Feuerschweißen mit Quarzsand

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Moin Moin,

ich habe gestern mit einem 90. jährigen Schmied aus meiner Stadt gesprochen, und Er erzählte mir dass aus Kosten.- und Beschaffungsgründen früher mit sehr feinen Quarzsand das Eisen feuerverschweißt wurde. Borax hat Er nie benutzt. Habt ihr davon schon mal gehört oder ist Euch dieser Prozess bekannt?

Gruß Uwe
 
Ja nur Quartzsand hat einen höheren Fliespunkt so das höherlegierte Stähle mit ihren niedrigeren Schmelzpunkt nicht gut genug vom Sauerstoff geschützt ist! Es wurde auch Flusssand oder Schweisssand verwendet. Beim schweißen von St37 geht das durchaus.


Peter Polnau
 
Ich hab, bevor ich das Forum entdeckt hab, nur mit Quarzsand geschweißt.
Ging eigentlich auch problemlos, bis auf die höhere Temperatur, die den Stahl ein wenig in Mitleidenschaft zieht.
Vom Prinzip her ists nicht anders, nur kommt der Sand eben erst bei Gelbglut drauf, da er ansonsten nicht anhaftet.
 
Mein Großvater hat den Kehricht aus der Werkstatt verwendet, also etwas von dem sandigen Lehmboden und Hammerschlag.
 
Hallo Ihr

Auch ziemlich gut (besser, als Quarzsand) funktioniert pulverisierter Sandstein. Das ist zwar auch hauptsächlich Quarz, aber es sind auch Bestandteile dabei, die einen niedrigeren Schmelzpunkt haben und die Schutzwirkung ist somit besser. Das Zeug ist außerdem Billig bis kostenlos und sehr ergiebig.

Bei Kehricht aus der Werkstatt mit Schmiedezunder sollte man bedenken, dass dieser grundsätzlich eine stark entkohlende Wirkung besitzt. Möchte man keine bewusste Entkohlung provozieren, rate ich deshalb beim Klingenschmieden grundlegend eher davon ab.
 
Das mit der entkohlenden Wirkung wuste ich nicht, aber es ging auch hauptsächlich um Wagenbeschläge und Landwirtschaftliche Geräte.

Wie ist das eigentlich mit der benutzung von Borsäure anstelle von Borax?
Hat eine nidrigere Schmelztemperatur; war mal bei so einer Fehrnsereportage mit jap. Schmieden die das benutzen, zum verschweißen bei 800°C, wenn es denn kein Übersetzungsfehler war.
 
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Hallo Geonohl

Ich glaube, Borsäure ist relativ Giftig.
Ammoniumchlorid ist wesentlich harmloser und wirkt genauso.
Womit wir auch schon wieder bei den ganz modernen Varianten für Leistungsfetischisten wären...:D

Ich habe wirklich schon viel ausprobiert (Flaschenglas, Quarzsand, Sandstein, Borax mit und ohne Zusätze, Lehmputzmörtel, Lehm und Stroh, Borax und Lehm usw. usw.). Ja, ich experimentiere gerne!

Es funktioniert alles. Wenn man mal begriffen hat, worauf es ankommt.

Am einfachsten finde ich aber in der Tat die üblichen Sachen: Wasserfreies Borax, je nach Material mit etwas Ammoniumchloridzusatz...

Die generell nötige Erfahrung kann aber das beste oder exotischste Schweißpulver nicht ersetzen :ahaa:
 
Hallo,

in den beiden Büchern von Heinz Denig (Alte Schmiedekunst, Damastzenerstahl Band 1&2), der glaube ich allen bekannt ist, wird fast ausschließlich von Quarzsand gesprochen bzw. geschrieben ;)

Also funktioniert das auf jeden Fall. Aber wie Jochen schon erwähnt hat, muss stärker auf die Anwendungstemperatur geachtet werden.

Gruß


Markus
 
Ich kann Arno nur beipflichten- es funktioniert alles, wenn man es kann. Grundsätzlich kommt es darauf an, 1. den Sauerstoff am Zutritt zum Werkstoff zu hindern und 2.-wenn sich doch Oxyde gebildet haben, diese in einen flüssigen Zustand zu überführen, damit sie beim Zusammenquetschen aus der Fuge abfließen können.
Baustahl, der auf Grund seines niedrigen C-Gehalts viel Hitze verträgt, kann ohne Flußmittel geschweißt werden, bei einem guten Feuer, also einem solchen, bei dem mit wenig Luft eine hohe Temperatur erzeugt werden kann, geht das sogar mit Stählen bis ca 0,6 % C. Je hitzeempfindlicher ein Stahl ist, desto wirksamere Flußmittel müssen angewandt werden. Auch dazu hat Arno das Nötige gesagt.
Geonohl hat nun Borsäure angesprochen. Sie ist als klassisches Hartlötmittel der Goldschmiede bekannt. Ihre Eignung zum Feuerschweißen bezweifle ich, weil die Wirktemperatur zu niedrig liegt, lasse mich aber gern eines Besseren belehren. Auf die Angaben in dem Fernsehbericht- es ging um einen japanischen Sägenschmied- würde ich mich nicht verlassen. Dieser Bericht war ein klassisches Beispiel journalistischen Desinfotainments. Ich kann mich erinnern, daß die Sprecherin davon faselte, der Schmied bearbeite ein 3 mm dickes Sägeblatt, obwohl zu erkennen war, daß es bereits fast papierdünn war. Nach den Angaben in diesem Bericht wurden die Sägen auch durch langes Weichglühen elastisch und durch den Einfluß der Borsäure verschmolzen Griff und Sägeblatt bei 800 Grad C miteinander. Bei solchen Berichten muß man den Ton abstellen und nur die Bilder genau betrachten. Mit Ton sind sie allerdings sehr geeignet, den Gallenfluß anzuregen.
MfG U. Gerfin
 
Yo, und wenn das Borax mit dem Eisenoxyd reagiert dann entsteht neben Eisen.... Monoborsäure. Sooo giftig kann es also nicht sein, Arno, denn schließlich haben wir alle davon schon reichlich abbekommen! :D

Ich denke, dass der wichtigste Punkt in Ulrichs Gerfins Ausführungen Punkt 1 ist. Wenn der erfüllt ist, also kein Sauerstoff zutreten kann, dann braucht man weiter nichts. Unser großes Damastpaket wurde beispielsweise ohne Flussmittel in einem evakuierten Kasten erhitzt und geschweißt. Die Schweißungen waren, verglichen mit normalen Flussmittelschweißungen, perfekt. Und meine Mosaike aus sehr vielen Einzelteilen schweiß' ich mit Wachs. Da ist dann auch nix mit Sauerstoff oder Dreck im Barren. Glas kommt bei mir um's Bier und um den Wein, Sand an den Strand, aber nicht um den Damast. Naja, ok, bei manchen Wootz-Schmelzen kommt's oben drauf. :D

Achim
 
Hallo Achim

Ach drum ist mir immer so schlecht... :D

Spass beiseite: Du hast natürlich recht. Hätte mir als Ex - Hobbychemiker eigentlich auch auffallen müssen :super:

Wachs??? Und ich dachte, ich hätte schon alles probiert (aus reinem Spieltrieb). Bitte "Mehr Input" :confused:
 
Das mit dem Wachs hab ich auch noch nie gehört, verbrennt das Zeug denn nicht vollständig ?
 
Ach Leute, das KANN doch nicht sein..... das ist doch ein URalter Hut.

Na klar verbrennt das Wachs vollkommen, soll es ja auch.
Und was passiert wenn es verbrennt?
Na logisch, Sauerstoff kann nicht an die sauberen Oberflächen gelangen.
Was entsteht unter Anderem bei der Verbrennung von langen Kohlenwasserstoffen?
Ruß. Also reiner Kohlenstoff.
Der legt sich auf die Oberfläche und verhindert weiterhin den Sauerstoffzutritt.
Kohlenstoff schmilzt nicht und wird erst bei über 3500° C gasförmig, also bleibt er, falls kein weiterer Sauerstoff hinzutritt da, wo er ist.
Und wenn er dann mit eingeschmiedet wird, dann diffundiert er in den Stahl hinein und verschwindet.
So entstehen perfekte Schweißverbindungen ohne Dreck.

Das funktioniert allerdings nur, wenn das Paket halbwegs ordentlich eingepackt wird. Bei meinen Versuchen mit Mosaiken in einem an einer Seite offenen Rohr ging das immer einwandfrei.

Und ihr müsst auch immer noch mehr Dreck in die Schweißverbindungen werfen! Glas! Sand! Bah! :D :D :D
 
Hallo Achim.

Das klingt einleuchtend. Ich habe nun etwas nachgelesen und im Netz Recherschirt und finde die Sache eigendlich einleuchtend!
Werde die ersten Wachsversuche mal am Wochenende Testen.

Gruß vom pit03.
 
Hallo zusammen,

der Post ist zwar schon älter, vielleicht kann ich aber noch etwas beitragen. Borax ist als Gefahrstoff eingestuft, der die Fruchtbarkeit beeinträchtigt und als fruchtschädigend gilt. Da es auch aus Schlacken ausgelaugt werden kann gelangt es über den Abfall in unsere schöne Umwelt. Das sollte man halt wissen.
Warum benötigt man Schweißsand oder Borax als Flußmittel? Nun, das steckt schon im Namen. Die Oxidschicht auf dem Metall verhindert einen guten Kontakt beim Schweißen. Das Flussmittel besteht aus Metalloxiden. Diese Metalloxide schmelzen entweder auf, können aber auch erste einmal noch fest sein. Der elementare Effekt besteht darin, dass der Schmelzpunkt von zwei Substanzen, die man mischt, niedriger ist als der Schmelzpunkt der Einzelkomponenten. Quarz schmilzt bei ca 1700°C, Eisen (II) Oxyd bei 1377°C, in der Mischung aber nur noch bei 1200°C oder drunter, da meistens noch andere Stoffe im Quarz enthalten sind. Die Oxydschicht löst sich im dann flüssigen Flußmittel, bzw beide schmelzen durch den Kontakt auf. Das Flussmittel schafft es also, die Oxydschicht bei den üblichen Schmiedetemperaturen zu verflüssigen.
Je nachdem welche Substanzen man einsetzt, bekommt man eine dünnflüssige und gut oder schlechter benetzende Schlacke. Borax geht noch weiter runter als Quarz, auf ca 800°C.
Die Erdalkalimetalle (Kali, Natrium) senken den Schmelzpunkt immer ziemlich heftig, aber nur als Beimengung.
Ich werde mal die Tage Quarzsand mit einem fünftel Soda testen, das sollte im Schmelzpunkt an Borax heran reichen :)-

Gruß
WW
 
Hi, ich weiß es ist schon ne Weile her, aber wie war das Ergebnis mit einem 5tel Soda und Quarzsand?.
Eine Frage noch was für Soda?
 
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