Schmieden eine Herausforderung

Uli Hennicke

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2,019
Warum das Schmieden von Damaststahl immer wieder eine Herausforderung für mich ist habe ich heute richtig zu spühren bekommen.
Im Moment arbeite ich an einer Jatagan Klinge aus 1200 Lagen Damast, das Anfangspacket hatte 13 Lagen und war ca 80mm lang 120mm hoch und 40mm breit.
13, 26, 52 dann in drei Teile 156, 312, 542,1248. Das sind 7 Schweißungen und dann kommen ca 1200 Lagen bei raus.
Ich hatte gestern angefangen den Stahl zu schmieden um dann gegen Mittag etwas anderes zu machen weil es einfach zu heiß am Feuer wurde.
Heute morgen ging es weiter mit den letzten 3 Schweißungen und dem Ausschmieden des Klingenrohlings.
Ca 1m vom Feuer habe ich dann mal die Temperatur der Luft gemessen,
bei 63 C° habe ich das Thermometer aus gemacht und beiseite gelegt.
Es ist ein Kraftackt für Körper und Geist unter solchen Bedingungen konzentriert zu arbeiten, die Wasserflasche immer in Reichweite stehst du da im eigenen Saft und schaust in das helle Feuer um die Temperatur der Schweißung genau im Blick zu haben und keine Fehler zu machen.
Es ist mörderisch heiß, laut, dreckig, die Spritzer vom Borax fliegen dir um die Ohren und verbrennen deine Klamotten und die Haut.
Und ich frage mich warum das alles.
Warum tue ich mir das an.
Die Antwort kommt sehr schnell aus mir heraus; weil es meine Erfüllung ist weil ich Dinge schöpfen kann die mich und ander erfreuen und weil es einfach in mir drine steckt.
Ich freue mich Abends wenn ich im Bett liege auf den nächsten Morgen auf meinen Kaffe auf meine Frau und meine Kinder und auf die Zeit die ich in meiner Werkstatt verbringen kann um das zu machen was ich mache.
Messer und Schwerter

Ein breiter ausgetretener Weg ist oftmals einfach zu gehen und führt doch meistens in die falsche Richtung.
Ein schmaler verschlungener Weg ist schwieriger zu beschreiten und es ist mehr Kraft notwendig diesen Weg zu gehen, aber er wird breiter und offener werden mit jedem Schritt den Du machst.
Du wirst sicherer und zuversichtlicher und am Ende dieses Weges kannst Du sehen was dir sonst verschlossen geblieben wäre.

Und wenn ich gelobt werde hier in diesem Forum für das was ich mache, was manch einer als Lobhudelforum angekreidet, hat dann merke ich das mein Weg der richtige für mich ist.



Grüße Uli
 
Hallo Uli
Ich denke ich hätte nicht besser erzählen können warum das Schmieden ( Damast habe ich noch nicht gemacht ) eine Herrausforderung ist.
Und ich bin der Meinung das ,wer einmal geschmiedet hat, es zu einer Art Sucht werden kann. Bei mir war es so.

Ich war beim letztem Drittel Deiner Herrausforderung den Tränen nahe.
Denn ich habe irgenwie mich gesehen. Mit dem Früstück und dem Kaffee usw.
Ich hoffe mal ein Stück Deines Damastes verarbeiten zu dürfen. Denn jetzt weiß ich das Du mit Herz und Sehle Deinen Damast fertigst.

Danke

Grüße Andy
 
Hallo Uli,
ich hatte ja die Möglichkeit, bei der Herstellung meines San Mai Folders einige Stunden mit anwesend zu sein.
Auch ich habe seit diesen Stunden einen sehr großen Respekt vor Deiner Arbeit . Diese hätte ich mir, ohne das ich es live hätte sehen können, niemals so voluminös und vom Ablauf her so komplex vorstellen können.
Messerbau ist die eine Seite der Medaille, Schmieden die Andere.
Einige Menschen können hervorragend Messer bauen, andere besonders gut Schmieden.
Du Uli kannst beides und hast diese Begabung schon auf ein hervorragendes Level hin perfektioniert.Da kanst Du schon einmal stolz drauf sein.
Wenn Du noch ein wenig an Deinem Messerscheiden arbeitest, hier sehe ich persönlich noch ein wenig Handlungsbedarf so wird das ganze schon massig rund am Laufen sein.
Kann halt nicht jeder...............,sonst würde ich mir die Messerchen nämlich selber machen und müsste nicht so viele Euros auf den Tisch des Herren pfeffern :steirer:


viele Gruesse
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Dizzy

P.S. 1200 Lagen Jatagan??? :staun: Wenn fertig bitte ZEIGEN, damit wir es Schönreden können :D
 
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Hallo Uli,

nachdem ich den Jagdskinner aus Feile und Kugellager nun fertig habe, kann ich dir nur Recht geben.

Zwar habe ich bei 217 Lagen aufgehört aber in der Tat ist die Damastherstellung eine Kunst - jawohl, eine Kunst - die nur wenige beherrschen und die sehr anstrengend ist.

Nicht nur körperlich hat man gut zu tun - nein auch das Hirn muss ordentlich ackern. Man bedenke, ein einziges Mal das Paket zu tief in die Feuerschüssel gesteckt, die Außenschicht entkohlt - und schon ist der Damast als Schneide nicht mehr zu gebrauchen. Zu kurz gewarten um das Paket bis ins innerste durch zu wärmen und die Schweißung hält nicht. Sehr ärgerlich sowas.

Und das bei der letzten oder vorletzten Faltung...

Um so mehr freute ich mich, als ich den fertigen Skinner dem fast 90jährigen Meisterschmied zeigte und dieser nach kurzem Zögern zugab, er hätte solch ein Messer nicht herstellen können.

Dem genannten Schmied gehört die Schmiede, in die ich gelegentlich ausweiche.

So viel Lob von einem Schmied mit 75 Jahren Berufserfahrung - darauf glaube ich kann man sich schon was einbilden.

Auch hier im Forum sollte nicht mit Lob gegeizt werden - mit Tadel auch nicht - schade, dass mein Skinner außer Lanfear niemandem gefällt... :super:

MfG
newtoolsmith
 
newtoolsmith said:
Auch hier im Forum sollte nicht mit Lob gegeizt werden - mit Tadel auch nicht - schade, dass mein Skinner außer Lanfear niemandem gefällt... :super:

Na na, newtoolsmith, mir gefällt der Skinner doch auch. Sehr schönes Arbeitsmesser, und die von oben heruntergezogene Spitze finde ich, seitdem ich Nessmuk-Messer kenne, auch ideal für Arbeitsmesser. Und Deine Ausführung ist klasse.

Was aber Ulis Kommentar angeht, so schließe ich mich dem vorbehaltlos an. Der Suchtfaktor ist immens. Ich bin zwar nur Gelegenheitsdengler (von "Schmieden" wage ich bei mir gar nicht zu sprechen), aber der Reiz ist auch bei mir sehr stark. Neulich im Februar, da haben wir 12 Stunden bei Markus Balbach geackert, ich hab erst ganz zum Schluß überhaupt mal gesessen, war müde, dreckig, ob der ungewohnten Arbeit auch ein bisschen kaputt, aber glücklich.

Die Herausforderung war da, ein lohnendes Ziel, und die Lust am Handwerk. Dabei natürlich Unterstützung von Könnern, ohne die bei mir gar nichts ginge.

Warum hab ich sowas nicht schon früher gemacht.

OK, wenn ich davon leben müßte, sähe ich das schon anders, aber der Reiz des Schmiedens ist ja enorm. Schaut Euch doch mal an, wenn Ihr bei einem Festival oder so eine Schmiedevorfühung seht. Kannste kaum gucken vor Leut.

Schmieden war eine heimliche Leidenschaft von mir, und allmählich wird sie mir unheimlich......
 
also den ersten "schmiedekick" hab ich auch im februar bei markus gekriegt. nur vom zuschauen.
verstehen kann ich dich schon, uli.

mal sehen wie es bei mir weitergeht.....

gruß
Arne
 
Servus Uli,

Ja, Du machst uns viel Freude, auch schon alleine beim Anschaun Deiner Werke.

Der Spruch mit der Lobhudelei muß im Sender-Kontext gesehen werden und soll und kann unser aller Freude nicht trüben.

Gruß Michael
 
Uli Hennicke said:
Ca 1m vom Feuer habe ich dann mal die Temperatur der Luft gemessen,
bei 63 C° habe ich das Thermometer aus gemacht und beiseite gelegt.
Grüße Uli

Hallo Uli,

bei uns bleibt das Thermometer zwischen 70 und 75 Grad stehen.
Haben wir auch mal vor dem Schmiedefeuer auf Tischhöhe gemessen.

Soviel wie man dabei Wasser trinkt, schwitzt man direkt wieder aus.
Den Gang in die Sauna kann man sich echt sparen!

Gruß und gut schwitz
Markus
 
Michael L. said:
Ja, Du machst uns viel Freude, auch schon alleine beim Anschaun Deiner Werke.

nicht anschauen - kaufen. :ahaa:
kein schmied lebt von luft und liebe allein. :D

uli, dass du das schmieden liebst, sieht man deinen werken ohne zweifel an. :super: absolut!

schöne zeit!

norbert
 
Eine Sucht ist meistens etwas Negatives etwas Zerstörerisches, für mich ist es ein Finden.
Als ich vor Jahren zum ersten mal in einer Schmiede stand war es für mich als käme ich nach Hause.
Das war ein tiefes, unbeschreibliches Gefühl.
Das meine ich mit, es steckt in mir drin. Ich versuche es raus zu lassen, damit zu arbeiten, zu spielen, es genießen.
Wer weiß schon was morgen ist.
Für manche Menschen ist Arbeit etwas ganz schreckliches das man machen muß um zu überleben und das ist schlimm. Ich denke wenn jeder das machen würde was in im drin steckt würde es uns allen viel besser gehen, wir wären weniger krank, hätten weniger Depresionen, weniger Süchte weil wir ja nicht mehr so viel suchen müßten, wir hätten ja schon etwas gefunden was uns erfüllt.
Wenn es uns allen besser ginge würde es auch dem Staat besser gehen und wir müssten nicht mehr so viel jammern und uns beklagen.
Sich selbst zu finden ist eine große Aufgabe, eine wichtige die viel Mut braucht, aber es lohnt sich.
Ich denke jeder hat nur diesers eine Leben als diese Person die er gerade ist und da sollte er sein Bestes geben, auch wenn es manchmal nicht ausreicht. Aber man hat die Gewissheit sein Bestes gegeben zu habe, das ist ein gutes Gefühl.

Grüße uli
 
Als ich vor Jahren zum ersten mal in einer Schmiede stand war es für mich als käme ich nach Hause.
Das war ein tiefes, unbeschreibliches Gefühl.
Das meine ich mit, es steckt in mir drin. Ich versuche es raus zu lassen, damit zu arbeiten, zu spielen, es genießen.

Hallo Uli,
wenn ich mir den Doppelfolder, den Du "Pfundskerl" genannt hast, anschaue, kann ich nur bestätigen, daß "es" in Dir drinsteckt - weil Du eine einfach unbeschreiblich schöne Arbeit ablieferst. Das kann nur ein Mensch, der sich zu dem was er tut, berufen fühlt.
Und Scheiß auf die Lobhudelei hier im Forum - die Wahrheit muß halt einfach gesagt werden.
Gruß
TPO
 
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