Schmelztiegel??

Naja, Rezepte gibt es schon so einige. Was man finden muss ist halt ein Material, dass einerseits die extremen Temperaturen auch dann abkann, wenn ein Flussmittel wie das sich bildende Gemisch aus Glas, Eisenoxid und gegebenenfalls (und noch schlimmer) Holzkohleasche darauf einwirkt. Und das andererseits auch dem thermischen Schock bei schneller Erhitzung des Ofens standhält.

Eine gute Basis sind die Analysen von Original-Bulat-Tiegeln aus dem 9. Jh. wie sie in der Doktorarbeit von Ann Feuerbach zu finden sind. Man darf nicht vergessen: die Menschen haben das mit natürlich vorzufindenden Erden und Sänden gemacht. Im Prinzip handelt es sich um Tonerden, die heftig schamottiert waren, zum Teil wohl mit reinem Quarzsand versetzt waren und mit Reishüllen durchsetzt wurden, um die Schockresistenz durch die dabei entstehenden Hohlräume zu erhöhen.

Man kann natürlich auch fertige Tiegel oder moderne Materialien verwenden. Die üblicherweise für Gasfeuer verwendeten Feuerfestzemente mit 1800° C Temperaturbeständigkeit bieten sich geradezu dafür an. Muss man halt mal versuchen, daraus so einen Tiegel zu stampfen.

Vasily scheint hier und da Probleme zu haben, die eingesetzten Materialien wirklich vollständig aufzuschmelzen. Zumindest sehen einige der Klingen deutlich danach aus.

Achim
 
Die Idee mit dem Feuerfestzement ist gut evtl. mit Quarzsand ansetzen mal probieren, natürlich kann man bei Hohnen zB. Graphittiegel kaufen (was ich auch da habe) aber der reiz zum experimentieren ist halt ununterbrochen vorhanden.;)
Und wie du schon sagst, das ging ja alles auch vor unserer Highend Gesellschaft irgendwie.


Tschau Torsten
 
Hallo Torsten,
also das Rezept auf Bulats Seite lautet: Schamotte-Lehm und gemahlener Schamottestein plus (..wörtlich: Eisenfeilspäne) sind aber wohl veraschte Planzenfasern! Nur kann ich nicht sehen in welchem Verhältnis das angemischt wird.
Grüße steelhead:hmpf:
 
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Was mich viel mehr interessiert: Welche "Zutaten" nimmte er für den
Wootz? Aber das ist sicherlich Betriebsgeheimnis. Gruß Dietmar
 
Nein. Vasily hat mir von Anfang an, schon vor Jahren, erzählt, was er reingetan hat. Meist reine Kohlenstoffstähle und für die benötigten Fremdelemente ein simples Stück HSS-Bohrer. Aber die Zusammensetzung ist bei Wootz ohnehin kein Geheimnis. Die ganze Geheimnistuerei, ob beim Wootz oder beim Damast, ist nackter Humbug. Wer nicht erzählt, was er 'reintut hat allenfalls irgendwelchen Mist zu verbergen.

Das echte "Geheimnis" liegt ganz woanders: Viel korrekte Arbeit und Geduld, ziemlich viel aufwendige Ausrüstung und Vorbereitung. Richtige Einschätzung von Schmelz-, Abkühlungs- und Schmiedetemperaturen. Stundenlange Hämmerei auf einem Block der sich einfach nicht verformen will. Vermeidung jeder Überhitzung und jeder zu starken Verformung. Sehr viel Feinschleiferei und sehr viel Gefühl und Kenntnis beim Ätzen und Neutralisieren der Klingen. Wer die Plackerei hinter sich bringt und richtig und genau gearbeitet hat, der hat die schönen Ergebnisse hart verdient. Und dann weiß man die Arbeit der alten Schmelzer und Schmiede erst richtig zu schätzen.

Achim
 
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Vasily scheint hier und da Probleme zu haben, die eingesetzten Materialien wirklich vollständig aufzuschmelzen. Zumindest sehen einige der Klingen deutlich danach aus.

Achim

Er schreibt, einige seine Klingen haben 2.2% und mehr C.
Die Klingen mit 2 und z.B. 3%C sei bekannt. Ich bin aber nicht sicher, dass diese Fertigungsmethode für solche Klinge geeignet ist.
 
Über SE-Linie erwärmen- wie wäre es mit Wootz, wo mehr als 2%C gibt’s?
Beim Erwärmen über 1200°- was passiert da mit Vanadium- Karbiden?
 
Bei Wootz mit über 2 % C und über 1200° C, da schmelzen einem die Zementitphasen aus dem Material und laufen in den Ofen. Habe ich schon gehabt, allerdings bei weniger C und dementsprechend mehr Temperatur. Sehr unschön das.
 
Ich habe gedacht, wie viel Grad braucht Vasilij für Diffusionsglühen bei 2.4%C in d. Wootzkuchen?
Wie ich sehe, am schlimmsten sind die Klingen gelungen, wo mehr als 2%C gibt’s.
 
Ja klar, Dimm. Man KANN auch ZU VIEL Kohlenstoff im Wootz haben. Das hat aber nichts mit dem Diffusionsglühen zu tun, das eigentlich immer im selben Temperaturbereich stattfinden kann.

Ich habe es probiert mit bis zu 2,4 % und bin dann wieder auf 1,3 bis 1,7 % C zurückgegangen. Sonst werden die Bereiche aus Zementit so groß, dass es zu kleinen Ausbrüchen beim Schmieden, Schleifen und/oder Ätzen kommt, die man schon im blanken Zustand auf den Oberflächen sieht. Und das ist weder schön noch qualitativ wünschenswert.

Achim
 
Also ich hätte da eine eigene Mischung die sich gut bewehrt hat.
ich mische: zerstoßenen Schamott, Quarzsand, Lehm, Graphitpulver, zertoßenen Andalusitkristall.

Diese Mischung kann man sogar von über tausend Grad in wasser abschrecken und der Tiegel zerspringt nicht. habe mehrmals Stahl darin geschmnolzen und bin sehr zufrieden. Um den Andalusit zu organisieren muss man aber mineralogisch etwas versiert sein. man findet ihn in pegmatit gestein als teils faustgroße nadelige agregate. hat eine braunrote bis braungrüne Farbe. Wenn man ihn brennt findet eine umwandlung ihn eine hochtemperaturkeramik statt die sowohl elastisch als auch sehr hitzebeständig ist.
 
Koraat, danke für den Tipp, aber in welchen Anteilen mischt man die Bestandteile? Gleiche Mengen oder wie?

Achim
 
ich habe es damals nach gefühl gemacht. Aber in etwa so müsste es passen: hauptteil lehm (in etwa zwei drittel) das restliche drittel besteht aus 70% andalusit und je halbe halbe zerstoßener Schamott und Quarzsand. graphit ist nach belieben zuzusetzen. ich habe in etwa drei fläschchen graphitpulver(aus dem baumarkt) für ein gesamtvolumen von 3Liter benutzt. Aber am besten ist man mischt es mal ungefähr und testet dann solange bis das ganze auch geschmeidig und gut zu verarbeiten ist.

Eine Anmerkung hätte ich noch. Der Quarz ist gut für die Elastizität neigt aber dazu an der oberfläche Flüssig zu werden und sich mit etwaigen deckeln des Tiegels zu verbinden. Man sollte daher den Abschluss des Tiegels aus der gleichen masse nur ohne den Quarz machen um dem vorzubeugen.

bezüglich des andalusits könnte ich (wenn interesse besteht) in nächster zeit Bilder reinstellen und auch genauere fundmöglichkeiten beschreiben.
 
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Hallo Leute,

Erstmal meinen Respekt und meinen Dank, zu diesem überaus interessanten und Lehrreichen Thema.

Da ich also schon eine Zeitlang mitlese, ist mir ist mir soeben, die Tongraphitmischung für den Tiegel von Koraat aufgefallen.

Frage; die würde sich doch auch als Luftdüse für einen Rennofen eignen oder ? um nicht von einem abschmelzen derselben aus einfachem Lehm überrascht zu werden.

Grüsse unsel
 
du hast völlig recht. bin auch gerade beim bau eines rennofens und ich hatte den selben gedanken. ich werde meine erfahrungen nach dem ersten versuch einfach mal posten. Aber ansich sollte sich diese Mischung perfekt eignen.
 
Hallo Koraat,

Danke für deine promte Antwort, was mir fehlt ist die von dir angedeutete
Versiertheit in sachen Mineralogie.

Um einige dieser Luftdüsen zum Rheinischen Rennofentreffen am 23.bis
26.8 fertig zu bekommen, wäre es überaus nett von dir, an dieser Stelle
einige Angaben über diese mir völlig unbekannten Mineralien zu machen.
Evtl. wie man sie beschafft, und weiterverarbeitet,mischt, brennt ....etc.

Gruss und Dank unsel:super:
 
ich kann dir gerne alles erzählen was ich darüber weiß.
bei Andalusit handelt es sich um ein aluminium Silikat welches eine moshärte von 6,5-7,5 erreicht. Andalusit kann farben von Rot bis Grün über violet und bräunlich haben. Er ist meist strahlig in nadeln angeordnet und kann schon mal bis zu faustgroße brocken bilden. unter Umständen kann er auch aus einem großen einzelkristall bestehen dieser ist dann durchsichtig und ein sehr teurer edelstein (also in dem fall nicht verheizen:irre:)

man findet ihn hauptsächlich in pegmatit. Pegmatit ist ein magmatisches gestein welches aus Quarz Feldspath und Glimmer besteht. Es ist ein sehr langsam ausgekühltes gestein und hat daher eine sehr grobe kristalline zusammensetzung. Unter anderem enthält es eben auch (nicht immer) Andalusit.

ich kenne natürlich nur fundorte in meiner nahen Umgebung (nähe melk niederösterreich) aber mit einer geologischen karte und etwas Geduld:D sollte sich andalusit relativ leicht auftreiben lassen. Auch ein mieralienfundorte buch ist sehr zu empfehlen da darin meist auch die menge des vorkommens und die größe der kristalle beschrieben sind.

Zur verarbeitung: Am besten anfangs mit einem hammer auf einem stein als unterlage zerschlagen, anschließend kann man (muss aber nicht) das ganze noch fein zermörsern. Das ganze so wie es ist dem lehm und den anderen bestandteilen beimengen.
Dann mit wasser versetzen und nach belieben einen Tiegel gestalten. trocknen lassen und anschließned sehr heiß brennen. (zwischen 1500-2000 grad)

ich habe übrigens ein paar stück rumliegen und auch zwei sehr interessante querschnitte vor und nach dem brennen des Andalusits. ich werde bald fotos machen und sie online stellen damit ihr euch eine Vorstellung machen könnt. ich glaube ich habe sogar fotos von meiner fundstelle wenn ich sie finde kann ich sie euch ebenfalls zeigen, das müsste die Suche erleichtern...

habe gerade ein wenig recherchiert. Angeblich gibt es in darmstadt große vorkommen an Andalusit.
 
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Toll, das klingt ja schon mal gut, dann werde ich mich mal auf die Suche nach diesem Mineral machen, ich kenne unseren Staatsgeologe der erzählt mir sicher einiges darüber.
Sollten wir davon nichts hier in Luxemburg oder Umgebung haben, bleibt wohl nichts anderes übrig als mal weiter weg Schaufeln zu gehen.

Vielen Dank für`s erste

unsel
 
Hallo Koraat,

Also, eine Frage wäre da noch.
In welchem Ofen brennt man ,bis 2000 Grad?
Wie lange hält man bei dieser Temperatur?

Oder brennst du in einem grossen Kockfeuer?

Danke im Voraus für deine Geduld

Gruss unsel
 
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