Review BRKT Bravo I // Blaze Orange

Grauschatten

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Soo, nachdem der Weihnachtsmann besonders großzügig war und ein niegelnagelneues BRKT Bravo I samt Lederscheide unter dem Baum zurückgelassen hat, dachte ich, ich poste auch mal meine ersten Eindrücke. (Bitte gerne in einen anderen Thread umhängen wenn nötig. Ich konnte mich nicht so recht entscheiden, wohin damit.)

Vorweg: Die mitgelieferte Kydexscheide ist wie befürchtet grauenhaft ausgeführt und wirkt schlampig angepasst. Das Messer hat Spiel und lässt sich nur mit einem kratzigen Scharren über die Klinge aus ihr ziehen. Da gefällt mir die Sharpshooter Lederscheide schon besser. Aber überraschender Weise ist auch die nicht so fein gearbeitet wie ich es erwartet hätte und wirkt insbesondere am oberen Bereich etwas haltlos zusammengeklebt. Naja, doll aussehen soll sie ja auch nicht. Zeit und Wetter werden hier über die nächsten Monate die wahre Qualität enthüllen (oder eben nicht.)

Aber zum Messer:

Als erstes fällt die massive, fast schon Axt-ähnliche Klinge mit
balligem Schliff auf. Das Bravo I ist ein richtiger Klopper. Trotzdem -und das hätte ich nach den Rezensionen die ich bisher gelesen habe nicht gedacht- ist das Messer erstaunlich "wendig" und eignet sich auch für feinere Arbeiten: Eine weihnachtliche Apfelsine wurde zum ersten Opfer und liess sich problemlos schälen und filetieren. Beim hauchfeinen Zuschneiden von Möhrenscheibchen oder anderem Schnittgut, dass schnell zur "Spaltung" neigt muss man aber natürlich Abstriche machen.

Ein kurzer Abstecher in den schneebestäubten Garten und die dort ansässigen Holzreste liess dann schon die wahren Qualitäten des Bravo erahnen. Hartes, weiches oder nasses Holz lässt sich ausgezeichnet schnitzen, hacken, spalten und auffächern. Besonders angenehm ist dabei die ein ganz klein wenig klingenlastige und damit für mich perfekte Balance des Bravo I und der grandiose Griff, der in Kombination mit der ausladend geschwungenen vorderen Scheide alle möglichen Schnitte und Griffpositionen mit maximaler Kraft und Kontrolle ermöglicht. Mein Qualitätstest zur Ergonomie , den die meisten vermeintlich guten Outdoormesser nur selten bestehen, ist hierbei immer der "reverse Klinge nach unten Griff" um z.B. besonders knorriges Holz mit maximaler Kraft horizontal über den Körper ziehend plan zu schnitzen (wer sich das schlecht vorstellen kann denke an die Bewegung mit der man eine Tür nach innen aufzieht.) Viele Messergriffe schneiden oder drücken dabei unangenehm in die Handinnenfläche. Der des Bravo I eignet sich aber perfekt dafür. Einziger Makel: Mit bloßen Händen (mehr dazu später) ist der Griff etwas rutschig, könnte mehr Textur aufweisen.

Die Klingenlänge und -breite ist absolut ausreichend für alle mir in den Sinn kommenden Aufgaben, wer als Outdoormesser in unseren Breitengraden ein größeres Messer benötigt, soll meiner Meinung nach lieber eine Handsäge und/oder ne Axt mitnehmen, aber das ist wohl sicher auch Geschmackssache. Als Machete eignet es sich natürlich nicht.

Dem konsequenten pragmatischen "Werkzeuggedanken" folgend habe ich das Bravo I natürlich mit leuchtendem "Blaze Orange" Griff haben müssen. Die Angst, mein perfekt getarntes Messer in einer unüberschaubaren Waldlichtung zu verlieren, wird dann auch wie gewünscht von dem spektakulären Farbton in alle Winde zerstreut. Viel mehr "Visibility" geht nich'.

Der dreieckige "Dorn" an der griffzugewandten Oberseite der Klinge ist ja schon häufiger Anlass zu Diskussionen gewesen. Tatsächlich eignet er sich als "klassische" Damenauflage ganz gut (der Daumen liegt auf der gezahnten Seite auf), allerdings: Fällt jemandem überhaupt eine (Outdoor-)Anwendung ein, zu der man ein Messer so halten muss? Mir ehrlich gesagt nicht. Entsprechend ist dieser "Dorn" wohl auch eher dazu gedacht, den Daumen bei feineren Arbeiten (Feathersticks, etc...) eben auf die andere(!), nicht geriffelte Seite aufzulegen. Das klappt auch ganz wunderbar und gibt zusätzlichen Halt.
Je nach persönlichen Vorlieben liegt hier aber ein kleiner Kritikpunkt verborgen. Wer seinen Daumen bei dieser Technik gewohnheitsmäßig recht nah am Griff auflegt, dem könnte die Spitze dieses Aufsatzes unangenehm in die Hand drücken. ABER: Wenn man Handschuhe trägt, ist das fast kein Faktor mehr und man freut sich um so mehr über den zusätzlichen Haltepunkt. Überhaupt scheint mir das Messer für den Gebrauch mit Handschuhen optimiert. Dann wird nämlich auch plötzlich der vermeintlich etwas glatt geratene Griff zu einem geschmeidig nicht im Textil verhakenden Handschmeichler.

Verarbeitung und Ausführung des Messers sind bei meinem Exemplar absolut makellos, die Balance und Haptik wie schon oben erwähnt perfekt.

Für einen recht stolzen Preis bekommt man also ein in meinen Augen rundum gelungenes, sehr durchdachtes und perfekt auf seinen Einsatzzweck (Outdoor/Survival) abgestimmtes Werkzeug mit -nicht zu vergessen- persönlicher Note durch individuelle Griffgestaltung.

Vielen Dank auch nochmal an Kizlyar-Messer für die superfreundliche und proffessionelle Beratung und Lieferung. Viel besser kann man das nicht machen. :super:

Sobald ich Gelegenheit habe, poste ich noch einige Bilder von Messer, Scheide und Vorher/Nachher Schnittgut. Bis dahin muss eines der offiziell einzusehenden herhalten.

http://www.messerforum.net/fotoalbum/data/841/Bravo_1_Blaze_Orange_sized.jpg
 
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