Bericht: Schmiedekurs
Letzte Woche habe ich einen fünftägigen Schmiedekurs bei Uli Hennicke absolviert. Der Kurs fand in Ulis neuer Werkstatt in Hohenmoor bei Asendorf statt. Für mich war es der Einstieg in die Kunst des Schmiedens und Messermachens und eine sehr aufregende Woche. Deshalb möchte ich hier davon berichten.
Ich war der einzige Teilnehmer im Kurs, was für mich den Vorteil mit sich brachte, dass Uli sehr intensiv mit mir arbeiten konnte. Trotzdem bin ich immer noch erstaunt, wie viel Zeit und Energie er für mich hatte und wie sehr er auf meine Wünsche und Fragen eingegangen ist. Wir waren morgens um 9 Uhr in der Werkstatt (einmal sogar schon vor 8 Uhr) und haben erst spätabends gegen 22 bzw. 23 Uhr aufgehört. Wie man sich sehr gut vorstellen kann, habe ich immer tief geschlafen.
Montagmorgen begannen wir mit dem Schmieden. Aus einer Feile, einem Sägeblatt und einer Kugellagerhalterung schmiedeten wir ein Damastpaket. Uli machte zunächst alles vor, während ich zuschaute – es war spannend, ihn bei der Arbeit zu beobachten. Danach versuchte ich, es ihm nachzumachen, was mir natürlich nicht immer und nicht ganz gelang. Uli musste häufig eingreifen, um zu retten, was noch zu retten war, z.B. als ich das Damastpaket aus Versehen mit dem Lufthammer spaltete und die eine Hälfte glühend heiß auf dem Boden landete. Aber zurück zum Damast. Zuerst habe ich die Feile sorgfältig abgeschliffen, dann Feile, Sägeblatt und Kugellagerhalterung in Stücke geschnitten. Danach wurden die Teile zusammengeschweißt und ins Feuer gelegt. Dann wurde gehämmert, gefaltet, geschweißt, gehämmert, gefaltet, geschweißt... Am Abend hatten wir ein Damastpaket mit ungefähr 256 Lagen.
Dienstag schmiedeten wir Klingen. Das war für mich, glaube ich, der schwierigste Teil des Messermachens. Ich hatte ständig das Gefühl, dass ich gegen den Stahl kämpfe, der sich härtnäckig weigerte, sich in Klingenform bringen zu lassen. Ich muss viel an meiner Hammertechnik arbeiten. Zu Beginn hatte ich es schon an einem Meisel ausprobiert (mit nur mäßigem Erfolg). Später schmiedeten wir aus ungefähr der Hälfte des Damastpakets zwei Spitzerlklingen und normalisierten beide. Nach der Mittagspause wurde die kleinere von den zwei Klingen am Bandschleifer in Form gebracht, dann gehärtet und angelassen.
Mittwochmorgen widmeten wir uns dem zukünftigen Messergriff. Ich habe mich für Mooreiche entschieden – ich finde die tief dunkelblau-schwarze Farbe sehr schön – und Uli schlug eine Bronzezwinge vor, was gut dazu passte. Das viereckige Bronzestück wurde oval geschliffen, in der Mitte wurden Löcher gebohrt. Danach feilte ich es mit der Hand aus und passte es an die Klinge an. Die Klinge selbst wurde wieder geschliffen, poliert und schließlich geätzt. Dann habe ich das Holzstück ein bisschen zurechtgesägt, ihm am Bandschleifer eine gröbere Form gegeben und es danach mit der Hand gefeilt. Ein Loch wurde im Griff gebohrt und schließlich alles – Klinge, Zwinge und Griff – zusammengeklebt. Vor dem Kleben passten alle Teile perfekt zusammen, aber seltsamerweise war dies nach dem Kleben nicht mehr ganz der Fall. Warum das so war, ist mir immer noch schleierhaft - ein minimaler Schönheitsfehler, den man allerdings nur bei genauerem Hinschauen sieht. Nachdem der Kleber getrocknet war, feilte ich den Griff per Hand weiter.
Am Donnerstag beschäftigte ich mich zuerst wieder mit dem Griff: ich feilte und schliff mit der Hand. Danach kam der Scheidebaukurs. Ich wollte das Leder für die Scheide eigentlich nur wachsen, da ich die natürliche Farbe so schön fand, aber meine Löcher und Nähte waren nicht ganz sauber und Uli schlug deswegen vor, die Scheide schwarz zu färben, was wir dann Freitag taten.
Freitagmorgen wurde die Scheide gefärbt und gewachst und der Messergriff eingeölt und poliert. Jetzt war alles fertig! In der restlichen Zeit übte ich meine Schleifkünste an der zweiten Klinge. Ich arbeitete selbständig und fühlte mich immer wohler am Bandschleifer. Ich muss gestehen, ich war sehr zufrieden, fast stolz auf mich selbst, bis ich merkte, dass ich meine schöne Klinge kaputt geschliffen hatte. Na ja. Uli gab mir einen anderen Rohling und ich übte weiter.
Alles in allem bin ich mit dem Endergebnis mehr als zufrieden. Das Messer ist m. E. sehr schön geworden. Die Klinge könnte eventuell etwas länger sein (sie ist natürlich im Laufe der verschiedenen Bearbeitungsphasen immer kürzer geworden). Aber es ist eigentlich genau das, was ich wollte: ein kleines Fixed mit vollem Griff – ich mag halt kein Dreifingermesser. Die Klinge ist bauchig und sehr dünn ausgeschliffen, d.h. das Messer ist höllisch scharf.
Pädagogisch fand ich den Kurs sehr gelungen. Wo ich selbständig arbeiten konnte, hat Uli mich zufrieden gelassen und gewartet, bis ich ihn etwas fragte, und wenn ich Unterstützung brauchte, war er immer sofort da.
Ich bin von Yvonne und Uli sehr herzlich aufgenommen worden. Die ganze Zeit hatte ich ein schönes Zimmer für mich, das nur zwei Schritte vom Wohnzimmer und der Küche und zwanzig Schritte von der Werkstatt entfernt war. Viermal am Tag bin ich bekocht worden und habe mich mit den Menschen und Mala, dem Hund, gut unterhalten können.
Es war für mich ein wirklich schönes Erlebnis. Ich habe mit Uli ausgemacht, dass wir es im Frühling wiederholen. Und darauf freue ich mich.
Da ich noch nicht Fördermitglied bin, sind die Bilder erstmal bei Don Fogg Forum zu sehen
http://forums.dfoggknives.com/index.php?showtopic=6333
http://forums.dfoggknives.com/index.php?showtopic=6335
Ich habe Pitter schon eine mail geschrieben. Wenn ich Fördermitglied bin, poste ich die Bilder vom Kurs hier und von dem Messer in der Galerie.
Letzte Woche habe ich einen fünftägigen Schmiedekurs bei Uli Hennicke absolviert. Der Kurs fand in Ulis neuer Werkstatt in Hohenmoor bei Asendorf statt. Für mich war es der Einstieg in die Kunst des Schmiedens und Messermachens und eine sehr aufregende Woche. Deshalb möchte ich hier davon berichten.
Ich war der einzige Teilnehmer im Kurs, was für mich den Vorteil mit sich brachte, dass Uli sehr intensiv mit mir arbeiten konnte. Trotzdem bin ich immer noch erstaunt, wie viel Zeit und Energie er für mich hatte und wie sehr er auf meine Wünsche und Fragen eingegangen ist. Wir waren morgens um 9 Uhr in der Werkstatt (einmal sogar schon vor 8 Uhr) und haben erst spätabends gegen 22 bzw. 23 Uhr aufgehört. Wie man sich sehr gut vorstellen kann, habe ich immer tief geschlafen.
Montagmorgen begannen wir mit dem Schmieden. Aus einer Feile, einem Sägeblatt und einer Kugellagerhalterung schmiedeten wir ein Damastpaket. Uli machte zunächst alles vor, während ich zuschaute – es war spannend, ihn bei der Arbeit zu beobachten. Danach versuchte ich, es ihm nachzumachen, was mir natürlich nicht immer und nicht ganz gelang. Uli musste häufig eingreifen, um zu retten, was noch zu retten war, z.B. als ich das Damastpaket aus Versehen mit dem Lufthammer spaltete und die eine Hälfte glühend heiß auf dem Boden landete. Aber zurück zum Damast. Zuerst habe ich die Feile sorgfältig abgeschliffen, dann Feile, Sägeblatt und Kugellagerhalterung in Stücke geschnitten. Danach wurden die Teile zusammengeschweißt und ins Feuer gelegt. Dann wurde gehämmert, gefaltet, geschweißt, gehämmert, gefaltet, geschweißt... Am Abend hatten wir ein Damastpaket mit ungefähr 256 Lagen.
Dienstag schmiedeten wir Klingen. Das war für mich, glaube ich, der schwierigste Teil des Messermachens. Ich hatte ständig das Gefühl, dass ich gegen den Stahl kämpfe, der sich härtnäckig weigerte, sich in Klingenform bringen zu lassen. Ich muss viel an meiner Hammertechnik arbeiten. Zu Beginn hatte ich es schon an einem Meisel ausprobiert (mit nur mäßigem Erfolg). Später schmiedeten wir aus ungefähr der Hälfte des Damastpakets zwei Spitzerlklingen und normalisierten beide. Nach der Mittagspause wurde die kleinere von den zwei Klingen am Bandschleifer in Form gebracht, dann gehärtet und angelassen.
Mittwochmorgen widmeten wir uns dem zukünftigen Messergriff. Ich habe mich für Mooreiche entschieden – ich finde die tief dunkelblau-schwarze Farbe sehr schön – und Uli schlug eine Bronzezwinge vor, was gut dazu passte. Das viereckige Bronzestück wurde oval geschliffen, in der Mitte wurden Löcher gebohrt. Danach feilte ich es mit der Hand aus und passte es an die Klinge an. Die Klinge selbst wurde wieder geschliffen, poliert und schließlich geätzt. Dann habe ich das Holzstück ein bisschen zurechtgesägt, ihm am Bandschleifer eine gröbere Form gegeben und es danach mit der Hand gefeilt. Ein Loch wurde im Griff gebohrt und schließlich alles – Klinge, Zwinge und Griff – zusammengeklebt. Vor dem Kleben passten alle Teile perfekt zusammen, aber seltsamerweise war dies nach dem Kleben nicht mehr ganz der Fall. Warum das so war, ist mir immer noch schleierhaft - ein minimaler Schönheitsfehler, den man allerdings nur bei genauerem Hinschauen sieht. Nachdem der Kleber getrocknet war, feilte ich den Griff per Hand weiter.
Am Donnerstag beschäftigte ich mich zuerst wieder mit dem Griff: ich feilte und schliff mit der Hand. Danach kam der Scheidebaukurs. Ich wollte das Leder für die Scheide eigentlich nur wachsen, da ich die natürliche Farbe so schön fand, aber meine Löcher und Nähte waren nicht ganz sauber und Uli schlug deswegen vor, die Scheide schwarz zu färben, was wir dann Freitag taten.
Freitagmorgen wurde die Scheide gefärbt und gewachst und der Messergriff eingeölt und poliert. Jetzt war alles fertig! In der restlichen Zeit übte ich meine Schleifkünste an der zweiten Klinge. Ich arbeitete selbständig und fühlte mich immer wohler am Bandschleifer. Ich muss gestehen, ich war sehr zufrieden, fast stolz auf mich selbst, bis ich merkte, dass ich meine schöne Klinge kaputt geschliffen hatte. Na ja. Uli gab mir einen anderen Rohling und ich übte weiter.
Alles in allem bin ich mit dem Endergebnis mehr als zufrieden. Das Messer ist m. E. sehr schön geworden. Die Klinge könnte eventuell etwas länger sein (sie ist natürlich im Laufe der verschiedenen Bearbeitungsphasen immer kürzer geworden). Aber es ist eigentlich genau das, was ich wollte: ein kleines Fixed mit vollem Griff – ich mag halt kein Dreifingermesser. Die Klinge ist bauchig und sehr dünn ausgeschliffen, d.h. das Messer ist höllisch scharf.
Pädagogisch fand ich den Kurs sehr gelungen. Wo ich selbständig arbeiten konnte, hat Uli mich zufrieden gelassen und gewartet, bis ich ihn etwas fragte, und wenn ich Unterstützung brauchte, war er immer sofort da.
Ich bin von Yvonne und Uli sehr herzlich aufgenommen worden. Die ganze Zeit hatte ich ein schönes Zimmer für mich, das nur zwei Schritte vom Wohnzimmer und der Küche und zwanzig Schritte von der Werkstatt entfernt war. Viermal am Tag bin ich bekocht worden und habe mich mit den Menschen und Mala, dem Hund, gut unterhalten können.
Es war für mich ein wirklich schönes Erlebnis. Ich habe mit Uli ausgemacht, dass wir es im Frühling wiederholen. Und darauf freue ich mich.
Da ich noch nicht Fördermitglied bin, sind die Bilder erstmal bei Don Fogg Forum zu sehen
http://forums.dfoggknives.com/index.php?showtopic=6333
http://forums.dfoggknives.com/index.php?showtopic=6335
Ich habe Pitter schon eine mail geschrieben. Wenn ich Fördermitglied bin, poste ich die Bilder vom Kurs hier und von dem Messer in der Galerie.