PUMA & GUTMAN USA
Hallo Uli Zerdick,
Ohne jeden Zweifel ist das GUTMAN Heftchen Puma Knife Almanac für Sammler eine dankbare Informationsquelle. Nach meiner Information veröffentlichte GUTMAN das 26 Seiten starke Heftchen für Endverbraucher (Messersammler) in einer einmaligen Auflage 1985 und die Form der Auflistung macht zumindest auf den ersten Blick hin sicherlich einen Vertrauen erweckenden und seriösen, durchaus viel versprechenden Eindruck.
Wie es bei Werbeschriften (leider) oft vorkommt, sind (natürlich?) auch in diesem Heftchen viele Aussagen übertrieben und eindeutig FALSCH, z.B.
• “PUMA steel generally rates an enviable 58-61 RC°.
• “Its actual” (steel) “cost is much as three times that of other sporting knife steels”.
• “PUMA cutlers have produced some of the world’s finest … swords for the army”
In diese Reihe von Übertreibungen und Fehlinformationen passt natürlich auch die Beschreibung des “PUMA BUNDESWEHR 16-379“ mit „Special knife made by Puma for the German Army“ – tatsächlich hat Puma dieses "Kampfmesser" nie für die Bundeswehr hergestellt und eindeutig von einem anderen Hersteller komplett als Handelsartikel bezogen.
Ab was soll’s - derartige Irreführungen sind verschmerzbar und Sammler sind ja bereits dankbar, wenn Informationen zumindest teilweise neue Kenntnisse verschaffen.
Für die zeitliche Einordnung von PUMA Jagdmessern ist aber sicherlich folgende Aussage im "GUTMAN-Almanac" interessant: „PUMA’s modern history began in 1947 when Baron von Frankenberg … took over the management of the firm and decided to specialize in pocket, utility and sporting knives for hunters“. Selbst wenn 1947 - 2 Jahre nach Kriegende ! - alleine auf Grund der herrschenden Rohmaterial-Bewirtschaftung wohl kaum eine Neuausrichtung möglich sein konnte (ganz zu schweigen von der fehlenden Nachfrage auf Grund der nicht vorhandenen Kaufkraft!), ist es doch zumindest denkbar, dass mit dem Wirtschaftsaufschwund spätestens Anfang der 1950er Jahre und nicht erst 10 Jahre später, 1957 solche Messer bei PUMA einen entscheidenden Stellenwert bekamen.
Mit welchen Messern sollte sich PUMA sonst seit Kriegsende bis 1957 am Leben erhalten können, wenn GUTMAN’s Puma Knife Almanac vollständig und richtig wäre? Nach der dort beschriebenen PUMA KNIVES CHART gab es 1957 nur FÜNF (!) Puma Messer:
No. 16-375 (377) White Hunter
No. 16-536 Pocket Friend
No. 16-965 Deer Hunter
No. 16-970 Game Warden (1-klingig)
No. 16-971 Game Warden (mit zusätzlicher Säge) .
Sollte von PUMA ernsthaft zwischen 1945 und 1957 kein einziges klassisches PUMA Taschenmesser gefertigt worden sein, KEIN "utility KNIFE", KEIN Fahrtenmesser?
Zweitens: Wenn man der GUTMAN Liste unterstellt, dass sie im Jahr 1985 vollständig und richtig war, vermisst der interessierte Sammler das PUMA Taschenmesser no. 563 MEDICI / PUMA STILETTO.
Drittens: GUTMAN kennt nicht oder missachtet außerdem mindestens 9 Jagdmesser, die von PUMA als Taschenmesservarianten zu den Modellen 941 und 959 nach meinen Informationen alle eindeutig bereits vor 1985 gefertigt wurden:
942, 943, 943-1/2, 944, 945, 946, 947, 996, 997.
Die Tatsache, dass alle diese Modelle in meinen alten PUMA Katalogen eine „alte“, 3-stellige Artikelnummer aufweisen und in den mir vorliegenden PUMA Unterlagen mit dem Zusatz „Einige Modelle aus dem PUMA-Jagdmesser-Sortiment“ aufweisen, lassen wohl nur einen Rückschluss zu:
Der GUTMAN PUMA Knife Almanac listet nur die für den US-Markt interessant erschienen Messer, die auch in die USA importiert wurden.
Die angegebenen Daten benennen den ersten IMPORT dorthin, sie sind NICHT IDENTISCH mit der Einführung dieser Messer in DEUTSCHLAND, hier waren diese PUMA Messer offenbar früher erhältlich!
Uli Zerdicks Hinweis: „Interessanter finde ich die frühen Daten des 970 Game Warden“ kann ich (bisher) nur mit der Vermutung deuten, dass diese Messer mit clip point Klinge eher dem „modernen“ Geschmack und Zeitgeist amerikanischer Kunden entsprachen und deshalb von GUTMAN zuerst importiert wurden. Erst einige Zeit später scheint Gutman erkannt zu haben, dass der US-Markt auch für „klassische“, traditonelle Formen deutscher Taschenmesser aufnahmefähig war.