(Vielleicht) blöde Frage: Unterschied Keramikstab und Stein bei der Schärfart

Nikkorix

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Hallo Forum,

während ich so mit meinen Lansky-Keramikstäben herum freihändig hantierte, kam mir eine Frage auf, die ihr vielleicht kompetenter beantworten könnt:

- Per Stab schärfe ich abwechselnd rechts und links mit der typischen Wetzstahlbewegung
- Beim Stein immer auf einer Seite in der typischen Schrubb-Schrubb-Bewegung (japanisch)


Nun kam mir, die eventuell dusselige Frage auf, warum ich bei einem Stein einen Grat aufbauen soll, der beim Wetzkeramikstab so doch gar nicht entstehen dürfte?! Bin ich zu doof, mache ich einen Denkfehler - oder habe etwas grundsätzlich nicht verstanden?

In der Schärfe konnte ich bis dato jedenfalls keinen Unterschied erkennen, allerdings nutze ich Messer nur zum Kochen (und anfangs rasieren sie auch). Ebenfalls ist die Stahlsorte egal (oder meine Ansprüche zu gering). Denn ob nun "Tapete" (VG10), "X50 CR MoV 15" oder Ooh-Irgendwas doppellagigen "blauen Papierstählen" - die waren am Ende immer gleich im Rasur- und Schnittergebnis.

Nichts gegen einen Grat - aber wozu diesen aufbauen, wenn es am Ende auch ohne den geht?

Bevor ich zerfleischt werde: Ich ziehe anschließend immer auf dem Leder ab und gehe manchmal durch Buchenkernholz. Und nein, ich zerlege keine Knochen, schneide anschließend einen QM Maschendrahtzaun und rasiere mich anschließend damit.

Einen schönen und schnittigen Abend in die Runde
Nikkorix

PS: Über die SuFu habe ich nichts gefunden

Mit "freihändig" meine ich übrigens, dass ich die Stäbe wie einen Wetzstab halte (ohne den Halter)
 
Ok, ich glaube, ich versuchs mal:
(Ein einfacher Erklärungsversuch; falls ich da etwas falsch verstanden habe bzw. etwas wichtiges vergessen/übersehen, lasse ich mich natürlich gerne eines besseren belehren. ;) )

Die Stäbe sind IMHO eigentlich eher zur schnellen Regeneration der Schneide gedacht.
Ähnlich wie ein Wetzstahl (welcher ja hauptsächlich die Schneide nach Gebrauch wieder (auf)richten soll) - auch wenn bei der Keramik (oder Rubin etc., was man auch immer gerade benutzt) sicherlich ein etwas stärker Schleifeffekt bzw. Materialabtrag gegeben ist als bei einem Wetzstahl.

Beim Schleifen/"Schrubben" auf einem Stein baut man ja grundlegend eine (neue) Schneidfase auf, dabei entsteht zwangsläufig der Grat, der entfernt werden muss.

Der Materialabtrag bei einem Stab ist kleiner als beim Schrubben auf einem Stein.

Allerdings wird auch das Schleifen am Keramikstab einen Grat auf der Gegenseite aufwerfen, nur in - eben entsprechend - geringerem Maße.

Ich hoffe, das war etwas hilfreich.

Gruß,
Hawkbill
 
Den Grat muss man nicht ausprägend aufbauen, er dient dazu, um zu erkennen dass man eine neue Schneide gebildet hat. Sprich die Schneidfase trifft sich unter an der Schneide. Dann verfeinert man den Schliff. Es bringt nichts, zu feinen Schleifmedien zu wechseln, wenn man keine richtige Schneide über die ganze Schneidlänge aufgebaut hat.

Der Geramikstab entwickelt wegen der rel. hohen Feinheit keinen großen Grat, der dient eben dazu, diesen zu minimieren/entfernen.

lG Oli
 
Vielen - und besten Dank für eure Antworten.

Beides leuchtet ein (z.B. die Kontaktoberfläche bzw. die neue Fase - und das ist wohl auch so)

Ich danke euch!
 
Du kannst auch auf einem Stein bei jedem Zug die Seite wechseln. Nur wird es dann wohl eher schwer, den Winkel korrekt zu halten... :irre:

Beim Schärfen auf dem Stein möchtest Du ja eine neue Schneide aufbauen, sprich teilweise auch mal viel Material wegnehmen. Da ist das Einhalten des Winkels das allerwichtigste. Deshalb der Tipp, erst mal einen Grat auf der einen Seite aufzubauen und dann zu wechseln. So hält man den Winkel am einfachsten. Wenn Du richtig viel Material wegnehmen musst, ist es auch schon mal sinnvoll, 2-3 mal die Seite zu wechseln, bevor sich ein Grat bildet, sonst kann die Schneide asymmetrisch werden.

Beim Stahl möchtest Du die umgelegte Schneide nur wieder aufbauen. Da ist der Winkel nicht soooo wichtig, weil man ja sehr wenig bis gar kein Material weg nimmt. Deshalb klappt das sogar mit dem Dönermann-Hochgeschwindigkeitsgefuchtel. :irre:

Ein Keramikstab liegt dazwischen. Wollte ich mit dem Keramikstab wirklich schärfen, würde ich auch da erst mal einen Grat aufbauen und dann wechseln. Dazu würde ich mir dann auch eine Vorrichtung bauen, die mir hilft, dan Winkel einzuhalten. Dann sind wir auch schon beim Sharpmaker. Das ist im Prinzip genau das. Da Du i.d.R. den Keramikstab aber wie einen Stahl einsetzt (nur Aufrichten) ist das nicht nötig und Du kannst die Seiten öfter wechseln. Im Hinterhopf solltest Du aber behalten, dass der Keramikstab auch Material weg nimmt, also der Winkel genauer eingehalten werden muss. Unterm Strich verrundest Du die Schneide mit dem Keramikstab eher, merkst das aber eine Weile nicht, weil der ja auch schärfende Wirkung hat - allerdings mit unterschiedlichen Winkeln entlang der ganzen Schneide. Du kannst den freihand gar nicht so genau einhalten.

Meine Erfahrung mit dem Sieger Longlife (ok, das ist Rubin, keine Keramik. Lässt sich aber übertragen): die Messer lassen sich durch das - ich nenns mal - Mikroschärfen länger scharf halten als mit einem reinen Stahl, aber wenns dann mal soweit ist, muss man auch mehr Material beim richtigen Schärfen weg nehmen.

Ist eine Glaubensfrage. Ich bleibe beim Sieger Longlife. Der Stahl liegt in der Schublade.
 
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