Review C 111 Captain

porcupine

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Ich hatte meine erste Berührung mit diesem Messer-Ding, als ich es im Katalog von Magnum erblickte. Da hab ich schnell weitergeblättert!
So was Hässliches!
Irgendwann dann ergab es sich, daß ich es im Laden in die Hände nehmen konnte. Wenigstens wollte ich meinen optischen Eindruck bestätigt haben, daß das ein grausliches Teil von einem mißgestalteten Messer ist.
Pustekuchen, wie man so schön sagt.
Meine Hände sagten: Wow, fühlt sich erstklassig an. Tatsache, der Griff ist genial gestaltet, habe selten einen besseren in der Hand gehabt.
Deswegen hab ich natürlich noch lange nicht gekauft, sondern erstmal im Spyderco-Forum bei bladeforums herumgeschnüffelt und bin auf jede Menge Kommentare gestoßen, von abfällig bis begeistert. Auch ein Statement des Designers Jason Breeden war dabei, wo er den tieferen Sinn dieses Messers erläuterte.
Meine Stimmung wandelte sich von "grauslich" zu "interessant".
Wieder in den Laden, befummeln, begutachten, ja, doch, man könnte damit...und Messer mit allzwecktauglichen langweiligen Drop-Point-Klingen hab ich eh zuhauf.
Habs also erworben.

Hier mal ein paar Daten:
Gesamtlänge 18 cm, Klinge 8 cm, VG-10, 3 mm stark.
Griffdicke 12 mm ohne Clip.
Gewicht laut meiner elektron. Küchenwaage 123 Gramm (fühlt sich leicht an).
Verschluß: Linerlock.
Griffmaterialien Stahlliner und G-10.
Clip in 4 Positionen zu befestigen.
Teflonwasher. Sanduhrförmig gedrehte Spacer. Fangriemenöse.
Alles komplett verschraubt. Auch der Clip hat endlich Torx-Schrauben.
Der Recurve-Teil der Klinge hat Hohlschliff, der bauchige Vorderteil ist leicht ballig geschliffen.
Alles sauber verarbeitet.

Was auffällt: Der Griff schmiegt sich wunderbar in die Hand. Das G-10 ist schön gerundet, was den angenehmen Eindruck verstärkt.

Die Klinge ist ein Spezialgerät, an sich nichts mit Allzweckfunktion. Ein bißchen gilt hier das Prinzip: Entdecke die Möglichkeiten.
Laut Designer ist der konkave Teil zum Kappen und Durchtrennen, der konvexe zum schaben, schneiden, graben, hebeln, meißeln und was einem sonst noch einfällt.
Der Rückenanschliff soll lediglich der Gewichtsersparnis dienen.
Eine Spitze im herkömmlichen Sinn gibt es nicht, dafür hat man aber zwei in stumpfem Winkel.

Mein Eindruck: Soo untauglich für Alltagsarbeit ist es gar nicht. Alles, was durchtrennt werden muß, geht mit der konkaven Klinge hervorragend, sogar Blisterpackungen kann man sehr kontrolliert durchschneiden, durch Pappe flutscht es wie durch Butter. Und anders als bei Hawkbill-Klingen (Harpy, Civilian) muß man sich nicht dauernd vor der extremen Spitze in Acht nehmen.
Mit dem Vorderteil kann man schaben, Eis hacken und kratzen, oder auch Reißzwecken aus der Wand hebeln. Je nach Hauptverwendungszweck könnte auch der Vorderteil stumpf bleiben und das Messer als Rettungsgerät dienen.
Mit dem stumpfen Rückenanschliff kann man - bei geschlossener Klinge - etwas aufbiegen oder aufhebeln.
Ich bin auch noch dabei, mir neue Tätigkeiten dafür auszudenken.
Wassersportarten, bei denen viel mit Reepschnüren hantiert wird, wären noch ein gutes Betätigungsfeld.

Der Linerlock ist sehr stramm. Das hat den Vorteil, daß die Klinge beim Arbeiten sicher verriegelt, auch wenn man fest zupackt oder das Messer verdreht. Dafür gibt der Daumen nach mehrmaligem Schließen deutlich Rückmeldung, weil er nur auf die Zacken der Riffelung greifen kann.
Der Klingengang ist samtweich, so kenn ich das bisher nur von meinen Sebenzas. Wow!
Der Clip ist ebenfalls recht stramm. Gut, dann sitzt das Messer unverlierbar in der Tasche, bei Ziehen muß man allerdings fest zupacken.

Bei allen Lobeshymnen: Das Messer bleibt häßlich. Ein Kauftipp im klassischen Sinn ist es nicht. Aber absolut praktisch. Ein Schweizermesser als Allzweck-Ergänzung hab ich sowieso immer dabei :)
arno
spy_captain_3_.JPG
 
Hallo,

sehr schöne Beschreibung zum Captain.:super:

Den ersten Eindruck vom Papier hast Du schön beschrieben. Mir erging es ähnlich. Erst musste ich nicht ob ich es schön oder hässlich finden soll.
Habe mich dann für schön entschieden.:rolleyes:

Nun, nach Deinem Bericht habe ich das Modell doch an Nr. 3 der Einkaufsliste gesetzt.:)


Ich hatte das Messer zwar noch nicht in der Hand, aber ich finde es könnte etwas grösser sein.



Gruss
Tom
 
Schöner Bericht. :super:

hmm ich glaub beim Design scheiden sich die Geister. Im allgemeinen find ich die Spydercos mit Ausnahme des Native III und dem Captain alle pottenhässlich.

Klar ist das Captain ungewöhnlich und bestimmt kein Designwunderwerk, aber irgendwie find ich hat es was.

Wenn es nicht so teuer wäre würd ich es mir zulegen denk ich (wird wahrscheinlich trotzdem wieder passieren :argw: ), aber fürn Spyderco (bin nunmal absolut kein Fan im allgemeinen von den Messern, liegt wohl ausschliesslich am Design der Dinger) 160 oder 170 Euro auszugeben tut mir schon weh.

Aber das Captain... hmmmm
 
Das Messer sehe ich heute zum ersten Mal und hoppla, gefällt mir gleich. Wäre es nicht gerade wieder ein Linerlock würde sogar ich schwach werden als jemand, der dem das Messeransammeln nahezu entsagt hat und Hohlschliffe meidet wie der Teufel das Weihwasser :p

Respekt Spyderco :staun: :super:
 
Ja, ein wenig größer, das wurde bei bladeforums auch mehrfach gewünscht. So kompakt und bullig wie es ist, kriegt man 4 Finger nur unter, wenn man die vordere Fingermulde mitbenutzt. Aber dadurch ist es auch gut zum dabeihaben; mir reicht es so.
Ebenfalls wurde der Wunsch nach Wellenschliff in dem konkaven Bereich öfters geäußert. Das witzige ist: Jason Breeden schreibt, er hätte es ursprünglich nur mit Welle designt; spyderco bietet es nur glatt an. Vielleicht kommt noch eine Spyder-edge-Version nach.
Ich habe es im Übrigen lieber glatt. Wenn nötig, kann man ja etwas rauer anschleifen, dann hat man Micro-Serrations, die schneiden auch alles durch, was zäh ist.
Ich sollte vielleicht noch erwähnen, daß der Liner bei meinem Exemplar exakt bündig vorn auf der Rampe steht, und daß die Rampe hohl geschliffen ist. Dadurch kann der Liner im Laufe der Zeit kaum viel weiter durchrutschen.
Wenn ich was an dem Messer verbessern könnte, würde ich statt des Rückenschliffs eine geriffelte Auflage für den Zeigefinger bevorzugen, so wie beim Ocelot. Und einen Backlock, wenn schon, denn schon...
 
Ich finde, es ist ein interessantes Konzept. Absolut nicht mein Ding, aber Geschmack ist halt verschieden.

Vielleicht sollten wir mal ein Passaround anleiern?

sliv3r said:
Wenn es nicht so teuer wäre [...] aber fürn Spyderco[...] 160 oder 170 Euro auszugeben tut mir schon weh.

Was den Preis angeht (ist immerhin eine Custom Collaboration) - das Messer spielt halt in der Liga der Axislock Benchmades (und am Rande - die werden auch teurer werden, da ja Händler, die unter Benchmade's MRSP anbieten, keine mehr geliefert bekommen - siehe NGK). Bei Newgraham geht es zB für ~$125 über den Tresen, das ist doch ok? Wenn die Verarbeitung stimmt.. Spyderco muss ja nicht immer nur billig heissen ;)

Gruss, Keno
 
Also ich hab das Captain auch und kann Arno in fast allen Punkten zustimmen. Ich finde die Grösse ideal, es ist sehr sauber Verarbeitet und ist halt einfach mal was "anderes";) . Sicher vom Praxisnutzen her gibts bessere aber ich habs hin und wieder trotzdem gerne dabei. Ich würds wieder kaufen, aber ich bin auch Spydercofreak und hab auch das Yojimbo, an dem scheiden sich ja auch die Geister.

Gruss Patrick
 
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