Erst das Hirn, dann die Gosch
Das ist natürlich eine ungewohnte Herausforderung!
Was die Information über die Auswirkungen betrifft, finde ich das Schreiben in Ordnung. Ob die Ausführungen zum Führen wirklich so zutreffen (ob z.B. die Aufbewahrung in einer Tasche ausreicht), da sehe ich noch Unsicherheit. Im ursprünglichen Entwurf (701/07) wurde in den Erläuterungen der Transport im nicht verschlossenen Handschuhfach ausdrücklich als "zugriffsbereit" qualifiziert.
Weniger gefällt mir, dass jede kritische Würdigung von Seiten Böker unterbleibt, die wenig relevante Auffassung von Hr. Körting dafür recht viel Platz bekommt. Das klingt mir zu sehr nach "schön reden" und sich arrangieren. Es mag ja sein, dass Hr. Körting persönlich wirklich nur Kriminelle im Visier hat. Wenn aber pauschal alle einhändig feststellbaren Taschenmesser als gefährliche "Kampfmesser" betrachtet werden, wenn nach Meinung der SPD für das Mitführen solcher Messer "ein sachlicher Bedarf nicht einmal im Ansatz erkennbar ist", dann sollte dem auch ein Messerhersteller klar widersprechen und Aufklärungsarbeit betreiben. Man darf nicht vergessen, dass diese Regelungen vielen Politikern nicht weit genug gehen. Bündnis 90 / Die Grünen, die der SPD in dem Gesetzgebungsverfahren sehr aktiv zur Seite standen, sehen gar das Gewaltmonopol des Staates bedroht, wollen das Tragen von Messern (die nach ihrer Auffassung in erster Linie Waffen sind) generell verbieten und gesellschaftlich ächten. Genau dieser Stigmatisierung muss entgegengetreten werden, da sonst diese verzerrte Wahrnehmung von der breiten Öffentlichkeit übernommen wird.
Hier auf gut Freund mit den Initiatoren des Gesetzes zu machen, halte ich für kurzsichtig. Spätestens wenn, wie zu erwarten ist, die Gesetzesänderungen keinen Rückgang der Jugendgewalt bewirken, werden die Befürworter radikaler Lösungen dies als Anlass nehmen, weitere Verschärfungen zu forden und eine messerfreie Gesellschaft durchzusetzen. Ich denke Böker hat sich hier ziemlich einwickeln lassen, denn was diverse Politiker im Lauf des Verfahrens beschwichtigend gesagt haben, und was sie in die Entwürfe geschrieben haben, stand oft in krassem Widerspruch.
Von Böker und allen, die Messer als alltägliches Werkzeug betrachten und weiterhin so nutzen wollen, ohne als potentielle Gewalttäter zu gelten, würde ich erwarten, hier eindeutig Stellung zu beziehen.
Grüße Rainer