Sehr einfach: Nach ordnungsgemäßem Normalisieren und Weichglühen sollte es kein Zementitnetzwerk mehr geben. Bei untereutektoidischen und eutektoidischen Stählen werden beim Härten sämtliche Karbide -mit Ausnahme von Sonderkarbiden, die wir aber hier vernachl#ssigen können- gelöst. Es gibt also im gehärtetem Zustand keine Karbide mehr und entsprechend auch keine der Zähigkeit abträglichen Netzwerke. Übereutektoidische Stähle - unlegiert ab 0,78 % C, legiert entsprechend niedriger-werden wegen des sonst zu erwartenden Restaustenits meist so gehärtet, als seien sie eutektoidisch, sodaß nach dem Härten Zementit übrig bleibt. Läge der in Form eines Netzwerks vor, wäre das für die Zähigkeit sehr abträglich. Durch Normalisieren und Weichglühen vor dem Härten kann man das aber sicher beheben. In besonders schlimmen Fällen kann man das Normalisieren durch eine milde Abschreckung von hoher Temperatur ersetzen.
Zementit, der sich nach dem Härten beim Anlassen wieder ausscheidet, ist sehr fein und bildet in allen praktisch vorkommenden Fällen kein Netzwerk. Das ist auch der Grund, weshalb das Weichglühgefüge am schnellsten und einfachsten aus dem gehärteten Zustand zu erzielen ist.
Ulrich