Britische Teenager liefern sich Messer-Wettrüsten

propaghandi

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Hier mal wieder ein interessanter SPON-Artikel über die Zustände in GB:

Britische Teenager liefern sich Messer-Wettrüsten

Wenn man sich allein die Überschrift und die ersten Zeilen des Artikels durchliest, könnte man meinen, dass es sich schon wieder um solch einen Artikel handelt, der jegliche Verbots-"Argumente" unkritisch wiederholt und einfach die tollen Fallzahlen nachplappert.

Im Kampf gegen Messermorde sieht sich die britische Polizei auf dem Vormarsch: So auch Mitte Mai, als Scotland Yard das erste Jahr der "Operation Blunt 2" bilanzierte. Ein gewisser Triumph lag in den referierten Zahlen. Fast 300.000 Jugendliche habe man in den vergangenen zwölf Monaten auf den Straßen Londons durchsucht, mehr als 10.000 davon festgenommen und über 5000 Messer konfisziert, teilten die Beamten stolz mit.

Was mich überrascht hat, ist, dass SPON sich hier nicht selbst zum Claquer der britischen Verbrechensbekämpfungspolitik degradiert, sondern die o.g. Fallzahlen kritisch hinterfragt und eigene Überlegungen anstellt.

Auf einmal wirkte London, die vermeintlich unregierbare Metropole, wie ein Polizistentraum. Doch sind die Zahlen mit Vorsicht zu genießen.
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Im Sommer 2008 wurden die Messerstecher zur Chefsache: Es gab Krisengipfel in Downing Street, und zahlreiche Programme mit klingenden Namen wie Operation Blunt und TKAP (Tackling Knife Action Program) wurden gestartet.
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Um die Wirkung der Strafen und Programme zu erforschen, ist noch nicht genug Zeit vergangen. "Es gibt keine Beweise dafür, dass Operation Blunt geholfen hat, die Zahl der Messerverbrechen zu reduzieren", sagt Roger Grimshaw, Forschungsdirektor des Centre for Crime Studies am Londoner King's College. Dass die Zahlen in der Polizeistatistik gesunken seien, sei jedenfalls nicht überraschend - das täten sie schließlich schon seit Jahren.
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Die Erfolgsmeldungen von Scotland Yard wirken daher etwas voreilig. Auch das TKAP-Programm, welches auf ähnliche Methoden setzt, kann noch nicht abschließend beurteilt werden. Skeptiker weisen darauf hin, dass die Anzahl an Küchenmessern in britischen Haushalten ins Unendliche gehe und Konfiszierung daher auf Dauer keine Lösung sei.

Ich würde mir jetzt noch wünschen, dass die deutsche Presselandschaft genauso kritisch mit dem umgeht, was unsere Regierung alles so produziert. Genug Stoff dafür hätte man ja! :teuflisch
 
Die Messerverbote greifen in GB genauso wenig, wie hier illegale Waffen dadurch verschwinden, dass man legale Waffenbesitzer kontrolliert.

Genau die Jugendlichen, die mit Messer cooler sein wollen als ohne, finden sich mit illegalem Messer ja noch cooler.
 
hier gehts wohl weniger um cool sein, als um messer zur abschreckung potentieller straftaeter. zeigt imho das die polizei falsch praesent ist
 
Wenn man 300.000 Jugendliche kontrolliert und dabei 5.000 Messer konfisziert, bedeutet das , dass nur rund 1,7 % der Jugendlichen ein Messer dabei hatten. 'Messer-Wettrüsten' ist in diesem Zusammenhang ein wenig übertrieben.
 
Es gibt immer 2 Gruppen (eigentlich mehr, aber vielen Gruppen tauchen oft 2 Untergruppen auf) die Bullies, die durchaus eine Drohkulisse aufbauen, die also in GB beispielsweise andern Schülern das Essensgeld, Schuhe, Uhren, Handies usw. abziehen, das sind oft auch die, die sich mit illegalen Messern brüsten.

Dann halt die, die nicht so gern Opfer sein mögen, und sich deshalb bewaffnen.

Die zweitere ist die größere Gruppe, aber das wird man nicht ändern können, solange man die erste Gruppe nicht sinnvoll angeht.

Ich erinnere an vor 10 Jahren oder so, da wurde in GB das "short sharp shock" - Vorgehen eingeführt. Jugendliche Taschendiebe und Schläger kamen in ein Camp, eigentlich ein Bootcamp, für ein paar Wochen. Ein Polizist hat die Folgen mal so ausgedrückt: "And now we train them to run faster then us".
 
Wenn man 300.000 Jugendliche kontrolliert und dabei 5.000 Messer konfisziert, bedeutet das , dass nur rund 1,7 % der Jugendlichen ein Messer dabei hatten. 'Messer-Wettrüsten' ist in diesem Zusammenhang ein wenig übertrieben.

Hi,

also ich verstehe das so, dass nicht allen, die ein Messer bei den Kontrollen getragen haben, dieses auch abgenommen wurde, somit könnte die Zahl derer, die ein Messer tragen doch deutlich höher sein.
Allerdings weiß ich über das britische Waffengesetz wenig bis gar nicht Bescheid und wenn das Tragen jeglicher Messer verboten wäre, dann würde deine Annahme natürlich ziemlich genau zutreffen.

Im Allgemeinen halte ich von derartigen statistischen Maßzahlen sehr wenig. Interessanter wären Prozentsätze von kriminellen Hot Spots, hier wären wir über die Werte wohl alle erstaunt/entsetzt.
Im Text steht auch folgendes (wörtlich zitiert):
"Die Zahl derer, die immer ein Messer bei sich tragen, liege vielleicht bei drei Prozent. Diese kämen in der Regel aus sozial schwachen Vierteln in Großstädten und seien häufig in Gangs organisiert"
Das untermauert meine These.

Wie das Problem zu lösen ist, ist wiederum eine ganz andere Geschichte und hier will ich mir keinen Lösungsvorschlag anmuten.

Im Allgemeinen finde ich den Artikel durchaus gelungen, da er imo doch ziemlich wertneutral verfasst wurde.

Greez
Wischi
 
also ich verstehe das so, dass nicht allen, die ein Messer bei den Kontrollen getragen haben, dieses auch abgenommen wurde,
Doch. In der Regel: England + Messer = Konfiszierung + Anzeige (offensive weapons act)
somit könnte die Zahl derer, die ein Messer tragen doch deutlich höher sein.
Allerdings weiß ich über das britische Waffengesetz wenig bis gar nicht Bescheid
Dann mach dich bitte erst schlau, bevor du Vermutungen von dir gibst, Danke.
und wenn das Tragen jeglicher Messer verboten wäre, dann würde deine Annahme natürlich ziemlich genau zutreffen.
Tut sie wohl.

-Walter
 
Allerdings weiß ich über das britische Waffengesetz wenig bis gar nicht Bescheid und wenn das Tragen jeglicher Messer verboten wäre, dann würde deine Annahme natürlich ziemlich genau zutreffen.

Moin.

Ein kurzer Moment des sich Informierens hätte Dir da dann deutlich gemacht, dass genau das der Fall auf der Insel ist.
Unter 18 Jahren bekommt man da schön richtig Ärger mit einem kleinen Victorinox.
Man kann aber natürlich auch erst einmal munter drauflos tippen.

Der Begriff der "Britischen Verhältnisse" zieht sich seit fast zwei Jahren durch dieses Forum.

Gruß
chamenos
 
Hi,

also ich verstehe das so, dass nicht allen, die ein Messer bei den Kontrollen getragen haben, dieses auch abgenommen wurde, somit könnte die Zahl derer, die ein Messer tragen doch deutlich höher sein.
Allerdings weiß ich über das britische Waffengesetz wenig bis gar nicht Bescheid und wenn das Tragen jeglicher Messer verboten wäre, dann würde deine Annahme natürlich ziemlich genau zutreffen.
Das ist in GB eine schwierige Kiste. Legal zu führende Messer sind kleine (z.B. Mini-Vic) Klappmesser ohne Klingenarretierung.

Diese sollten in aller Regel auch nicht konfisziert werden, besteht aber der Verdacht, dass ein Jugendlicher beispielsweise Sitze im Bus damit aufgeschlitzt hat, wird es selbstverständlich doch konfisziert.

Ich gehe aber davon aus, dass zum Beispiel Pfadfinder in Uniform gar nicht erst kontrolliert werden. (Auch wenn die schon vor 20 Jahren überaschend wenig Messer hatten.)
 
Hi,

ich kann mich an einen Thread hier im Forum erinnern, wo einem England-Reisenden empfohlen wurde, nur ein kleines Schweizer-Messer mitzunehmen, damit er mit dem Gesetz nicht in Berührung kommen kann, finde den nur nicht mehr.
Deswegen meine Ausführungen. Dass es Sonderbestimmungen für Jugendliche gibt, wusste ich nicht, somit ist auch ein Großteil meines Statements hinfällig.
Sorry, mea culpa, beim nächsten Mal werde ich dann wohl etwas genauer suchen :hmpf:.

Unabhängig davon finde ich das Statement interessant, dass 85% sowohl der Opfer als auch der Täter über 18 Jahre alt sind.
Die generelle Berichterstattung vermittelt hier ein gänzlich anderes Bild.

Greez,
Wischi
 
Hi Wischi,

Dass es Sonderbestimmungen für Jugendliche gibt, wusste ich nicht, somit ist auch ein Großteil meines Statements hinfällig.

das englische "knife law" sieht zwar Einschränkungen vor, was den VERKAUF von Messern (auch schweizer Offiziersmessern mit Klingenlängen < 7,62cm) betrifft. Messer dürfen in England, wales und (Nord-)Irland nur an Personen über 18 Jahre verkauft werden. In Schottland ist es komplizierter. Hier dürfen bestimmte Messer auch an Jugendliche verkauft werden.

Es ist aber lediglich der VERKAUF von Messern in Englang, Wales u. (Nord-)Irland an Personen unter 18 Jahren verboten.

Es ist mir nicht gelungen einen Passus im englischen Waffenrecht (im speziellen Criminal Justice Act 1988) zu recherchieren, der Jugendlichen generell das mit sich führen von Taschenmessern unter 7.62cm Klingenlänge untersagen würde. (Schulgebäude sind hiervon ausdrücklich ausgenommen. Auf dem Schulgelände dürfen generell keinerlei Messer von Schülern mitgeführt werden. Auch keine Taschenmesser.)
Vielmehr gibt es seriöse Quellen, in denen dargelegt wird, daß es ausdrücklich KEINE Frage des Alters ist, in wie weit das Tragen eines Messer ein "punishable offence" darstellt, oder nicht. Siehe http://web.ukonline.co.uk/scoutnotebook/scoutcraft/dangerousarticles.html

Taschenmesser unter 7,62cm Klingenlänge sind nicht automatisch legal. Sie sind nur in der Regel nicht illegal. Werden sie in irgendeiner Weise "offensiv" benutzt, werden sie aber konfisziert und der Besitzer angezeigt.

Unter bestimmten Umständen dürfen auch Messer mit feststehender oder arrettierbarer Klinge und Klingenlängen über 7,62cm (3 Inch) geführt werden, wenn gute Gründe für das führen des Messers in der Öffentlichkeit vorgebracht werden können.


mfg
Investigator
 
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