ok, ich mach' auch mal 'nen Versuch:
Nach allgemeiner Konvention gilt als 'rechts' diejenige Seite eines Messers, welche beim rechtshändigen Normalgriff, also nach vorne vom Körper weg und mit der (Haupt-)Schneide nach unten zeigend zur Handfläche weist bzw. die von einer rechts vom Messerinhaber stehenden Person gesehene Seite.
Es stellt sich jetzt erst mal die Frage, warum Messer auf nahezu allen Abbildungen, welche das Messer selbst als Hauptobjekt zeigen sollen (wie z.B. Katalogabbildungen), mit der Spitze nach links und der (Haupt-)Schneide nach unten abgebildet werden. Hierfür gibt es klare psychologische Gründe. In unserem Kulturkreis, welcher deutlich von Rechtshändigkeit als Standardkonvention beherrscht wird, gilt es als für den Betrachter als relativ nichtaggressiv, wenn man die Spitze eines Messers von sich weg zeigend sieht - in der zweidimensionalen Darstellung (=Bild) eines dreidimensionalen Gegenstandes (=Messer) ist es also als angenehmer zu betrachtend anzunehmen, wenn das Messer mit der Spitze nach links und Schneide nach unten dargestellt wird. Das ist ganz ähnlich mit Abbildungen von Gegenständen, welche aussehen sollen, als ob sie auf einen zukommen: Sie werden meist mit einer Bewegungsrichtung von links nach rechts dargestellt, während sich entfernende Gegenstände üblicherweise von rechts nach links weisen. Inwieweit sich das auch auf andere Kulturkreise und ihre Abbildungen bezieht, kann ich aber nicht beurteilen, da ich nicht weiss, inwieweit dort eine wirksame Rechtshänderdominanz vorhanden ist. Aber so ergibt sich nun mal die Tatsache, dass bei Messern die als 'links' definierte Seite einer Klinge die "Schokoladenseite" ist, welche nahezu immer zumindest als Hauptabbildung in Katalogdarstellungen verwendet wird. Und diese Seite bekommt natürlich bei asymmetrisch geschliffenen Messern auch meist die 'schönere' Schliffseite ab, egal ob es Sinn macht oder nicht.
Zum Sinn von asymmetrischen Schliffen läßt sich meiner Meinung nach soviel sagen, dass ein Universalmesser, welches möglichst vielen Schneidaufgaben gewachsen sein sollte, optimalerweise einen symmetrischen Schliff besitzen sollte, da damit meist ein gerader Schnitt und hohe Schneidenstabilität erzielt wird. Und nur bei Messern für bestimmte Schneidaufgaben wie Hobeln oder seitliches Abtrennen von im Vergleich zur Klingendicke dünnen Scheiben des Schnittgutes haben asymmetrische Schliffe wirkliche schneidtechnische Vorteile. Ansonsten ist es nun mal bei den meisten Messerherstellern Usus, in dem Moment, wo Sägezahnungen zur Erweiterung des mögichen Schneidaufgabenspektrums eingeschliffen werden, den gesamten Schliff einseitig auszuführen, da es technisch relativ aufwändig ist, einen Sägezahnschliff in symmetrischer Ausführung bzw. einen Übergang von einem einseitig geschliffenen Serrated-Bereich auf einen symmetrischen Plain-Bereich wirklich präzise auszuführen. Das ist halt alles auch eine Frage des Preises.
Und das alles führt dazu, dass die meisten Universal-Taschenmesser in dem Moment, wo sie (teil-)serrated ausgeführt sind, asymmetrisch geschliffen sind, und zwar auf der für rechtshändige Nutzung eigentlich falschen 'Schokoladenseite' der Klinge. Und dies ist der Knackpunkt, der für viele von uns (und auch mich) Serrated-Klingen meist diskreditiert, selbst wenn eine teilweise Sägezahnung prinzipiell in der Lage wäre, manches Messer nutzungsmäßig aufzuwerten.
Reicht das?
-ZiLi-