Uli, sorry, wenn ich hier Dein Forum usurpiere, aber da ich das Ganze ja schon seit etlichen Jahren nicht nur praktisch sondern auch unter Zuhilfenahme wissenschaftlicher Kontakte und Untersuchungen betreibe, kann ich zu manchen der Fragen sicher ein paar hilfreiche Hinweise geben.
1.
"Komisch, diese Wootzkuchen haben alle nur ein Gewicht bis max. 1,5kg!"
Die größten alten Wootzkuchen, die man nach Tiegelfunden ermittelt/errechnet hat, lagen in Zentralasien bei etwa 2,5 kg, in Südindien bei ca. 4 kg oder ein wenig mehr. (siehe u.a. Ph.D. von Dr. Ann Feuerbach)
Der größte Kuchen, den ich gemacht habe, wog runde 9 Kilo. Allerdings braucht man dazu einen sehr großen Tiegel, einen monströsen Ofen und sehr viel Energie. 1 bis gut 2 Kilo ist das, was sich in einem mit Kohle oder Gas betriebenen Ofen gut "zu Hause" oder in der Schmiede machen lässt. Ich habe einen mit Propanbrenner bestückten Ofen, der transportabel ist und Schmelzen bis maximal 2,5 kg erlaubt.
2.
"Was ist der Unterschied zwischen dem Wootzkuchen aus Indien, die ein bekannter Geschäftsmann in seinem Shop für Messerfreunde verkauft und der von Dir so schön präsentierte Wootzkuchen?"
Hierzu kann ich dem Uli für die Antwort einen Hinweis geben. Wir haben mehrere der Wootzkuchen von Dhan Olbrich (um den geht es wohl, wie ich annehme) per Funkenspektrometrie untersucht. Die Zusammensetzung zeigte einen Stahl (manche würden sagen ein Gusseisen) mit 1,8 bis 2,2 % C und Spuren von Vanadium.
3.
"Ist alles von diesem Wootzkuchen für Messer zu gebrauchen, oder gibt es da auch noch einen Ausschuss, so wie bei dem Renofen?"
Zuerst einmal gibt es beim Glühen und Schmieden des Kuchens natürlich einen gewissen "Verschleiss" an Material durch Verzunderung. Außerdem ist die Oberfläche oft nicht eben und nicht sauber und muss etwas versäubert werden. Inwieweit letzteres erforderlich ist hängt oft von der Tiegelqualität ab.
Zweitens gibt es bei solch rudimentären Methoden auch immer einen gewissen Ausschuss. Manchmal entstehen Gasblasen oder Risse durch zu schnelles Abkühlen, aber mit dem Rennofen lässt sich das nicht vergleichen. Fehlerhafte Kuchen lassen sich in aller Regel ohne Probleme sofort wieder einschmelzen und enthalten natürlich anders als eine Rennofenluppe keine Schlacken oder Holzkohle.
"Wie lange dauert der Vorgang bis zu einem fertigen Wootzkuchen?"
Nur das Schmelzen und Abkühlen? Wenn ja, dann je nach Ofen und Kuchengröße bei modernem Material zwischen 2 und 4 Stunden. Bei alten Holzkohleöfen wie sie um das 10. Jh. in Zentralasien verwendet wurden und die mit mehreren Tiegeln beschickt werden kann das auch mal 36 Stunden dauern.
"Wer war der erste WOOTZSPEZIALIST in Deutschland und gibt es Unterschiede in der Herstellung von Wootz zwischen den Schmieden?"
Das ist kaum zu beantworten, denn erstens müsste man dazu den Begriff "Wootzspezialist" definieren und zweitens, wer weiß schon wann wer wo woran gearbeitet hat in den letzten paar 100 Jahren. Was mich angeht, so habe ich Ende der 1990er Jahre mit den Experimenten begonnen und meine ersten brauchbaren Wootzklingen in 2000 gemacht.
Ich hoffe, ich konnte etwas weiterhelfen. Die anderen Fragen muss schon Uli beantworten, da sie seine Arbeit und das Material betreffen, dass er hergestellt hat.