Nibelungen-Film

sanjuro

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Guten Abend!

Gerade habe ich auf SAT 1 den Nibelungen-Film gesehen. Na ja....

Jedenfalls weiß ich jetzt, wie man Damast-Schwertklingen schmiedet; das Drehen scheint ganz wichtig zu sein, und Glut benötigt man überhaupt nicht; die gelbe Flamme macht das mühelos. Der Stahl wird anfangs einfach aus einem "Erzbrocken" in Omas Milchtopf geschmolzen und zu (Blei-)Stangen ausgesgossen, die man dann direkt für die Torsionsstäbe verwenden kann.

Auf die gezeigte Schleiftechnik wollte ich auch noch eingehen, aber meine Tastatur klemmt dann immer...

Ich hoffe, dass viele Hobbyschmiede den Film gesehen haben. Nun können sie ihren Respekt vor der fälschlich als schwierig eingeschätzten Herstellung von Torsionsdamast aufgeben und selbst in die Schwertproduktion einsteigen.

Gruß

sanjuro
 
...

lol...

naja wenn er das "real-time" gemacht hätte...dann würde der film ca 9-12 stunden minimum in der spieldauer zunehmen :glgl:
 
Wenn er das "Real Time" gemacht hätte, hätte er den Topf mit dem Meteoriten Eisen immer noch auf dem Ofen :glgl:

Willy
 
Nibelungen ... (nie gelungen?)

Moin, moin Freunde,

habe mir das Germanenmärchen auch zu Gemüte geführt.
Natürlich können wir mit der handwerklichen Darstellung nie zufrieden sein. Denke, dass mindestens 98% der Zuschauer beeindruckt waren von diesem Spektakel und vermute, dass die verdummenden Unstimmigkeiten eben nur uns 2% aufgefallen sind.
In solchen Filmen kommt es den Produzenten mehr auf Effekte, Dramaturgie, Spannung, Aktion usw. an. Wenns in der Kasse klingelt , fragt keiner nach authentischen Abläufen und mal ehrlich, wer ist in diesem reinen Unterhaltungssektor schon an der Wirklichkeit interessiert?
Es ist doch eine Wanderung aus der Gegenwart in eine unwirkliche Welt.
Alles in Allem empfand ich den Film unterhaltsam und teilweise nachdenkenswert (GOLD!).

Eine gute Woche Euch allen - Servus - Reinhold.
 
Hallo,
der Film war doch
[vorsicht Ironie]
sooo realistisch, da dachte ich mir, ich kann sicher mal beim nächsten Grillabend ein Superduperdrachentötermeteoriteneisen(stahl?)schnellgießburnerschwert schmieden. Ist ja ganz einfach, schmelzen, drehen, fertig.
[Ironie wird schwächer...]
Ernsthaft mal:
Mir schien da ein Muster auf der Klinge, von dem ich dachte, es soll Damast sein. Sah aber aus, als wärs reingeschliffen worden, konnte es nicht so gut erkennen. Die Frage: Was war denn das?
War nachher nicht mehr zu erkennen, meine ich.
Achja, natürlich hackt so ein Schwert einen massiven Stahlklotz ab, und das, ohne dass man davor eine Härtung beobachten konnte. :glgl: :argw: :staun: :irre:
Sebastian
 
Hallo,
mir sind auch die gleichen unrealistischen Dinge aufgefallen. Der Meteor war bestimmt kein Stahl, da das flüssige Metall nicht mal geglüht hat.

Das mit dem Amboß ist so ne Sache. Der Überlieferung nach ist es halt so, dass er das wirklich so gemacht hat. Eine Theorie dazu: Damals könnten manche Ambosse aus Stein gewesen sein, wenn man dort dann drauf schlägt und ne günstige Stelle erwischt, dann könnte er gesprungen sein...

Aber alles in Allem: Tolle Bilder, schlechter Inhalt.
 
Reinhold Vögele said:
Denke, dass mindestens 98% der Zuschauer beeindruckt waren von diesem Spektakel und vermute, dass die verdummenden Unstimmigkeiten eben nur uns 2% aufgefallen sind.

Stimmt haargenau!
Die gleiche Erfahrung habe ich z.B. in Reenactment-Foren in Bezug auf Saving Private Ryan oder Band of Brothers gemacht, die wurden dort teilweise auch zerrissen, weil die Uniformen nicht die korrekte Farbe hatten, der eine oder andere Ausrüstungsgegenstand nicht ganz korrekt war oder der geschichtliche Hintergrund nicht 100%ig gestimmt hat.

Man sollte nicht vergessen, daß es sich um Spielfilme zur Unterhaltung der breiten Masse handelt, nicht um Dokumentationen zu diesem Thema.

Ein Film, in dem wirklich jede Kleinigkeit absolut den Tatsachen entspricht, wäre wahrscheinlich nicht zu finanzieren.


Viel entsetzlicher fand ich die Wahl des Hauptdarstellers.
Die Schmiedeszene war nur ein paar Minuten zu sehen, mit Siegfried mußte man sich den ganzen Film lang abquälen.
 
Servus!

Soviel ich weis war die ehemals und auch heute noch sagenumwobene Person Schmied :hmpf: dazu gezwungen, wenn sie denn einen Eisenamboss hatte, ihn selbst herzustellen.
Angele gabs damals noch nicht :p.

Ich Denke, das der Amboss in der Sage wohl aus Weicheisen bzw. ungehärtetem Stahl war und da kann man mit einem gehärtetem Schwert sehrwohl zumindest eine Kerbe einschlagen, die dann als Sollbruchstelle dient.

Gruß Jochen
 
wildsau said:
Viel entsetzlicher fand ich die Wahl des Hauptdarstellers.

mit Siegfried mußte man sich den ganzen Film lang abquälen.

Ooooh jaaaa! :glgl:

Von allen möglichen Versuchen, den Sagenstoff modern aufzuarbeiten, war dies einer der misslungensten. Ein Siegfried, der nicht überzeugt, ein Mischmasch aus Sage, Improvisation und Wagneroper und Bilder, die so kitschig wie in einem 60-er Jahre Schinken waren. Da ist ja "Quo vadis?" besser gemacht.

Das der blöde Vogel auch noch Arminius hieß, war die Krönung. OK, ich hab vorher Tatort gesehen, vielleicht war sich der Streifen nicht zu blöd den Vogelnamen in den ersten 90 Minuten zu erklären, aber die Parallele Siegfried / Arminius (Herman der Cherusker) wird mancherorts gezogen. Natürlich muss das mit in den Streifen. Man hat ja Recherche betrieben und kennt sich aus! :irre:

Eintopf - Historie, Historien - Rattatouile. Genauso langweilig wie Wedels Show down, in der Wormser Aufführung, Etzels Halle als Stalingrad (so hat der den Untergang der Nibelunge interpretiert).

Steven Grundys "Rheingold", das Buch, ist fesselnd. Da, finde ich, hat jemand einen klasse Bogen von Unterhaltung zu Stoffinterpretation geschlagen.
 
Der Film war meiner Meinung nach so Grottenschlecht daß ich die 30 Jahre alte Version noch besser finde. Da hat sogar Terence Hill mitgespielt :)

Gruss Patrick
 
wildsau said:
....Die gleiche Erfahrung habe ich z.B. in Reenactment-Foren .... gemacht, die wurden dort teilweise auch zerrissen, weil die Uniformen nicht die korrekte Farbe hatten, der eine oder andere Ausrüstungsgegenstand nicht ganz korrekt war oder der geschichtliche Hintergrund nicht 100%ig gestimmt hat.

Man sollte nicht vergessen, dass es sich um Spielfilme zur Unterhaltung der breiten Masse handelt, nicht um Dokumentationen zu diesem Thema.

Ein Film, in dem wirklich jede Kleinigkeit absolut den Tatsachen entspricht, wäre wahrscheinlich nicht zu finanzieren......
Ich kann da schon zwischen Tatsachenbericht und Spielfilm unterscheiden, und habe auch nur den Anspruch, dass ich nicht mit Inkompetenz und schlechter Qualität verarscht werden möchte.

Eine Schmiedeszene kann man völlig realitätsnah und in den wichtigsten Herstellungsschritten durchaus spektakulär für "die breite Masse" (bin ich das nicht auch? Obschon: so breit bin ich auch wieder nicht....) darstellen; auch teurer wirds dadurch nicht Es ist doch ein großer Qualitätsverlust, wenn alles falsch vermittelt wird!

Leider werden lediglich Effekte in den Vordergrund gestellt; ein Anspruch auf Qualität (auch in einem "Fantasy-Film möglich!) entfällt, weil wir ihn nicht fordern. Aber das ist ja nicht nur im Film so....

Gruß

sanjuro
 
wildsau said:
(...) Viel entsetzlicher fand ich die Wahl des Hauptdarstellers.
Die Schmiedeszene war nur ein paar Minuten zu sehen, mit Siegfried mußte man sich den ganzen Film lang abquälen.
:super: :super:
Für mich ist Benno Führmann immer noch der Günni aus "Und Tschüss" (Ruhrgebiet-Proll mit altem Mustang-Convertible). Jedesmal, wenn ich ihn in einer ernst gemeinten Rolle sehe, muss ich grinsen! :D
Obwohl, den Bubi Scholz hat er gut gespielt...
 
exilant said:
(...) Von allen möglichen Versuchen, den Sagenstoff modern aufzuarbeiten, war dies einer der misslungensten. Ein Siegfried, der nicht überzeugt, ein Mischmasch aus Sage, Improvisation und Wagneroper und Bilder, die so kitschig wie in einem 60-er Jahre Schinken waren. Da ist ja "Quo vadis?" besser gemacht. (...)
:super:

Nur weil es hier noch nicht so rüber gekommen ist: das Nibelungenlied ist eine über längere Zeit entstandene Volkssage aus der Zeit des Hochmittelalters. Das Werk stammt nicht von einem Autor, sondern wurde mündlich überliefert und schließlich von einer Reihe von Leuten aufgeschrieben, ergänzt und bearbeitet.

Ich habe den Film bei der Erstausstrahlung vor 1 1/2 Jahren gesehen und musste feststellen, dass vieles nicht mit der Vorlage übereinstimmt. Die Anfangsszene mit Siegfried, der als Junge von einem Schmied gefunden und groß gezogen wird (war doch so :confused: ), existiert überhaupt nicht, wurde für den Film frei erfunden.

Abgesehen davon ist das Nibelungenlied als Lektüre sehr zu empfehlen!! :super:
Eine recht günstige Fassung gibt es von Reclam. Da steht links der Text in mittelhochdeutsch und rechts die entsprechende Übersetzung (die allerdings nicht wortwörtlich, sondern als "Leseübersetzung" zu verstehen ist).
 
Waldjäger said:
Abgesehen davon ist das Nibelungenlied als Lektüre sehr zu empfehlen!!
Eine recht günstige Fassung gibt es von Reclam. Da steht links der Text in mittelhochdeutsch und rechts die entsprechende Übersetzung (die allerdings nicht wortwörtlich, sondern als "Leseübersetzung" zu verstehen ist).
Uns ist in alten Mären Wunders viel geseit
von Helden, Lobeberen und grosser Arebeit
...

Oder so - ist ne Weile her, dass ich das gelesen habe...

Das Waltharilied ist auch eine Empfehlung wert. Das handelt von dem Helden Walther - das ist der, der Hagen von Tronje das Auge ausgeschlagen hat. Der Hagen, der Siegfried erschlagen hat. Dafür hat Hagen dem Walther im selben Kampf den Arm abgehauen. Dann waren sie quitt und gingen einen Saufen. ;)

Lustige Sache, die altdeutschen (oder besser: mittelhochdeutschen) Sagen. ;) :irre:

-Walter

PS: Nein, den Film habe ich mir aus Prinzip nicht angesehen. Und wenn ich eure Kommentare lese, habe ich mich wohl richtig entschieden.
 
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