[Fragen zu] Laguiole Messern

Hallo,
nach Beschäftigung mit allen möglichen Messertypen haben mir immer die klassischen einfachen Laguiole Messer aus traditionellen Manufakturen gefallen. Ich finde mittlerweile, daß der Zusammenschluß der Messerschmiede unter Forge de Laguiole die besten Laguiole Messer macht. Von der Verarbeitung her besser als Pataud oder Aubrac, David, usw. wo bei den meisten Messern zumindest einzelne Teile inzwischen auch schon industriell hergestellt werden.
Ich kenne auch die alten Calmels Messer, welche als erste dieser Gattung gelten und unter Sammlern ziemlich gesucht sind. Aber ich kenne nicht die neuen Calmels, die in der gleichnamigen kleinen Boutique in Laguiole nach wie vor angeboten werden, nachdem der letzte echte Messermacher aus der Familiendynastie in den 90er Jahre gestorben ist. Wer kann Auskunft über die Qualität dieser Messer und ihre Machart geben? Werden diese auch -vergleichbar mit den Messern von Forge de Laguiole- komplett manuell hergestellt? Oder handelt es sich dabei inzwischen ebenfalls um ein (Teil-)Industrieprodukt mit dem Einschlag des alten Markennamens auf der Klinge? Für nähere Informationen wäre ich euch dankbar. Gruß, Tom

Hallo und willkommen im Forum!

Vor ein paar Jahren habe ich auch nach dem PERFEKTEN Laguiole gesucht, möglichst autentisch, viel Handarbeit, Kohlenstoffstahl, gute Verarbeitung etc.

Natürlich habe ich auch bei der Forge geguckt..

Meines Wissens nach steckt bei der Forge auch nicht so viel Handarbeit drin wie gerne behauptet, ich wage stark zu bezweifeln, dass da JEDES TEIL handgefertigt wird, vielleicht bei den Muñoz und Rembaud.

Ich habe von der Forge de Laguiole so ein Arbeitsschritt-Demo-Board gesehen, da waren die Backen alle vorgestanzt, die Klinge wurde zwar ein paar mal mit einem hydraulischen Hammer bearbeitet, dann aber auch in Form gestanzt.

Ich persönlich fand, dass die Forge Messer einen zu industriellen, perfekten, Eindruck machten, es handelt sich ja immerhin um ein Bauernmesser.

Ich habe am Ende ein Fontenille Pataud genommen, Buxbaum, Kohlenstoffstahl, klasse Verarbeitung, stärkere Feder als die von mir getesteten Forges.

Ein weiterer Hersteller aus dem Dorfe Laguiole (falls das für Dich wichtig ist) ist Laguiole de l'Artisan http://www.layole.com/
http://www.layole.com/uk/coutellerie/ateliers.php

Dort werden auch sehr gute Messer zu einem wesentlich günstigerem Preis angeboten, ob mehr oder weniger Handarbeit als Forge de Laguiole, kann ich nicht sagen.

Jeder muss für sich selber feststellen, was man von dem Produkt erwartet. Am besten, mehrere nebeneinander vergleichen, habe ich bei Courty et Fils in Paris gemacht

Wenn Du ein 100% handgefertigtes haben möchtest, musst Du Dich vielleicht an einen Messermacher wenden.

Viel Erfolg bei der Suche und zeige uns bitte das Resultat!

Gruss
surfer

Moin,

Laguiole de l'Artisan kann ich wärmstens empfehlen. Fairerweise sollte ich erwähnen, daß mir der Vergleich zu anderen Herstellern fehlt. Die Standard Serie ist zwar sauber verarbeitet, aber man sieht deutlich die automatisierte Herstellung. Die Prestige Serie ist etwas teurer (trotzdem noch günstig im Vergleich zu anderen Herstellern). Die Verarbeitung ist meiner Meinung nach Top und das Geld auf jeden Fall wert. Angucken lohnt sich sicher.

Gruß,

Andre

Danke für die Tipps!

Für mich stimmt die Qualität der Vereinigung der Forge de Laguiole und ich habe großen Respekt vor einer Initiative, die es geschafft hat, einzelne Manufakturen unter ein Dach zu bringen, dort traditionelle Messerherstellung zu praktizieren und dazu noch konzentriert ein weltweites Marketing zu betreiben, das seinesgleichen sucht. Jedenfalls gibt es kein vergleichbares Beispiel auf einem Gebiet, bei dem die Tradition der Herstellungsweise direkten Einfluß auf die Qualität des "Endproduktes" hat. Ich befürchte, daß dieses Traditionshandwerk langfristig nur durch vergleichbare Initiativen vom Aussterben oder Sektierertum bewahrt werden kann. Hier ist es jedenfalls in beachtlichem Maße gelungen und ich glaube, daß diese Jungs schlau genug sind, sich in absehbarer Zeit auch noch den regionalen Schutz für die Bezeichnung "Laguiole" Messer schützen zu lassen.

Aber ich schweife ab...ich kenne viele Hersteller aus der Gegend von Laguiole, aber eben nicht die Qualität und Herstellungsweise der heutigen Calmels Messer, die man nach wie vor neu in Laguiole kaufen kann. Das war meine Frage. Man sagt, die Qualität sei nicht mit den "alten" Calmels vergleichbar. Mich würde interessieren warum? Und ob jemand mit Messern aus der aktuelleren Produktionsserie Erfahrungen gemacht hat. Sie tauchen im Handel kaum auf und werden nirgends besprochen im Gegensatz zu Pataud, Aubrac, David und anderen noch kleineren Schmieden. Mich wundert, wieso eine so einflußreiche Marke wie Calmels, deren frühere Vertreter echte Pionierarbeit geleistet haben und mit als eine Art Erfinder des Laguiole Messers gelten, heute mit ihren aktuell erhältlichen Messern keine Anerkennung zu haben scheinen.

Also erlaube ich mir nochmal meine Frage, ob jemand diese aktuellen Messer von Calmels kennt? Gruß, Tom

Hallo Tom,

bist Du schon schlauer bzgl. der aktuellen Calmels Messer?

Gruß Josh

Hallo Josh,

ein bißchen schlauer schon...;-) Die Calmels werden immer noch gemacht, aber nicht mehr von Schmieden, die den Namen Calmels tragen.
Isabelle Calmels überwacht die Messerherstellung, die nach wie vor sehr hochwertig und zum größten Teil immer noch manuel erfolgt, ich würde sagen qualitätiv vergleichbar mit Aubrac oder Fontenille Pataud, reichen jedoch nicht an die Perfektion der alten Calmels, die bis zum Tod vom letzten männlichen Stammhalter Pierre-Jean Calmels ausschließlich mit sehr viel Leidenschaft hausintern gemacht wurden. Nach wie vor sehr schön verarbeitet und stabil, Klinge aus immer noch dem gleichen hervorragendem Carbon Stahl, wahlweise auch mit handgeschmiedeter Mouche/Fliege. Die Griffe gibt es auch in Elfenbein, obwohl nicht offiziell angeboten...wenn man fragt klappt es. Die Dame ist ein bißchen speziell und reagiert je nach Laune manchmal sofort oder 2 Wochen gar nicht, sympatisch individuell eben.. und verkauft nur das, wovon sie selbst überzeugt ist. Warum der geamte Vertrieb nur von diesem einen kleinen Laden in Rodez bei Laguiole aus passiert, weiß ich auch nicht. Rar bleiben Calmels Messer dadurch jedenfalls bestimmt.

Viele Grüße, Tom