Probleme beim Feuerschweißen [1.7701 + Pferd-Feile]

Onyx

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Probleme beim Feuerschweißen

Hallo,

ich habe mich das Wochenende das erste mal am Feuerschweißen versucht und hatte dabei einige Probleme: Das Material, dass ich verwendet habe, war 1.7701 ( C=55% Cr=ca. 1%; Federstahl) und ein Stück einer kleinen Pferd-Feile beides weichgeglüht. Für den Anfang wahrscheinlich nicht die beste Paarung...
Das Problem bestand darin, dass im Hochkantausschmieden des Dreierpacketes (5mm 1.7701/ 5mm Feile/ 5mm 1.7701) sich die Schweißung wieder gelöst hatte. Das ließ sich zwar durch erneutes Schweißen beheben, ging dann ne Zeit gut und klaffte dann wieder auf.
Meine Frage ist jetzt, was habe ich falsch gemacht? Zu niedrige Temperatur beim Schweißen? Bescheidene Werkstoffpaarung?
Was mir noch aufgefallen ist, dass der Feilenstahl sich beim Ausschmieden weniger stark verformt hat, als die äußeren Federstahldecklagen, trotz meiner Meinung nach genügender Durchwärmung. Ist der Feilenstahl vielleicht trotz des hohen C-Gehaltes durch z.B. Wolfram warmfester? Ich hatte irgendwie den Eindruck...

Grüße
Onyx
 
Hallo Onyx,

Du hast die Antwort auf deine Fragen zum Teil schon mitgeliefert.
Der Chromgehalt des Federstahles hat dir vermutlich das Leben schwer gemacht.
Ich beobachte gelegentlich ein ähnliches Verhalten wenn ich den 100Cr6 verschweisse z.b. mit Feile, oder 1.2842.
Der hohe C-Gehalt ist unkritisch, wenn das Paket gut durchgewärmt ist und man die korrekte Temperatur beobachtet.
Kommt allerdings ein gewisser Chromgehalt ins Spiel, wird es unter Umständen haarig.
Evtl. hat die Feile auch noch etwas Chrom, das macht es dann doppelt schwierig.
Ich komme dem Problem auf folgende Weise bei:
Feuerschweisstemperatur an der oberen Grenze halten. Vorsichtig verschweissen, und mehrere Durchgänge bevor man auf die hohe Kante geht. ( reduzierung der ausgangshöhe um ca. 50 %, bei einem Dreilagenstahl evtl. problematisch wegen der geringen dicke), deshalb mit leichten Schlägen mehrfach schweissen, gut durchwärmen,, Schlagrichtung oft wechseln ( 2 schläge Hochkant, 2 auf die Fläche usw.) Darauf achten, das das Paket immer gut warm ist, mit Borax arbeiten bis zur endgültigen Form.
Den Verformungsgrad pro Schweisshitze gering halten.
Nimm statt des Federstahles für den Anfang einen C-Stahl wie C45, C 60 und die Probleme dürften erledigt sein

Je nach dem was in der Feile drin ist ist Sie wohl warmfester als der 7701, auch grade wegen des hohen C-Gehaltes


gruß

Peter
 
genau, claymore. Wenn es eine kleine Feile war, also eine Präzisionsfeile, dann sollte die so um die 1,5%C und ca. 0,5-0,7% Cr haben. Normale Werkstattfeilen haben kein Cr, aber auch so um die 1,3%C. Härteprüffeilen haben noch 1%Cr und 1,3%W zusätzlich zu den C-Gehalten der Präzisionsfeilen.
 
schweißen

Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass das Chrom in den beiden Stählen das Problem ist. 1.2842, 1.3505 und Andere haben genauso viel Chrom und sind prima verschweißbar. Leider habe ich zur Zeit meinen Stahlschlüssel nicht zur Hand, aber bei Federstählen bin ich generell vorsichtig, weil zumindest die stark Silizium-legierten eben wegen dieses Zusatzes nur schlecht schweißbar sind. Ist der Federstahl einer mit nur wenig Silizium, was ich bei 1 % Chrom annehme, glaube ich, dass es wohl eher an anderen Problemen beim Schweißen (Temperatur/Oxidation/Schweißmittel etc.) liegt. Aber das auf diesem Wege zu diagnostizieren ist fast unmöglich. Dazu bräuchte man zumindest mehr Angaben.

Achim
 
Hallo Achim,

prima verschweissen lassen sich die von dir genannten Stähle, das ist richtig.
Ich konnte jedoch beobachten, das beim Feuerschweissen mit dem 100Cr6 egal welches der andere Part war (Feile, 1.2842 etc. die Schweissung am Anfang einen Tick eher dazu neigte wieder aufzugehen, wenn zu früh zu stark verformt wurde, unabhängig ob Hand oder Federhammer.
Einige zusätzliche Schweissdurchgänge mit leichteren Schlägen und das Problem war behoben.
Das Verhalten konnte ich bei reinen C-Stählen wie dem C105 nicht beobachten.
Der 1.2842 hat hingegen recht viel Mangan, was die Feuerschweissbakeit begünstigt.

Da klopfet bei mir der vage Verdacht an, der Chromgehalt könnte seine glänzenden Finger im Spiel haben ;)


Der 7701 hat 0.15-0.4 % SI der 100Cr6 0,15-0,35 bei Cr Prozenten bis 1,2, bzw. 1,65

Gruß

Peter
 
Schweißvorgang

Hallo,

erst mal danke für die Antworten. Vielleicht noch ein paar Angaben zu der Feile: Die hat eine Heftlänge von ca. 200mm und ein Dicke von ca.5mm gehabt. Der Hieb auf der einen Seite war recht grob, auf der anderen etwas feiner. Ich denke also, dass es keine Härteprüf- oder Präzisionsfeile war. Feuerverscheißt habe ich das ganze mit reinem Borax ohne weitere Zusätze.
Nach der Antwort von Claymore ist mir eingefallen, dass sich die Schweißung erst dann gelöst hatte, wenn ich bis kirschrot geschmiedet habe. Bei höherer Temperatur ging es besser. Der hohe Kohlenstoffgehalt der Feile hat wohl die Warmfestigkeit verursacht...
Ich nehme den Federstahl übrigens nur deswegen, weil ich günstig (5€) an ein paar Meter rangekommen bin. Wäre sonst schade drum...
Ich werden wohl noch ein Bischen herumprobieren und Claymors Tipps beherzigen.
Ach ja, der erste Versuch ist auch nicht total Schrott geworden. Ein wenig schleifen und das ganze sieht gut aus...

Gruß

Onyx
 
Recycling 2.

Da das Schweißen mit Federstahl und Feile nicht so einfach war, habe ich letztes Wochenende mal ein anderes "Recycling"-Projekt gewagt:
Diesmal mußten alte Metallsägeblätter dran glauben. Die waren zweischneidig (ca. 25mm breit und 1mm dünn) und nach Funkenprobe irgendwas ab ca. 0,8% Kohlenstoff (Vermutung). Also mal eben auf handliche Stücke gebracht und mit ein wenig St37 gemischt, hatte ich da ein nettes kleines 7-Lagen-Packet.
Das Schweißen ging recht problemlos, wenn man von den dünnen ausgangslagen absieht, die sich vor dem ersten Schweißen nach außen gewölbt haben. Egal ob hochkant oder flach geschmiedet, nichts ging auf. Das Endresultat war eine Klinge mit ca. 60 Lagen mit eingeschweißter Schneide (auch Sägeblatt). Nach dem Ätzen kam das Muster, oh Wunder, heraus und war wegen der dünnen Ausganslagen schon recht fein (wildes Muster, bin ja schließlich Anfänger).
Wie groß die Kohlenstoffdiffusion war, weiß ich nicht. Wenn ich die Klinge gehärtet habe, werde ich darüber berichten.
Ich hab da unter den Blättern auch ein paar gefunden, wo 2% Wolfram groß draufsteht (Funkenprobe zeigt rote lange Funken ohne Sterne). Ist es ratsam, die für Damast zu verwenden?

Grüße
Onyx
 
Würde ich nicht unbedingt für den Damast verwenden, weil es Verschwendung wäre; aber für die Schneideinlage ist es hervorragend. Wenn Du ST37 oder anderes, nicht härtendes Material verwendest, solltest Du immer eine Einlage verwenden, wie ja auch schon geschehen.
Außerdem ist stark Wolframlegiertes Material schwieriger zu schweißen und zu schmieden, weil es eine recht genaue Temperaturführung verlangt: zu heiß und es zerfällt, zu kalt und es bekommt Risse.
 
Last edited:
Oder die Wolframlegierten Sägeblätter mit Feile verschmieden.
Wenn das klappt, dann hast du einen prima Damast von den Schneideigenschaften her gesehen.


Peter
 
Hi,
habe letzes WE dazu genutzt ein Bischen mit den Wolframlegierten Sägeblättern rumzuspielen. Das Schweißen klappt einwandfrei zumindest mit dem vorher zu Damast verschmiedeten ST37/ normales Sägeblatt. Das Problem oder eigentlich kein Problem, weil das Härten wegfallen kann, ist, dass die Schneideneinllage aus dem 2% Wolframstahl schon bei normalem Abkühlen (in der ausgehenden Esse) härtet und beim Schleifen etwas widerspenstig ist. Ein Loch im Flacherl für den vordersten Niet ließ sich nur mit Dremel und Diamant durch die Schneidenlage schleifen! Anlassen brachte nichts...
Läßt sich aber prima scharf machen und bleibt auch ziemlich lange schnitthaltig. Die Klinge wurde zu einem Küchenmesser verarbeitet.

Fazit: Auch Wolfram legierte Sägeblätter (2%), jedenfalls die, die ich hatte, lassen sich feuerschweißen und eignen sich als Schneide (scheinbar auch für Anfänger). Ach ja, die Temperatur sollte man, wie Guenter angemerkt hat, ziemlich hoch halten. So hatte ich keine Probleme.

Eine Mischung aus Feile und Wolframsägeblatt klingt verlockend, aber sieht man da noch etwas von dem Muster?

Gruß
Onyx
 
Man sieht die Unterschiedlichen Lagen nach dem anätzen.
Evtl. muss man ein wenig probieren bis der Kontrast stimmt.
aber das Material ist prima als Klingenstahl geeignet.,


Peter
 
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