Eindrücke: Le Kenavo & L'Alpin (Historische Messer bei Dick)

Assassin

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So, heute sind die beiden historischen Messerchen von Dick angekommen
(siehe hier: http://www.messerforum.net/showthread.php?t=29726 ).
Nun möchte ich euch natürlich nicht vorenthalten, wie es um die guten Stücke steht.
Bilder konnte ich heute leider keine machen, muss morgen erst zu nem Freund fahren, seine Digitalkamera ausleihen. Sorry deswegen.

Fangen wir an: als heute Nachmittag das Paket ankam, war ich sehr gespannt. Aufgemacht, und reingeschaut.
Beide Messer sind Slipjoints, laut Katalog Nachbauten traditioneller französischer Messer Ende des 19.Jh.

Le Kenavo

709225.jpg

(Bild geliehen von www.dick.biz )

Fangen wir einmal mit dem Le Kenavo an. Es wirkt recht groß, fast schon monströs. 8,5cm Klinge bei 20cm Gesamtlänge, Klingenstärke knapp über 2mm. Das besondere: die Klinge ist in der Mitte ca. 20mm breit und damit sehr flächig, was es zu einem sehr guten Brotzeitmesser macht.
Es hat, wie auch das L’Alpin, keinen Lock, sondern wie auch der Schraubenzieher/Dosenöffner eines Victorinox einen zweiten Einrastpunkt, wenn die Klinge rechtwinklig zum Griff steht. Durchdacht, verhindert so ein unbeabsichtigtes Schlagen der Klinge auf die Feder und schützt die Finger.
Die Verarbeitung an sich ist OK, nichts wackelt, die Nieten sind sauber geschliffen, die Backen gut angepasst.
So viel aber auch schon zu den Vorzügen.
Negativ fällt mir vor allem auf, dass die Klinge im eingeklappten Zustand mit der Spitze auf der Feder aufliegt. Da hilft auch ganz vorsichtiges Schließen nichts, die letzten 4mm der Spitze sind aus diesem Grund einfach nicht scharf zu halten.
Auch passen die 2 Griffschalen aus lackiertem Holz (welches das ist, kann ich leider nicht sagen), überhaupt nicht zueinander. Die eine Griffhälfte ist wie auf dem Bild von Dick ein wenig „ringförmig“ gemasert und etwas heller. Bei der anderen verlaufen die Maserungslinien nahezu parallel den Griff entlang, was nicht gerade schön wirkt.
Großer Abzug hierfür.
Auch sind (bedingt) durch die Maserung kleine Rillen bzw Vertiefungen im Holz, was mich aber weniger stört.
Die Ab-Werk-Schärfe war gelinde gesagt miserabel. Ich musste erst einmal für eine halbe Stunde mit meinem Bankstein ran (hab nur einen mit 1000/6000er Körnung, deshalb hats solange gedauert). Danach geledert, das Ergebnis war dann aber auch sehr gut. Auch hier einen Abzugspunkt.
Das waren auf jeden Fall schon mal die großen Macken. Kleinere Fehlerchen, die erst beim näheren Betrachten auffallen, hab ich erst nicht aufgelistet. Vielleicht seht ihr morgen auf den Bildern mehr.

Preis des guten Stückes war 75,40 EUR (incl. MwSt)

Fazit: ich würde es NIE WIEDER kaufen. Durch die vielen Fehler ist es meiner bescheidenen Meinung nach die 75Euro NICHT wert. Die Optik wurde durch die nicht passenden Griffhälften auf jeden Fall verdorben. Schade. Hätte sicher gute Ambitionen, wird nun wohl leider nur ein EDU werden…


L'Alpin

709221.jpg

(Bild geliehen von www.dick.biz )

Das L’Alpin macht da schon einen besseren Eindruck.
Genau 8cm Klinge bei 17,5cm Gesamtlänge und damit genau mein Maß. Klingenstärke ca. 2,5mm.
Auch hier gibt’s die in 2 Stufen einrastende Klinge.
Einen dicken Pluspunkt gibt’s für das wunderschöne Filework auf Klingenrücken und Feder. Sieht einfach klasse aus! Das unbehandelte Pfefferholz durftet wunderbar. Mal schauen, wie lange es so bleibt, bei Feuchtigkeit etc.
Auch hier ist die Montage ok, die Backen sind gut eingepasst, nichts schaut hervor (an Nieten), die Handlage ist erstklassig. Klingenspiel ist keiner feststellbar, der Klingengang musste mit ein wenig White Lightning verbessert werden.
Die Klinge schlägt nicht wie beim Le Kenavo auf die Feder, jedenfalls nicht in dem Maße. Man muss das Messer eben vorsichtig schließen.
Allerdings ist am Klingenrücken zwischen Feder und Griffschale auf der rechten Seite (von oben drauf geschaut) ein kleiner Spalt, der mich persönlich allerdings weniger stört.
Der Schliff ist leicht unsymmetrisch, das musste ich auch erstmal in mühevoller Arbeit auf dem Bankstein halbwegs korrigieren. War leider genauso stumpf wie das erste Messer.
Kleine Abzüge gibt’s auch hier für den Griff und seine Holzwahl. In den Griffschalen sind auf jeder Seite jeweils ein Ast, was die Optik ein wenig schmälert, aber nicht sehr stört.
Es macht alles in allem einen bedeutend besseren Eindruck auf mich als das Le Kenavo.

Preis: 84,10 EUR (inkl. MwSt)

Fazit: dieses Messer ist, trotz seiner kleinen Abzüge (Schliff, Griffholz), sicher ein sehr netter Begleiter für den Urlaub. Der Optische Gesamteindruck des Messers ist hervorragend, das Filework und die schöne Linie machen es in meinen Augen zu einem wundervollen Werkzeug. Werde es denk ich bei Gelegenheit auch als Gentleman-Folder ausprobieren. Und in den nächsten Urlaub darf es auf jeden Fall auch mit.
Schade sind allerdings die kleinen Mängel, wofür ich 84 Euronen ein wenig als überteuert empfinde.


Was die Praxistauglichkeit beider Messer angeht, so habe ich kaum Zweifel, dass sie ihre Aufgaben gut meistern. Der durchgehende Flachschliff beider Messer erinnert ein wenig an Opinel, wenn auch die Klinge hier etwas stärker Dimensioniert ist als bei den Opinels.
Schneiden tun beide hervorragend, sowohl Schinken, hart getrocknete Salami, Brot und Käse (hab ich heute beim Abendessen extra ausprobiert).


So, hoffe es hat euch nicht gelangweilt, war mein erster „Test“ und ich weiss, er ist bei weitem nicht so gut wie der Rest hier.. Morgen, wenn die Camera da ist, werde ich euch Bilder liefern, bis dahin müsst ihr euch wohl mit meinen Worten begnügen.

Bis dahin,
Micha
 
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