Cold Steel GI Tanto

chamenos

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Moin.

Ich wollte es wissen. Was ist dran an der marktschreierischen Werbung für das 29,-€ Messer.
Man könne mit dem GI Tanto werfen, - es biete beste Performance für schmales Geld und "warum" für ein Stück Stahl das 10-fache bezahlen (freie Übersetzung der CS-Homepage).

Also habe ich mir selber eins zum Geburtstag gegönnt. Und damit das Ganze nicht in purem Egoismus endet, habe ich mir heute ein bisschen Zeit genommen um erstens das Messer mal ein bisschen zu quälen und Euch davon Bilder zu machen.
Die meiste Zeit an diesem Test hat übrigens das Abschrauben des Blechdeckels von meinem Uraltrechner in Anspruch genommen. Ich hatte halt keinen Ölfassdeckel im Laden:D

Die Daten:

Gesamtlänge: 30,2cm
Klingenlänge (bis zum Parierelement): 17,7cm
geschliffener Bereich: 14,5cm
Klingenhöhe: max. 3,9cm
Klingenstärke: 4mm

Griffhöhe: 3,6cm
Griffdicke: 1,5cm
gewickelter Bereich: 10cm

verwendeter Stahl: 1050 mit einer "schwarzen Beschichtung"

Dank wofster hatte ich das Messer bald in den Händen und der erste Eindruck war: Aha! Nix besonderes!
Rasiert hat es nicht, ist aber sauber geschliffen. Wie eigentlich alle CS-Messer die ich so habe, hat es absolut "Null" Ausstrahlung. Ein Arbeitstier ohne Flair.
Die Handlage ist erstaunlich gut. Das liegt zu einem großen Teil an der Wicklung aus Paracord (unter der sich noch ein Stück Leder/Kunstleder befindet). Fast alle Kanten sind sauber entschärft, einzig die Ecken vorne an den Parierelementen sind noch scharfkantig.
Das stört am oberen, wenn man das Messer "kurz" fasst, d.h. den Zeigefinger vor dem unteren Element plaziert. Dann drückt das unangenehm am Daumenballen.
Die Scheide ist ein Witz. Nylongewebe, ein paar Nieten, eine Gürtelschlaufe und ein Bändsel mit Druckknopf. Neckisch sind die an der Scheidenspitze angenieteten Plastikdreiecke, die ein seitliches Durchstechen vermeiden sollen.
An den Gürtel würde ich mir das Teil nicht hängen, aber um das Messer sicher im Rucksack zu transportieren reicht es locker.

Unten dann die ersten Bilder
Messer mit Scheide
Detail Parierelement
Aufsicht Schliff
Aufsicht Fehlschärfe (also Spitze von oben)
Detail Griff

P.S. geht gleich weiter:D
 

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Test Teil 2

Als Testobjekt für das noch originalgeschliffene GI Tanto habe ich mir beim Bäcker um die Ecke eine gute, leicht pappige Berliner Schrippe (Brötchen, Semmel, Rundstück etc.) besorgt.

Die "dicken" Scheiben sind mit dem Werksschliff geschnitten.

Ein paar Zuge über den Sharpmaker brachten einen deutlichen Zuwachs an Schärfe, was an den dann deulich dünneren Scheibchen zu erkennen ist.
Und ja: nun hat es auch rasiert.
Der Brötchentest hat keinerlei Schäden an der Beschichtung verursacht:steirer:

Bilder:
Brötchenscheiben mit Werksschliff
Brötchenscheiben nach dem Sharpmaker
 

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Test Teil 3

Nun zur Funktion als Wurfmesser.

Das "Ziel" ist eine Fichtenleiste (8x4cm) die seit gut 3 Jahren hier rumliegt.
Also ein gut abgelagertes Holz.

Ich habe die Leiste auf ein Brett gelegt und das GI Tanto mit ziemlicher Wucht 5x Richtung Holz geschleudert. Also gut 1 Meter Entfernung.

Für eine Aussage, wie sich das Messer auf größere Distanz werfen lässt brauche ich noch ein paar Wochen, da wir hier mitten in Berlin wohnen und ich derartige Spektakel ungerne im Monbijoupark veranstalten möchte.
Der erste Eindruck ist aber, dass es sich sicherlich im Bereich bis 5 Meter ganz gut werfen lassen müsste. Aber wie gesagt: das mache ich, wenn ich wieder mal auf dem Land bin.

Der Spitze des Messers war die Werferei egal. Da gab es keinerlei Schäden. Das was man an den Seiten sieht sind "Krümel" vom Holz, die an der sehr rauhen Beschichting kleben geblieben sind.

Bilder:

"Totale"
Detail Eindringtiefe in das Fichtenholz
Aufsicht Fehlschärfe
2 x Ansicht Klingenspitze
 

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Jaj. ich tippe ja schon :D

Test Teil 4

In besagter Ermangelung eines Ölfassdeckels also ein Penetrationstest an einem Computergehäusedeckel.
Materialstärke laut Scheibelehre: 0,45mm
Farbe: grau lackiert (keine wirkliche Ahnung, - bin Zimmerer und nicht Maler:rolleyes:)

Nun. da ich 37 geworden bin, hielt ich das für eine angemessene Zahl von "Stanzungen" (ja, ich weiß. Man kann 38 zählen, aber die Kleine da ganz links unten habe ich nicht gewertet)

Das ging ziemlich locker. Viel Kraft war nicht nötig.
Die Schäden an der Beschichtung sind augenscheinlich.
Was mich ehrlich gesagt gewundert hat, war, dass sich die wirklich sehr fein ausgeschliffene Spitze nicht mehr umgelegt hat.
Es ist wirklich nur ein winziger Teil der schlapp gemacht hat. Ich hoffe, das ist auf dem letzten Bild zu erahnen. Ist weniger als ein Millimeter und der Schaden war in weniger als einer Minute auf dem Bankstein wieder behoben.

Und rasiert hat es dann im vorderen Bereich auch nicht mehr:D

Fazit:

Wer ein einfaches Arbeitstier für alle möglichen in Feld, Wald und Garten anfallenden Arbeiten sucht und dem die Optik zusagt, bzw. ihn nicht völlig abstößt, der kann mit dem GI Tanto durchaus einen Einstieg in die Welt des geschliffenen Flachstahls finden.
Der Stahl läßt sich einfach nachschleifen und bringt eine erstaunliche Schärfe. Das Messer ist sauber gemacht und die (ganz schön dick aufgetragene) Beschichtung sollte halten, wenn man sich an Holz austobt.
Ich finde das GI Tant nicht hübsch und es verströmt die "Aura" eines Wagenhebers. Aber ich finde es, schon aufgrund der Tastache, dass man damit auch mal eine Scheibe Brot abschneiden kann eine würdige Ablösung für mein Glock, das seit ein paar Jahren im Auto Bereitschaftsdienst verrichtet.

In Zukunft wird meine Empfehlung also eher für das CS als für den österreichischen Oldtimer lauten.

Hoffe Ihr hattet Euren Spaß

Viele Grüße

chamenos

Aber hier die Bilder

Computerdeckel von oben
Deckel von unten
2 x Beschichtung an der Klingenspitze
Detail Spitze mit dem evtl. zu erkennenden Bereich, der sich umgelegt hat
 

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Hi chamenos, danke Dir für diesen Test! Interessante Testmethoden...außerdem besitze ich auch ein GI Tanto. :D Den allgemeinen Eindruck kann ich nur bestätigen, das Messer hat nicht so wirklich Charme. Aber vom subjektiven zum objektiven Eindruck des Tantos.

1. Der werkseitige Anschliff bedurfte einiger Nacharbeit. Ich hatte vor, das Tanto sharpmakerkompatibel zu machen. Nötig war die Nacharbeit aber vor allem, weil die Schneide insgesamt einen Bogen beschrieb mit 2 mm Höhe. Jetzt ist die Schneide immer noch nicht 1A, aber es geht. Rasieren geht noch nicht, mir fehlte aber auch einfach die Lust...

2. Die Spitze hat bei meinem GI Tanto schon nach 2-3 Mal "Einstechen" auf einen Katalog schlapp gemacht. Gewundert hat mich das aber nicht, da die Spitze wirklich sehr fein ist. Die Spitze hat sich umgelegt und jetzt ist das Messer eben 1 mm kürzer.:)
Ich mach nochmal ein, zwei Fotos dazu.

Ach ja, da fällt mir ein, im BF hat mal einer ein Bild von seinem modifizierten GI gepostet, bei dem er unter u.a. auch die obere Parierstange entfernt hat und das gesamte Messer gekürzt hat. Mal schauen, ob ich das auch noch finde.

Gruß
Carsten

P.S.: Schönes "Ölfass"!:D
 
Danke für diesen Test! Was fehlt, ist ein wirklich krasser Hebelmissbrauch. Unbedingt nachholen! ;)

Im neuen Katalog (2008) hat das GI Tanto keine Griffwicklung mehr, sondern Plastikgriffschalen, die mit nur zwei Torxschrauben gesichert sind, damit "it can be quickly and easily converted into a spear". Auch interessant, aber nicht für uns Großstädter...

Gruß
 
Eine Wahnsinnsidee mit dem "Notspeer". Zumal ich dann so viel Schnur zum Festbinden hab :rolleyes:

Egal, zum Thema: Danke für den Test, hat Spaß gemacht den zu lesen. Hätte mir aber noch ein, zwei Disziplinen mehr gewünscht, wie das bereits geforderte Hebeln, Baum fällen etc :D


Manche sind halt einfach maßlos... :glgl:
 
Was fehlt, ist ein wirklich krasser Hebelmissbrauch. Unbedingt nachholen!

Moin.

Der "Hebeltest" fällt aus.

Das man mit so einem Messer den Deckel einer großen Farbdose oder eine Zigarrenkiste aufgehebelt bekommt, brauche ich nicht testen, - das ist offensichtlich.

Alles andere ist "sinnfrei". Dafür gibt es dann den Kuhfuß (Brechstange).

Da bin ich dogmatisch. Messer sind keine Hebelwerkzeuge. Punkt!
Und kaputt bekomme ich jedes Messer. Das ist keine Kunst, sondern eine Frage der Länge des verfügbaren Wasserrohrs.

Was das "Baumfällen" angeht. Mann, - einen Baum bekommst Du mit einer Nagelfeile, Deiner Lieblingsratte oder einem Dosendeckel gefällt. Ist halt zeit- und geduldabhängig:D

Ich wollte in erster Linie wissen ob so ein Stahlstück schneiden kann und was die Spitze aushält, bzw, ob diese steile Tantospitze überhaupt geeignet ist, irgendwo Löcher rein zu machen.

Und das ein handelsüblicher Soldat mal ein Loch in eine Öldose pieksen muss, ist ein durchaus in der Realität vorkommendes Unterfangen.

Gruß

chamenos
 
nach laengerem besitz hier noch zwei anmerkungen von mir:

* ich habe jahrelang nicht mehr mit einem messer geworfen und habe auf anhieb aus 4 m entfernung sehr gute ergebnisse erzielt (liegen geschaetzt ueber 90% trefferquote)

* der griff vom gi tanto ist nicht optimal (zu duenn!?) .. z.b. beim 'first strike von crkt' ist es griffiger und man hat das gefuehl das crkt-messer sitzt bombenfest in der hand

ps.: es ist mir persoenlich zu gross und zu schwer und ich vergleiche es eher mit einem kurzschwert als mit einem messer :D


... vielleicht noch ein hinweis auf den aelteren thread zum thema gi-tanto:


\\ahoi
 
Last edited:
Interessanter Test, danke!


Der "Hebeltest" fällt aus.

Das man mit so einem Messer den Deckel einer großen Farbdose oder

Da bin ich dogmatisch. Messer sind keine Hebelwerkzeuge. Punkt!

Da bin ich eigentlich deiner Meinung, aber gerade dieses Messer würde mich zu Hebeltests provozieren! :D
 
Da bin ich dogmatisch. Messer sind keine Hebelwerkzeuge. Punkt!


Was das "Baumfällen" angeht. Mann, - einen Baum bekommst Du mit einer Nagelfeile, Deiner Lieblingsratte oder einem Dosendeckel gefällt. Ist halt zeit- und geduldabhängig:D

Du verkennst eine Tatsache: Hier gehts nicht um den Sinn dahinter, hier geht es um das werte Publikum, das von dir und deinem Messer bespaßt werden will :glgl:

Brot und Spiele!!

Im Ernst: Klar macht das keinen Sinn. Im Zweifelsfall nimmt jeder von uns ein Beil für den Baum, eine Schaufel für das Loch, eine Brechstange für die Tür usw.
Aber es macht trotzdem Spaß, so einen "Schwachfug" sich anzuschauen :)
 
Hi!

Ich halt eigentlich auch nix vom "publikumswirksamen" Messerzerschroten. Wie ich zu sagen pflege: Außer menschlicher Bosheit und Dummheit ist nichts unzerstörbar - es ist nur eine Frage des Aufwands...

Ich habe aber auch schon z.B. mit Messern ein wenig theatralisch Motorhauben durchstochen (keine Angst: Schrottplatz!), wie beim werbewirksamen CS DVD-Test (...obwohl ich meist den Nöppel im Auto finde, um die regulär aufzubekommen :) ).

Bei diesen mißbräuchlichen Belastungstests gehts - neben dem fraglosen Unterhaltungswert (der Schrottplatzbesitzer war jedenfalls - nach der Entscheidung, nicht zu fliehen oder ein SEK herbeizubitten -ganz angetan von meinem Werkeln...) - auch um die aufgezeigte "Sicherheitsreserve" bei tatsächlich in der Praxis entstehenden Anforderungen. Wenn die Spitze die Motorhaube "überlebt", macht man sich eben bei der Milchdose auch keine Sorgen...

In diese Richtung gehen ja auch die maximalen Belastungstests des MM: Das Messer, das dort die achthundertwasweißich Kilo Seitenbiegedruck aushält, wird eben bei manuell zu erzeugenden Seitenbiegekräften auch eher nicht brechen.

Gerade das sehr preisgünstige CS GI Tanto wird man ja auch potentiell eher nicht so pfleglich behandeln wie ein ähnlich geformtes teures Stück. Ich hab aus genau dem Grund ja auch ein Linton Tanto in der Gerätetasche gehabt (und, ich gebs zu, kein Strider BT...), bevor ich auf das jetzige Rangerknives RD9 umgestiegen bin.

Ich sehs kommen: Wenn da mal ne Kiste aufzuhebeln ist, geht es wahrscheinlich eher nicht wieder auf den Parkplatz raus, zum Werkzeug im Kofferraum, Brecheisen holen - da wird wohl der "Zachel" herhalten müssen - auch wenn es nicht so richtig vernünftig ist...

Frisch weiter erprobt - und berichtet!!!

Micha M.
 
... Und kaputt bekomme ich jedes Messer. Das ist keine Kunst ...
Hallo chamenos,

danke für den Test.
Im Zwischenraum von noch tragbaren Messern bis kurz
unterhalb der Brechstange ein interessantes Tool.
Schätze, das leg' ich mir auf Dauer in's Auto.

Und für die, die es unbedingt sehen wollen, gibt es das
8-teilige Zerstören dieses Messers bereits hier en detail.

Beste Grüße,
Steffen
 
Gab es von diesen Destruction test nicht auch mla ein direkten Verglöeich zu den BT, in den Videos nennt er zwar die unterschiede...

Aber ich glaube, das missbrauch bei einem Messer in der Preisklasse und Dimenionirung noch im Rahmen Liegt.

Hat wer von euch schon das Shanghai Shadow oder das War Head (welches ich noch ansähnlicher finde) Geteste finde ich ein wenig ansprechender und kosteten beide nur je 1,90€ mehr bei knivetom:rolleyes:

MfG

Kay
 
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