Kershaw Zing - 1735OR

pitter

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Beim Durchblättern des aktuellen Kershaw Katalogs blieb mein Blick an was orangenem hängen. Sieht ja nett aus, das muss mal her. KAI Europe schickte mir das Messer netterweise - ein Kershaw Zing (Type 1735OR).

Zuerst die Spezifikationen:

  • Stahl: Sandvik 14C28N, 3D grooves, 3,1mm Klingenstärke
  • Liner/Clip: Edelstahl
  • Griff: orangenes Polyimide
  • Klingenlänge: 76mm
  • Gesamtlänge offen: 173mm
  • Gewicht: 85g
  • Verschluß: Liner Lock mit Flipper Öffnungsmechnismus
  • UVP: EUR 72,50

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Design und Konstruktion

Die Orangenen Schalen sehen recht pfiffig und freundlich aus. Schwarze Schrauben, ein schwarzer, gewellter Backspacer zwischen zwei glänzenden Edelstahllinern - das ist schick.

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Der gewellte Backspacer sieht gut aus und der Griff liegt bequem der Hand. Auch die Rillen an der Daumenrampe sind zwar griffig genug, aber nicht unangenehm aggressiv.

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Und weils ein typisches Designmerkmal von RJ Martin ist - mit ihm arbeitete Kershaw auch für das Zing zusammen - bekam die Klinge tiefe, gefräste Rillen.

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Für meinen DWJ Artikel über das Groove hatte ich R.J.Martin schomal nach dem Sinn der Rillen gefragt.

Kurze Antwort: Sieht gut aus.

Lange Antwort: Bevor R.J. Martin Vollzeit Messermacher wurde, war er bei Sikorski in der Entwicklung von
Hubschraubern beschäftigt. CAD/CAM, 3D CNC Fräsen waren sein tägliches Geschäft. Als der dann anfing Messer zu bauen, wollte er seine alte Arbeitsweise ins Messermachen einbringen. Damit er am Bandschleifer schneller den Anschliff fertig hat, und damit sich an der Schneide weniger Hitze entwickelt, hat er mal was neues versucht: Auf der CNC wurden in den Rohling erst die Rillen gefräst. Danach gings weiter am Bandschleifer.

Wirklich bewährt hat sich das aber nicht ;) Aber weil den Kunden das Design so gut gefiel, bietet er es bis heute bei seinen Custom Knives an. Und Kershaw überträgt es in die Serienproduktion.

Hat das irgendeinen Nutzen - nein. Jedenfalls schneidet sichs mit Kullen nicht besser als ohne. Ich konnte in der Praxis aber auch keinen Nachteil feststellen. Schneidet wie eine normale Klinge und lässt sich genauso schärfen/scharf halten. Sieht halt gut aus.

Als Stahl verwendet Kershaw Sandvik 14C28N - vergleichbar mit 13C26, noch etwas korrosionsbeständiger, und den Rest findet man über die Forumsuche :steirer: Kurz und knapp, vernünftiger, guter Stahl für ein Alltagsmesser.

Noch etwas unübliches: Die abgeschägten Daumenhebel. Sind griffig, und so plaziert, dass man mit dem Daumen beim gesamten Öffnungsvorgang immer gut rankommt.

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Ein praktisches Detail ist auch die Sechskant-Klingenachse. Beim Einstellen des Klingenspiels ist die Achse fixiert und dreht sich nicht mit. Nett - und spart Loctite. Der Clip ist auf der rechten Friffseite umsetzbar für tip-up/tip-down, links geht nur die tip-up Trageweise.

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Bedienung

Geöffnet wir das Zing üblicherweise mit dem Flipper. So nennt man die Rampe am Klingenfuß, die beim geschlossenen Messer über den Griffrücken ragt. Mit dem Finger schnippt man den Flipper nach unten - die Klinge schwingt auf. Wenn man den Dreh mal raus hat, öffnet und verriegelt die Klinge, ohne dass man nachhelfen muss. Wer noch übt ;) kann die Daumenhebel verwenden, um die Klinge bis zum Anschlag zu öffnen. Oder das Zing gleich nur mit den Daumenhebeln öffnen.

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Der Verschluß (Liner Lock) hält die Klinge sicher. Der recht starke Stahlliner Liner sitzt an der richtigen Stelle im ersten Drittel der Klinge. Da ist genug Reserve auch bei etwaigem Verschleiß. Die Federkraft ist ausrichend hoch und der Liner liegt tief genug im Griff, so daß man ihn beim Arbeiten nicht aus Versehen von der Rampe schieben wird.

Auf der gegenüberliegenden Seite hat der Griff eine Daumenmulde, so dass man zum Entriegeln bequem an den Liner kommt. Im Gegensatz zu manch anderen Messern hakelt da auch nichts, der Liner geht weich von der Rampe weg.

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Verarbeitung, Handlage, Praxis

Zwischen den beiden Teflon Washern läuft die Klinge des Zing weich und spielfrei. Für einen Flipper könnte der Klingengang zwar noch etwas leichter sein, aber das ist auch Geschmacksache, und das Öffnen funktioniert auch so einwandfrei. Die Klinge liegt mittig im Rahmen, ist ab Werk scharf geschliffen. Der Anschliff ist sauber mittig.

Die Struktur der Griffschalen ist griffig und rutschfest, aber nicht zu aggressiv in der Hand. Überhaupt fühlt sich das Zing - auch preisunabhängig - sehr hochwertig, stabil und angenehm an. Die Griffschalen stehen zwar ein zehntel über die Platinen, das merkt man aber nur, wenn man mit dem Fingernagel danach sucht ;) In der Hand macht das Zing jedenfalls Spass. Die Kanten am Griff sind breit abgerundet, die Griffkontur liegt fest und angenehm in der Hand. Das Zing hat mal wieder einen runden, universalen Griff, ohne allzu ausgeprägte Fingermulden, so dass man auch mit größeren Händen gut damit zurechtkommt.

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Geöffnet liegt der Daumen entweder fest an der Daumenrampe, oder weiter vorne auf dem Klingenrücken. Der Flipper funktioniert beim offenen Messer als Klingenschutz und hält die Hand weg von der Schneide.

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Beim geschlossenen Messer wird die Klingenrampe komplett vom Griff abgedeckt, es stehen keine Kanten über, die sich beim Herausnehmen aus der Hosentasche verhakeln können. Und auch der Flipper störte nie - auch wenn da manche andere Erfahrungen und Meinungen haben, wenn bei mir ein Messer in der Hosentasche verhakelt, lags nie am Flipper.

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Zur Schnitthaltigkeit der Zing kann ich wenig sagen, weil ich Messer einfach schärfe, wenn sie stumpf sind ;) Schneiden macht mit dem Zing jedenfalls Spass. Die nicht zu dicke Schneide und der recht starke Hohlschliff geben einen dünne, spitzwinklige Schneide, die sich auch mit dem Shaprmaker problemlos und schnell wieder nachschärfen lässt - bei meiner "Standardanwendung" Karton Schneiden muss man das eh recht häufig, egal, mit welchem Messer aus welchem Klingenstahl auch immer man arbeitet. Die schnittfreudige Klinge mit der scharfen, feinen Spitze macht auch in der Küche Spass und man kann auch unterwegs mal nen Apfel zerschneiden, und nicht zertrümmern.

Zusammen mit der bequemen und doch festen Handlage taugt das Zing einwandfrei als Alltagsmesser
 
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Fazit

Das Fazit ist schnell erzählt - hübsch, praktisch, preiswert.

Ich finds ja einfach niedlich :steirer:. Es springt nicht jeder Messerbefindliche zurück, wenn man das Zing aus der Tasche holt. Orangene - oder generell bunte Griffschalen - tun das was dazu, weg vom tactical-militär Image. Und die Struktur in der Klinge macht auch die neugierig, die mit Messern wenig zu tun haben. Guter Einstieg, in ein "normales" Gespräch über Messer.

Schick hin oder her, das Zing ist auch als Gebrauchsmesser praktisch und alltagstauglich. Stabil gemacht, gut verarbeitet, in einer angemessenen Größe und mit einer sehr guten Handlage. Und - wie alle gut gemachten Flippper - schnell und ohne Fummelei zu öffnen.

Pitter

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Tolle Review. Danke!

Nach dem Buttern der Semmel hab man bestimmt ein lustiges Muster auf selbiger...:steirer:
 
Und wie bekommt man die Butter oder Nutella wieder von der Klinge? Ich vermute, mit "einmal durch'n Lappen ziehen" ist es nicht getan.

Andreas
 
Ist nicht meines. Ich mag diese Kershaw/Onion typischen Griffe nicht und hasse Flipper ganz einfach.

Trotzdem ne Frage, weil es vielleicht mehrere interessiert: Wie lässt dich die Klinge denn von hartnäckigem Schmutz säubern? Z.B. Paketbandreste, die kleben immer recht schön...

-Walter
 
Und wie bekommt man die Butter oder Nutella wieder von der Klinge? Ich vermute, mit "einmal durch'n Lappen ziehen" ist es nicht getan.

Doch, genau so. Zumindest geht das so mit meinen Lappen, Deine kenne ich nicht. Alternativ hätte ich noch nen Spülschwamm ;) Da, wo ich Butter und Nutella esse, ist auch Wasser nicht weit.


Ist nicht meines. Ich mag diese Kershaw/Onion typischen Griffe nicht und hasse Flipper ganz einfach.

Trotzdem ne Frage, weil es vielleicht mehrere interessiert: Wie lässt dich die Klinge denn von hartnäckigem Schmutz säubern? Z.B. Paketbandreste, die kleben immer recht schön...

Genauso bescheuert wie glatte Klingen ;) Das "Paketbandproblem" kenne ich, meine Lösung ist Aceton oder acetonhaltiger Nagellackentferner. Ich habe in der Praxis weder mit den Zing (noch mit dem Groove, was ich schonmal gestest habe) irgendein besonderes Säuberungsproblem.

Man kann sich natürlich eines machen.

Die Griffe können gefallen oder auch nicht, ergonomisch sind sie, zumindest in meiner Hand.

Flipper ist Geschmacksache, ACK. Wen der Pömpel am geschlossenen Messer stört, den störts. Ich finds erstens praktisch, zweitens befriedigts meinen Spieltrieb, drittens habe ich genug vernünftige Messer ;) Ich brauch keines mehr zum Schneiden.

Pitter
 
Schönes Messer
sagt mir auf Anhieb zu:super:
wie kommt man schnellstens ran.?
Die UVP ist genial:p


Gruß
Oli
 
Sieht sehr gut aus - danke auch für den ausführlichen Report. Ich besitze das "Original" von RJ Martin. Selten war ein Kershaw so nahe daran...
 
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