Bunka angelehntes Messer mit Hamon

Bolos

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Jetzt habe ich endlich mein Bunka inspiriertes Messer mit Hamon fertig bekommen.
Zwar ging es in diesem Projekt primär um das Thema ob es mir gelingt eine differentielle Härtung mit Hamon zu erzeugen, da ich soetwas bis dato noch nicht gemacht hatte. Daneben sind trotzdem einige Vorlieben zur Geometrie eingeflossen, da das Messer ja auch im Haushalt benutzt werden soll. Daher habe ich es dünn geschliffen und mit einem leichten Taper versehen. Die Schneide läuft über rund 2/3 der Klingenlänge gerade, danach mit einer leichten Krümmung, um zur Spitze hochgezogen zu werden.
Diese Geometrie kommt sowohl meiner Frau als auch mir sehr entgegen, da wir üblicherweise im Schubschnitt oder Zugschnitt arbeiten. Die Höhe habe ich so gewählt, dass man beim Gemüseschnibbeln gut die Knöchel an das Messer anlegen kann.
Der hoch gehärtete 125SC Stahl würde zwar auch kleinere Winkel als den von mir Gewählten vertragen (18°/Seite), da jedoch die Klinge schon dünn geschliffen ist und ich vor allem es nicht mag, wenn die Klinge zu tief ins Brett beisst, habe ich mich für einen weniger agressiven Winkel entschieden.

Leider hatte ich vergessen nach dem Härten mit meinen Härteprüffeilen zumindest ungefähr die Härte zu bestimmen. Das einzige was ich gemacht hatte, war ein Glasritztest, der an der Schneide problemlos funktionierte, am Klingenrücken jedoch nicht, was für mich schon mal ein Indiz dafür war, dass die Klinge zumindest in irgendeiner Form differenziell gehärtet wurde.
Besonders gefreut habe ich mich dann, als beim Schleifen mit den Finish-Bändern bei entsprechendem Lichteinfall langsam die Hamon-linie sichtbar wurde.
Die von mir verwendetet Dichtmasse hatte es offensichtlich geschafft die Abkühlung im abgedeckten Bereich soweit zu verzögern, dass sich im sehr umwandlungsfreudigen 125SC Perlit bilden konnte.

Nach dem Ätzen wurde die Hamon-Linie dann gut sichtbar. Mir gefällt vor allem die im weniger/nicht gehärteten Bereich sichtbare Struktur im Stahl. Ich vermute dass diese durch das Vorliegen eines Gemisches an verschiedenen Stahlzuständen (Ferit, Zementit, Bainit) liegen könnte, die leicht unterschiedlich auf die Säure reagiert haben. Ist aber wie gesagt nur eine Vermutung.

Für den Griff habe ich mich für ein Stück karelische Maserbirke entschieden.
Da mir eine Glanzoberfläche für den Griff vorschwebte und ich keine Lust hatte, wie bei dem letzten von mir hier vorgestellten Messer, wieder ein Epoxy Finish zu machen (ist nicht nur echt aufwändig, sondern auch eine "Sauerei"), wollte ich den Tipp von @thetemperline, doch mal TruOil auszuprobieren, in die Tat umsetzen.
Ich muss sagen, ich bin von dem TruOil-Finish ganz angetan; nochmals herzlichen Dank für den Tipp!

Noch ein paar technische Daten:

Stahl: 125SC 1,8-1,4 mm (Rücken), ca. 65 HRC
über Wate: 0,25 mm
Gesamtlänge: 26 cm
Klingenlänge: 15 cm
Klingenhöhe: 4,5 cm


Holz: Maserbirke
Korn 600 geschliffen + 3X TruOil & Polierrad
Grifflänge: 10,5 cm
Griffhöhe vorne: 2,4 cm
Griffhöhe mitte: 2,5 cm
Griffhöhe hinten: 2,6 cm
Griffdicke vorne: 1,7 cm
Griffdicke mitte: 2,0 cm
Griffdicke hinten: 2,4 cm

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Die Apfelquitte schneide ich natürlich nicht mit dem Messer. Für solche Arbeiten nutze ich ein Haumesser aus 80CrV2 ;;)
Sie passt aber gut in die Jahreszeit und ich mag Quitten, bzw. Quittensaft :)

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Wunderschönes Messer, habe mich direkt Schockverliebt :poop:
Die hochgezogene Spitze ist genau das, was ich mir an meinem Bunka im nachhinein wünschen würde.
Thumbs up!
 
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