EDC Test: Spyderco Native & Gerber Harsey Air Ranger

hunter_81

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Hallo,

die beiden oben genannten begleiten mich jetzt schon eine ganze Weile als EDC, deshalb hab ich mir gedacht, starte ich mal einen kleinen Vergleichstest.

Zuerst die Fakten:

Gerber Harsey Air Ranger

Klinge: DropPoint, plain
Klingenlänge : 8,1 cm
Gesamtlänge: 18,7 cm
Klingendicke: 2,5 mm (selbst gemessen)
Stahl: AUS-8
Griff: Alu
Veriegelung: Liner-Lock
Trageweise: Tip-Down
Öffnung: Thumb-Stud
Preis: 75-80 Euro

Spyderco Native

Klinge: DropPoint, plain
Klingenlänge : 8,0 cm
Gesamtlänge: 17,9 cm
Klingendicke: 3 mm
Stahl: CPM S-30V (mein Modell, mittlerweile wohl geändert)
Griff: FRN
Veriegelung: Back-Lock
Trageweise: Tip-Up
Öffnung: Spyderco-Hole
Preis: 60-80 Euro

1. Anfassqualität

Hier geht das Gerber schonmal klar in Führung. Der Alugriff ist super verarbeitet und fühlt sich richtig gut an. Keine Macken, Grate oder sonstwas stören den Eindruck. Eigentlich soll der Griff bei meinem Messer grünlich sein, ich würde jedoch eher von grau sprechen. Jedenfalls sieht das schonmal sehr gut aus. Der Griff ist zusätzlich aufgeraut, was für einigermaßen rutschfestigkeit sorgt.
griffgerber.gif

Die Backen des Hefts sind beim Gerber per Torx verschraubt und das Messer lässt sich vollständig zerlegen. Zusätzlich kann der Klingengang mittels einer weiteren Schraube eingestellt werden.
Die Klinge ist satiniert, was in Verbindung mit den Alugriffen wirklich unverschämt gut aussieht.
Der Klingengang ist wirklich sehr weich. Ich möchte mal behaupten für ein Messer dieser Kategorie schon erstaunlich weich. Der Liner rastet mit einem schönen Klick ein und steht fest. Spinewhack-Test bereitet keine Probleme. Im geschlossenen Zustand steht die Klinge genau mittig zwischen den Alugriffen. Es schleift nicht. Klingenspiel ist nicht vorhanden.
Das Messer liegt super in der Hand und lässt sich mit dem Thumb-Stud auch mit Handschuhen noch sehr leicht öffnen. Mit ein bisschen Übung kann man es auch aufschleudern. Auch der etwas filigran wirkende Liner lässt sich auch mit Handschuhen noch bedienen. Ohne sowieso. Das Messer liegt auch bei nassen Händern noch gut in derselben und rutscht nicht weg.
Der Clip ist optimal eingestellt. Nicht zu hart und nicht zu weich. Auch er ist satiniert, aber leider nicht umsetzbar.
Insgesamt gebe ich für Verarbeitung/Finish/Anfassqualität in Betracht des Preises eine 1.

Das Spyderco kann da leider nicht mithalten. Der Griff aus FRN fasst sich so an, wie er aussieht, nämlich wie Plastik. Der Griff so ausgefräst, das in der Mitte das Spyderco Logo zu sehen ist, von dem aus sich ein Spinnennetz nach außen hin entwickelt. Sehr gute Idee. Gleichzeitig sorgt das für Grip beim schneiden. Das Messer ist nur zusammengenietet und lässt sich nicht auseinander nehmen. Auch der Klingengang lässt sich nicht einstellen. Der Klingengang ist auch leider etwas "holprig", lange nicht so weich wie beim Gerber. Die Klinge an sich ist sehr dick, verjüngt sich jedoch extrem zur Schneide hin. Es ist deutliches horizontales Klingenspiel festzustellen. Im eingeklappten Zustand schleift jedoch nix. Insgesamt kann man sagen, sieht das Spyderco deutlich bulliger aus, als das eher filigrane Gerber. Das Native ist eher schmuckloses Arbeitstier. Die Klinge des Spyderco lässt sich durch das Loch sehr gut öffnen, auch mit Handschuhen und mit nassen Händen. Auf der Klinge ist eingeprägt "Golden Colorado USA Earth", was mir eindeutig besser gefällt als das "Taiwan" auf der Gerber Klinge.;)
Der FRN Griff bietet in jeder Lebenslage guten Halt. Der LockBack verriegelt sicher. Leider lässt sich das Messer so aber nicht einhändig schließen. Der Clip hält gut und ist nicht zu stramm. Auch er lässt sich leider nicht umsetzen.

2. Tragekomfort:

Gleichstand. Beide Messer sind mit dem Clip verlustsicher in der Tasche zu verstauen und dann vergisst man ziemlich schnell, das man überhaupt ein Messer dabei hat. Beides sind absolute Leichtgewichte (Spydie: 69g/Gerber 73g)

3. Schneideleistung

Beide Messer kamen sauscharf aus der Box, kein Grund zur Klage. Die Klingen waren ordentlich und gleichmäßig angeschliffen. Das Spyderco war noch einen Tick schärfer.
Reinigen ist bei beiden absolut unproblematisch. Einfach unter fließendes Wasser halten abtrocknen fertig.
Das Gerber liegt gut in der Hand und hat mit kleineren Schneidarbeiten in der Küche, usw. keine Probleme. Zum Apfelschälen auf der Arbeit optimal, weil es absolut ungefährlich aussieht. :)
Das Spyderco ist da mehr der grobe Bauernlümmel, Küchensachen und Apfelschälen geht mit links, das Messer will aber richtig rangenommen werden. Kabelbinder zum Beispiel schneidet das Spydie eindeutig lieber als das Gerber. Hierbei kommt dem Native aber auch der buckelige Griff zum Vorteil, da dieser einfach etwas satter in der Hand liegt, wenn mal mehr Kraftanstrengung nötig ist.
Beide Messer haben bereits unzählige Kartons geöffnet oder zerkleinert. Ich konnte dabei keinen Nennenwerten unterschied in der Schnitthaltigkeit feststellen.
Nachschärfen musste ich das Spyderco bis jetzt noch nicht, daher kann ich nix zu schärfbarkeit sagen. Das Gerber musste bereits einmal geschliffen werden (allerdings ist es schon länger in meinen Diensten). Der Aus-8 Stahl lässt sich einigermaßen gut Nachschärfen. Man ereicht eine Rasierschärfe, die auch bis jetzt noch anhält. Insgesamt kann man damit zufrieden sein. Das Spyderco fühlt sich bei mir glaub ich etwas unterfordert. Nur Kartons und Kabelbinder kleinmachen und Äpfel schäle reicht ihm wohl nicht. Das Messer ist definitiv eines für gröbere Arbeiten und kann dementsprechend auch so rangenomen werden. Die dicke Klinge macht das mit.

Hier mal zwei Bilder um sich den Unterschied klar zu machen

spydgerb1.jpg


spydgerb2.jpg


Fazit:

Beide Messer sind für ihren Preis sehr gut. Das Gerber überzeugt auf der ganzen Linie in Sachen Verarbeitung. Für grobere Aufgaben ist es nicht so zu haben. Jedoch reicht es für die EDC-Aufgaben allemal. Das Spyderco ist ein Arbeitstier. Die Verarbeitung hat leichte Mängel, dafür ist der Klingenstahl besser als beim Gerber. Zudem liegt das Native bei schweren Schneidarbeiten sicherer in der Hand.
Einen Sieger zu kühren fällt etwas schwer, am besten kauft man sich beide :)
Aufgrund der tollen Verarbeitung muss man wohl dem Gerber den Vorzug geben, da es auch sonst mit dem Native mindestens gleichauf liegt. :super:

Cu
Hunter
 
Das Gerber hat mir auch immer gut gefallen, nur kommt es für mich wegen Tip-down leider nicht in Frage.
Schade eigentlich, denn vor allem das Air Ranger 2 (die große Ausführung) ist ein schönes Teil.

Kleine Anmerkung: wenn Du nicht irgendeine exklusive neue Variante hast, dann ist die Klinge (und der Clip) des Gerber nicht satiniert, sondern gestrahlt.
 
Kleine Anmerkung: wenn Du nicht irgendeine exklusive neue Variante hast, dann ist die Klinge (und der Clip) des Gerber nicht satiniert, sondern gestrahlt.

Ups, ich dachte immer das wäre satiniert. Wie sieht denn dann ne satinierte Klinge aus ?

Cu
Christoph
 
Zu dem Native-Part deines Tests kann ich dir nur zustimmen, ich hab das Messer selbst ( allerdings als Lightweightversion ) und denke das du wirklich die optimalen Worte für ein Resume über die Leistung des Stückes gefunden hast. Besonders betonen möchte ich nur noch einmal die Sache mit dem Arbeitsmesser, die du schon erwähntest: Das Spyderco fasst sich nicht nur wie ein 'grobes' Messer an, es sieht auch mehr oder weniger so aus. Als Gentlemanfolder also wirklich nicht geeignet. Ebenso denke ich das es, als richtiges Outdoormesser für übel schmutzige Arbeiten eingesetzt, eher ungünstig ist, da es auf Grund des Backlooks nicht offen ist, sprich man bekommt den Dreck mit der Zeit einfach nicht mehr raus, so denke ich zumindest ( Aufschrauben geht ja nicht, wie schon geschrieben.)
Was die Nachschärfbarkeit des Spydercos anbetrifft kann ich jedoch auch nichts weiter hinzufügen, da das Messer seit nem gutem Jahr eine wirklich gute Schärfe hat, auch wenn ich das Stück oft benutze.
 
Nicht nur das Spyderco, sondern auch das Gerber finde ich hervorragend beurteilt.

Ich hatte eigentlich nur mal eines bestellt, um es zu verschenken.
Nachdem ich es ausgiebig befingert habe, hab ich gleich noch eines bestellt, um es zu behalten. :p

Für den Preis finde ich das Messer einfach nur genial. :super:
Es ist eines der ganz wenigen Low-Budget-Messer, die bei mir geblieben sind und sich häufig im Einsatz befinden.

Einzig der Klingenstahl könnte noch etwas schnitthaltiger sein.
Man kann mit dem Gebotenen aber gut leben und die einfache Schärfbarkeit gleicht dieses kleine Manko aus.
Ein paar Striche über den Sharpmaker und es ist wieder Razor-Sharp.
 
Ich hatte ein Spyderco Native III. Ein limited Forum knife.

Ich habe es hergegeben, da mir die Ratio Griff : nutzbare Klinge ein wenig schwach war. irgendwie war mir für feinere Arbeiten die Schneide zu weit vom Griff weg, und der Griff selbst zum EDC ein weing zu füllig.

Dennoch habe ich meinem Vater und meinem Schwiegervater ein Native gekauft, und die werden auch benutzt :hehe:


Schöner Test!
:super: :super: :super:
 
Ich hab damals meinem Bruder zu einem Native geraten. (ein Jahr her)
seither benutzt er es ständig und ihm ist es richtig ans Herz gewachsen. Ich konnte mir natürlich nicht nehmen lassen das Messer mal zu befummeln, und jezt kommt auch der Kern der Sache ;)

Es hatte kein Spiel und war auch sonst super verarbeitet.
Die Schärfe war OotB absolut HPS und es musste bisher nur einmal etwas nachgeschliffen werden, nach dem wir beim Umzug viel Teppiche geschnitten haben und das Native doch ganz schön was tun musste.

Der Griff fasst sich imho. sehr angenehm an, wenn man nicht grad Microtech oder ähnliches gewöhnt ist.

Ich finde gerade die Kombination zwischen einem CPM440V Stahl und einem recht einfachen Griff und Lock macht das Messer zu einem wirklich Günstigen Super-Messer für Leute die ein Messer wollen, worüber sie sich nicht den Kopf zerbrechen wenn dem kleinen mal was passiert. Also als EDU Oder EDHU wie geschaffen.

Richard
 
Revvie said:
irgendwie war mir für feinere Arbeiten die Schneide zu weit vom Griff weg
Wenn Du das Messer in die Hand nimmst, ist die Schneide doch gerade mal 3mm vom Zeigefinger entfernt. Ich finde das sehr führig. Deshalb verstehe ich Deine Aussage nicht so wirklich.
 
versteh´mich nicht falsch, Mann, aber ich habe meine Finger gerne auf dem Griff und nicht auf der Klinge. :irre:

Dennoch ist die Ratio Griff:Schneidenlänge nicht die beste.
 
So ganz verstehe ich Dein Problem immer noch nicht ... klar soll man nicht auf die Schneide greifen. ;)
Die vordere Mulde für den Zeigefinger - mit dem kleinen Fingerschutz - klappt ja mit aus. Das ist ja gerade das Geniale an dem Design des Native. Wenn Du diese Mulde nicht mitbenutzt, ist der Griff sau-unbequem, das ist klar. Aber so ist der Griff ja auch nicht gedacht.

Generell - was sagt denn das Verhältnis von Griff- und Klingenlänge aus? IMHO nix. Jedenfalls nichts über die Brauchbarkeit eines Messers. Gerade bei kleineren Messern, bei denen Klinge und Griff annähernd gleich groß sind, ist mir persönlich der Griff zu klein. Aber das hat jetzt eigentlich nichts mehr mit dem Thema zu tun.

Ansonsten ein wirklich schöner Bericht Hunter. Ich lese auch immer wieder gerne mal was über Messer der unteren Preisklasse.
 
.

Das Messer ist nur zusammengenietet und lässt sich nicht auseinander nehmen. . Der Clip hält gut und ist nicht zu stramm. Auch er lässt sich leider nicht umsetzen.


Sorry, zwei kleine Korrekturen:

1. Der Griiff ist nicht genietet, sondern besteht aus einem Stück.
2. Der Clip läßt sich von der der rechten zur linken Seite umsetzen.
 
Also ich finde das auch das Greifen ausschließlich des Kunsstoffgriffes gut funktioniert, und das man die Mulde an der Klinge eigentlich nur für feinere SAchen braucht. Ich finde das Messer sehr vielseitig.

Richard
 
Gutes Review.
Ich bekenne mich auch als Viel- und Gernenutzer eines Native. Ich nehme immer mit, wenn es leicht, stabil, unempfindlich und griffsicher sein muß und ich aus diesen oder jenen Gründen nichts Teures dabeihaben möchte. Außerdem ist es 100% linkshandtauglich.
Bzgl. Schmutz im Klingenschacht hatte ich noch nie Probleme, mit ausspülen war immer alles ganz fix behoben.
Lediglich die Daumenriffelung war mir viel zu scharfkantig, die mußte etwas geglättet werden.
Ich habe immer bedauert, daß Spyderco dieses Design nicht mal in G-10 mit Stahllinern umgesetzt hat, das wäre wirklich ein Hardcore-user geworden...vielleicht noch mit Flachschliff...träumträum. :hehe:
arno
 
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