DIY Ameise / individuelles Izula [Tutorial] <- viele Bilder!

NZHALKO

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Wer dem Izula-Wahn mittlerweile ebenfalls erlegen ist wird sich über kurz oder lang sein Messerchen auf die Eine oder andere Art personalisieren. So auch ich. Von Griffwicklungen, Lanyards und Beschichtungen bis hin zu Customscheiden, Griffschalen und Trageweisen lässt dieses Messer eine fülle an kreativen Möglichkeiten für Bastler zu. Ohne besonderes Werkzeug oder Maschienen kann man mit einfachen Mitteln schon sehr viel verändern.


Das Ausgangsobjekt:

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Im ersten Schritt muss die Beschichtung vom Izula runter. Dazu mische ich Feuerzeugbenzin, Terpentinersatz und Aceton im Volumenverhältnis von je 3 1/3% und gebe das ganze in ein altes Gurkenglas. Die Ameise wird ungefähr 2 Stunden in dieser Jauche ersäuft. Achtet auf gut belüftete Orte zum Arbeiten sonst habt ihr den restlichen Tag Kopfschmerzen.

Mit einem Draht holt man das Izula heraus und schabt mit einem Victorinox die Beschichtung grob ab. Geht ruhig hart rann und schert euch nicht um Kratzer das macht nichts.

Wenn ihr die Lösung für weitere Verwendung behalten wollt dann filtert sie kurz durch etwas krepp in ein Vorratsbehältnis um Verunreinigungen auszuschließen:

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Schabt weiter bis nicht mehr viel Beschichtung übrig ist:

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Jetzt ist auch die Ameise nur noch schwer zu erkennen:

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Der nächste Schritt ist das abschleifen. Zuerst 15 Minuten mit 180er, dann 5 Minuten mit 240er Schleifpapier. An dem grünen Rückstand auf dem Schleifpapier kann man gut erkennen wann die Beschichtung vollständig entfernt ist. Die Ameise ist völlig verschwunden:

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Dann kommt das Abkleben. Wichtig ist das man immer daran denkt jetzt alles abzukleben was geätzt werden soll. Nicht umgekehrt. Ich hoffe man kann die Klebestreifen erkennen. Dem Muster bleiben dabei keine Grenzen gesetzt:

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Jetzt wird das ganze wieder dick und matt lackiert. Die Farbe des Lacks ist eigentlich egal:

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Lasst das Messer ungefähr eine halbe Stunde trocknen bis der Lack nicht mehr nach Lösungsmittel riecht. Zieht langsam und vorsichtig den Tesafilm ab.

Es bleiben einige Klebereste zurück die man mit den Fingern oder etwas Krepppapier gut abreiben kann bis die exposierten Stellen relativ sauber sind:

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Es ist nicht schlimm wenn noch Klebereste übrig bleiben, hauptsache die Zwischenräume sind weitestgehend frei. Am besten man rubbelt noch ein wenig mit einem Taschentuch das Messer sauber um eventuelle Rückstände von Staub und Hautfett vor dem ätzen zu entfernen.

Man könnte sagen das das Design von Extrema Ratio geklaut ist und wer ein Vitrinenfanatiker ist, kann das Messer auch schon jetzt zum verstauben in den Schrank legen. Ansonsten geht es jetzt erst richtig los.

Zur Vorbereitung nehme ich einen alten Blechdeckel einer Keksdose den ich mit Frischhaltefolie und anschließend mit einigen lagen Küchenkrepp abdecke, besser wäre aber eine Aluminiumschale da diese gegenüber Salpetersäure inert sind.

Zieht euch eine Schutzbrille, Säurehandschuhe (Dicke Gummiehandschuhe aus dem Baumarkt gehen auch) und wenn möglich einen Laborkittel an, denn mit hoko. HNO3 ist nicht zu spaßen, vorallem wenn ihr keine Erfahrung im umgang mit ätzenden Stoffen habt. Stellt eine Rolle Küchenpapier, einen Eimer mit Wasser und Natronhydrogencarbonat (NaHCO3/Backsoda/Kaiser-Natron) zum neutralisieren bereit. Selbstverständlich wird das ätzen draussen oder unter einem Abzug durchgeführt.

Nehmt nun wieder ein absolut sauberes Gurkenglas zur Hand in welches das Messer ganz reinpasst und füllt es zu 3/4 mit warmen Wasser aus der Leitung.

Gebt nun langsam etwa 125ml (13,0 Mol/60%) HNO3 hinzu bis das Messer ganz untertauchen kann.
Achtung! Durch das Verdünnen der Säure wird die Lösung sehr heiß. Mischt niemals das Wasser zur Säure! Merksatz: Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschiet das ungeheure! Kurz gesagt die Lösung würde schlagartig zu kochen beginnen und alles im Umkreis vollspritzen.

Wer jetzt nicht an Salpetersäure herankommt und sich auch keine herstellen will kann bestimmt auch Salzsäure (Baumarkt), Schwefelsäure (Batteriesäure) oder andere ätzende Stoffe wie Eisen(III)-chlorid oder Natriumpersulfat (Ätzmittel für Platinen) benutzen. Auch Oxalsäure (Reinigung von Mineralien) und Essigsäure müssten funktionieren wenn zusätzlich Wasserstoffperoxid (H2O2) verwendet wird. Ich habe mich für Salpetersäure entschieden da es am schnellsten geht.

Zieht einen Aluminiumdraht durch das Loch am Griff des Izula um es später wieder gefahrlos herausnehmen zu können und stellt es in die Säure. Es fängt stark an blässchen zu bilden und es dampft braunes Stickstoffdioxidgas (NO2) aus. ATMET DAS SÜßLICH RIECHENDE GAS NICHT EIN, NO2 IST HOCHGIFTIG:

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Wir lassen das Messer etwa 2 Minuten ätzen, bis die Lösung ein durch gebildetes Eisennitrat leichtes hellbraun annimmt und das Messer etwa so in der Lösung aussieht:

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Nehmt das Messer heraus und legt es auf ein Krepppapier und trocknet es ab. Der Lack hat ebenfalls Blässchen gebildet und die Metallflächen sind schwarz geworden:

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Ihr könnt die verdünnte Säurelösung in einem geeignetem und beschriftetem Gefäß aus Glas oder Polyethylen aufheben oder entsorgen indem ihr sie solange mit Natron versetzt bis kein Kohlenstoffdioxidgas mehr gebildet wird. Danach über den Abfluss entsorgen. SCHÜTTET DIE SÄURE NIEMALS OHNE NEUTRALISIEREN IN DEN ABFLUSS DA SIE EUCH SONNST DIE ROHRLEITUNGEN WEGFRESSEN KANN. Desweiteren bedankt sich die Umwelt für eine halbwegs fachgerechte Entsorgung.

Spült das Messer gut ab und lasst es eine halbe Stunde trocken damit der Lack wieder fest werden kann.

Der Lack hat nun wieder die rauhe Eigenschaft der ursprünglichen Beschichtung:

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Nehmt etwas zum schaben zur Hand und kratzt die Lackierten Flächen vollständig ab. Das geht durch den blättrigen Lack sehr einfach:

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So sieht dann die Oberfläche aus:

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Stellt das Izula wieder in das ausgewaschene Gurkenglas und füllt es nochmal zu 3/4 mit heissem Wasser. Füllt das Glas mit 80%iger Essigsäure (Handelshof) und wenn möglich 1-2ml Wasserstoffperoxid auf. Das Izula beginnt durch die auflösung der Oxidschichten wieder glänzend zu werden. Lasst es etwa für 3 Minuten in der Lösung. Debei sollten sich nur sehr wenige Blässchen (Wasserstoff) bilden:

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Anschließend schrubbt ihr das Messer mit Taschentücher sauber und poliert mit etwas Schleifpapier und Stahlwolle nach:

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Auf der einen Seite erkennt man gut einen Fehler der dadurch entstanden ist, das ich den Lack an diser Stelle vor dem ätzen beschädigt hatte:

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Desweiteren erneuere ich mit sogenannten Aufreibebuchstaben noch den IZULA-Schriftzug. Natürlich könnt ihr alles mögliche schreiben, wie etwa eure Initialien oder eine Widmung etc.:

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Aufgerieben:

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Die betreffende Stelle wird mit verdünnter 10-20 prozentiger Salpetersäure aus einer Pipette beträufelt und schlägt sogleich in schwarz um. Je kontraststärker die Schrift zu lesen sein soll desto länger lassen wir die Tropfen drauf. Sollte es nach 10 Minuten noch nicht stark genug sein, saugt den Tropfen mit einem Taschentuch auf und betreufelt die Stelle noch ein weiteres mal. Bei mir waren es nur etwa 3 Minuten da ich den Schriftzug nur sehr leicht haben wollte (dann kann man ihn zu not auch wieder leicht wegschleifen).

Nach dem Abtrocknen und nachpolieren mit Stahlwolle:

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Hier die bald fertige Ameise:

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Nach dem Anlassen und abkühlen in Quarzsand:

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Goldene Paracordwicklung:

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Auch die Standard-Scheide muss noch etwas verändert werden. Dazu hab ich Sie ganz einfach in einem matten Nato-Oliv umgesprüht. Die selbe Farbe die ich auch als Schutzlack vorm ätzen genommen habe:

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Die gleiche Farbe hab ich auch an meinem Lieblings-Mora. Hält erstaunlich gut!:

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Das fertig gemoddete Izula 1, ein Serien-Unikat:

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Rechtes Profil:

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Linkes Profil:

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Rückansicht:

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Ich hoffe es hat euch gefallen und wenn ihr Fragen habt dann nix wie raus damit.
 
Last edited:
Hi,
das sieht total geil aus :super:

Aaber: Ist die Wärmebehandlung jetzt nicht total kaputt?

Lg
heroofwar27
 
Ich befürchte, dass Du tatsächlich die Klinge zum "Glühen" gebracht hast, sonst würdest Du den Begriff nicht verwenden ... damit ist die Wärmebehandlung zerstört oder zumindest massiv beeinträchtigt. In meinen Augen ein zweifelhafter Preis für die Optik ...:hmpf:

Gruß, C.
 
sry da hab ich wohl den falschen Begriff verwendet. Ist angelassen mit weniger als 350 C°. Keine Sorge. Muss mir auch keiner nachmachen:D
 
Weniger als 350°C angelassen - naja, für den 1095 wird im Härteverfahren nach dem Abschrecken in Öl eine Anlasstemperatur von knapp mehr als 200 Grad empfohlen, daher hatte ich Bedenken; die Anlassfarbe Blau spricht für Temperaturen von >280°C.

Eine individulle Optik hat´s allemal ...

Gruß, C.
 
zum Glück hat die Ameise einen ordentlichen Querschnitt :) da ist ordentliche Material abgegangen. Wirkt sich das nicht schlecht auf das Schnittverhalten aus ?
 
Ja das Schnittverhalten ist definitiv anders. Wobei ich noch nichts negatives feststellen konnte.

Da die rauhe Beschichtung fehlt gleicht sich das wieder einigermaßen aus. Durch die glatte Oberfläche gleitet das Schnittgut besser am Stahl vorbei das haben auch schon einige andere berichtet nachdem sie die Beschichtung entfernt hatten.

Desweiteren sehen die geätzten Riefen ziemlich tief aus obwohl sie ca. gerademal so dünn sind wie etwa ein Blatt 120g/m² Druckerpapier. Es kommt halt darauf an wie lange geätzt wird. Bin schon am überlegen mal auszuprobieren wie lange es dauert bis ich ein neues Paracordloch/Pseudospydercohole durchgeätzt bekomme:glgl:
 
Ahoi,
es ist schon beachtlich welche Tuningtricks so ersonnen werden.
Nun hat es auch die gute alte Ameise erwischt- sie ist in den Chemiebaukasten gefallen:p
Optisch ein voller Erfolg .Ich gehe mal davon aus, das Du die Schneideeigenschaften Deines Izulas nicht ruiniert hast, bei Deinem Know-How.:super:
Diesen Workshop hast Du echt sehr interessant und unterhaltsam beschrieben.
Wenn ich jetzt losgehen würde ,um die ganzen Chemikalien zu besorgen, würde ich wohl als Al Qaida Bombenleger festgenommen werden:D

Schalom
Excalibur
 
Naja, ich weiß nicht so recht, ich experimentiere ja auch ab und zu mal... :argw:
Aber mir scheint, als hättest Du das Ergebnis hier mit der Brechstange erzwingen wollen... :hmpf:

Entweder ein schwächeres Ätzmittel, weniger tiefe Ätzung oder keine nachträgliche WB, auf jeden Fall eine Methode, die man unter Kontrolle hat...
Muss ja jeder selbst wissen, aber ich behaupte aus meiner Sicht, dass hier insgesamt etwas weniger mehr gewesen wäre...

Gruß Andreas
 
Viele interessantes zum Thema ätzen kann man in "Der Tiefdruck" (Walter Dohmen) finden. In der Radierung gibt es diverse Technicken die sich zur Bearbeitung von Klingen eigentlich hervoragend eignen müßten.
Gruß Ruck
 
Ich hab mal ne Frage zur Beschriftung mit dem Letra set. Bei mir lösen sich die Buchstaben immer nach 2-3 Minuten ab. Geätzt habe ich mit 30%iger Schefelsäure oder 30% iger Salpetersäure bei Raumtemperatur. Hast du nen Tip, wie die Buchstaben besser halten oder sich weniger leicht ablösen?
 
Also es ist hilfreich die betreffende Stelle frei von Hautfett und Staub zu halten und vorher etwas mit 000er Stahlwolle aufzurauhen. Desweiteren die Buchstaben so fest es geht aufreiben. Meine Buchstabenbögen sind schon einige Jahre alt villeicht gibt es heute ja noch etwas das besser hält oder sogar extra für Metall gedacht ist. Möglicherweise auch Aufklebebuchstaben. Ich hab mir überlegt villeicht mal Blaupapier auf das Metall zu legen und mit Schlagbuchstaben einzuarbeiten. Am besten wäre natürlich eine Laserung:irre:

Eine weitere Möglichkeit wäre eine Schablone auf das Messer zu legen und dann mit Lack zu besprühen wie bei dem normalen Ätzvorgang...
 
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