus auch nur noch Ambosse aus Stahlguss! Und warum zieht ein verstählter besser als ein gegossener? ....
Grauguss (Gusseisen) ist oft zu weich; der Hammer hinterlässt Dellen, wie ich an einem chinesischen Westfalia-Amboss gesehen habe. Andererseits ist er wenig kantenstabil, bricht also leicht aus. Daran hat man wenig Freude.

Stahlguss lässt sich - anders als Grauguss - härten, und da gibt es nach Auskunft von Jörg Refflinghaus (Tel. 02333-71237) wenig an den so hergestellten Ambossen zu kritisieren, weil eben die Bahn schön hart ist und der Körper zäh genug, dass er gut dämpft. Früher (bis etwa 1975) hat man bei Refflinghaus sogar den Amboss - in der Form auf dem Kopf stehend - auf eine Platte aus Kohlenstoffstahl gegossen. Das ergab sehr gute Ambosse, die den traditionell geschmiedeten überlegen waren, weil die Hörner nicht mehr so leicht abbrachen.

Deine letzte Frage: ein verstählter Amboss gibt die Energie des Hammerschlags zum großen Teil wieder zurück in Richtung Hammerkopf. Da sich das Werkstück zwischen der Ambossbahn und dem Hammerkopf befindet, geht die kinetische Energie in das Werkstück und verformt es.
Ein weicher Amboss würde die Energie des Hammerschlags "schlucken" und sich dabei selbst verformen.

Nach diesem Prinzip kann man auch Ambosse testen: man lässt eine große Kugellagerkugel aus einiger Höhe (ca. 30-40 cm) auf die Bahn fallen. Ein guter Amboss lässt die Kugel wieder fast genaso hoch springen. Grauguss federt im Vergleich wie ein Sandsack.

Gruß

sanjuro
 
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...

Nach diesem Prinzip kann man auch Ambosse testen: man lässt eine große Kugellagerkugel aus einiger Höhe (ca. 30-40 cm) auf die Bahn fallen. Ein guter Amboss lässt die Kugel wieder fast genaso hoch springen. Grauguss federt im Vergleich wie ein Sandsack.

Gruß

sanjuro

Eine kleine Kugel tut´s auch !

Zu diesem Zweck führe ich stets eine Kugel Durchmesser 5mm in der Geldbörse mit.

Übrigens : Meine größte Kugellagerkugel hat Durchmesser 150mm, und die würde ich nur ungern auf eine Ambossbahn fallen lassen ...

Gruß

Michael
 
@all: erst mal Danke für eure Antworten! Sehr interessantes Thema!
Ich möchte aber nochmals auf die Fragen in meinem ersten Beitrag zurückkommen:
Mir ist schon klar, daß dieser Amboss nicht(s) taucht, außer vielleicht in der nächstgelegenen Talsperre:(
Wie gesagt, er gehört nicht mir, sondern einem Bekannten. Der Lösungsvorschlag von Markus, das Ding zu verkaufen, ist sicherlich der letzte Ausweg. Mich persönlich interessiert, ob man was unternehmen kann, um den "Zug" zu verbessern. Ich dachte da schon mal an einen großen Eichenklotz als Unterbau, an Stelle des jetzigen Gestells.
Bringt das was, oder lohnt sich der Aufwand nicht?
Wer hat noch Erfahrungen mit solchen Importambossen?

Gruß an alle,

Der Schlosser
 
in ammiland heissen die dinger "ASO" anvil shaped objects

damit kann man nichts anfangen.. sry

vielleicht könnte man die bahn induktiv bzw per laser härten, aber ob dabei etwas brauchbares rauskommt. . .
 
das bekommst du oberflächlich mittels induktion oder laser hart. wird als verschleißschutz bei drehmaschinen und co gemacht. ob das auf dauer den hammerschlägen etwas entgegenhalten kann . . .

http://www.sindhuber.at/metall/M5Dreh.htm

etwas weiter unten junior 150

"Bett aus Grauguss, massive Ausführung
Bettführung induktiv gehärtet und geschliffen"
 
Ich glaub nicht, daß man das als Privatperson wirtschaftlich hinbekommt.
Nicht mal, wenn mans über die Firma abrechnen könnte.
Allein für die Transportkosten, wenn die Firma nicht gerade um die Ecke ist, was bei einem derartigen Werkstück eher unwahrscheinlich ist, wird man einen gut erhaltenen kleinen Amboss kaufen können. Von den Kosten für so eine Behandlung eines Einzelstückes mal ganz abgesehen.
Und schon um zu sehen, ob es überhaupt Sinn macht, das zu versuchen, werden die sich das gute Stück sehr wahrscheinlich vorher ansehen wollen. Dann hat man im ungünstigen Fall die Transportkosten mal eben zum Fenster raugeworfen:D.

Wär mir zu unsicher.
 
das bekommst du oberflächlich mittels induktion oder laser hart. wird als verschleißschutz bei drehmaschinen und co gemacht.


Stimmt, hätte ich wissen können:

http://www.uni-protokolle.de/nachrichten/id/37586/ said:
Gußeisen kann ebenfalls lasergehärtet werden, sofern ein perlitisches Grundgefüge vorliegt. Für Grauguß bietet sich außerdem die Variante des Laserumschmelzhärtens an. Hierbei wird eine schmale Randzone des Werkstückes aufgeschmolzen. Die rasche Erstarrung führt dann zu einem feinen ledeburitischen Gefüge mit sehr guter Verschleißbeständigkeit.

Ob ein GG-Amboss wohl die o. g. Bedingungen erfüllt?

Jetzt wäre interessant zu wissen, wie dick die Stahlschicht bei einem verstählten Amboss ist im Vergleich mit der umgeschmolzenen GG-Schicht.
 
Mein verstählter 150kg ambos hat ne 35mm Stahl platte.

Ich würde behaupten dass die aufgeschmolzene Schicht nicht wesentlich dicker als 2 mm wird. kann da jemand ganauere angaben machen?

edit: fachmann gefragt: Laser härten geht ca 1-2 mm tief Laser umschmelz härten kennt er nicht.
Meine meinung hat er allerdings bestätigt: Die schicht wäre viiieeellll zu dünn und würde höchstwarscheinlich unter der belastung eines Vorschlaghammers abplatzen oder brechen.
 
Last edited:
Danke für die rege Beteiligung! Wenn ich das nächste mal dort hin komme, werde ich mal prüfen, ob die Bahn weich oder hart ist. Es besteht ja auch noch die Möglichkeit, daß es Stahlguss ist.
Wahrscheinlich bleibt nur die Lösung : e-bucht.

Ich selber habe übrigens noch nen alten verstählten 90 kg Amboss in der Ecke stehen. Ist nur leider total verdengelt- und ich habe schon gelesen, daß ein Aufschweissen nicht ratsam ist. Ob ich es doch versuche???

Gruß an alle,

Der Schlosser
 
Schweiss ihn auf oder besser gesagt lass es machen.
Wenn man es ordentlich macht ist das ne tolle Sache.
Das es nichts bringen würde ist ne moderne Cybermär.
 
Amboss

....Ich selber habe übrigens noch (ei)nen alten, verstählten 90 kg-Amboss in der Ecke stehen. Ist nur leider total verdengelt - und ich habe schon gelesen, dass ein Aufschweißen nicht ratsam ist. Ob ich es doch versuche???....
Es gibt noch andere Verfahren. Ein Amboss mit verstählter Platte von guter Qualität kann, wenn er eingeschlagen ist, wieder durch "Aufnageln" begradigt werden. Dazu wird der Amboss warm gemacht und von der Seite "kalte" Eisen- bzw. Stahlstifte/-keile horizontal unter der Bahn eingetrieben. Danach wird die Bahn wieder plangeschmiedet und gehärtet. Infos bei Refflinghaus (Tel. in einem früheren Posting).

Gruß

sanjuro
 
Dazu ne Frage: Mein ambos (wie gesagt 150kg 35 mm stahlplatte) hat auch relativ heftige löcher, jetzt hatte ich mir gedacht ich stell den einfach mal auf die NC-Frässe, richte ihn aus und nehm mal 1-2 mm ab, dann wäre die Bahn wieder schön eben.

Warum wird das nicht gemacht, bzw. was spricht denn da dagegen?

edit:Omg ich soll das geschrieben haben?! Viele Typos verbessert.
 
Last edited:
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