Küchenmesserreport, Tojiro, Kai Wasabi, Hattori HD

Kizu-tsuita

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Hallo,
nachdem ich hier nun seit längerer Zeit mitlese und schon sehr viel von diesem Forum profitiert habe, möchte ich auch gern meinen Teil beitragen und meine persönlichen Eindrücke zu einigen Messern schreiben.

Heute:

Tojiro DP Damaskus 37 Lagen- Santoku Ecowood-Griff (F 331-E)
Tojiro 3 Lagen – Nakiri (F-310), Rosenholz-Griff
Kai Wasabi, Yanagiba, 6624Y , Griff aus Bambuspuder und Polypropylen
Hattori, Petty, 105mm, HD 1, Pakkaholz-Griff

Es folgen demnächst noch Berichte zu:

Herder, Brotmesser Ellenlang, 270mm, Kirschbaumholzgriff
Tojiro DP HQ, 3 Lagen, Gyuto, Ecowood-Griff (F 808-E)


Mir ist schon klar, dass es sich bei den Messern nicht um herausragende Spitzenprodukte handelt. Da hier nach meiner Einschätzung aber sehr viele Anfänger der Leidenschaft „Küchenmesser“ reinschauen, sind die Berichte gedacht als Hilfe für den unentschlossenen Newbie, der kein Vermögen ausgeben möchte.

Vielleicht noch kurz zu meinen Kochgewohnheiten: Ich und meine Frau sind Vegetarier. Für das Kochen bin ausschließlich ich zuständig und ich lasse mich hauptsächlich von der italienischen und asiatischen Küche inspirieren.

Als erste Orientierung für die Messerdarstellungen gehe ich nach dem Schema von lazedress aus seinem thread vom 17.04.07 vor und schreibe dann noch ausführlich unter der Rubrik „sonstige Bemerkungen“.

Tojiro DP Damaskus 37 Lagen- Santoku (F 331-E), 170mm Klinge
Stahl, Härte: VG-10 Stahl, 60 +/- 1 HRC
Ca. Preis, Bezugsquelle: Asien-Kochmesser.de, 109,00 Euro
Zu erreichende Schärfe (subjektiv): 1 (gar nicht scharf) - 10 (sehr scharf) 8
Standzeit der Schärfe (subjektiv):1 (sofort wieder stumpf) - 10 (sehr lange scharf) 8
Griff: ok (siehe unten)
Preisleistung: 1 (sehr schlecht) - 10 (sehr gut): 8
Kaufempfehlung: ja

Sonstige Bemerkungen:

Mein erstes vernünftiges Kochmesser. Nachdem ich über längere Zeit hauptsächlich ein Nakiri aus der Reihe Haiku-Home benutzt hatte und damit unzufrieden wurde, war ich über den Güte-Sprung des Tojiros sehr erstaunt.
Das Messer kam sehr scharf bei mir an, bis dahin hatte ich kein schärferes Messer in der Hand. Nach anfänglicher Zaghaftigkeit gingen schnell viele Schneidarbeiten viel lockerer von der Hand. Das Nachschärfen des Messers mit dem Stein von Tojiro ist unkompliziert, auch für handwerklich unbegabte Menschen wie mich. Auch hält das Messer die Schärfe relativ lange – ich schärfe einmal im Monat nach und benutze das Messer nahezu zur Zubereitung jedes Essens. Ich habe das Gefühl, dass ich die Schärfe noch um einen Tick besser hinkriege als sie im Auslieferungszustand war.
Der Griff ist das Einzige an dem Messer, was für mich nicht in die Preisklasse passt. Für das von Tojiro angepriesene Eco-Holz gilt „nomen est omen“, denn es ist wirklich eco. Ich kann nicht genau sagen, woraus der Griff besteht. Aber es sieht aus, als sei er aus gepresstem und gefärbten Holz. Ich habe das Messer jetzt noch kein Jahr, der Griff gibt dem Messer aber ein älteres Aussehen. Hier wurde aus meiner Sicht am falschen Ende gespart.

Auch bestimmt nicht unerheblich: Die Klinge ist auf der Oberseite ziemlich eckig. Wer den Zeigefinger beim Schneiden auflegt, wird hier bald keinen Spaß mehr haben. Ansonsten liegt der Griff aber gut in der Hand und ist bequem. Ich selbst habe kleine Hände, ich denke aber, dass auch „Großhändige“ gut mit dem Griff zurecht kommen.

Insgesamt arbeite ich sehr gern mit dem Messer. Obwohl ich eine Kaufempfehlung gebe, würde ich raten, 26,- Euro mehr für den Pakkaholzgriff auszugeben. Für den „Anfänger“ in der gehobenen Kochmesser-Branche ist das Messer so oder so eine hervorragende Sache.


Tojiro 3 Lagen Nakiri, (F-310), 165mm Klinge
Stahl, Härte:13-Chrome rostfreier Stahl (Außenschichten), „rostfreier Stahl“ (innen), 60 +/- 1 HRC
Ca. Preis, Bezugsquelle: 54 Euro, scharfes-Japan.de
Zu erreichende Schärfe (subjektiv): 1 (gar nicht scharf) - 10 (sehr scharf) 7
Standzeit der Schärfe (subjektiv):1 (sofort wieder stumpf) - 10 (sehr lange scharf) 8
Griff: gut (siehe unten)
Preisleistung: 1 (sehr schlecht) - 10 (sehr gut) 10
Kaufempfehlung: ja

Sonstige Bemerkungen:
Das alte Haiku-Home-Nakiri hatte ich schnell an einen weniger anspruchsvollen Menschen verschenkt. Mit dem Santoku hantierte ich gern herum, bis ich eines Tages einen Rotkohl schneiden musste. Da wußte ich mit einem mal, warum Nakiri „Kohlschneider“ heißt. Ich stach mir nämlich mit dem Santoku ein wenig in die linke Hand, die den Rotkohl festhielt – nichts Schlimmes, aber immerhin, wie das eben so ist, wenn es hektisch zugeht.
Aus dem Schmerz heraus wuchs sogleich die Rechtfertigung für eine Neuanschaffung. Viel sollte sie nicht kosten, da schienen mir die guten Erfahrungen mit Tojiro wert, erweitert zu werden. Erneut wollte ich aber keine 109 Euro ausgeben, so dass ich schließlich die 3-Lagen-Serie ausprobierte.

Da das Nakiri halb so viel kosten sollte, wie das Santoku aus der 37-Lagen-Serie, rechnete ich auch mit erheblich eingeschränkterer Qualität, allein wegen 37-Lagen im Verhältnis zu 3 Lagen. Diese vielleicht etwas naive Erwartung erfüllte sich aber erfreulicherweise nicht. Das Messer war bei Auslieferung subjektiv nur ganz geringfügig weniger scharf, als das Santoku – das hat mich wirklich überrascht. Auch lässt es sich hervorragend wieder auf die Ursprungsschärfe bringen. Die Standzeit ist in etwa so, wie beim Santoku. Das mag aber auch daran liegen, dass ich das Nakiri seltener benutze.

Der Rosenholzgriff macht einen viel besseren Eindruck auf mich, als der der 37-Lagen-Ecogriff-Serie. Ich verstehe nicht, warum nicht auch die 37-Lagen Serie mit genau diesem Griff angeboten wird. Obwohl die Form nicht ganz so schön ist (das Endstück ist nicht so gut ausgearbeitet), fühlt sich das „echte“ Holz viel besser an. Leider ist beim Endstück auch das Holz nicht sauber an das Metall angepasst, wobei ich nicht beurteilen kann, ob ein Fehler nur meines Messers ist oder bei allen Messern der Serie. Da man dort hinten aber praktisch nie anfasst, ist dieser Fehler leicht zu verschmerzen.

Dies gilt allerdings wieder nicht für die Oberseite der Klinge. Auch hier gibt es wieder eine so scharfe Kante, dass es nach einer Zeit unbequem wird, wenn man den Zeigefinger auflegt.

Summa-summarum: Ich finde, dass einem mit der Dreilagen Serie sehr viel Messer zu einem hervorragenden Preis geboten wird. Wer nach seinen alten Küchenmessern ein Aha-Erlebnis haben möchte, bekommt dies mit diesem Messer sicherlich günstig geboten.


Firma, Name: KAI Wasabi Yanagiba, 240mm Klinge
Stahl, Härte: rostfreier sandgestrahlter DAIDO 1K6 Edelstahl , 58 HRC
Ca. Preis, Bezugsquelle: Messerkontor, 33 Euro
Zu erreichende Schärfe (subjektiv): 1 (gar nicht scharf) - 10 (sehr scharf) 7
Standzeit der Schärfe (subjektiv):1 (sofort wieder stumpf) - 10 (sehr lange scharf) 7
Griff: etwas zu dünn
Preisleistung: 1 (sehr schlecht) - 10 (sehr gut) 9
Kaufempfehlung: ja

Sonstige Bemerkungen:
Zwei- bis dreimal im Monat mache ich Maki-Sushi. Als Vegetarier muss ich zwar keine Fische filetieren o.ä. Geärgert habe ich mich aber immer darüber, dass beim Schneiden der Rollen immer einiges auf den letzen Drücker zu Bruch ging. Wenn die Klinge so kurz ist, dass man hin- und wieder herziehen muss, dann kommt der an der Klinge klebende Reis wieder mit dem Reis in der Rolle in Berührung und zieht die Rolle auseinander. Meine Frau meinte, dass sei kein Grund, ein neues Messer zu kaufen. Ich fand das schon. Schnell hatte ich die passende Messerform ermittelt, nur bei den Preisen musste ich genauso schnell schlucken. Mir war schon klar, dass man für große Fische auch große Messer braucht. Hier im Forum war zu lesen, dass für Sushi jedes Yanagiba unter 27cm Klingenlänge nicht wirklich brauchbar sei. Wie lang muss aber eine Klinge für vegetarische Sushis sein – also ausschließlich zum Zerteilen der Rollen? Lilith von Messerkontor meinte auf meine Anfrage hin, 21cm seien ausreichend, ich sah den Kompromiss bei 24cm. Um erstmal auszuprobieren, ob ich mit dem einseitigen Schliff zurecht komme, sollte das Messer nicht zu teuer sein, so dass ich schnell bei der Wasabi-Serie von Kai landete.

Das Wasabi Yanagiba kostete nur 33 Euro und ich bin sehr zufrieden damit:

Das Rollenschneiden ist mit einem mal ein ganz anderes Ding. Ein Zug und die Rolle ist zerteilt – kein Hin- und Her mehr. Für 33 Euro kein dekadenter Luxus, denn das Sushi-Zubereiten macht jetzt noch mal mehr Spaß. Mein subjektiver Schärfeeindruck ist positiv. Ich musste das Messer bisher einmal (innerhalb von vier Monaten) nachschärfen. Das scheint wenig, liegt aber sicherlich am vergleichsweise seltenen Gebrauch. Das Schärfen an sich ist aufgrund des einseitigen Schliffs und des anderen Winkels zwar eine Sache für sich. Aber auch hier war ich schnell wieder beruhigt, denn ein Messer für 33 Euro verhunzen ist auf jeden Fall kein Weltuntergang.
Unangenehm auch bei diesem Messer: der wirklich scharfkantige Klingenrücken. Da Sushirollenschneiden für mich jedoch keine Stundenaufgabe ist, komme ich damit gut klar. Falls die Klinge allerdings auch bei den anderen Messern der Serie so scharfkantig ist, würde ich damit nicht dauerhaft arbeiten wollen.

Der Griff des Wasabis ist bestimmt der Punkt, der viele vom Kauf abhält. Allein vom Material, eine Mischung aus Bambuspuder und Polypropylen, kann ich das nicht nachvollziehen. Es fühl sich gut an und ist rutschfester als Holz. Warum diese Materialmischung allerdings den Innovationspreis gewonnen haben soll, verstehe ich auch nicht – so innovativ finde ich es nämlich wiederum nicht. Einziges echtes Manko des Griffs aus meiner Sicht: Er ist selbst für meine kleinen Hände zu dünn. Das müsste nach meiner Meinung gerade bei diesem wahrscheinlich preiswerten Material nicht sein. Wer also große Hände hat, sollte hier auf jedem Fall vor dem Kauf einmal zupacken.

Zusammenfassend: Das Messer erfüllt seinen Zweck gut und ich hätte es sicherlich bereut, für ein Yanagiba 100 Euro auszugeben, wenn ich es nur zum Rollenscheiden benutze. Dafür ist es hervorragend geeignet. Für andere Verwendungen (Fisch schneiden etc.) sollte man vielleicht etwas tiefer in die Tasche greifen und sich etwas Besseres gönnen.



Firma, Name: Hattori, Petty, HD 1, 63 Lagen, 105mm Klinge
Stahl, Härte: Carbonmolybdän-Kobalt Damaszener Stahl mit VG-10 Kern
Ca. Preis, Bezugsquelle: JCK, 75 $
Zu erreichende Schärfe (subjektiv): 1 (gar nicht scharf) - 10 (sehr scharf) 9
Standzeit der Schärfe (subjektiv):1 (sofort wieder stumpf) - 10 (sehr lange scharf) 9
Griff: sehr gut verarbeitet
Preisleistung: 1 (sehr schlecht) - 10 (sehr gut) 9
Kaufempfehlung: ja

Sonstige Bemerkungen:

Dieses Messer ergänzt bei mir ein bewusst stumpfes Messer der WMF-Spitzklasse-Serie. Mit dem WMF-Messer (Klinge 90mm) erledige ich Arbeiten „in der Hand zum Daumen hin“, die andere Leute wahrscheinlich mit einem Schälmesser machen (z.B. Zwiebeln abziehen, Champignons pellen etc.). Ich halte dieses Messer daher bewusst stumpf (bei diesem Messer kein Problem ;-)), um mir nicht in den Daumen zu schneiden.

Allerdings brauchte ich für manche Arbeiten eben auch ein scharfes kleines Messer. Und da ist das HD 1 von Hattori ideal. Das Messer ist hervorragend verarbeitet und in dieser Hinsicht mit den Tojiros nicht vergleichbar. Das Damastmuster ist durch die spiegelnd polierte Klinge wunderschön anzusehen und man sieht, dass sich hier jemand wirklich Mühe gegeben hat, einen guten Eindruck zu machen.
Das Messer war bei Auslieferung irre scharf und das ist es auch heute noch (3 Monate, täglicher Gebrauch). Über das Nachschärfen kann ich daher noch nichts sagen. Endlich wurde auch mal an die Oberseite der Klinge gedacht, die bei diesem Messer angenehm abgerundet ist.

Den Griff möchte ich kaum noch loslassen, sehr gutes Gefühl. Würde zu gern wissen, wie die Griffe aus der noch besser verarbeiteten FH-Serie sind.
Was ich allerdings etwas gefährlich finde: Der Griff ist relativ kurz. Ich erwähnte bereits, dass ich kleine Hände habe. Trotzdem ist es mir jetzt schon mehrmals passiert, dass ich mit dem Finger ans Ende der Schneide (ich kenne nur den englischen Begriff: heel) gekommen bin und mich dabei sogar ein bisschen geschnitten habe. Wäre der Griff so lang wie bei meinem WMF-Messer, was immerhin eine 15mm kürzere (!) Klinge hat, dann würde das nicht passieren. Wer also größere Hände hat, könnte hier Schwierigkeiten bekommen. Und noch etwas: Der Griff riecht bei Auslieferung etwas merkwürdig. Aber das vergeht mit der Zeit...



Nachdem ich dieses Messer nun etwas länger benutzt habe, steht für mich fest, dass ich mein Santoku von Tojiro in einiger Zeit gegen eines von Hattori austauschen werde. Ob aus der HD- oder FH-Serie, wird der Geldbeutel entscheiden.

Das Herder „Ellenlang“ Brotmesser und das Tojiro DP HQ Gyuto 210mm bekomme ich hoffentlich Ende des Monats zum Geburtstag. Ich werde darüber berichten, sobald ich die Messer ausgiebig getestet habe.

Euch ein schönes Wochenende
Kizu
 
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Hallo Kizu-tsuita!

Erst mal Willkommen im Forum!
Danke für Deinen Bericht; freut mich immer, wenn ein weiterer Küchenmesserfan hier seine Erfahrungen mitteilt.

Zu kleine Griffe bem Petty und zu dünne Griffe bei Yanagis oder ähnlichen Messern:
Da ärgere ich mich auch immer darüber.
Ich behaupte mal, das die Griffe vorrangig aus designerischen Gründen so gestaltet werden. Ein großer Griff an einem Petty sieht von den Proportionen her gesehen einfach nicht so dolle aus,
ein dünner langer Griff an einem dünnen langen Messer passt optisch auch einfach besser dazu.
Design ist da oft ein Eiertanz zwischen Optik und Haptik.
Meine Hand ändert ihre Größe nicht, wenn ich ein kleines oder langes Messer greife.
Inzwischen lege ich bei Neuerwerbungen deshalb mehr Beachtung auf die Griffmaße, da ich sie vorrangig zum Schneiden und nur sekundär zu Ankucken kaufe.
Wen ich den Griff in der Hand habe, dann sehe ich ihn ja nicht, ich fühle ihn :hehe:

Bin gespannt auf Deine weiteren ''Reporte''.
 
So, hier bin ich wieder und liefere die beiden noch versprochenen Reporte:


Firma, Name: Tojiro DP HQ Gyuto, F-808, 210mm Klinge
Stahl, Härte: 13-Chrome rostfreier Stahl (Außenschichten), VG-10-Stahl (innen), 60 +/- 1 HRC
Ca. Preis, Bezugsquelle: Korin.com, 56,50 $
Zu erreichende Schärfe (subjektiv): 1 (gar nicht scharf) - 10 (sehr scharf) 8
Standzeit der Schärfe (subjektiv):1 (sofort wieder stumpf) - 10 (sehr lange scharf) 8
Griff: gut verarbeitet, liegt gut in der Hand
Preisleistung: 1 (sehr schlecht) - 10 (sehr gut) 10
Kaufempfehlung: ja

Sonstige Bemerkungen:

Ich esse kein Fleisch und ich koche auch ausschließlich ohne Fleisch. Dennoch hat mich interessiert, wie man mit einem Messer schneidet, was vorwiegend für Fleisch und Fisch gemacht wurde. Außerdem interessierte mich die schmalere und längere Klingenform. Zudem las ich hier, dass mit dem Gyuto auch der Wiegeschnitt möglich sei, was also auch eine Repertoireerweiterung der Schnitttechniken bedeuten würde.
Ich muss also zugeben, dass ich mich mit diesem Messer nicht im notwendigen must-have-Bereich befinde. Es war eher Neugierde, die mich zum Kauf verleitete. Damit habe ich jetzt wohl die Schwelle vom reinen Messernutzer zum Messerliebhaber überschritten. ;-)

Da ich mit Tojiro, wie man hier lesen kann, überwiegend gute Erfahrungen gemacht hatte, wollte ich nunmehr die High-quality-Serie bei den drei Lagen testen.
Bei Korin.com wird diese Serie mit mehreren Gyutos angeboten. Wahnsinnig lang sollte das Messer nicht sein aber schon länger, als das Santoku. 210mm schienen mir angemessen. Für 56,50 $ aus meiner Sicht ein gutes Angebot.


Obwohl sowohl beim oben beschriebenen Santoku als auch beim Gyuto die Griffe aus Eco-Holz sind, haben sie aus meiner Sicht eine wirklich sehr unterschiedliche Verarbeitung: Zum einen hat die HQ-Serie natürlich der Kropf, zum anderen ist der Griff aber auch von Kanten befreit und ein wenig angepasst. Viel angenehmer zu greifen, als bei der Damast-Serie mit "einfachem"
Eco-Griff (F-332-E). Zwar gibt es auch in der Damast-Serie den gut verarbeiteten Griff (F-507-E), dann kosten die Messer aber rund 25 Euro mehr, was ich nicht so ganz nachvollziehen kann. Trotzdem würde ich auch bei der Damastserie das nächste mal den höherwertigeren Griff nehmen (s.o.)

Bei Auslieferung war das Messer nicht so scharf, wie die anderen beiden Messer, die ich bereits von Tojiro hatte. Das ließ sich aber sehr schnell korrigieren: Ein paar Züge über den Wasserstein und das Messer war erheblich schärfer. Seitdem musste ich, trotz häufigen Gebrauchs, nur einmal nachschleifen. Die Oberseite der Klinge ist abgerundet.

Mit dem Messer lässt sich gut arbeiten. Ich benutze es inzwischen fast häufiger, als das Santoku. Das liegt zum großen Teil daran, dass ich den Griff lieber anfassen mag und mich daher sicherer beim Arbeiten fühle.
Der gewünschte Wiegeschnitte lässt sich mit dem Messer gut realisieren. Außerdem benutze ich hier viel öfter die Spitze der Klinge. Insgesamt hat sich tatsächlich die vorgestellte Repertoireerweiterung in den Schnitttechniken eingestellt und das Arbeiten geht zügiger vonstatten.

Zusammengefasst: Ich finde dieses Messer von Tojiro bisher am besten. Ließ ich mich beim Kauf des Santokus noch teilweise von dem Wunsch blenden, ein Messer mit Damastklinge zu besitzen, so würde ich mich heute sicher für ein Santoku aus dieser Serie entscheiden. Mit dem Gyuto lässt es sich einfach besser arbeiten, wegen der vorteilhaften Griffeigenschaften.
Wer also nicht unbedingt ein Damastmesser haben möchte, der sollte zur HQ-Serie greifen.



Firma, Name: Windmühlen-Brotmesser, "Brotsäge", 208mm
Stahl, Härte: Chrom-Molybdän-Vanadium-Stahl , Härte unbekannt
Ca. Preis, Bezugsquelle: z.B. messer-mit-tradition.de, um 40 Euro (Kirschbaumholzgriff)
Zu erreichende Schärfe (subjektiv): 1 (gar nicht scharf) - 10 (sehr scharf) 8
Standzeit der Schärfe (subjektiv):1 (sofort wieder stumpf) - 10 (sehr lange scharf) 8.
Griff: gut verarbeitet, liegt gut in der Hand
Preisleistung: 1 (sehr schlecht) - 10 (sehr gut) 10
Kaufempfehlung: ja

Sonstige Bemerkungen:
Ich hatte mir schon längere Zeit Gedanken über ein Brotmesser gemacht. Oft schneide ich kein Brot – schließlich ist es bequemer, Brot beim Bäcker schneiden zu lassen. Andererseits fiel mir gerade in letzter Zeit auf, dass vorgeschnittenes Brot natürlich auch viel schneller trocken wird und dann nicht mehr so gut schmeckt.
Zuerst stach natürlich auch mir das Grand-Moulin von Herder ins Auge. Nachdem ich aber hier die vielen Diskussionen über die Verarbeitungsgüte gelesen hatte und ich auch nochmals den Preis überdachte, schied das Messer schnell wieder aus. In der Stadt nahm ich dann mal ein Brotmesser von Güde in die Hand. Das gefiel mir aber gleich nicht so gut, irgendwie zu massiv. Dann sah ich, dass es im Messerkontor von Herder die Brotsäge „Ellenlang“ mit einer schön langen Klinge zu einem annehmbaren Preis geben sollte. Da mein Geburtstag anstand, setzte ich das Messer auf die Wunschliste. Allerdings hatte ich nicht mit meiner Frau gerechnet. Die fragte irgendwann mal in einem Nebensatz, wie lang eigentlich die Klinge des oben beschriebenen Yanagibas sei. Meine Antwort (240mm) war das Todesurteil für das Ellenlang. Zum Geburtstag lag dann ein deutlich kürzeres Geschenk und einiges andere auf dem Tisch mit der Begründung, eigentlich würde ihr die 24cm-Klinge schon genug Angst machen, da müsse jetzt nicht noch ein Brotmesser mit 27cm Klinge an der Messerleiste hängen.
In dem kürzeren Geschenk war dann die Brotsäge mit einer Klingenlänge von immerhin 208mm. Und ich muss sagen: Auch dieses Messer gefällt mir absolut.

Das Messer sieht wirklich sehr schön aus und ist sehr gut verarbeitet. Alles, was ich hier an möglichen Mängeln über andere Windmühlen-Messer gelesen habe, konnte ich an diesem Messer nicht feststellen. Der Griff ist sehr gut an die Klinge angepasst. Die Nieten stehen nicht aus dem Griff heraus. Die Klinge ist gerade – wirklich ein schön anzusehendes Messer.

Von der Schärfe ist die Brotsäge ein Aha-Erlebnis im Vergleich zu meinem alten Billig-Bromesser. Auch von weichem Brot lassen sich dünne Scheiben ohne Probleme abtrennen. Ein Croissant quer aufzuschneiden ist nun keine Problem mehr. Bei krustigem Brot entstehen kaum Krümel beim Schneiden.
Wie das Messer nachzuschleifen ist oder wie lange die Schärfe steht, kann ich noch nicht beurteilen. Ich werde hierüber ggf. berichten. Nachtrag vom 18.09.08: Das Messer hält die Schärfe erstaunlich gut. Trotz täglichen Gebrauchs kann ich kaum eine Schärfenveränderung feststellen

Zur Handhabung und dem Griff: Lustig ist, dass das Messer ungewöhnlich leicht ist. Es wiegt nur 68g, während das oben beschriebene Petty 70g auf die Waage bringt. Ich meine, das sich die Brotsäge gerade auch deshalb sehr leicht führen lässt.
Die ursprünglich angedachten 6 cm mehr Klinge vermisse ich übrigens nicht, auch mit 21cm lässt sich die Mehrzahl der Brote vernünftig schneiden.
Der Griff ist schön poliert und hat natürlich eine ganz andere Ergonomie, als meine anderen Messer. Dennoch fasse ich ihn sehr gern an.

Insgesamt halte ich die Brotsäge für ein sehr gutes Messer. Wer für wenig Geld ein hervorragendes Brotmesser sucht, ist hier bestens bedient.


So, nun wisst Ihr, was ich über meine sechs Messerchen denke.

Für jedes Stück konnte ich eine klare Kaufempfehlung aussprechen. Lediglich, wer über den Kauf des Damast-Santokus nachdenkt, dem würde ich raten, auch die Messer der gleichen Serie mit Pakka-Holzgriff und das Santoku aus der 3-Lagen HQ-Serie in die Hand zu nehmen.

Der ganz Spaß hat ohne das weitere Zubehör um die 320 Euro gekostet.

Zusätzlich kam noch eine Messerleiste, ein Schneidebrett aus Bambusholz und ein Kombischleifstein 1000/3000 dazu, so dass ich insgesamt etwa 450 Euro ausgegeben habe.

Ich hoffe, dass ich nun mit Messerkaufen erstmal Ruhe habe, ahne aber, dass ich mit dem Brotmesser wohl nicht mein letztes Messer an die Leiste gehängt habe.

Viele Grüße
Kizu
 
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