Damast vs Monostahl

Klaus1602

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Ich spiele derzeit mit dem Gedanken mir mal einen Damastrohling anzuschaffen. Ich muß allerdings sagen, dass ich bisher 0 Erfahrung mit Damast habe.
Meine Frage an Euch:
Gibt es außer der Optik eigentlich noch weitere Vorteile bei Damast im Vergleich zu einem Monostahl ? (o.K. die Optik ist subjektiv)
Ich denke da vor allen Dingen an die Gebrauchseigenschaften wie z.Bsp. Schneidleistung, Robustheit etc.
Meine Überlegungen sind folgende:

1.) Da man es beim Damast ja mindestens mit zwei Werkstoffen zu tuen hat, ist ja einer der beiden immer das schwächere Glied, auch wenn beide sich ähnlich sind. Hätte dann nicht eine Klinge aus dem "besserem" Stahl Vorteile gegenüber Damast?

2.) Welchen Einfluß haben die feuerverschweißten Grenzflächen auf die Gebrauchseigenschaften? Ich kann mir vorstellen, dass sich dort einiges an Zunder, Oxiden und sonstigem Dreck mit einschmiedet. Aus dem Maschinenbau weiß ich, dass solche Partikel eigentlich tödlich sind in Bezug auf Zähigkeit, Wechselbeanspruchungen usw. (innere Kerben)

3.) Wie verhält es sich mit dem Verzug beim Härten? Kann man bei Damastklingen im Vergleich zu Monostahl mit einem größeren Verzug rechnen?

Danke mal für eure Antworten.

Klaus
 
Zu 1.) Dass einer der beiden Werkstoffe schwächer ist, ist nicht unbedingt richtig. Bei korrekter Materialauswahl ist das nicht der Fall, lediglich die verwendeten Legierungselemente unterscheiden sich. Nimm beispielsweise einen Damast aus 1.2008 und 1.3505, da ergänzen sich die guten Eigenschaften eher.

Zu 2.) Das ist je nach Herstellungsart und Anwendung nur extrem aufwendig zu beantworten. Zuerst einmal kann man auch Damast machen ohne Dreck einzuschließen, indem man wie schon anderswo hier diskutiert z.B. unter Luftabschluss arbeitet. Und dann ist es so, dass auch dieser gegebenenfalls eingeschmiedete "Dreck", wie man mittlerweile aus Experimenten mit Renneisen weiß, unter Umständen positive Einflüsse haben kann, und das gerade auf die Zähigkeit.

Zu 3.) Wenn man so sorgfältig arbeitet wie bei Monostählen auch, nein.


Achim
 
Hallo Klaus,

meinem Vorschreiber kann ich prinzipiell nur zustimmen!

Dennoch, Erfahrungen können nur selbst gemacht werden. Ich persönlich kenne keinen messergeeigneten Monostahl, der mir beim Bearbeiten derartige Ausdauereigenschaften abverlangt, wie ein Damast, natürlich im ungehärteten Zustand. Wie wird sich so ein widerspänstiges Material im gehärteten Zustand verhalten?

Jeder Damast?

Kann ich nicht beurteilen. Seit 2 Jahren fertige ich meine Messer aus stienenDamast. Und ich bin sehr, sehr zufrieden. In der Stienen-Schmiede stimmt einfach alles. Das Know-How ist beinahe unheimlich. Wo andere meterlange Ausführungen über differentielle Härtung, mit und ohne Hamon - im Lehmmantel, oder auch ohne - liefern, kommt hier einfach nur Qualität. Und zwar ohne Voodoo und Hokuspokus. Manchmal mit sehr rustikal wirkenden Mitteln. Die wissen, was sie tun!
Jede Klinge wird einzeln gehärtet, dem Verwendungszweck entsprechend, die sehr wichtige Wärmebehandlung erfolgt individuell!

Ein "Seitensprung" zu einem anderen Schmied hat sich prompt bitter gerächt. 6 Wochen nur Theater bis zur Wandlung (Rückzahlung des Kaufpreises für den Rohling). Dieser "Profi" war im Alphabet zwar wesentlich früher vertreten als Peter John Stienen, aber noch lange kein wirklicher Damastschmied, bietet aber Schmiedekurse an und hat einen "sagenhaften" Ruf.

Will also sagen:"Trau, schau wem".

Tu' Dir einen Gefallen, und opfere 70 bis 80 Euro für einen "einfachen" Damast bei einer kleineren Klinge, mach' mal, und Du wirst sehen.
Danach bist Du auf jeden Fall schlauer und wirst wahrscheinlich nichts anderes mehr verarbeiten wollen.

Mach' es und Du kannst es aus "erster Hand" beurteilen. Keine auch noch so "wissenschaftliche Abhandlung" über dieses Thema wird Dich weiterbringen.

Ich kann nur sagen:"Schneiden, von einem anderem Stern."
 
...was ein Glück, dass ich im Alphabet hinter meinem Freund Peter John stehe und nicht davor...... :steirer:

Im Ernst. Im Prinzip hast Du natürlich Recht, was Stahlwahl/-zusammenstellung und Wärmebehandlung angeht. Da sollte sich der Macher sehr gut auskennen. Dabei wird oft gerade bei der Auswahl der Stähle Mist gebaut. Die sollten nicht nur wegen des Kontrastes gut zusammenpassen, sondern idealerweise sich auch sonst gut ergänzen und zumindest in den meisten Fällen schon vor der Zusammenstellung kompatible Wärmebehandlungsdaten besitzen.
 
Last edited:
Vielen Dank mal für die ausführlichen Antworten.

@ Achim
Mit Schmieden unter Luftabschluss meinst Du sicher die Boraxzugabe ? Oder wie geht das sonst ? Der Schmied wird doch kaum in einem Vakuum- oder Schutzgasofen arbeiten :haemisch:
Beim verschmieden von Flachmaterial kann ich mir das noch vorstellen mit dem Luftabschluss. Aber ich lese hier im Forum auch schon mal was von Motorradkettendamast. Wie kann man bei so viel Oberfläche die Luft zurückhalten ?
Und dann ist es so, dass auch dieser gegebenenfalls eingeschmiedete "Dreck", wie man mittlerweile aus Experimenten mit Renneisen weiß, unter Umständen positive Einflüsse haben kann, und das gerade auf die Zähigkeit.
Das ist interessant ! Gibt es dafür eine Erklärung ? Kann das evtl. mit dem Bor im Borax zusammenhängen ? Von einigen borlegierten Einsatzstähle ist ja auch bekannt, dass Bor die Zähigkeit im gehärteten Zustand deutlich erhöhen kann.

@Robbytobby
Das glaube ich auch. Man muß sich sicherlich vorher gut informieren bevor man sich entscheidet.


Klaus
 
Eigentlich sollte man es bei Achims Anmerkungen belassen, weil es etliche Bände füllen könnte, das Thema wirklich auszudiskutieren. Zudem besteht die Gefahr, in Glaubenskämpfe gezogen zu werden und das ist immer gefährlich.
Die Frage provoziert mich aber doch, zumal auch ein paar Vorurteile einfließen, die aufgeklärt werden sollten.
Ich werde mich bemühen, mich kurz zu fassen.
Moderne Stähle können-guten Willen vorausgesetzt- in vorzüglicher Qualität erzeugt werden. Bei guten Werkzeugstählen oder Wälzlagerstählen kann man von sauberer Herstellung und Erreichen der garantierten Eigenschaften ausgehen. Für ein bestens geeignetes Schneidwerkzeug braucht es also nur (?) die richtige Stahlwahl und die richtige Wärmebehandlung. Welche Stähle wofür am besten geeignet sind, ist hier schon vielfach erörtert worden- dieses Faß will ich also hier nicht aufmachen.
Wo könnte nun Damaszenerstahl Vorteile bieten ?
Zur Klarstellung: Ich rede hier ausschließlich vom Schweißdamast. Vom Kristallisationsdamast (mit und ohne Nanoröhrchen und -drähtchen) ist hier nicht die Rede.
1. Die Vorstellung eines zähharten Gefüges durch abwechselnd weiche und harte Lagen, die immer noch durch die Köpfe schwirrt, ist grundsätzlich falsch. Sie ist nur in Ausnahmefällen, etwa bei Verwendung nicht härtbarer Komponenten (z.B. Reinnickel oder austenitischer Stähle wie z.B Manganhartstahl) richtig. Meine Erfahrung mit solchen Materialien geht dahin, daß sie für feinschneidende Werkzeuge nachteilig sind, weil die harten Lagen nicht genügend gestützt werden.
2. Durch die Deckschichtentechnik können Eigenschaften wie beim Dreilagenstahl erreicht werden. Man kann also einer Klinge einen zähen Mantel anziehen, der auch noch schmückt. Eine derartige Eigenschaftskombination ist mit Monostahl nicht zu erzielen. Partielles Härten einer Monostahlklinge führt nicht zum exakt gleichen Effekt und die Technik könnte ebenso bei Damast angewandt werden.
3. Durch die Leistungszonentechnik können Klingen aufgebaut werden, die in der Schneide, im Klingenkörper und im Rücken unterschiedliche, den jeweiligen Anforderungen angepasste Eigenschaften haben.
Diese beiden Punkte sind nicht ernsthaft in Frage zu stellen.
Es gibt aber noch eine Reihe von Überlegungen, die teilweise nicht hinreichend erforscht, aber bedenkenswert sind. In der Schweißtechnischen Lehranstalt in Luxemburg sind einfachste Damaste aus Baustahl und Federstahl gemacht worden. Vom C-Gehalt des Damasts her hätte man Härten von allenfalls 5o HRC-eher darunter- erwarten sollen. Diese Damaste wurden mit dem Vickers- Verfahren getestet und in den Schweißzonen sollen Härten bis-umgerechnet- 72 HRC festgestellt worden sein. Ich habe die Versuche selbst nicht gesehen- man hat mir nur die Meßergebnisse mitgeteilt. Sie müßten aber bei Pit Dauphin noch abgefragt werden können. Eine Erklärung könnte in besonderen Spannungszuständen in den Übergangszonen liegen.
Für diese Ergebnisse würde ich nicht die Hand ins Feuer legen, wohl aber für die Feststellungen von Prof Michael Pohl von der Ruhruniversität in Bochum, der bei Damaststählen von Manfred Sachse traumhafte Werte der Kerbschlagzähigkeit gemessen hat. Geradezu atemberaubende Kerbschlagswerte hat Prof Sherby mit Verbundstählen aus seinen superplastischen Stählen und einfachen C-armen Stählen erzielt-da er bei niedriger Temperatur geschweißt hat, gab es keine C-Diffusion, so daß hier ausnahmsweise mal tatsächlich harte und weiche Schichten nebeneinander lagen.
Das führt zu einer Überlegung, die in der Diskussion auch angesprochen wurde. Mikrorisschen, die nicht zu häufig vorkommen und in die richtige Richtung verlaufen, können dazu führen, daß die Zähigkeit des Gesamtgefüges erhöht wird, da sie beginnende Makrorisse ablenken und in unschädliche Bereiche überführen können. Dr. Georg v. Tardy-Tuch hat mir darüber im Bereich von Schneidkeramiken berichtet. In seinen sehr lesenswerten Internetseiten zum Damast- www v. tardy de- hat er auch zu den hier angesprochenen Fragen Stellung genommen.
Noch nicht wirklich geklärt ist die Frage, ob die Übergangszonen, wo also die zwar im C-Gehalt angeglichenen in der übrigen Legierung aber noch unterschiedlichen Schichten zusammentreffen, das Kornwachstum behindern. Wäre das der Fall, so könnten gerade hochlagige Damaste ein besonders feines Korn und damit besonders günstige Eigenschaften aufweisen.
Die Qualität einer Klinge aus Damaststahl bestimmt sich nicht danach, wo der Macher im Alphabet steht. Auch wie schwierig ein Material in ungehärtetem Zustand zu bearbeiten ist, hat nichts mit der Qualität nach der Wärmebehandlung zu tun. Manfred Sachse fertigte seinen sehr schön zeichnenden Damast lange Zeit aus Stahl 1.2510 und hoch nickelhaltigem Eisen. Nach dem C-Ausgleich war das vorher weiche Nickeleisen in hochnickelhaltigen Stahl verwandelt und in den Bereich des Dauermartensits geraten. Die Kombination erreichte nach dem Härten allenfalls normale Härtewerte, wie sie eben von einem Stahl mit 0,4-0,5 % C zu erwarten sind- weich wurde sie aber so gut wie gar nicht. Wen die Zusammenhänge interessieren, kann das bei Rapatz nachlesen.
Schweißen unter Luftabschluß mit Borax ? Mit ein bißchen Phantasie müßten einem dazu eigentlich ein paar Methoden einfallen. Mit Motorradketten wäre es allerdings nicht ganz einfach. Ob man so etwas unter Damast oder mehr unter Kuriositäten behandeln sollte, möchte ich nicht entscheiden.
MfG U. Gerfin
 
@U. Gerfin
Die Vorstellung eines zähharten Gefüges durch abwechselnd weiche und harte Lagen, die immer noch durch die Köpfe schwirrt, ist grundsätzlich falsch.
So etwas schwirrte bis eben durch meinen Kopf. Danke für die Aufklärung.:super:

Die weiteren Ausführungen haben mich wirklich neugierig auf weitere Internetrecherche gemacht. :confused:

Aber bitte noch einen Hinweis hierzu:
Schweißen unter Luftabschluß mit Borax ? Mit ein bißchen Phantasie müßten einem dazu eigentlich ein paar Methoden einfallen.
Nach meinem Verständnis funktioniert die Damastherstellung doch so:
1. mehere Lagen Stahl werden zu einem Paket zusammengeschweißt.
2. beim Schmieden verschweißen dann die einzelnen Lagen.
Aber um jetzt eine Vielzahl von Lagen zu bekommen muß doch mehrmals gefaltet werden.
Wie kann das denn unter Luftabschluß geschehen?
Oder wird der Rohling nicht gefaltet sondern zersägt, entzundert und wieder an den Rändern verschweißt um dann erneut ausgeschmiedet zu werden?

Klaus
 
Mit Schweißen unter Luftabschluss meine ich nicht Borax sondern Schweißen unter Luftabschluss. Alles in ein Rohr, Deckel drauf, Vakuum ziehen und zuschweißen und dann in's Feuer. So haben wir das auch bei unserem 2,4 Tonnen Damastpaket gemacht und die Qualität der Feuerschweißung ist so sauber wie man das mit Borax alleine niemals hinbekommen kann. Ach ja, dabei haben wir 320 Lagen auf einen Schlag verschweißt. Falten überflüssig.
 
@Achim
Ich lehne mich erst mal zurück.:eek:
So haben wir das auch bei unserem 2,4 Tonnen Damastpaket gemacht und die Qualität der Feuerschweißung ist so sauber wie man das mit Borax alleine niemals hinbekommen kann. Ach ja, dabei haben wir 320 Lagen auf einen Schlag verschweißt.

Du schmiedest auf solchen Aggregaten ? 800KJ oder nahe dran?
http://www.mueller-weingarten.de/web/displayPicture.cfm?pic=/piclib/Boxpix/DF03316_gr.jpg
Respekt!

Jetzt verstehe ich das auch mit dem Luftabschluß.

Gruß Klaus
 
Das ist mal Wieder ein sehr interessanter Wissensaustausch. Den bisherigen Antworten auf Klaus Fragen entnehme ich:

1. Das man durch die Art des Damaszierens, die Klinge besser auf ihren Anwendungsbereich hin optimieren kann, als ich es allein durch die WB einer Monostahlklinge könnte. Bedeutsam ist das sicher erst bei längeren Klingen, bei den Schocklasten und Schwingungen entstehen.

2. Was mir völlig neu ist, ist eine mögliche Kornverfeinerung (Hemmung des Kornwachstum) durch das Damaszieren. D.h. für mich, ein San Mai Damast ist überflüssig, weil ich durch die reine Damastschneide ein feineres Gefüge erzielen kann als bei z.B. einer Schneidlage aus 1.3505?
Meine bisherige Vorstellung von der Feinheit einer Damastschneide, war eher im Bereich Mikrosäge zu suchen.

Jens
 
Hallo Jens !
Ich glaube, ich muß noch ein bißchen differenzieren.
Durch Dreilagentechniken kann man die Zähigkeit der Klinge insgesamt enorm steigern. Bei geschlossenem Rücken (die weiche Außenhaut schließt den harten Kern auch am Klingenrücken ein) kann man ohne Bruchgefahr auf die Rückseite hämmern-Havard Bergland hat das beim letztjährigen Treff bei Borger wieder eindrucksvoll demonstriert. Ähnliche Ergebnisse kann man auch durch partielles Härten oder Anlassen erzielen. Ich verweise auf die Ergebnisse von Hans Peter-hpkb-, die hier im forum noch zu finden sein müßten. Ganz gleich ist die Wirkung aber wohl doch nicht, da sich bei den Dreilagentechniken die stützende weiche Außenschicht weiter über den Kern zieht, als die weiche Phase beim partiellen Härten reichen würde. Die für die Belastung günstige Druckspannung ist wohl auch bei der Dreilagentechnik ausgeprägter.
Das wirkt sich dann auch bei kurzen Klingen günstig aus. Richtig ist allerdings, daß man auf diese Tricks verzichten kann, wenn man die Klingen exakt für den Verwendungszweck, für den sie geschaffen sind und mit Verstand einsetzt. Wenn man aber noch ein bißchen Leistungs- und Robustheitsreserve hat, schadet das sicher auch nicht.
Ich habe ganz bewußt davon gesprochen, daß es möglich sein könnte, das Kornwachstum durch die Übergangszonen zwischen den einzelnen Schichten zu behindern. Ob das wirklich funktioniert, ist bisher nicht geklärt. Theoretisch könnte diese Möglichkeit bestehen. Dazu ein paar Überlegungen: Im Stahl substituieren die gängigen Legierungselemente außer Kohlenstoff und Stickstoff ein Eisenatom in der Elementarzelle. Diese Bindung scheint sehr viel stabiler zu sein, als die der auf Zwischengitterplätzen liegenden Elemente C und N. Bei Damasten aus manganreichen Schichten und manganarmen Schichten ist es denkbar, daß die Martensitbildung in der einen Schicht schneller abläuft als in der andern. Das würde dann auch zu einer Wachstumsbehinderung führen. Wenn in einem Damast eine der Schichten austenitisch bleibt, also nicht umwandelt, würde der Martensit in der andern Schicht notwendig auf diese beschränkt bleiben. Bei viellagigen Damasten könnte sich dadurch durchaus eine erhebliche Kornverfeinerung ergeben. Das sind aber- ich wiederhole es noch einmal-theoretische und nicht bewiesene Überlegungen. Wenn man also einen schönen und zweckangepassten Damast haben will, sollte man bei den bewährten Methoden der vernünftigen Materialwahl, partiellen Härtens oder Anlassens, der Deckschichtentechnik oder der Leistungszone bleiben.
Bei guten Damastklingen wird eine Sägestruktur nicht oder nur im unmerklich feinen Bereich auftreten. Eine Mikrosäge setzt ja voraus, daß harte und weiche Lagen beieinander liegen oder durch Einschlüsse eine geschlossene Schneide zerstört wird. Das habe ich bei guten Damastklingen nicht festgestellt.
MfG U. Gerfin
 
Last edited:
Für diese Ergebnisse würde ich nicht die Hand ins Feuer legen, wohl aber für die Feststellungen von Prof Michael Pohl von der Ruhruniversität in Bochum, der bei Damaststählen von Manfred Sachse traumhafte Werte der Kerbschlagzähigkeit gemessen hat. Geradezu atemberaubende Kerbschlagswerte hat Prof Sherby mit Verbundstählen aus seinen superplastischen Stählen und einfachen C-armen Stählen erzielt-da er bei niedriger Temperatur geschweißt hat, gab es keine C-Diffusion, so daß hier ausnahmsweise mal tatsächlich harte und weiche Schichten nebeneinander lagen.
@U.Gerfin
wäre es nicht machbar hier im Forum einmal eine Datensammlung von Kerbschlagwerten von verschiedenen Damastkombinationen zu erstellen.
Es wäre doch bestimmt interessant wie sich z.Bsp. die Werkstoffpaarung, die Lagenzahl etc. auf diesen Werkstoffkennwert auswirkt.
Da ich die Möglichkeit hätte die Kerbschlagarbeit mit einem Pendelschlagwerk (300J Arbeitsvermögen) zu prüfen, könnte ich mich für diesen Job anbieten.

Dies mal so als erste Idee. Wenn dann Interesse bestände müsste man einmal das Versuchsprogramm planen und klären, wer Damastproben beisteuern kann.

Klaus
 
Hallo Klaus!
Das wäre natürlich traumhaft. Solche Untersuchungen sind bisher nur spärlich gemacht worden, weil es einfach zu kostspielig war. Eine wirkliche wissenschaftlich haltbare Dokumentation setzt ja eine ganze Reihe von Proben voraus. Bei einer solchen Untersuchung müßte man auch die unterschiedlichen Damastklassen vom "Traktor" bis zum "Ferrari" einzeln prüfen. Es käme also schon eine ganze Menge Proben zusammen. Mich persönlich würden die Werte bei Deckschichten mit Reinnickel oder bei Leistungszonendamast am meisten interessieren.
Wenn das machbar wäre- ich wäre dabei.
Die Damastschmiede, die mit größerem Maschinenpark arbeiten, wären sicher auch in der Lage, Proben in ausreichender Zahl zur Verfügung zu stellen.
In Oesterreich sind solche Versuche auch vor einiger Zeit gemacht worden. Dabei kamen mit steigender Lagenzahl immer günstigere Werte heraus. Die Ergebnisse sind auf den Internetseiten der IGDF (Internationale Gesellschaft Damaszenerstahlforschung) veröffentlicht worden. Im Moment kann man sie dort wohl nicht aufrufen, weil ein neues System eingeführt worden ist. Die alten Beiträge müßten aber noch irgendwo gespeichert sein.
MfG U. Gerfin
 
Es ist schön so kompetente Ansprechpartner im Forum zu haben, das muss ich mal loswerden.

Schade, dass die Hemmung des Kornwachstums eine nicht bewiesene Theorie ist. Diese Eigenschaft wäre im Hinblick gerade bei feinen extrem scharfen Schneiden von großem Vorteil.
Dann ist meine Resümee, dass ein San Mai Damast, durch die klar definierte Schneidlage (Monostahl), die optimalste Lösung bietet. Hier kann man für den genauen Verwendungszweck auswählen (Zug- oder Druckschnitt, Schocklasten oder nicht usw.) Ob der San Mai nun in herkömmlicher Weise oder in Norwegertechnik hergestellt wird ist Geschmackssache, bzw. anwenderspezifisch.
Lediglich die hohe Kerbschlagbelastbarkeit, spricht für eine Damastschneide.

@ribbit
Danke für den Link.
 
Der Artikel, den Ribbit zugänglich gemacht hat, ist hoch interessant und verweist auf weitere Literatur- insbesondere die Arbeiten von Sherby sind hervorzuheben und die Arbeiten von Pohl sind hier in allgemein zugänglicher Form aufgeführt.
Ich hatte zu diesem Artikel in den Seiten der IGDF eine Anmerkung geschrieben und die Verfasser wohl leicht verärgert, weil ich geäußert hatte, man solle solche Untersuchungen auch auf Damaste aus höherwertigen Stählen erstrecken. Das war nun wirklich nicht meine Absicht- der Bericht ist ja vorzüglich. Wenn man aber ständig mit Kugellagerstahl, Feilen und den Wolframwerkzeugstählen wie 1.2516 u.ä.herumbastelt, rutscht einem so etwas schon mal heraus.
Hervorzuheben an dem Bericht ist die günstige Wirkung hoher Lagenzahlen.
Als Grund könnte der Rißstoppeffekt der Schichtgrenzen in Betracht kommen, aber auch die unterschiedlichen Eigenschaften der einzelnen Damastschichten und schließlich theoretisch auch der Effekt besonderer Kornverfeinerung.
Jens wird mit einer Klinge aus einem hübschen und zähen Mantel aus Damast und einem Kern aus Kugellagerstahl sicher bestens fahren. Mir wären übrigens die Wälzlagerstähle für kleinere Lager 1.3501 und 1.3503 wegen des geringeren Chromgehalts lieber als der 1.35o5.
Als Schneidlage käme sicher auch 1.2206, 1.2442 oder 1.2516- bei derberer Beanspruchung auch ein im C-Gehalt etwas niedriger liegender Stahl oder eben doch ein hochwertiger Damast in Betracht. Das wäre für mich nach wie vor erste Wahl.
 
Das ist ja ein super Bericht den Ribbit zur Verfügung gestellt hat! Danke für die Info. Da habe ich ja mal wieder was dazu gelernt.
Kennt vielleicht jemand von Euch die beiden Autoren Markus Zgraggen und Samuel Trüllinger ?
Im Ausblick kündigen sie weitere Versuche mit Variation der Lagenzahl sowie Untersuchungen über Dispersionshärteeffekte an. Kennt jemand vielleicht schon Folgeergebnisse?

Gerade der Punkt über die sehr fein verteilten Oxide widerlegt ja eindeutig meine anfängliche Vermutung, dass sich dieser „Dreck“ nachteilig auf die Zähigkeitseigenschaften auswirkt. Es scheint ja wirklich so zu sein, dass sehr fein verteilte Oxide hier eine positive Wirkung zeigen.
Ebenso unerwartet war für mich der Einfluss der Probenlage „Flach“ und „quer“, da die hier beschriebene querproben ja eigentlich auch parallel zur Faserrichtung verlaufen. Derart niedrige Werte hätte ich eher bei einer um 90° gedrehten (senkrecht zu den anderen) Proben erwartet.

Trotz alledem hat der Bericht Lust auf MEHR gemacht.
Zu meinem Vorschlag, hier im Forum einmal verschiedene Damaste zu erproben, stehe ich nach wie vor.
Bei einer solchen Untersuchung müßte man auch die unterschiedlichen Damastklassen vom "Traktor" bis zum "Ferrari" einzeln prüfen. Es käme also schon eine ganze Menge Proben zusammen.
@U.Gerfin. Eine ganze Menge ist relativ. Ich sag mal so 15 Proben, das sind 5 unterschiedliche Damaste, sollten absolut nicht das Problem sein. Und wenn es deutlich mehr würden, liegen die Ergebnisse eben etwas später vor. Wahrscheinlich bin ich ja auch nicht der einzigste hier im Forum der ein Pendelschlagwerk zur Verfügung hat. Ich sehe eher das Problem darin, das entsprechende Versuchsmaterial zu bekommen.
Ein Damstschmied hat ziemlich viel Arbeit da hineingesteckt. Was soll ihn dazu veranlassen, seine wertvolle Arbeit mit einem Hub kaputtschlagen zu lassen?
Desweiteren besteht die Möglichkeit, das der ein odere andere Damast deutlich schlechtere Werte erzielt als ein anderer. Möchte dann jemand der sein Geld damit verdient mit anderen verglichen werden?
Ich denke, wenn man so etwas anfängt, muß es anonym bleiben !

Gruß Klaus
 
Ich habe zwei detaillierte Fragen, für die ich nicht extra ein Thema eröffnen möchte. Ich möchte einen Damast aus ca. 1000 Lagen. Der Damast sollte nur leicht zeichnen. Mir ist klar, dass man das zum einen durch den Ätzvorgang steuern kann, zum anderen aber auch durch die Stahlwahl. Die Eigenschaften der Stähle sollten sich ergänzen/verbessern und der Kontrast sollte nicht zu stark sein. Es soll ein wirklicher Leistungsdamast werden. Durch den Damast verspreche ich mir eine Leistungssteigerung gegenüber einer Monostahlklinge. Möglicher Weise ist eine Mittellage aus Monostahl sinnvoll.
Wie ist Eure Empfehlung für ein Jagdmesser (Klingenlänge 8-10 cm) und für ein Haumesser (Klingenlänge 25-30 cm).
 
Hallo Jens
Ich weiß nicht, wie fit Du beim Feuerschweißen bist. Deshalb hier mal zwei Vorschläge-einer in etwas einfacherer und einmal in etwas anspruchsvollerer Version.
1. Jagdmesser- einfachere Ausführung-einfach legierter Federstahl, z.B. C 6o kombiniert mit 1.2842.
Anspruchsvollere Ausführung: 1.2842 x Kugellager oder Feile-auf Markenfeile achten. Anspruchsvoller ist diese Kombination auch im Anwenderverhalten. Zum Nägelzerhacken kann und soll man etwas Einfacheres nehmen.
2. Haumesser- hier gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten. Sieh einfach zu, daß der C-Gehalt um 0,5-0,7 % liegt und lasse entsprechend höher oder weniger hoch an. C 45 mit Gattersägenblatt gemischt, wäre eine Möglichkeit, kombiniert mit 1.2842 eine andere. Hier wäre auch an partielles Härten oder Anlassen zu denken.
Viel Spaß !
MfG U. Gerfin
 
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