HB gemarkte AXT mit angschmiedeter/geschweisster Klinge und Nacken, Alter?

Fisherman77

Mitglied
Messages
4
Hallo

Als Mitbesitzer eines Waldes habe ich mir auch die benötigten Äxte angeschafft.

Neben einem Erbstück, Beil von Ochsenkolpf mit 1000 Gr. Kopfgewicht sind das einen Gränfors bruks
Spalthammer, einer leichten alten Banko Säters und jetzt das neuste Stück, eine mit HB markierte
total 2 Kg wiegende Spaltaxt mit angeschweisster/Geschmiedeter Klinge und Nacken, die ich für ca. 55 EURO
ersteigert habe.

Interessant finde ich auch, dass das Haus um die 10 cm lang ist, das habe ich bei meinen
Recherchen noch nie gesehen, ebenso finde ich keine Axt mit angeschmiedeter Klinge und Nacken.

Ein paar Bilder der Axt

beim Schleifen ist mir auch aufgefallen, dass das Kopfstück mit dem Schleifstein (Dremel) fast keine Funken
wirft, und der Schleifstaub extrem dunkel ist, dageben der Nacken und die angeschmiedete Klinge extrem viel Funken wirft
und die Feile keine Chance hat, also gehärtet ist. Die Klinge ist auch messerscharf geschliffen.

Mich würde interessieren, ob es sich hier um eine alte Hults Bruks handelt kann, sowie warum und in welchem Zeitraum
Klingen angeschmiedet wurden, ebenfalls wäre interessant zu wissen, ob bei diesem langen Haus auch gekeilt werden darf,
es geht hier um Alu- und Kunststoffkeile, die beim Fällen und spalten verwendet werden?

Persönlich habe ich Freude, wenn ich diesen alten Äxten im Wald zu neuem Leben verhelfen kann, am liebsten
mit Stahl, made in Sweden, Jedes Stück wird seine Geschichte haben und ich habe zuverlässige Werkzeuge die sich
vom ganzen Einheitsbrei der heute in Kaufhäusern angebotenen teile gegossenen Äxte unterscheidet.

Falls mir hier jemand ein paar Hinweise aus eigener Erfahrung mitteilen kann, würde mich das freuen, würde einfach
gerne noch ein paar Informationen über diese Axt herausfinden....Das Internet gab leider fast nichts her, darum erhoffe
ich mir in diesem Forum noch einige Informationen

Besten Dank für alle Hinweise.

Gruss
Chris
 
Ein absolut geiles Teil ! Meinen Glückwunsch zu diesem Fundstück.

Es wurde zu früheren Zeiten oft gemacht, für die Klinge eine dünnere Keil-Lage aus härterem Schneidstahl als Mittelstück einzuschmieden. Diese Machart wird auch heute noch traditionell in Japan so praktiziert.
Geh mal auf die Homepage von Dictum.
Der große Vorteil ist die Kombination aus einem weicheren und damit elastischeren Korpus, der so robust fast alles aushält, die Schläge dämpft usw. , eben gepaart mit einem harten und schnitthaltigen sehr scharfen Stahl mit höherem Kohlenstoffgehalt vorne an der Klinge, der alleine viel zu empfindlich /spröde wäre.
Problem ist das dazu notwendige Feuerverschweißen bzw. Schmieden der zwei verschiedenen Stähle. Da gehört hohe handwerkliche Kunst dazu, ähnlich der San Mai Technik für Dreilagenklingen bei Messern.
Inklusive dem Härtungsprozeß hinterher !

Das massive Haus erhöht das "Kampfgewicht" und die Robustheit deutlich, was natürlich eine wesentlich höhere Schlagkraft durch Masse ergibt.
Was ich bei den Fotos nicht genug erkennen kann, ist die seitliche Wandstärke der Stielaufnahme, vor allem aus der Ansicht von oben. Das ist das weitere Kriterium für die Einschätzung der Robustheit, wenns es um die Verwendung von Keilen geht.

Gruß, Schorsch
 
Grüße, nach Spaltaxt schaut das ganze kaum aus, Eher nach Fällaxt. Solche Äxte Ballig geschliffen bringen beim Fällen einiges. Wenn Du einen Eigenen Wald hast, besorge Dir mal eine Silky Katanaboy 500 oder 650. Damit kann man Bäume fällen bei geringen betriebskosten.
Zum Entasten ist eine Schweizer gertel sehr fein. Auch diese sollte ballig geschliffen sein.
 
Das massive Haus erhöht das "Kampfgewicht" und die Robustheit deutlich, was natürlich eine wesentlich höhere Schlagkraft durch Masse ergibt.
Was ich bei den Fotos nicht genug erkennen kann, ist die seitliche Wandstärke der Stielaufnahme, vor allem aus der Ansicht von oben. Das ist das weitere Kriterium für die Einschätzung der Robustheit, wenns es um die Verwendung von Keilen geht.

Gruß, Schorsch
@ Schorsch, die seitliche Wandstärke beträgt zwischen 5.5 und gut 6mm pro Seite, beim ersten Waldeinsatz, Spalten und keilen hat sich die Axt gut geschlagen,
ersteunlich wie die Fasern durch die Schärfe leicht durchtrennt werden bei astigem Fichtenholz. Habe noch ein paar Fotos reingestellt. Ja, Dictum hat ein paar feine
Äxte mit ähnlicher Machart im programm und danke für den Hinweis, ich gehe davon aus dass die Axt älteren Baujahres ist und mir hoffentlich die nächsten Jahre
noch ein paar mal dient.

@ Caligula Minus, leider bin ich nur Miteigentümer in einem gemeinschaftlich verwalteten Wald, kann also nur zugeteilte Holzlose fällen.
Dafür nehme ich auch sehr gerne meine Stihl 261 Motorsäge, so eine Säge machte eben auch Spass, bei aller Ernsthaftigkeit.
Die Schweizer Gertel setzen wir bei der Waldpflege ein, um das Unterholz von Himbeere / Brombeere zu säubern um aufgeforsteten Bäumen
zum Durchbruch zu verhelfen. Aber auch das althergebrachte Fällen mit einer Zweipersonensäge, so ein Teil habe ich noch, oder einer Fällaxt hat
sicher auch seinen Reiz. Ich mache aber nur etwas Brennholz und gespalten wird ausschliesslich mit der Kettensäge und Keil, Axt oder Spalthammer.

Gruss
Chris
 
Auf den neuen Fotos sieht man jetzt, daß tatsächlich vorne eine neue Schneide an-geschweißt wurde, und nicht wie bei meiner Vermutung als Innenlage ein-geschmiedet. Ändert aber nix an der Funktion. Schärfe plus Kampfgewicht ist gut für eine Fällaxt. Ich sehe sie auch nicht als Spaltaxt.
Sorgen macht mir nur der Riß an der inneren Unterseite des Hauses. Geht der tief rein ?
Wenn ja, dann wenigstens von außen mit einem Schweißpunkt stabilisieren, sonst reißt er unweigerlich weiter.
 
Hallo Schorsch

Danke für Deine Rückmeldung, ich werde den mutmasslsichen Riss gut beobachten, ob er grösser wird.
und allenfalls einen Schweisspunkt setzen lassen.
Und ja, Fällaxt macht Sinn mit der eher schlanken Form, aber auch für Spaltarbeiten kann ich die Axt
benutzen, wenn ich den Spalthammer nicht dabei habe. und zum Keilen mit Drehspaltkeisen hat mir
die Axt bereits gute Dienste geleistet.

Gruss
Chris
 
Es könnte auch sein, daß das mal eine ältere schwere Universalaxt oder auch eine Spaltaxt war.
Aufgrund des doch ziemlich keilförmigen Übergangs vom schweren Haus zum Klingenblatt.
Und irgendwann mal, nachdem die Schneide vorne komplett schartig und rund, vom Dauergebrauch schon deutlich kürzer, oder auch eingerissen war, hat dann ein handwerklich guter Schmied beschlossen:

"Da machen wir nicht lange rum. Das Schleifen und Begradigen dauert ewig. Wir schweißen gleich was Vernünftiges an Stahl vorne auf das demolierte Klingenblatt auf. Dünnere, aber härtere Stahlreste haben wir eh genug rumliegen vom Ausstanzen der Rohlinge. Danach kurz ins Feuer damit und fertig. Kostet die gleiche Arbeitszeit, aber hinterher haben wir etwas Scharfes ! "
In der Hammerschmiede meines Großvaters in Oberbayern wurden solche Reparaturarbeiten durchaus gemacht.
Rationelles handwerkliches Arbeiten, weil die meiste Arbeitszeit, Arbeitsschritte und Mühe liegen in der Fertigung von Axtkopf und Haus.
Auf jeden Fall ein feines Einzelstück mit Geschichte und Patina ! (y)
 
Hallo Schorsch
Das tönt ja sehr interessant, mit dieser Erklärung kann ich sehr gut leben. Ich habe jetzt nach dem ersten Gebrauch noch einen
Rundkeil eingetrieben, nachdem der Stiel sich letwas gelockert hat. Zudem habe ich heute aus einem kleinen dicken Reststück Leder
einen kleinen Klingenschutz gefertigt, geplant war etwas massiveres, aber mein online bestelltes Leder will einfach nicht
eintreffen.

Klingenschutz AXT

Der leicht nach rechts verbogene Axtkopf zeugt von einem intensiven Einsatz.
Bei mir muss die Axt nur ab und zu in den Wald und zum Fällen habe ich eine
Stihl Motorsäge, von daher geniesst die Axt ein schönes Rentnerdasein :cool::

Mir gefällst die Axt mit Patina und Geschichte ebenfalls viel besser als ein
seelenloses Werkzeug aus dem Bauhaus.

Gruss
Chris
 
Back