Kershaw Baby Boa

Meine neueste Anschaffung wollte ich Euch mal wieder nicht vorenthalten.

Nachdem ich das Baby Boa in US-Zeitschriften in Messeberichten gesichtet hatte, wollte ich das unbedingt mal live sehen.
Gestern hat mir mein Nachbar das Paket gegeben, und der Winzling war dabei.

Das Messer macht einen ungemein schnuckeligen Eindruck, wobei die Größe (Klingenlänge 51mm) natürlich ihren Anteil beiträgt.
Die Verarbeitung ist sehr gut, der Mechanismus ist leichtgängig, und der Liner steht knapp in der Mitte.

Die regenwurmfarbenen Aluschalen (hier kommt der Name des Messers her, habe ich gehört) bieten ein gewisses Maß an Griffigkeit, und die gesamte Griffgestaltung hat die Bezeichnung „ergonomisch“ absolut verdient.

Das Öffnen per Flipper mit dem Speed-Safe-Mechnismus macht Spaß, und durch die durchbrochene obere Griffschale sieht man die arbeitende Feder.
Die Knöppe auf der Klinge sind übrigens reine Klingenanschläge; als Öffnungsknopf sind sie weder gedacht noch geeignet.

Die Klinge ist schön poliert, wobei es sich hier nicht um eine Spiegelpolitur handelt, sondern um eine etwas „weichgezeichnete“ Oberfläche, die sehr schön aussieht.

Was auffällt, ist die hohe Clipspannung, was sich aber leicht beheben läßt.

Zudem ist mir die Schiebesicherung des Messers von Anfang an ein Dorn im Auge gewesen.
Der Schraubenkopf auf der unteren Griffschale dient als Bedienelement und bewegt einen Schieber unter der Griffschale, der mit einer angeschrägten Rampe eine kleine Kugel in eine Aussparung der Klinge drückt und den Mechanismus sogestalt blockiert.

Was ich bei vielen Automatikmessern hasse (auch bei Exemplaren, die ein vielfaches dieses Zwerges kosten!), sind eben diese matschigen Sicherungen, die keine definierte Stellung haben und deren Betätigung nicht die geringste Rückmeldung über den Betriebszustand zuläßt (rühmliche Ausnahme: Benchmade 5000 Auto Axis).

Nach einigem Herumspielen und vielen Öffnungs- und Schließvorgängen hat sich dann auch immer wieder eine Fehlfunktion gezeigt: das Messer ließ sich trotz deaktivierter Sicherung nicht Öffnen; der Mechnismus war blockiert.

Ich habe dann zuerst die Schraube der Sicherung in entsicherter Position (und damit den ganzen Schieber) einfach festgezogen und blockiert, aber das half nicht.

Also das OP-Besteck ausgepackt, in diesem Falle ein Torx 6, passend für alle Schrauben des Messers.
Das Messer war schnell auseinandergebaut, und nach Sichtung der Gegebenheiten habe ich den Übeltäter schnell lokalisiert: die sichernde Kugel ist nicht federbelastet und rollt bei deaktivierter Sicherung manchmal von alleine in die entsprechende Vertiefung der Klinge.

Ob jetzt eventuell die Bohrung in der Klinge zu groß oder die Kugel zu klein ist, war mir dann relativ wurscht, auch wenn eines von beiden wohl dafür verantwortlich war, daß die Kugel sich auch ohne haltenden Schieber in der Klinge festsetzen konnte.

Ich habe mich dann für einen Radikaleingriff am offenen Herzen entschieden und das ganze Sicherungsgelumpe ausgebaut.

Natürlich hätte ich auch nur die Kugel entnehmen können und den Schieber und die Schraube (angezogen und blockiert) an Ort und Stelle belassen können, aber wozu? Die Öffnung in der unteren Griffschale wäre dann weiter verdeckt gewesen, aber darauf lege ich keinen Wert.

Der Zusammenbau war auch nur Minutensache und ohne Probleme bewerkstelligt.
Die Klinge läuft übrigens in Bronzewashern.

Jetzt macht das Messer wieder Spaß und wird im neuen Jahr zumindest eine Testphase als Paketmesser und kundenfreundliches Schnippelmesser anstelle meines Spyderco Cricket (Zytel/ATS55) antreten.
Hier wird sich die Tragweite des letzten Wehmutstropfens noch erweisen müssen: leider hat Kershaw dem Messer nur eine 440A-Klinge spendiert.
Mal sehen, wie sich der Stahl dann schlägt.

Anbei noch ein Vergleichsbild zum Benchmade 310 Benchmite. Zwergenbande...


HIER noch meine ergänzenden Anmerkungen zum Baby Boa im Paketmessertest.