Da haben wirs mal wieder.
Ein Messer ist dann gut, wenn es die Schneidaufgaben, die sein Benutzer stellt, zu dessen Zufriedenheit löst.
Hab ich mal gesagt und auch öffentlich vorgetragen.
Nehmen wir an, wir haben die für unsere Zwecke richtige Geometrie gewählt (Griff, Klingenlänge,....), dann stellt sich die Frage, wodurch sich dann noch gute von schlechten Messern unterscheiden.
also: identische Geometrie, identische Griffmaterialien, aber der Klingenwerkstoff und die Wärmebehandlung können sich noch unterscheiden.
Gut ist ein Messer dann, wenn es
a. sehr scharf ist
b. die Schärfe lange hält
alles andere ist dann Nebensache.
Sehr scharf ist selbst für Dosenblech kein Problem, auch Papier kann rattenscharf sein.
Schärfe halten ist wieder einmal nutzerabhängig und abhängig von der Schneidaufgabe.
Der eine ist da duldsam und schärft das Messer halt öfter nach, der andere ärgert sich und meint, ein gutes Messer muß mindestens dreiunddreissig Betonklötze erledigen und muß dann noch rasierscharf sein.
Geheimtipp: es gibt für alles Spezialwerkzeug.
Aber: die Ursprungsfrage.
Klar, ein billiges Messer kann unter den oben dargestellten Randbedingungen richtig gut sein. Nimmt man einen Allerweltsstahl wie den guten alten 1.4034, den 420 er, dessen Wärmebehandlung man voll im Griff hat, dann sticht (schneidet?) dieses Messer, egal wie billig, alles aus, was hype ist und unvollkommen behandelt ist.
Also, billig und gut geht.
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass professionelle Messeranwender viel weniger Aufhebens um das Messer machen, als ich es z.B. tue. Und pfleglich behandeln tun sie es meist erst recht nicht. Stumpf, ruckzuck über den Stahl, dann wieder, geht nimmer, weg damit, das nächste, kostet ja nix.
Ich erinnere mich noch sehr genau, bei einem Karlsruher Treffen bei Jürgen Schanz, da stand ein richtiger Koch am Grill, und wir haben ihm mein Messer gegeben, das freagle mir gemacht hat aus einem Damast aus 2552 und 2842, also etwas, was roman und u.gerfin wahrscheinlich als Leistungsdamast bezeichnen würden, super ästhetisch, Ebenholzgriff, superdünne Klinge, elastisch und rattenscharf. Wirklich. Und der sagte, er habe keinen nennenswerten Unterschied gemerkt.
glaub ich sogar, aber dessen Art mit dem Messer zu arbeiten unterscheidet sich von meiner völlig. Wenn ich mit einem super Messer schneide, genieße ich den Schnitt (haltet mich ruhig für blöd, oder überkandidelt, aber die meisten wissen, was ich meine). Der Mann, für den das Schneiden eine lästige Nebenarbeit im Job ist, zählt das Ergebnis und die Unkompliziertheit, mit der er das erreicht.
Also, wenn man Präzisionsinstrumente liebt, wird man sicher ein paar billige Geräte haben (ausleihen, mal eben so schneiden, für Arbeiten, für die das "richtige" Messer zu schade ist, usw.), aber geniessen wird mans mit dem guten, schönen, teueren Messer.
Ich rede bewußt von der Küche. Leider ist das fast alles, wo der moderne Mensch sich mit guten Messern austoben kann (außer vielleicht Jagd oder so).
Tja, und dann z.B. das Mora 2000. super Stahl, dünne Klinge, rasiermesserscharf, und billig. Und aus einem Hochlohnland. Geht also.
Dafür lieblos. Aber der Metzger oder Koch sieht (meist) die Funktionalität, weniger die Ästhetik.
Oder kennt Ihr einen Chirurgen mit einem Skalpell aus dem superduper hyper hype Stahl hat?
Aber: wenn man Messer mag, sieht man auch Handwerkskönnen, Ästhetik und andere "nebensächliche " Dinge.
Wenn immer nur Funktionalität Trumpf wäre, hätte keiner schöne Bilder an den Wänden oder hübsches Porzellan. Oder teure Stifte, Uhren, Lampen, Möbel...
Ich MUSS kein Messer nach allen Regeln der Stahlkunst und Handwerkskunst haben. Aber ich MÖCHTE es.
Billichkram ist in meiner Hitliste unten, da es weniger meine Technische Ader beleidigt als vielmehr mein Gesamtempfinden.
Aber es gibt Ausnahmen. Ich hab viele "billige" aber gute Messer.
Auch ein paar teure gute, und schlechte teure.
Und immer wieder krieg ich die Krise, wenn meine Frau beim Kochen lieber irgendsoeindingsbums Messer nimmt statt eines richtigen.