Betriebsbesichtigung

Saschaman

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Am vergangenen Mittwoch habe ich an einer Betriebsbesichtigung bei der Firma Böker teilgenommen.
Anmeldung ging sehr rasch - via E-Mail, gleich mit Wegbeschreibung.
Die Führung ging pünktlich los , mit ein paar einleitenden Worten von Carsten Felix-Dalichow.
Danach wurde uns ca. 1,5 Stunden der Betrieb gezeigt, unsere Fragen wurden schnell und kompetent beantwortet.
Anschließend konnten wir uns noch die gesamte Produktpalette im Messershop ansehen und ausreichend "befummeln".

Es hat mir sehr gut gefallen und ich kann es nur jedem empfehlen!

Besonders gut hat mir das uns entgegengebrachte Vertrauen zugesagt,
Wir konnten uns frei bewegen, obwohl hunderte Messer herumlagen.
Auch im Shop konnten wir in alle Vitrinen greifen.
Ein Vertrauen das man natürlich nicht ausnutzt!!!

In diesem Zusammenhang möchte ich auch noch auf den tollen Service von Böker aufmerksam machen.
Ersatzschrauben für Taschenmesser wurden mir bisher immer schnell und unentgeldlich zugesendet!! :super:

Nächstes Mal muß ich mir für Solingen aber noch ein wenig mehr Zeit nehmen.
Dann ist auch noch ein Besuch im Klingenmuseum drin.

Alex
 
Ich kann Dir nur beipflichten. So hatte ich im Juni die Gelegenheit das Böker-Werk zu besichtigen.
Ich war sehr erstaunt, wie viel dort noch in Handarbeit gefertigt wird.

boker.jpg


Außerdem hat sich mein recht negatives Bild von Böker seit dem doch um einiges verbessert! So merkte man deutlich, daß Böker stark bemüht ist (auch durch Umstellung und Erweiterung des Maschinenparks - Stichwort CNC), verlorenen Boden bei der Qualität der Produkte, wieder gut zu machen. Die neueren Modelle (z.B. die verschiedenen Kalaschnikows) zeugen IMHO von ersten Erfolgen dieser Bemühungen.

So kann ich eine solche Besichtigung wirklich empfehlen ... die fabrikmässige Fertigung von Messern sieht doch ein bißchen anders aus, als man sich das so vorstellt.
 
:glgl: polemisches läster maul angeschaltet

So sieht er also aus der verbrechher der bei 3 von mir gekauften AF daggern es nicht ein mal geschafft hat einen symetrischen schliff hinzukriegen :glgl:

Alle hormon drüsen wieder aus... :argw:


tut mir leidt für den ausbruch alle böker messer danach waren ja auch ok
:rolleyes:
 
Im Rahmen der Vorstellung fuer den neuen EFD - darueber schreibe ich getrennt was - habe ich auch an einer Betriebsführung teilgenommen.Mir ging es genau wie Saschaman, der Anteil der Handfertigung war ueberraschend hoch. Das ist so ein gut mittelständischer Betrieb, von dem ich viele kenne und mag, woman noch sieht, dass da seit Jahrzehnten kontunuierlich gefertigt wird. Die CNC neben der Stanze aus den 50ern :) Keine Fabrikation, wo nach 100m Fertigungsstrasse noch ein uebriggebliebenes Männchen die fertigen Teile aus der CNC fischt.

Mal noch ein paar Infos, um den Aufwand zu beschreiben. Fuer ein traditionelles Taschenmesser brauchts um die 100 Arbeitsschritte, vom Stanzen der Teile, Klingenschliff, Formen der Schalen, Zusammenbau, Einschlagen der Haltestifte, Abziehen der Klinge, Politur und und und. Für manche Arbeitsgänge werden natuerlich Maschinen eingesetzt. Die wiederum selbst gebaut, weil es für Nischenmärkte keine fertigen Anlagen gibt. Einen Teil der Maschinen/Werkzeuge sieht man ja auf den Bildern.
Die Klingen fuer die neuen Messer werden auf einer computergesteuerten Schleifmaschine gefertigt, je ein Arbeitsgang pro Klingenseite - die EFDs/AFDs müssen also zweimal durch.

Wie von Saschaman geschrieben, man kann bei der Führung alle Arbeitsschritte sehen, es liegen eher tausende als hunderte von Messern rum, die Mitrabeiter machten auch nicht den Eindruck, als müsse man sie mit der Peitsche zur Arbeit zwingen. Und man möge bitte "pliessen" und nicht schleifen sagen :)

picture-0028.jpg


Weitere Bilder im Bild Archiv:
http://www.messerforum.net/_bildarchiv/Solingen/index.htm

Danke nochmal an Herrn Carsten Felix-Dalichow fuer die Einladung und Frau Kirsten Felix-Dalichow für die tolle Führung. War ein rundum gelungener Event.

Bis auf die Sache mit dem Solinger Bahnhof :)

Gruesse
Pitter
 
Danke für die Infos und die Bilder!
Nach Solingen möchte ich auch schon lange mal, habe es nur bisher nie geschafft.

Was empfiehlt sich für einen Tagesausflug denn noch an Messersehenswürdigkeiten?

Oder ist man mit Böker und Klingenmuseum schon ausgelastet?
 
Dieser Herr hat bei meinen letzten beiden Besuchen die Speedlocks eingestellt :D :cool:

Die Reise lohnt sich in jedem Fall :p
 
beagleboy said:
Was empfiehlt sich für einen Tagesausflug denn noch an Messersehenswürdigkeiten?
Auf jeden Fall mal bei Herder Windmühlenmesser vorbeischauen. Evtl. vorher mal anrufen. Der Betrieb ist eine Besichtigung wert.
Produktion wie vor 100 Jahren mit dem maroden Charme von verfallenden Produktionshallen :). Toll.

pitter said:
Und man möge bitte "pliessen" und nicht schleifen sagen :)
Klugscheissen extra für Süddeutsche ;): Es heißt Pliesten, nicht Pliessen.
 
Last edited:
coolcat said:
Klugscheissen extra für Süddeutsche ;): Es heißt Pliesten, nicht Pliessen.

Tja, das hast Du vollkommen recht. Pliessten oder Plisten, ich finde beides, so genau weiss man das offensichtlich nicht. Jedenfalls ist damit der Feinschliff gemeint.

Gruesse
Pitter
 
Ich finde diese Begriffe sowieso recht interessant. Alles scheint irgendwie aus einer anderen Zeit zu stammen. Pliesten (feinschleifen), reidern (für die Montage von Messer und Griff) ... am besten gefällt mir da derjenige, der dem Messer das Endfinish verpasst, der Ausmacher. :hehe:
 
Ortsfremde mögen bitte berücksichtigen, dass es sich bei diesen Begriffen um traditionelle Ausdrücke des hiesigen Dialekts (Soliger Platt) und seiner Unterarten handelt. Dieser Dialekt ist auf einen verhältnismäßig kleinen Raum beschränkt und weist auch noch Unterschiede in den einzelnen Stadtteilen auf. Das heutige Solingen ist erst durch Eingemeindung kleinerer Gemeinden im Jahre 1929 entstanden, und in diesen Gemeinden (Gräfrath - Klingenmuseum; Ohligs - Herder; Merscheid - Industriemuseum; Wald; Dorp, schon früher eingemeindet) gab es z.T. eigenständige Begriffe. Zudem läuft über das Gebiet des heutigen Solingen die sog. Benrather Linie, die unterschiedliche Ausprägungen der 2. Germanischen Lautverschiebung voneinander trennt. So kann es vorkommen, dass es auch in Solingen unter (alten) Solingern zu Diskussionen über bestimmte Ausdrücke kommt. Gewisse Feinheiten (mir auch verschlossen) können vermutlich schon in der Nachbarstadt Hilden nicht mehr richtig gedeutet werden. Als meine Großmutter 1925 im Zuge ihrer Hochzeit von Merscheid nach Wald zog (15 Min. Fußweg), stieß sie dort auf Ausdrücke, die sie noch nie gehört hatte.

Bezüglich des hier mehrfach genannten Feinschleifens meine ich aber, mich auf "Pließten" (mit scharfem "s") festlegen zu können.

Und dann gibt es z.B. den alten Begriff der "Muppen". Wer die herstellt, möchte ich hier aber nicht sagen.
 
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