CASE Sodbuster, Review

Goldfinger

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CASE XX Sodbuster Full Size

Herstellerseite: W.R. Case & Sons Cutlery Co.

Klingenlänge: 92mm
Gesamtlänge: 211mm
Griffstärke : 14mm
Gewicht: 92g

Klingenstärke: 2,75mm
Ausgeschliffen auf: 0,36mm
Keilwinkel des Anschliffs: ca. 6 Grad

Stahl: Stainless Steel (Auszug aus der Case-Homepage:"Case Tru-Sharp™ Stainless Steel (SS) - is a special high-carbon steel that helps the blades hold an edge longer than conventional steel. It also offers extraordinary blade strength and corrosion resistance. (Ganz was dolles)

Ladenpreis: ca. 30,-US$


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Ein Sodbuster stellt für mich so etwas wie die Urform des Taschenmessers dar. Schlichtheit gepaart mit Funktionalität, da kann ich nicht widerstehen. Nachdem ich schon ein Schlieper Sodbuster aus Karbonstahl mit Backlock habe, sollte es diesmal ein Slipjoint mit rostfreier Klinge sein.

(Für die Fotos habe ich das Messer extra aufpoliert. Daher der leicht speckige Glanz auf den Kunststoffgriffschalen. Das hat man nun davon :mad:)


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Der Hersteller Case ist in Deutschland kaum vertreten, aber was ich bisher gehört und gelesen hatte war durchweg positiv. Als ich nun mein allererstes Case in Händen hielt, war ich schon etwas ernüchtert. Dass die Klinge in geöffnetem Zustand minimal schräg steht, mag noch verzeihlich sein, aber dass sie sich beim schließen seitlich an die Platine schmiegt, da hört es bei mir auf. Zusätzlich stehen die beiden Messingstifte aus den Griffschalen scharfkantig hervor, das ließ sich jedoch mit Schleifpapier und Polierpaste kurzerhand angleichen. Nebenbei habe ich auch den Klingenrücken samt Wurzel und die Platineninnenkanten entschärft. Weitere Mängel gibt es nicht zu beklagen.


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Positiv fällt die Rückenfeder auf, die bei offener sowie geschlossener Klinge gratfrei bündig zwischen den Platinen liegt. Die Klinge hat ganz geringes horizontales Spiel, aber vertikal steht sie stramm. Der Klingengang ist mittelschwer, so dass sich die Klinge noch komfortabel einhändig am Bein schliessen lässt. Vermutlich graut's manch Einem dabei wenn die Klinge in den Griff schnappt, jedoch schlägt die Schneide dabei nicht auf die Rückenfeder…jedenfalls nicht bei meinem Modell, denn in geschlossen Zustand lässt sich die Klinge mit Kraft durchaus gegen die Feder drücken.

Die sonstige Verarbeitung ist zufriedenstellend. Keine offenen Fugen, aber hier und da kleine Unregelmäßigkeiten z.B. bei der Ausformung des Griffs. Auch die Schneidfase ist bei genauerem Hinsehen auf beiden Seiten unterschiedlich breit. Insgesamt vermittelt das Messer den Eindruck von Handarbeit, aber nicht lieblos sondern solide.


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Zur Schneidengeometrie muss ich wohl nichts sagen. Die o.g. Daten sprechen für sich. :super:
Aufgrund der etwas schief sitzenden Klinge fiel es mir leicht das Messer zur Gartenarbeit abzukommandieren, wo ich es seit ein paar Monaten mit Freude benutze. Hierbei bewährt sich die rostfreie Klinge, denn Pflanzen- und Fruchtsäfte hinterlassen auf Karbonstahl bekanntlich ihre Spuren und ich bin kein Freund von Patina, sondern bevorzuge blanken Stahl.

Bei Klappmessern habe ich es gern wenn die Klingenlänge im Verhältnis zum Griff möglichst groß ausfällt. Eine Voraussetzung dafür ist, dass die Klingenachse nahe an die Vorderkante des Griffs gesetzt wird, was auch geschehen ist. Leider wurde dann nicht die komplette Grifflänge ausgenutzt = Platzverschwendung, da wäre noch Platz für 4-5mm mehr Klinge.

Der Griff ist etwas glatt und bietet auch von der Form her keinen Schutz gegen ein Abrutschen in die Schneide. Da schützt allenfalls noch das überdimensionierte Ricasso vor Verletzungen. Es geht doch nichts über raues G10 (…und Aufmerksamkeit beim Umgang mit scharfen Klingen).


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Größenvergleich mit Carl Schlieper Sodbuster 99YL und Opinel No. 9


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Was ich vorher nicht wusste, der Case-Stempel auf der Klinge verrät Eingeweihten das Herstellungsjahr und aus der Nummer lässt sich etwas über das Griffmaterial, die Anzahl der Klingen sowie die Modellnummer ersehen.


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Fazit: Kein Messer für die Vitrine, sondern ein Arbeitsmesser, vergleichbar mit Solinger Loewen- und Ottermessern. Als User gut geeignet, wobei der ungewohnte Umgang mit einem Slipjoint seine Tücken hat. Mich hat's schon zweimal fast gebissen.

Zum Stahl,... bisher kann ich nichts schlechtes darüber sagen.


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Andreas


PS. Wer nun unbedingt Kohlenstoffstahl braucht, da gibt's was Ähnliches von Friedrich Olbertz, mit Griff aus schwarz gebeizter Hainbuche.
 
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