Schwerter zu Pflugscharen...

Simple Blades

Premium Mitglied
Messages
551
...war bei diesem Projekt das Motto.

Da ich gerne auch alte Messer restauriere oder umarbeite kam mir ein altes Bajonett gerade recht. Vorher hatte es eine 35 cm lange Klinge, einen Metallgriff mit Holzschalen und einem breiten Handschutz mit Aufnahme für einen Gewehrlauf.
Damit ist allerdings in einem normalen Haushalt mit Garten nichts anzufangen (außer nervtötende Vertreter erschrecken :teuflisch).

Das Ergebnis meiner Überlegungen und einiger Bastelstunden seht ihr hier. (Bitte entschuldigt, die Klinge hab ich leider nicht so gut getroffen.)

P1020483.JPG


Die Klinge ist nach dem Umbau auf 12,5 Zentimeter geschrumpft und mit 500er SiC-Papier geschliffen. Man sieht nach diesem Schritt sehr gut die Bearbeitungsspuren des Herstellers an der Klinge. Die letzige Angel hat noch eine Stärke von rund 4 mm, eine Breite von etwa 1,5 cm und reicht etwa zur Hälfte in den Griff, wo sie mit 2-Komponentenkleber befestigt ist.

Der recht große Griff besteht aus Walnussholz vom eigenen Baum, kombiniert mit rotem Leder und Messing. Er ist etwa 15 cm lang und hat eine Stärke zwischen 1,5 und 2,5 cm. Damit es keine Blasen oder Schwielen an den Händen gibt ist der Griff mit einer 1500er Körnung geschliffen und zum Schutz vor Feuchtigkeit mit Schaftöl behandelt.

Mal sehen ob es sich im Garten bewährt. Falls ja, bekommt es noch eine passende Lederhose.
 
Last edited:
@ Simple -Blades
Das ist ja mal eine ganz eigene Komposition. Interessantes Gesamtbild.
Hat was!
Der Nussbaum sieht ziemlich hell aus. Hast Du Splintholz verwendet?
mfG. Hartzahn
 
Das Griffstück war ein Ast. War vor der Bearbeitung etwa 5 Zentimeter im Durchmesser mit mehreren Seitenästen.

Solche Äste nehme ich sehr gerne wegen der abwechslungsreichen Maserung und den Jahresringen der Seitenäste. Holz aus dem Stamm ist mir da einfach zu gleichmäßig.
Man muss beim Arbeiten, besonders bei gekrümmten Ästen, darauf achten, dass die Bohrung für die Angel nicht verläuft. Durch die Jahresringe und den recht harten Kern kommt man leicht aus der Spur und die Klinge sitzt hinterher schief. Bei diesem Messer war es der zweite Versuch. Zum Glück kostet mich das Holz nichts.

Ist übrigens durch den langen Griff gut ausbalanciert. Der Schwerpunkt liegt direkt am Handschutz. Da lässt es sich trotz der recht hohen Klingenstärke gut führen.
 
Hallo Simple Blades,
das war wohl mal ein spanisches Machetenbajonett -ich habe auch so ein Teil bei mir rumfliegen! Habe auch schon des öfteren darüber nachgedacht es umzuarbeiten.

Sieht gut aus, gefällt mir auf jeden Fall besser als das Original!
Ich mag große Griffe.
Das einzige, was mich ein wenig stört ist, dass der Griff höher ist als der Klingenrücken. Ist bestimmt bedingt durch die Geometrie des Bajonettes mit dieser Einbuchtung zum durchhacken von Ästen oder?

Wie gesagt sauber gemacht, und danke für die Anregung, evtl. probier ich mich wenn ich ma wieder Zeit finde auch an meinem aus!

Gruß Christian
 
Hi Christian.

Dass der Griffrücken höher liegt als die Klinge liegt nicht an der ursprünglichen Geometrie der Originalklinge. Die Überänge zwischen Klinge und Griff kann man nach Belieben gestalten. Dass hier ein Absatz zwischen Griff und Klinge ist, hat zwei ganz banale praktische Gründe.

1. Würde ich den Klingenrücken bündig mit dem Griffrücken machen, würde der Griff bei gleichbleibenden Dimensionen in Relation zur Klingenlängsachse nach unten versetzt und damit durch den relativ weit überstehenden Handschutz Schnitte in Bodennähe erschwert.

2. Es ist ausreichend Material für "Kosmetik" vorhanden. D.h. ich kann den Griff später erneut abschleifen, wenn durch den Gebrauch Kratzer, Kerben und sonstige Macken entstanden sind und beim Gebrauch unangenehm stören. Es ist leider ein naturgegebener Nachteil, dass Kratzer in weicheren Hölzern in Kombination mit Feuchtigkeit zum Ausfransen und damit zur Spreißelbildung neigen. Und die will man ja niemandem zumuten.

Wie man ein Messer letztlich gestaltet hängt immer vom vorgesehenen Zweck ab. Vitrinenmesser mal ausser Acht gelassen. Je nachdem wofür es eingesetzt wird muss es anders geformt sein. Für mich spielen Ergonomie und Zweckdienlichkeit die Hauptrolle. Erst dann kommt die Optik.

Dieses kleine Messerchen ist auch ein solches Zweckmodell. Nicht unbedingt als Best of Show geeignet, aber im täglichen Gebrauch super. Hier war das Hauptkriterium für die Gestaltung das Schneiden auf Frühstücksbrettchen ohne die Knöchel unnötig zu strapazieren.
P1020205.JPG
 
Servus,
klingt logisch, da habe ich wohl etwas vorschnell von mir auf andere geschlossen:D ,
ich habe da nämlich zur Zeit eine kleine Klinge bei der die Angel schon zu dünn ist um sie umzuarbeiten und ich bekomme somit keinen bündig abschliessenden Griff mehr hin:mad:

Prinzipiell würde ich mich dir da durchaus anschließen, Form folgt Funktion!!!

Vielleicht noch ein paar Detailfragen wenns erlaubt ist (will ja meines evtl. auch umbauen) :

Die Hohlkehle verschwindet doch im Griff ?
Hast du die Löcher geschlossen, und wenn ja wie ?
Steckangel oder Flacherlkonstruktion ?

mfg ch.
 
Die Klinge und die Angel sind beides Teile der ehemaligen Originalklinge. Zu deinen Fragen.

1. Ja. Die Hohlkehle geht bis in den Griff hinein. Ich hab die Klinge so weit gekürzt, dass die Hohlkehle bis ans Ende der Angel reicht.

2. Die Öffnung in der Zwinge habe ich mit Schlüsselfeilen so gut es ging an die Konturen der Klinge angepasst und die noch offenen Ritzen mit Zweikomponentenkleber von der Griffseite her versiegelt. Die Klinge ist nicht rostfrei und die Fugen zwischen Zwinge und Klinge neigen dazu, Feuchtigkeit anzuziehen und die kriegt man da praktisch nicht mehr heraus. Wenn man das nicht abdichtet, rostet einem die Klinge an der Stelle über die Jahre hinweg durch und bricht.

3. Im Prinzip beides. Richtig hieße diese Konstruktion verstecker Flacherl (engl.: hidden tang). Die Angel ist auf der ganzen Länge ungefähr 1,5 bis 2 Zentimeter breit und 4 Millimeter stark. Durch die Breite und den Kleber kann sich die Klinge im Griff nicht verdrehen und eine zusätzliche Sicherung durch einen Stift oder eine Verschraubung ist eigentlich nur bei einem Haumesser notwendig.
Eine Steckangel ist dagegen nur auf den ersten 1,5 bis 3 Zentimetern breit und verjüngt sich dann recht schnell zu einer mehr oder weniger runden Angel mit 2 - 3 Millimetern Durchmesser, die am Knauf verschraubt oder vernietet wird. Solche Steckangelmesser sind tendenziell empfindlicher und werden eher bei kleinen Messern oder Dolchen verwendet.

Ich hoffe diese Antworten helfen dir weiter. Viel Glück mit deinem Umbau.
 
Servus.

Hab das Messer jetzt einige Monate im Praxistest gehabt und kann sagen, dass es sich sehr gut geschlagen hat. Robust, ziemlich pflegeleicht und auch mit Handschuhen gut zu gebrauchen.:super:
Muss zwar wegen dem relativ weichen Stahl etwas häufiger nachgeschärft werden, aber dafür hat es mich auch nur ein paar Cent für Material und ein oder zwei Stunden Arbeit gekostet.:)
Falls also jemand ein Bajonett oder etwas ähnliches zuhause herumliegen haben sollte, ist ein Umbau zu einem Arbeitsmesser für Feld und Garten eine gute Möglichkeit kreatives Recycling zu betreiben. Als Messer für's Grobe sind diese alten Klopper nicht zu verachten.

P.S.: Ganz nebenbei kommt so auch die globale Abrüstung einen kleinen Schritt voran.:irre::steirer:

In diesem Sinne: Peace!:)
 
Back