Artikel über das neue Soldatenmesser der Schweizer Armee

Red1973

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Hallo liebe Freunde,
mein Name ist Tim, und ich bin neu hier im Forum. Um mich vorzustellen habe ich mir heute mal was ganz besonderes ausgedacht. Ich möchte Euch gerne eine Vorabversion meines Artikels über das neue Soldatenmesser zeigen, den ich für eine neue Webseite über SAKs, mit der ich bald online gehen will, geschrieben habe. Ich würde gerne Eure Meinung dazu hören. Ihr braucht also mit nichts hinterm Baum zu halten, nehmt das Ding ruhig auseinander, umso besser wird das endresultat. Ich hoffe, Ihr habt ein bisschen Spaß dran, ich hatte auf jeden Fall welchen beim schreiben.

Viele Grüße,
Tim

Am 26.07.2007 hat das 1961 eingeführte Schweizer Messer mit dem silbernen Griff nach 46 Jahren ausgedient. An diesem Tag veröffentlicht das Schweizer Departmend für Verteidigung eine Ausschreibung für das neue Messer, das 2009 eingeführt werden soll. Die Anforderungen und Spezifikationen hat man in einem Factsheet zusammengefasst. Die armasuisse, das Beschaffungs-, Technologie- und Immobilienzentrum des VBS ist gesetzlich dazu verpflichtet, Aufträge, die ein bestimmtes Volumen überschreiten öffentlich auszuschreiben, da spielt es auch keine Rolle, daß es sich bei besagtem Gegenstand um ein Stück Schweizer Kulturgeschichte handelt.
Das Entsetzen war natürlich groß, konnte es tatsächlich sein, daß das berühmte Schweizer Armeemesser in Zukunft aus China kommt? Das Medienecho war enorm und jeder vom Sammler bis zum Politiker wurde befragt.
Hier einige Artikel zu dem Thema:
Die Wahrheit: Chinesen am Sack (taz 01.08.2007)
Entsetzen in der Alpenrepublik - Das Schweizer Kreuz und die Messerhelden (sueddeutsche 01.08.2007)

Und auch der Geschäftführer von Victorinox Carl Elsener Junior äußerte zeigt sich in Interviews mehrmals sehr besorgt. Zwar hätte es dem Unternehmen nicht das Genick gebrochen, aber der Imageschaden wäre unermesslich gewesen. In einem Interview aus dem Jahre 2007 bezeichnete er die möglichen Auswirkungen als "katastrophal", und zwar nicht nur für Victorinox, sondern auch für die Marke „Schweiz“ und dem einem Qualitätssiegel gleichkommendem „Swiss made“.
Da wir uns ja nun in der angenehmen Lage befinden, zu wissen, dass es den richtigen Hersteller getroffen hat, stellt sich natürlich die Frage: War die ganze Aufregung berechtigt?
Wenn man sich das besagte Factsheet der Schweizer Armee einmal genauer durchliest fällt auf, dass die Herren sehr genaue Vorstellungen von dem neuen Messer hatten:
· Edelstahlklingen
· Schneideklinge mit Wellenschliff und arretierbar (Es sollen Verletzungen verringert werden)
· Kreuzkopfschraubenzieher
· Holzsäge
· Bohr- und Stechahle
· Schraubenzieher mit Dosenöffner (arretierbar)
· Ein-Handöffnung der Schneideklinge (ohne Sprungfeder zum Öffnen)


Kurz gefasst kann man sagen, die Beschreibung klingt, als würde man eins zu eins das Taschenmesser der Deutschen Bundeswehr beschreiben, welches 19.. eingeführt wurde und natürlich exklusiv von Victorinox gefertigt wird. In der zivilen Variante heißt es One Hand Trekker bzw. Trailmaster. Man hatte also ein klares Vorbild. Dies sind alles nützliche und nachvollziehbare Änderungen, das einzige, was mich an der Beschreibung im Factscheet verwundert ist, dass dort mehr oder weniger die Qualität des bisher verwendeten Stahls bemängelt wird. Ich dachte immer Victorinox würde bei allen Taschenmessern den gleichen hochwertigen Stahl verwenden, nämlich Kruppstahl aus Deutschland. Aber zurück zum Thema. Bei der Frage, welcher Hersteller den Zuschlag erhält müssen ja noch andere Faktoren außer dem Preis mit in das Kalkül einbezogen werden. Es handelt bei der Bestellung der Messer ja nicht um eine einmalige Sache, sondern die Versorgung muss über mehrere Jahrzehnte hin gesichert sein. Man braucht kurze Beschaffungszeiten und Transportwege. Es wäre nicht auszudenken, wenn ein wichtiges Ausstattungsmerkmal, der Schweizer Armee fünf Wochen lang mit dem Schiff unterwegs ist, und dann der Container verloren geht. Und zu guter Letzt braucht man Erfahrung, und die hat Victorinox mit seiner 125 jährigen Geschichte nun einmal wie kein Anderer vorzuweisen.
Die Voraussetzungen seitens der Schwyzer waren also erfüllt, aber wie sah es mit der Konkurrenz aus? Ich habe nirgends herausfinden können, wie viele Firmen sich auf die Ausschreibung beworben haben, aber nur sieben Messer haben es bis in die Praxistests der Armee geschafft, und keiner der Bewerber war so von seinem Produkt überzeugt, dass er mit seiner Bewerbung an die Öffentlichkeit gegangen wäre, geschweige denn sie zu PR-Zwecken zu gebrauchen. Da mag drüber denken, was man will: Für mich liefert das ein eindeutiges Bild.
Ob der Gewinner nun von vornherein feststand oder nicht, Victorinox ist strahlender Sieger! Alles, von Anfang an bis zum Ende hätte sich ein Werbefachmann nicht besser ausdenken können. Dies war die beste, groß angelegte PR-Aktion, die es in der Schweiz bisher gab. Victorinox war in allen Medien, die Leute haben gezittert, sich aufgeregt, und IHRER Firma die Daumen gedrückt. Und nun steht die Ibacher Messerschmiede, als die da, die alle anderen Bewerber aus dem Rennen geschleudert hat. Ein neuer Beweis dafür, dass Schweizer Qualität eben nicht zu schlagen ist.
 
Die Klingen der Schweizer bestehen übrigens aus 1.4110. Ob sie den über Krupp beziehen, weiß ich allerdings nicht.
 
Die Voraussetzungen seitens der Schwyzer waren also erfüllt,
Alle Schwyzer sind Schweizer, aber nicht alle Schweizer sind Schwyzer.
Da gibts noch ein paar andere Kantone :steirer:
 
Die schönste Aussage zu der Aussschreibung des neuen Schweizer Armeetaschenmessers wurde von Herrn Schwander gemacht:

"das Messer sei als Waffe zu qualifizieren und damit müsse es nicht ausgeschrieben werden."

Ich glaube da hat sich Victorinox gerne der Ausschreibung gestellt und kann dafür das Taschenmesser weiterhin in Souvenirshops verkaufen.

Gruss Ando
 
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