[Bedeutung und] Sinn der Fehlschärfe?

camper

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Hallo Messerfreunde !
Ich habe ein Outdoormesser mit einer Fehlschärfe von 2,5 cm!!! :irre: . Auch z.B. bei dem Cold Steel SRK fängt der scharfe Teil der Klinge erst ca. 2 cm hinter dem Griffende an. Ich halte diesen stumfen Teil für einen Nachteil, da man z.B. beim Schnitzen in der nähe des Griffes am meisten Kraft auf die Klinge bringen kann. Das einzige Argument für eine Fehlschärfe könnte sein, dass der Griff beim Schärfen der Klinge nicht so stört. Aber auch beim Schärfen dürfte doch eine Fehlschärfe von ca. 0,5 cm völlig ausreichend sein. Auch rein optisch finde ich größere Fehlschärfen nicht so schön. Also warum schärfen die Messermacher nicht die Klinge so weit wie möglich an den Griff heran und welche Länge der Fehlschärfe haltet Ihr bei einem feststehenden Messer für ideal?
Viele Grüße
Camper
 
Der Sinn ist recht einfach zu erklären. Dieser nicht geschliffene Teil ist zum "kurzgreifen" des Messers gedacht. Das heißt man legt den Zeigefinger vor den Griffschutz, um feinere Schneidarbeiten besser ausführen zu können. Das macht natürlich nur bei größeren Messern Sinn. Bei Messern mit kurzer Klinge (z.B. klassisch nordische Messer) ist dieser ungeschliffene Teil meist auch nur ca.5mm. oder kürzer.

Gruß
 
"Fehlschärfe" ist was Anderes.

Hast recht, ich möchte hier aber nicht die Anatomie eines Messers
erklären. CAMPER hat ja noch dazugeschrieben was er meint.

Gruß
 
camper meint wohl das ricasso. wohl zum fuehren des messers (handlichkeit). ist ne fehlschaerfe nicht eher sone false edge?
 
@ Teachdair
Ja, Fehlschärfe = false edge.

Was Camper meint, heißt soweit ich weiß "choil".

sam
 
jetzt bin ich auch verwirrt, ich hielt die false edge oder auch swedge immer fuer die fehlschaerfe und den klingenteil vorm grifff fuer das ricasso/choil. kann amal wer klarheit schaffen?
 
blackfox said:

Kein Problem, bloß nicht die Übersicht verlieren ;)
Viele bezeichnen den nicht scharf angeschliffenen Rücken ebenfalls als Fehlschärfe. Bei Günter Böhlke auf der Seite im Glossar wird der angeschliffene Rücken als "Falsche Schneide/false edge" beschrieben (so habe ich es auch einmal gelernt).
Der Beitrag "Teile eines feststehenden Messers" ist ja schon etwas älter und z.T. ändert sich leider mit der Zeit auch der Sprachgebrauch.
Ich denke, so wie Camper die Situation in seinem ersten Beitrag beschreibt, handelt es sich um das Ricasso/Choil oder wie ich es eben auch noch "gelernt" habe, um die Fehlschärfe. Drei Namen für ein und dieselbe Stelle an der Klinge ... der nicht scharf geschliffene Teil der Klinge vom Griff bis zur "scharfen" Schneide des Messers.
 
Believe it or not,
... aber so isses :

lilechute_1a.jpg


Gruss,

Uli Zerdick :)
 
Ich wollt es eben schreiben aber Uli ist mir zuvorgekommen.

Aber nochmal zur Sicherheit :D:

Mit Choil ist nur der direkte Übergang Klingenschliff zu Ricasso gemeint.

Daher auch der Begriff choil cut(out) für die Schleifkerbe. Für choil wird oft auch die Bezeichnung plunge cut benützt.

So jetzt bin ich zufrieden :) .

Zu deiner Frage Camper:

Wie schon gesagt wurde dient das Ricasso einerseits zum "Vorgreifen"
für feinere Arbeiten, bei Klingen ohne ausgeprägten Handschutz oft aber auch noch als "Sicherheitszone" falls man mal etwas zu weit nach vorne rutschen sollte.

In meinen Augen dient es aber auch sehr der ansprechenden Gestaltung
eines Messers. Ich finde Messer ohne oder mit kaum vorhandem Ricasso irgendwie plump und unschön. Da verzichte ich lieber auf etwas Klinge, aber es sieht einfach eleganter aus wenn man einen schönen und eleganten Übergang von Griff zu Klinge hat.

Gruß Marcus
 
Das Ricasso ist zum Teil schon aus technischen Gründen 'sinnvoll'. Wenn man 'nen großen Handschutz wie bei 'nem Bowie hat, dann kann man, auch wenn der Klingenschliff bis ganz an die Parierstange rangeht, nicht bis zur Parierstange schärfen.
 
chinoook said:
Und welchen Sinn hat nun die "Fehlschärfe"?

Wenn Du jetzt die Fehlschärfe auf dem Klingenrücken meinst .. ;) :irre:
... das Messer "piekst" dadurch besser.
 
Ich denke die Ausprägung des Ricasso müsste auch Einfluss auf die Stabilität einer Klinge haben, oder ist das eher zu vernachlässigen?

Mal übertrieben gedacht: wenn das Ricasso bis zur Klingenmitte reichen würde, hätte das sicherlich Stabilitätsvorteile, wäre aber wenig praxistauglich. 2,5 cm Ricasso ist aber auch schon ganz ordentlich.

Die anderen genannten Gründe wie Handschutz/Kurzgreifen und Design dürften aber auch eine Rolle spielen.
 
Von der sprachlichen Seite her wäre wohl der als Ricasso bezeichnete Teil die Fehlschärfe:

Fehlschärfe = fehlende Schärfe = nicht bis zum Handschutz durchgeschliffene Schneide, wie bei ganz alten Schwertern und Dolchen mit Spitz-/Runderl
während
False Edge = angedeutete Schneide = ??? ... andere (nur optische) Gründe hat?
Schwierig, weil der Ricasso-Abschnitt in Büchern auch als Spiegel bezeichnet wird :confused:

Was war denn eher bekannt, oder vorhanden ?

Gruß Andreas
 
Fehlschaerfe=ricasso=spiegel
false edge=schor= angedeutete schneide

So hab ichs gestern abend noch mal nachgelesen.
 
Danke für die vielen Antworten !!!
Schon etwas verwirrend das ganze. Fehlschärfe würde wie bereits geschrieben vom Wortlaut für den Teil der Klinge sprechen an dem die Schärfe fehlt, also nicht geschliffen ist.
Also unstreitig bezeichnet false edge den (leicht) angeschliffenen oberen Teil der Klinge an der Spitze.Möglicherweise ist also false edge nicht gleich Fehlschärfe, sondern nur eine ähnlich klingende Bezeichnung, die man nicht als Fehlschärfe übersetzen kann. Auch der Begriff ricasso, bzw. Erl steht offenbar eindeutig für den Teil der Klinge kurz vor dem Griff/Parierelement.
Jemand im Forum beschrieb einmal das ricasso als quadratische Klingenfläche kurz vorm Griff. Als Fehlschärfe beschrieb derjenige die Linie der Klinge zwischen Griff und Schneide, also nur den unteren Teil des Ricasso. Vielleicht wäre das des Rätsels Lösung.
 
.... ehrlich gesagt verstehe ich nicht mehr, um was es hier jetzt geht, ob sich jeder eine eigene Interpretation ausdenkt und sie mehr oder weniger ausschliesslich für sich alleine benutzen möchte (dann braucht er aber auch keinen Thread zu starten!), oder ob wir etwas wissen wollen, was andere Menschen schon vor fast 30 Jahren einhellig beschrieben haben.
'false' heisst 'falsch', oder in Verbindung mit einem anderen Substantiv 'fehl-'. Was will man da noch interpretieren. Der untere Teil eines sogenannten Ricasso kann doch keine 'Fehlschärfe sein.

Für alle, die es genau wissen wollen, gibt es phantastische Bücher, in denen das genau beschrieben und abgebildet ist:
Ken Warner, Practical Book of Knives, 1976
Sid Latham, Knives and Knifemakers, 1974
Bob Loveless, How to make Knives, 1977
Mel Tappan, A Guide to Handmade Knives, 1977

Wenn nun ein Fachmann eine alte Deutsche Deutung des Begriffs hat, sei es drum! Wenn wir über die Messer reden, die hier in diesem Forum im Focus sind, dann handelt es sich fast immer um Abkömmlinge der alten US amerikanischen Messer-Tradition seit Ende des 19.Jahrhunderts, genauer gesagt sogar um die Tradition und Terminologie der US Messermacher der ersten Stunde, wie z.B. Randall, Ruana, Morseth, oder Scagel.

Und zum Start dieses Threads: Dass ein Cold Steel einen unkompletten Schliff hat, ist einfach nur ein Produktionsfehler, ein Mangel, durch Nachlässigkeit entstanden, mehr nicht, und ein Spyderco ohne Schliff (an andere Stelle!) ist einen Dreck wert, das besagte Cold Steel eigentlich auch, und auf keinen Fall ein Sammlerstück oder verkappte Sonderedition.
.... Zurück damit zum Lieferanten.

Aber dies ist natürlich nur meine bescheidene Meinung :)

Sollte mir hier jemand etwas völlig Anderes beweisen, dann nehm ich das dankbar an, ich lerne gerne dazu.

Bis dahin
Herzliche Grüsse an alle!

__________ Uli Zerdick __________
contact Uli at: zerdick@t-online.de
 
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