Hier erstmal die versprochenen Fotos von dem Messer, das Jürgen in gewohnter Qualität gebaut hat. Ich hatte es ihm überlassen, beim Griffmaterial zwischen silbernen G10 und Green Canvas Micarta zu wählen und freue mich, dass er sich so entschieden hat. Das Messer sieht so wirklich ziemlich klasse aus (finde ich zumindest):
Bei den meisten kleinen Messern wird versucht, kompakte Maße mit möglichst langer Klinge zu verbinden. Dementsprechend haben diese Messer Ein-, Zwei- oder am häufigsten Dreifingergriffe. Mit diesem Kompromiss habe ich mich nie ganz anfreunden können. Gleichzeitig haben mir Böker Subcom und MT Mini-UDT gezeigt, dass mir im Alltag oft 4-5 cm Klingenlänge reichen würden. Mein hauptsächliches EDC-Einsatzgebiet als Business-Kasper ist halt das Öffnen aller Arten von Verpackungen.
Daher wollte ich einen Fullsize-Griff mit einer möglichst kompakten Klinge verbinden. Der Passaround des Blackhawk Kalista, welches ähnliche Proportionen aufweist, hat mich an diese Skizze erinnert, die ich mal in einer ruhigen Minute im Büro auf einem Notizblock angefertigt hatte:
Nachdem ich bei Jürgen angefragt hatte, ob so eine kurze Klinge mit Recurve technisch überhaupt machbar ist, habe ich den Entwurf über verschiedene Zwischenstufen und mit der Hilfe von Pappmodellen nochmal genauer ausgearbeitet. Und das war das Ergebnis:
Mit dem fertigen Messer bin ich eigentlich ganz zufrieden. Ich werde mir demnächst noch von Mücke eine Kydex-Scheide bauen lassen und dann noch ein paar mehr Praxiseindrücke wiedergeben können.
Zunächst erstmal soviel: Die Griffform gefällt mir richtig gut und liegt auch gut in der Hand. Allenfalls vorne könne er erwas höher/dicker sein, um zwischen Daumen und Zeigefinger etwas mehr Volumen zu bieten. Das Messer ist schön flach und wird weder in der Hosentasche noch IWB groß auftragen.
Durch die Klingestärke von nur 2 mm bietet das Messer trotz der geringen Klingenhöhe ein ganz brauchbare Geometrie. Und natürlich ist es sauscharf...
Die Daumenmulde in Verbindung mit der Fehlschärfe machen das Messer aus meiner Sicht optisch etwas spannender. Allerdings musste ich feststellen, dass dadurch die Flexibilität bei den Griff- bzw. Daumenpositionen unnötig eingeschränkt wird.
Für den Recurve gab es zwei Gründe: erstens wieder die etwas spannendere Optik und zweitens sollte sich beim Brieföffnen (typische Büroverpackung

) das Papier gegen den hinten nach unten gezogenen Teil der Schneide schieben (ich hoffe, ihr versteht, was ich meine). Das funktioniert so auch super und das Messer gleitet wie nichts durch das Papier. Allerdings sieht der Recuve live bei so einem kleinen Messer nicht ganz so harmonisch aus. Gleichzeitig wird es dann die bekannten Probleme beim Schärfen geben. Daher würde ich es beim nächsten Mal eher mit einer geraden Schneiden und einer Schleifkerbe probieren.
Ich werde bei Gelegenheit den Entwurf noch mal überarbeiten. Mal schauen, was dabei raus kommt ;-) Abschließend noch ein paar Fotos zur Handlage. Ich hoffe, ich habe Euch mit den langatmigen Ausführungen nicht gelangweilt - aber ich selbst lese solche Berichte von anderen, an denen man die Form-follows-function-Idee des jeweiligen Messers nachvollziehen kann, immer gerne.