Test CRKT Convergence: Linkshänder- und handschuhtauglicher Linerlock

beagleboy

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Nachdem ich Anfang des Jahres zum ersten Mal per Zufall das Convergence in die Finger bekommen habe, hat es eine ganze Zeit gedauert, bis endlich mein Testmesser eingetroffen ist.

Das pfiffige am Convergence sind die neuen Bedienelemente, die hier den klassischen Liner Lock umgeben.

Zuerst fällt natürlich das "dicke Ende" der Klinge auf, das recht prägnant aus dem Griff ragt.

Es gibt keinerlei Daumenknopf oder Nagelrille, sondern die Klinge wird mit dem Zeigefinger oder Daumen per Zug oder Druck auf diese Klingenwurzel geöffnet.

Dies funktioniert nach kurzer Eingewöhnung problemlos und intuitiv.

Ungewohnt ist hierbei der recht hohe Widerstand, den der Detent bietet.
Das ist wohl notwendig, um ein ungewolltes Öffnen zu verhindern.

Durch den erhöhten Kraftaufwand beim Öffnen hat die Klinge dann so viel Schwung, daß sie sehr satt in ihre Endposition einrastet.

Ich habe mich nach dem ersten Öffnen erstmal "in Zeitlupe" vergewissert, daß es sich hier nicht um einen Assisted Opener handelt, denn die sehr leichtlaufende Klinge rastet wirklich nachhaltig ein.

Allerdings kann man das Messer (vor allem mit dem Daumen) auch langsam in einer fließenden Bewegung ohne Schwung öffnen, wenn man niemanden erschrecken möchte.

Die zweite Auffälligkeit ist der Entriegelungsmechanismus.

Im Prinzip handelt es sich hierbei um einen ganz normalen Liner Lock, der allerdings in der Klingenwurzel einen angeschrägten, beweglich gelagerten Schieber als Betätigungselement aufweist.

Dieser Schieber dient dazu, den Liner zum Schließen des Messers zur Seite zu schieben und die Klinge ein Stück weit zu schließen.

In der Praxis zieht man zum Schließen also einfach den Schieber zurück.
Die Klinge schließt dann bis etwa 45°; hier schlägt der nicht geschliffene Teil der Klingenwurzel am Daumen an, und man kann den Restweg entweder mit dem Daumen (oder mit dem Zeigefinger von der Unterseite) bequem und sicher schließen.

Der Hauptvorteil dieser beiden Elemente liegt in der komfortablen Bedienbarkeit.

Da die Elemente zum Öffnen und Schließen mittig angeordnet sind, haben auch Linkshänder keinerlei Nachteile.

Und auch mit gefütterten Winterhandschuhen (deutlich dicker als z.B. die Standard-BW-Handschuhe) läßt sich das Messer problemlos öffnen und schließen!

Der Schieber ist übrigens nicht federbelastet und sitzt in einer Längsfräsung in der Klingenwurzel.

Bei geschlossener Klinge erscheint er neben dem LAWKS und klötert leise vor sich hin, wenn man das Messer bewegt bzw. schüttelt.

Bevor jetzt die Fraktion der Kleinteilphobiker in lautes Geheul ausbricht, möchte ich explizit darauf hinweisen, daß selbst ein Verlust dieses Schiebers die sichere Handhabung und Funktion des Messers nicht beeinträchtigen würde, da sich das Messer dann nach wie vor wie jeder andere Liner Lock verriegeln und entriegeln ließe.

Man kann natürlich auch bei intaktem Messer die Klinge schließen, indem man wie gewohnt den Liner zur Seite schiebt, anstatt den Schieber zu benutzen.

Den LAWKS halte ich an diesem Messer für eine sinnvolle Ergänzung, da man bei längerem Arbeiten sicherstellen kann, nicht aus Versehen den Schieber zu betätigen und die Klinge zu entriegeln.

Allerdings wäre selbst das kein allzu großes Problem: einerseits ist der Finger in der Regel dann genau in der "Klingenstop-Position", und die Klinge verharrt bei 45°, ohne Schaden anzurichten.
Andererseits befindet sich die recht lange Klingenwurzel, die bei geöffneter Klinge natürlich weit in den Griffrücken hineinragt, sich im Normalfall immer unter der Daumenkuppe, die die Klinge dann ebenfalls blockiert.

Insgesamt eine sehr pfiffige Konstruktion, mit der Aaron Frederick meines Erachtens vor allem für die Linkshänder viel geleistet hat.

Mit dem für diese Messergröße recht voluminösen Griff liegt das Messer recht gut und angenehm in der Hand, und die bereits vom Cruiser/Desert Cruiser bekannte Wabenstruktur ist recht rutschsicher.

Ein wenig Klingenspiel ist zwar vorhanden, aber absolut im vertretbaren Rahmen.

Die schlanke Form der Klinge macht ja fast den Eindruck eines Filetiermessers, aber das täuscht: mit etwas über 3,5mm Klingenstärke ist die schmale Klinge recht massiv ausgefallen.

Durch den Hohlschliff und den hohen Anschliff ergeben sich so trotzdem gute Schneideigenschaften.

Schade, wie so oft bei CRKT, ist die Wahl des Klingenstahls: mit AUS4, angegeben mit 55-57 HRC, reißt man keine Bäume aus.

Ansonsten ist an dem Messer nichts auszusetzen gewesen.

Der Klingenschliff ist sauber, die Satinierung einwandfrei, und die Schärfe ab Werk ausreichend.

Hier nochmal die technischen Daten:

  • Klingenlänge: 83mm
  • Klingenstärke: 3,55mm
  • Klingenstahl: AUS4
  • Gesamtlänge offen: 191mm
  • Griffstärke: (ohne Clip): 16,5mm
  • Clip: Tip-down, umsetzbar für Linkshänder
  • Griffschalen: Zytel


Pro:

  • Innovatives Design
  • Gute Verarbeitung
  • Voll Linkshänder- und handschuhtauglich
  • Gutes Preis-Leistungsverhältnis

Contra:

  • Bescheidener Klingenstahl
  • Fehlende Fangriemenöse


Fazit:

Vor allem für Linkshänder eine heiße Empfehlung, und in Anbetracht des CRKT-typischen Preises von € 65.- sicher generell einen näheren Blick wert.

An diese Stelle meinen Dank an Böker für das Testmesser, das mir auf Anfrage gerne zur Verfügung gestellt wurde.
 

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Seltsam. Warum AUS4 und Nicht AUS8 Stahl wie sonst üblicherweise von CRKT verwendet wird.
Sehe Ähnlichkeite mit meinem Desert cruiser von CRKT aber die Form von dem Convergence spricht mich ehrlich gesagt überhaupt nicht an.
 
Sehe ich ähnlich. Als Linkshänder finde ich solche Konzepte immer spannend, aber die Filetiermesseroptik schreckt mich auch ab. Ich hätte die Klinge lieber dünner und dafür breiter. Wäre nett, wenn crkt noch mehr Messer mit dieser Mechanik raus bringt.

Chrisse
 
Mich erstaunt etwas, daß so ein neues Bedienkonzept hier im Forum nicht mehr Resonanz erzeugt. :confused:

Man muß das Messer selbst ja nicht mögen, aber die Ideen, die darin stecken, sind IMHO schon sehr gut.
 
Hallo,

das Bedienkonzept finde ich durchaus interessant, gerade verschiedene Bedienkonzepte haben mein Interesse an Messern richtig geweckt. Sowohl die Klingenlänge als auch die Klingenform wären mir auch durchaus sympathisch, vom Preis ganz zu schweigen. Eine nicht vorhandene Fangriemenöse würde ich wahrscheinlich nicht einmal bemerken. Was mir an diesem Modell nicht wirklich gefällt, ist die Griffstärke, es ist mir einfach zu dick als EDC. Darüber hinaus finde ich die manuelle LAWKS-Sicherung irgendwie überflüssig und leider hat CRKT die automatische Version meines Wissens nach erst bei zwei Modellen umgesetzt. Ansonsten müßte sich mal eine Gelegenheit ergeben, das Teil begrabbeln zu können, vielleicht würde es dann doch den Weg in die Sammlung finden.
 
Hallo,

da ich gerade Urlaub habe und leider immer noch auf mein BM 707 warte, habe ich mal dem örtlichen "Dealer" einen Besuch abgestattet. Was soll ich sagen, nach Ansicht einiger anderer "Suchtobjekte" holte er ein CRKT Convergence herbei. Nach kurzem Begrabbeln wechselte es den Besitzer und ich habe nun den Nachmittag mit ihm (dem Convergence) verbracht.:rolleyes:

Wirklich hinzufügen kann ich Beagleboy eigentlich nichts, nur so viel:

Meine Befürchtung bezüglich der Griffstärke stellte sich als unbegründet heraus, es ist durchaus hosentaschentauglich. Angenehm finde ich den nah am Rand des Griffs angebrachten Clip, so ist beim Tragen nicht allzuviel von dem guten Stück zu sehen. Der Griff wirkt in der Tat auf den ersten Blick fast ein wenig zu groß, steht aber nur wenig über die Klinge über. Bei meinem ist der Widerstand des Detent relativ leicht zu überwinden, mit etwas Schwung kann ich das Messer sogar ohne Hilfe der Finger "aufschnippen", was mir nur bei sehr wenigen Modellen gelingt. Optisch ansprechend finde ich auch, daß die Klinge wegen des nicht vorhandenen Daumenknopfes oder -lochs fast komplett im Griff verschwindet.

Eine Klitzekleinigkeit ist mir jedoch aufgefallen: Obwohl das Messer sicher sowohl für Rechts- als auch für Linkshänder gut geeignet ist, so scheint man doch ein bißchen mehr an die Rechtshänder gedacht zu haben, da die Kanten bzw. Ecken der Oberseite der Klingenwurzel auf der "Rechtshänderseite" ein wenig abgerundet sind.:staun:

Zwei Kleinigkeiten würde ich mir als Verbesserung an dem Messer wünschen:
1. Ich habe inzwischen 4 CRKTs mit LAWKS, davon 2 Auto-LAWKS; ich finde, CRKT sollte gänzlich auf Auto-LAWKS umsteigen.
2. Irgendwie fehlt mir eine Riffelung des Klingenrückens im Daumenbereich.

Alles in allem jedoch kann ich Beagleboy nur zustimmen, auch ich finde, daß dieses Messer - insbesondere wegen seiner Technik - mehr Beachtung verdient hat.:super:
 
Vor allem für Linkshänder eine heiße Empfehlung
Kann ich nur bestätigen:super:
Das Convergence befindet sich seit Samstag in meiner Hosentasche:steirer: und ich bin total begeistert von der wirklich genialen Technik, macht einfach Laune!

Bis dann,

Carsten
 
Verstehe die Begeisterung für Auto-LAWKS nicht...

Hallo,

1. Ich habe inzwischen 4 CRKTs mit LAWKS, davon 2 Auto-LAWKS; ich finde, CRKT sollte gänzlich auf Auto-LAWKS umsteigen.

Ich kann diese Begeisterung für das neue Auto-LAWKS überhaupt nicht verstehen. :confused:

Bei deutlich über 80% alle Benutzungen ist bei mir die Sicherung mit dem Linerlock unnötig, geschweige denn LAWKS angezeigt. Für die Fälle, in denen ich die Klinge sicher arretieren möchte und dem Linerlock alleine nicht trauen kann, setze ich das LAWKS manuell.
Dafür ist mir der permanente Mehraufwand aufgrund des Auto-LAWKS beim Schließen einfach lästig.

Wenn ich mir ein neues CRKT zulegen müsste und nur noch eins mit Auto-LAWKS bekommen würde, dann würde ich definitiv versuchen die Feder zu entfernen, um aus dem Auto-LAWKS wieder ein manuelles LAWKS zu machen...


Gruß

Karlsson
 
Hallo,

ich halte das manuelle LAWKS - an dessen Nutzung ich erst denken muß - für überflüssig. Ich möchte in allen Fällen dem Verschlußsystem der Klinge trauen können und da ist mir die automatische Version schon sicherer, insbesondere als sie auch beim Schließen keinen Extraaufwand bedeutet.

Aber das ist - wie so vieles - wohl auch Geschmackssache.;)
 
Auto-LAWKS

Hallo jupp,

insbesondere als sie auch beim Schließen keinen Extraaufwand bedeutet.

Das sehe ich eben anders. Es geht zwar auch weiterhin in einer fließenden Bewegung, nur muss man einen zusäzlichen Bewegungsablauf koordinieren. ;) Also Mehraufwand.

Geht aber sicherlich mit etwas Gewöhnung recht schnell von der Hand. Aber halt Gewöhnungssache (Besonders wenn man es nicht erwartet: Wollte mal ein M21 zuklappen, das - anders als meins - "plötzlich" ein Auto-LAWKS hatte...:hmpf: )

Aber das ist - wie so vieles - wohl auch Geschmackssache.;)

Indeed


Karlsson
 
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