Hallo Forumianer,
da ich wegen einer Erkältung das Haus hüten muss, Frau und Kinder im Freibad sind und nichts von dem schönen Wetter habe, habe ich mich entschlossen, auch meinen Senf über meinen Cruiser dazuzugeben.
Ich benutze das CRKT Hammond Cruiser mit glattem Schliff seit Mitte Dezember 2004 als Alltagsmesser und das sehr gerne.
Bekommen habe ich es mit einer Sammelbestellung eines meiner Freunde über Wolfster.
Es lag in einer stabilen Pappschachtel mit dem für den Cruiser bekannten Lieferumfang: 2. Spange inclusive dreier Ersatztorxschrauben f.d. Spangenmontage und den dazu passenden abgewinkelten Schlüssel. Der hat den Torxschliff nur am kurzen Winkel.
Dabei lag ein CRKT-Minikatalog und eine kurze Gebrauchsanleitung für die vier verschiedenen Spangenpositionen (Spitze oben, unten jew. links u. rechts) und dem Warnhinweis, das Messer wg. Verletzungsgefahr nicht in Spitze-oben-Position in der Hosentasche zu tragen.
Im Originalzustand war die Spange für die Spitze-unten-Trageweise montiert und sehr, sehr stramm eingestellt.
Auch die andere Spange stand nach Montage sehr stramm. Das Messer bekam man nur mit Mühe in eine Hosentasche (Jeans), das Herausziehen war für den Stoff merklich eine Tortur. Dazu später.
Zuerst die Masse:
Messer geschlossen = Grifflänge: 13,3 cm
Griffstärken (ohne Spange):
vorne: 18,5 mm
Griffmitte: 21,5 mm
Mitte letztes Viertel: 18,0 mm
Griffende: 19,5 mm
Diese Masse zeigen, dass der Griff seitlich sehr gut anatomisch geformt ist, was zu einer hervorragenden Handlage führt.
Zuerst dachte ich, dass dies nur für meine grossen Hände gelte, aber auch meine Frau mit ihren schmalen Händen findet den Griff ausserordentlich angenehm und führig. Angst vor dem Abrutschen auch bei grober Arbeit braucht man mit dem Griff keine haben.
Messer geöffnet: 22,9 cm
Klingenlänge von der Spitze bis Griffanfang auf Höhe Griffmitte: 9,7 cm
Schneidenlänge gerade gemessen: 9,2 cm
Schneidenlänge effektiv (der Krümmung folgend): 9,7 cm
Klingenstärke direkt vor den Öffnungsstiften: 3,5 mm
Diese bleibt erhalten bis zu dem Punkt, wo sich der untere Hohlschliff und der obere Rückenanschliff treffen, Von da an nimmt die Klingenstärke kontinuierlich bis auf 1,4 mm an der Spitze ab.
Dies entspricht übrigens auch der verbliebenen Stärke des Klingenrückens auf den 6,8 cm Länge seines Anschliffs.
Der linke Öffnungstift ist mit 5,6 mm länger als der rechte mit 4,5 mm.
Sie sind durch den rechten Öffnungsstift torxverschraubt.
Die Öffnungsstifte benutze ich aber nicht mehr, nachdem ich mich an den genialen Komfort des Klingenflippers gewöhnt habe.
Klingenhöhe max. auf Höhe der Öffnungsstifte: 26 mm
Lieferzustand:
Die zu strammen Spangen habe ich oben schon bemängelt.
Die Schneide der AUS6-Klinge war absolut rasierscharf. Meine ist eine glatte ohne Sägeschliff und daher symmetrisch geschliffen. Die Klingenspitze ist wirklich nadelspitz.
Die Griffschalen waren relativ sauber an die Platinen angepasst, d.h. die rechte Griffschale stand unten am Griffende einige Zehntelmillimeter über.
Allerdings waren die Bohrlochränder aller Schraubenaufnahmen, auch dei der Klingenachse hosenstoffgefährdend scharf. Nur die drei runden Griffdurchbrüche hatten gebrochene Ränder. Man sieht den Unterschied der Ränder der Griffdurchbrüche zu den Bohrlöchern übrigens auf Revierlers Grossaufnahme von SF Cruiser sehr deutlich. Scheint also Cruiser-typisch zu sein.
Die 1,4 mm starke Stützplatine (m.E. für das Messer ausreichend) stand knapp vor der Klingenmitte. Das ist nach über sechs Monaten Gebrauch unverändert.
Das Messer überstand den Rückenschlagtest mit geöffnetem L.A.W.K.S.-Schieber tadellos und tat dies gerade eben genau so anstandslos.
Die Klinge hat an bis heute unverändertes ganz leichtes seitliches Spiel, welches ich auf die Kunststoffgleitscheiben (Teflon?) und den L.A.W.K.S.-Schieber zurückführe. Mich stört es nicht, da man es beim Arbeiten mit dem Messer gar nicht merkt.
Insgesamt finde ich die Verarbeitung im Verhältnis zum Preis sehr gut, da kam mir schon viel teureres viel schlechter verarbeitet in die Finger.
Vorbereitungsarbeiten für den täglichen Einsatz:
zunächst habe ich erst einmal die scharfen Bohrränder an den Griffschalen und den Überstand der rechten Griffschale mit 240er Schleifleinen entgratet/geglättet. Dann habe ich die Spange am Ende mit den Bohrlöchern in den Schraubstock gespannt, leicht aufgebogen und dann auf der rechten hinteren Griffseite für die Spitze-oben-Trageweise (trotz Warnung ;-)) montiert. Nun war der Cruiser für seinen Platz in der rechten hinteren Hosentasche vorbereitet.
Erfahrungen mit der täglich anfallenden Arbeit
Brotzeitmachen:
Brot, Wurst, Käse (weich und hart) schneiden ist problemlos. Auch von einem grossen vierpfündigen Bauernbrotlaib bekommt man ordentlich die Scheiben mit der Methode unserer Altvorderen herunter (Brotlaib hochkant sich vor den Bauch halten, Messer durch den Laib in gewünschter Scheibenstärke zu sich ziehen). Butter, Marmelade, Senf etc. streichen geht auch einwandfrei, wenn man auch den ein oder anderen wunderlichen Blick dafür erntet.
In der Küche und am Fischwasser:
Fische Schlachten (Herzstich, Ausnehmen) geht aufgrund der nadelscharfen Spitze einfach und zielgenau, ebenso das Durchtrennen eines Aalrückgrates. Das filetieren von z.B. Portionsforellen ist kein Problem, ein gutes Filetmesser kann der Cruiser aber aufgrund der steifen starken Klinge selbstverständlich nicht ersetzen.
Ein Hühnchen zu Zerlegen, einen Rehschlegel zu entsehnen und zu entbeinen sind leichte Aufgaben für den Cruiser. Auch Tomaten, Zwiebeln und anderes Gemüse lässt sich in die gewünschte Scheibenstärke bzw. Würfelgrösse zerkleinern.
Zurichten von Anzündspänen (bei uns in der Oberpfalz "Spreissl" genannt) für Lagerfeuer oder Kachelofen:
Der Hohlschliff des Cruiser i.V.m. der Klingenstärke ermöglicht es mir, sehr feine Spreissl zu erzeugen. Oft ist es erforderlich, aus Holzscheiten Spreisslholz zu machen. dazu habe ich die Klinge des Cruiser mit der Schlagholzmethode (geht auch auf dem 1,4-mm-Rücken noch sehr gut) durch das senkrecht aufgestellte Scheit getrieben und das Scheit so Stück für Stück zerspreisselt. Insgesamt habe mit dieser Methode bisher acht Holzscheite mit je etwa 30 cm Länge zerlegt. Der Vollständigkeit halber: Vorher hatte ich zwei entsprechende Stammabschnitte von trockener Kiefer mit etwa 20-25 cm Durchmesser mit der Axt in je vier Scheite gespalten.
Kartons zerlegen:
geht einwandfrei, ebenso das Durchtrennen von Kunststoffpackbändern.
Schnitzarbeiten:
Haselnussstecken als Wanderstöcke "ernten" und Zurichten (Anspitzen, Griff- und Zierkerben, Entrinden), Grillspiesse für das Lagerfeuer zurichten, Schnitzarbeiten beim Einpassen eines Besenstieles etc. sind mit dem Cruiser leicht zu erledigen. Für feine oder gar künstlerische Schitzarbeiten ist er aber wohl "zuviel" Messer. Trotzem gelingen aber z.B. sehr feine Anspitzarbeiten hervorragend. Dazu legt man beim "schiebenden" Schnitt den Daumen auf dem Klingenrücken vor der geriffelten Daumenrampe ab und den Zeigefinger auf die konkave Fläche aus Klingenanfang/Parierelement. Beim "ziehenden" Schnitt zu sich her findet der abgewinkelte Zeigefinger eine gute Ablage ebenfalls auf dem Klingenrücken vor der Daumenrampe. Da kann man aus Streichhölzern oder Zweiglein wunderbar feine Zahnstocher erzeugen.
Pflege des Cruisers:
Reinigen:
Besonders nach der Arbeit mit Fisch oder in der Küche ist aus Hygieneerwägungen eine gute Reinigung selbstverständlich. Sie geht aufgrund der offenen Bauweise des Cruisers mit seinen zusätzlichen Griffbohrungen recht problemlos.
Übrigens ist der Durchbruch am Griffende nicht als Fangschnuraufnahme geeignet, da sie von der Klingenspitze beim Einklappen durchtrennt würde.
Schärfen:
Der AUS6 geniesst hier im Forum ja nicht den besten Ruf. Ich bin mit dem an meinem Cruiser aber sehr zufrieden, denn ich musste bisher nicht einmal Schleifen! Lediglich Schärfen durch Abziehen auf einem Manufactum-Abziehstahl und anschliessendes Abziehen auf dem Lederriemen, den ich immer leicht mit Chrompolierpaste einreibe, war bisher erforderlich, um schnell wieder Rasierschärfe zu erhalten. Das Ganze bisher nur fünf Mal! Selbst wenn die Rasierschärfe weg ist, hält die Klinge noch sehr lange eine hervorragende Gebrauchsschärfe, auch nach z.B. der oben beschriebenen Spreisslaktion. Mehr verlange ich für ein stabiles, täglich benutztes Messer dieser Preisklasse nicht.
Erahrungen zur Handlage:
Nach über sechs Monaten Gebrauch will ich den grossen ergonomischen Cruisergriff gar nicht mehr missen. Die Flachgriffe meiner anderen Klappmesser kommen mir aufgrund fehlender seitlicher Fülle manchmal schon etwas mickrig vor. Fast alle Griffhaltungen gelingen sicher und sehr gut, man bringt durch seine Fülligkeit sehr viel Kraft auf die Klinge ohne schmerzende Handinnenflächen bei längerer Arbeit. Nur im Dolchgriff liegt er etwas unkommod. Da wirken die Griffmulden, sowie das Parierelement und das herabgezgene Griffende etwas störend. Aber den Dolchgriff brauche ich eigentlich nie.
Fazit:
Wer gerne ein grosses Alltagsmesser in der Freizeit (für den feinen Zwirn im Büro ist es zu gross und zu schwer) benutzt, welches ein breites Einsatzspektrum hat, welches sich leicht und schnell öffnen lässt, gut zu reinigen und leicht nachzuschärfen ist, dabei deutlich unter 100 Teuronen kostet und trotzdem voll und ganz seinen Preis wert ist, der ist m.E. mit dem Cruiser hervorragend ausgestattet. Die paar nötigen Arbeiten zur Beseitigung seiner wirklich kleinen Macken kann man locker verschmerzen. Die hinteren rechten Taschen meiner Jeans- und Treckinghosen haben den Cruiser bisher gut überlebt. Und der AUS6 geht bei meinem Cruiser voll in Ordnung.
12knife